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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 420 ff. (engl.)
Bewusstseinsband plötzlich zerriss; in diesem Fall besteht keine Hoffnung auf Genesung. Jeder einzelne Patient muss als Sonderfall diagnostiziert und nach individuellen Symptomen behandelt werden, wobei man sich am besten mit dem wirklichen, ursprünglichen Bewohner befasst, und zwar wenn er «zu Hause, in seiner eigenen Behausung» ist. Manchmal ist das Bewusstsein dieser Menschenseele so stark anderswohin als zur physischen Existenz hin gerichtet, dass es davon völlig abgezogen ist und sein Interesse bewusst auf andere Dinge konzentriert. Dieser Zustand ist die unerwünschte Seite oder Auswirkung derselben Abstraktionskraft, die den Mystiker befähigt, seine Visionen zu erschauen und an Ereignissen im Himmel teilzunehmen und die es dem fortgeschrittenen Adepten ermöglicht, in den Zustand von Samadhi einzugehen. Im ersten Fall bleibt der Körper unbewacht und wird die Beute irgend eines herumstreifenden Besuchers. Im zweiten Fall ist der Körper gebührend behütet und er merkt es unbedingt und sofort, wenn sein Besitzer ruft oder seine Eigenschwingung geltend macht.

Es ist mir nicht möglich, mehr als diese angedeuteten Erklärungen [421] zu geben. Vorurteilslose Forscher, die bereit sind, ungewöhnliche Hypothesen zu akzeptieren, mögen die Spur weiter verfolgen, die ihnen grösseres Verstehen bringen könnte. Für eine erfolgversprechende Beseitigung dieser pathologischen Zustände sind vorgeburtliche Pflege und ein Studium der erblichen Belastung von wesentlicher Bedeutung; Syphilis und die übrigen Geschlechtskrankheiten sind stark prädisponierende Ursachen. Richtige Körperpflege nach der Geburt und die Entfaltung positiven Selbstgefühls im Kind, so dass es im Denken selbstsicher wird und sein Individualitäts-Empfinden ausbildet - all dies sind gesunde Hilfsmassnahmen, um die genannten Störungen zum Verschwinden zu bringen. Die heutige Tendenz, vitaminreiche Kost und eine angepasste Diät zu verordnen, ist gut.

Echtes Empfinden von Zwiespältigkeit und wirklich ernste Schwierigkeiten treten indes dann auf, wenn sich zwei Vorfälle ereignet haben. Man könnte diese folgendermassen beschreiben:

1. Das Eigenbewusstsein eines Menschen erreichte einen Punkt, an dem seine Wünsche so mächtig und zwingend werden, dass er sich ihrer Stärke bewusst wird. Gleichzeitig erkennt er klar sein Unvermögen, diese Wünsche wirklich zu befriedigen. Überdies verspürt er, dass in ihm ein Element oder Aspekt lebt, der sich der Wunscherfüllung entgegenstellt. Ein Gefühl der Ohnmacht und Unzulänglichkeit überkommt ihn, und er wird sich schmerzlich der Wünsche und dessen bewusst, was aus ihm werden würde, wenn sie wirklich alle befriedigt würden. Er wird dann in zwei Richtungen hin- und hergezogen: sein Wunschdenken lässt ihn in Gefilden der Sehnsucht, hoffnungsvoller Erwartung und begehrlichen Verlangens schwelgen, während sein Gehirn und seine körperliche Verfassung ihm die Überzeugung geben, dass keiner seiner Wünsche erfüllbar ist und selbst wenn das möglich wäre: verlangt er innerlich wirklich danach? Das ist die Situation des Menschen, der das eine Ziel hat, seine Sehnsucht nach materiellen Dingen erfüllt zu sehen, oder eines Menschen, der dem Verlangen nach intellektueller oder spiritueller Befriedigung nachgibt. In dem [422] einen Fall tritt der Zwiespalt in den niederen Aspekten seiner Wunschnatur zutage; in dem anderen Fall zeigt sie sich in den höheren Aspekten, doch sind in beiden Fällen die Trennungslinien offensichtlich. Der Konflikt hat begonnen und es gibt nun zwei Möglichkeiten:

a) Der Mensch findet sich drein. Sein Leben endet mit einem Gefühl der Nutzlosigkeit, tiefer Depression und Enttäuschung, das alle Grade einer hin- und angenommenen Unterwerfung bis zu den vielen Fluchtsymptomen durchläuft, die einen Menschen in die Welt der Träume und Illusionen, in einen negativen Zustand und sogar bis zur Selbstvernichtung in den Tod treiben.

b) Es kommt zu einem leidenschaftlichen Kampf, da es der Mensch ablehnt, sich durch Umstände oder seine Umwelt formen und modeln zu lassen. Das treibt ihn zu Erfolgen und bringt ihm die Erfüllung seiner Wünsche, oder es bricht ihm das Steuerrad seines Lebens, sei es physisch oder geistig.

2. Ein Zustand der Spaltung tritt ferner ein, wenn der Mensch seinen ihm von Gott gegebenen Intellekt nicht gebraucht und unfähig ist, zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem, zwischen richtiger Orientierung und falschen Zielen zu wählen oder unter den verschiedenen Arten von Befriedigung, die seiner niederen Natur zusagen, eine Wahl zu treffen und schliesslich zu entscheiden, ob er die niedere oder die höhere Dualität vorzieht. Er muss unterscheiden lernen:

a) Zwischen der Ergebung ins Unvermeidliche und dem Nachgeben gegenüber dem Drang der eigenen persönlichen Wünsche.

b) Zwischen tatsächlich vorhandener Leistungsfähigkeit und möglichen Fortschritten. Viele Konflikte könnten gelöst werden, wenn alle als vorhanden erkannten Werte verstanden und richtig herangezogen würden, so dass unmögliche Zielsetzungen, die unvermeidlich zum Misserfolg führen, vermieden würden. Wenn einmal dieser Teil [423] des Konfliktes überwunden ist, dann können die entwicklungsfähigen Anlagen zu ihrem Recht kommen und kraftvoll in die Tat umgesetzt werden.

c) Zwischen den Zielen eines einzelnen und denen einer Gruppe, zwischen sozialer und antisozialer Haltung. In dieser Richtung ist schon vieles unternommen worden, doch wird der Nachdruck immer noch auf den einzelnen und nicht auf die Gruppe gelegt. Solange noch dieser Übelstand besteht, machen wir uns für die Existenz antisozialer Gruppen verantwortlich.

Ich habe hier nur drei von den zahlreichen möglichen Erkenntnissen erwähnt. Wenn man die Spaltung, die dahinter steckt, beheben kann, werden sehr viele Menschen, die darunter leiden, davon befreit werden. Man könnte vielleicht sagen, dass viele Patienten, deren Zwiespältigkeit hauptsächlich in der Wunschnatur liegt, was zu einem Gefühl der Aussichtslosigkeit und zu völliger Interesselosigkeit am Leben führt, durch folgende Therapie geheilt werden können:

1. Man muss in erster Linie den Körper und die innersekretorischen Drüsen, insbesondere die Schilddrüsen behandeln und die Diät regulieren.

2. Man muss beim Patienten die harmonische Zusammenarbeit der Organe fördern. Die Harmonie in der physiologischen Körpertätigkeit ist eine äussere Parallele des inneren Integrationsprozesses. Hier kann durch richtige Schulung viel getan werden.

3. Man muss dem Patienten sein Leben und seine Umwelt so erklären und darstellen, dass er es richtig einschätzt und zu würdigen weiss. Dieser Rat verdient Beachtung.

4. Man muss die Gedanken und Interessen des Patienten von sich ablenken:

a) Durch Aufzeigen der richtigen Interessengebiete, durch geeignete Erziehung und Berufsschulung.

b) Durch Ausbildung der Fähigkeit, die Bedürfnisse der Umwelt zu erkennen und zu beheben. Dadurch wird der Wunsch, Dienst zu tun, geweckt, was ein Gefühl der Befriedigung verschafft, das der vollbrachten Leistung und der entgegengebrachten Wertschätzung entspringt.

c) Durch sorgfältige, langsame Umwandlung von Wünschen [424] und Begierden in geistiges Höherstreben.

5. Man muss den Patienten auf höhere Ziele hinweisen und in ihm den Sinn für die rechte Richtung entwickeln. Das bedingt und umfasst

a) die Pflege einer umfassenderen geistigen Schau;

b) die Aufstellung eines klug ausgewählten inneren Programms, das der gegebenen Entwicklungsstufe angepasst ist, aber nicht so fortgeschritten sein darf, dass es den Rahmen des Möglichen übersteigt;

c) das Vermeiden solcher Massnahmen und Tätigkeiten, die von vornherein zum Misserfolg verurteilt sind.

6. Man muss später, wenn das bisher Gesagte erfasst ist, nach irgend einer schöpferischen Fähigkeit Ausschau halten und sie entwickeln. Dadurch wird dem Wunsch, beachtet zu werden und einen Beitrag zu liefern, entsprochen. Viele künstlerische Bestrebungen, ebenso literarische und musikalische Beiträge sind aus dem Wunsch geboren, ein Mittelpunkt der Beachtung zu werden, und sind weniger auf echte schöpferische Qualität aufgebaut. Es herrscht hier das Gefühl vor, das in dem Satz «Ich, der dramatische Schauspieler» zum Ausdruck kommt. Wenn eine solche Fähigkeit in rechter Weise genützt und entwickelt wird, ist sie von wirklichem Wert und Belang.

7. Man muss endlich das Gefühl von Sünde und Missbilligung mit all ihren Begleitumständen, wie inneres Revoltieren, Misstrauen und Minderwertigkeitskomplexe abbauen und ausmerzen.

Ich habe das Empfinden, den einen Punkt immer wieder nachdrücklich betonen zu müssen, wenn wir über den Menschen, seine Wesensäusserung und seine Existenz sprechen, nämlich, dass wir uns tatsächlich mit Energie befassen, und dass wir aufmerksam die Beziehung oder Beziehungslosigkeit von Kräften betrachten. Solange wir uns dies sorgfältig vor Augen halten, werden wir von unserem Thema nicht abkommen. Wir erforschen Energie-Einheiten, die zueinander Beziehungen haben und in einem Energiefeld sich betätigen. Wenn wir dies stets beachten, so werden wir (wenigstens symbolisch) imstande sein, ein ziemlich klares Bild über unser Thema zu bekommen. Solange wir unser Problem so ansehen, dass es sich dabei um die Wechselbeziehungen vieler Energien, deren Verschmelzung und Ausbalancierung handelt, und dass es auch die [425] endgültige Synthese zweier Hauptenergien sowie deren Verschmelzung und Ausgleichung umfasst, werden wir dieses Problem einigermassen verstehen und dann auch eine Lösung finden. Das Energiefeld, das wir Seele nennen - die Hauptenergie, die für den Menschen in Betracht kommt - absorbiert, beherrscht und macht sich die Energien von geringerer Stärke, die wir die Persönlichkeit nennen, zunutze. Das müssen wir klar erfassen. Wir müssen uns ferner stets vor Augen halten, dass diese Persönlichkeit selbst aus vier Energie-Arten besteht. Je nach dem Strahl, dem wir zugehören, werden wir auch die Worte «absorbiert, beherrscht und macht sich zunutze» anwenden. Ich muss hier nochmals an die oft gemachte Bemerkung erinnern, dass uns die Worte fehlen, um alles klar auszudrücken; die Sprache ist eher ein Hindernis als ein Hilfsmittel, um das, was mir vorschwebt, verständlich zu machen. Die Gedanken des Menschen dringen nun in eine Region ein, für die es noch keine richtige Sprachform gibt. Die entsprechenden Ausdrücke sind noch nicht geprägt, und Wortbilder besagen nur wenig. Wie die Erfindung des Automobils und Radios eine Reihe ganz neuer Fachausdrücke und Redewendungen, neuer Haupt- und Zeitwörter notwendig machte, genau so wird die Entdeckung, dass eine Seele tatsächlich existiert, ganz neue sprachliche Formulierungen notwendig machen. Würde nicht ein Mensch aus dem vorigen Jahrhundert, der die technischen Fachausdrücke in einer heutigen Radiowerkstatt oder Garage hören würde, völlig im Dunkeln bleiben? In gleicher Weise tappe der Psychologe unserer Tage so oft im Dunkeln und kann nicht erfassen, was wir ihm vermitteln möchten, weil die neuen Worte noch nicht geprägt sind und die alten Begriffe nicht mehr genügen. Es bleibt mir daher, wohl oder übel, nichts anderes übrig, als solche Worte zu benutzen, die mir am passendsten erscheinen, obwohl ich weiss, dass ich damit die volle Bedeutung meiner Gedanken und Vorstellungen nicht auszudrücken vermag. Das bringt es mit sich, dass meine Leser nur ein ungefähres Bild von meinen Gedankengängen gewinnen können, die zu erklären und auszulegen ich bemüht bin.

Wir haben bereits ein wenig das Problem der Spaltungen, denen der Mensch unterworfen ist, betrachtet und gesehen, dass der menschliche [426] Entwicklungsprozess im Grunde genommen eine Reihe von Integrationen ist. Jeder Schritt vorwärts bedeutet das Zusammenbringen gewisser Energiearten, aus deren Verschmelzung ein Mensch hervorgeht, der vollständiger, weiter vervollkommnet ist. Ich möchte hier eine interessante Bemerkung einschieben. Das Problem entsteht überhaupt erst dadurch, dass es einen Beobachter gibt. Dieser Beobachter kommt, wenn in der normalen Entwicklung des Menschen gewisse Marksteine erreicht sind, zu der Erkenntnis, dass da Spaltungen existieren. Er leidet darunter, da er sie in seinem Eigenbewusstsein verspürt. Er erkennt, dass er das Opfer der Spaltungen in seiner Natur ist. Aber der Mensch auf der physischen Ebene - und das ist der wesentliche Punkt - ist völlig ausserstande, diese Spaltungen zu verstehen oder gar zu heilen; er benötigt hierfür die Hilfe der Seele, des Beobachters, seines eigenen höheren Aspektes. Ein Beispiel: ein Mensch, der unter dem Zwiespalt zwischen seiner emotionellen Gefühlsnatur und seinem Mentalaspekt leidet, ist sich dieser Bedrängnis, seines vergeblichen

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