Netnews Homepage Zurück Vorwärts Index Inhaltsverzeichnis |
Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 414 ff. (engl.) |
menschlichen Wesens zurückdenken, die sich während des evolutionären Prozesses
Schritt um Schritt in eine integrierte Persönlichkeit verschmelzen, so dürfen
wir nicht vergessen, dass diese Fusion und die damit verbundenen Veränderungen
die Folge einer ständigen Bewusstseinsverlagerung sind. Das Bewusstsein wird
zunehmend umfassender. Wir befassen uns hier nicht so sehr mit dem Formaspekt
als mit dem bewussten Erkennen des im Körper wohnenden Gastes. Hier liegt unser
Problem, und gerade mit dieser Bewusstseinsentwicklung hat sich der Psychologe
in erster Linie zu befassen. Vom Gesichtspunkt der allwissenden Seele aus ist
das Bewusstsein begrenzt, gestört, einseitig, egozentrisch, verzerrt und
launenhaft, und in den Frühstadien irregeleitet. Erst wenn die Entwicklung eine
verhältnismässig hohe Stufe erreicht hat und das Dualitätsbewusstsein sich
einzustellen beginnt, werden die Probleme akut; grössere Schwierigkeiten und
Gefahren treten auf, und der Mensch wird sich seiner Situation bewusst. Vorher
sind die Schwierigkeiten anderer Art; sie drehen sich dann grösstenteils um die
Ausrüstung des physischen Körpers und betreffen die Schwerfälligkeit der
lebenswichtigen Reaktionen sowie die primitiven niederen Begierden der
Tiernatur. Ein menschliches Geschöpf ist in diesem Stadium nicht mehr als ein
Tier; der bewusste Mensch ist noch tief verborgen und eingekerkert. Das
Lebensprinzip und der Lebensdrang [415] stehen beherrschend im Vordergrund, und
die Instinktnatur lenkt und bestimmt. Das Sonnengeflecht ist der Sitz des
Bewusstseins, Kopf und Gehirn sind noch nicht aktiv.
Ich möchte nochmals daran erinnern (auch wenn ich schon oft davon sprach), dass die Realität, der wir den Namen «Seele» geben, im Grunde ein Produkt dreier Energien ist - Leben, Liebe und Intelligenz. Um diese drei Energien aufnehmen zu können, wurde die dreigeteilte niedere Natur in Bereitschaft gebracht. Der Aspekt der Intelligenz spiegelt sich im Denkvermögen wider, die Liebeskraft im emotionellen Wunschkörper und das Lebensprinzip in und durch den Äther- oder Vitalkörper. Was den physischen Körper in seinem dichteren Aspekt anbelangt (der Ätherkörper ist die feinstoffliche Ausdrucksform des Körpers), so verankert sich die Seele mit zwei Energieströmen an zwei verschiedenen Kontaktstellen: der Lebensstrom im Herzen und der Bewusstseinsstrom im Kopf. Dieser Bewusstseinsaspekt ist an sich zweigeteilt. Was wir Eigenbewusstsein nennen, entwickelt und vervollkommnet sich allmählich, bis das Ajnazentrum, das Zentrum zwischen den Augenbrauen, erweckt ist. Das Gruppenbewusstsein, das die Erkenntnis des grossen Ganzen vermittelt, bleibt für den grössten Teil des Evolutions-Zyklus latent und ruhend; es wird nicht eher aktiv, als bis der Integrationsprozess soweit vorangeschritten ist, dass die Persönlichkeit voll wirksam ist. Dann beginnt das Kopfzentrum aufzuwachen, und der Mensch wird in einem grösseren Umfang bewusst. Dann kommen Kopf- und Herzzentrum miteinander in Verbindung, und nun erscheint der spirituelle Mensch in grösserem Format. Ich weiss, dass diese Lehre wohlbekannt ist, aber eine kurze Rekapitulation ist ganz gut, um ein klares Bild zu gewinnen. Ohne das oben Gesagte zu vergessen, wollen wir indes auf die Schwierigkeiten der Frühzeit nicht näher eingehen, sondern uns mit den Schwierigkeiten des modernen Menschen und mit jenen betrüblichen Zuständen befassen, mit denen wir leider nur zu sehr vertraut sind. a) Probleme der Spaltung Unsere heutigen Denker werden sich dieser besonderen Art von Schwierigkeiten immer mehr bewusst; sie stellen fest, dass die Spaltungen in der menschlichen Natur so weit verbreitet und sogar in der Konstitution der ganzen Menschenrasse so tief eingewurzelt [416] sind, dass sie die Situation mit grosser Besorgnis betrachten. Diese Spaltungen scheinen ein grundsätzliches Phänomen zu sein und bringen die Uneinigkeiten und Absonderungen hervor, die wir unter den Nationen und bei den Religionsgemeinschaften überall antreffen; sie können bis zu jenem fundamentalen Manifestationszustand zurückverfolgt werden, den wir die zusammengehörige Beziehung zwischen positiv und negativ, männlich und weiblich, und - im esoterischen Sinn - Sonne und Mond nennen. Das Mysterium des Geschlechtes selbst ist eng verbunden mit der Wiederherstellung des Sinnes für harmonische Einheit und Ausgeglichenheit, für Eins- oder Ganzwerden. Diese Differenzierung in zwei Geschlechter ist, vom höhermenschlichen Gesichtspunkt aus, nur das Symbol oder die niederste Ausdrucksform der Sonderung oder Spaltung, deren sich der Mystiker bewusst wird und die ihn veranlasst, das Einswerden, die Vereinigung mit dem Göttlichen (wie er es nennt) zu suchen. Zwischen dieser physischen Spaltung und dieser geistigen Erkenntnis der Göttlichkeit liegen zahllose kleinere Trennungserscheinungen, deren sich der Mensch bewusst wird. Hinter all dem besteht eine noch weit fundamentalere Spaltung, - die zwischen dem Menschen- und dem Seelenreich -, die mehr im Bewusstsein als tatsächlich vorhanden ist. Die Scheidelinie zwischen Tier- und Menschenreich ist weitgehend durch die Erkenntnis beseitigt worden, dass Tier und Mensch physisch gleich sind und dass die Instinktnatur beider in gleicher Weise zum Ausdruck kommt. Innerhalb der menschlichen Familie werden verschiedene Spaltungen, deren sich der Mensch so schmerzlich bewusst ist, überbrückt und beendet werden, wenn das Denkvermögen so weit geschult ist, dass es im Persönlichkeitsbereich die Leitung und Vorherrschaft bekommt und in rechter Weise als ein analytisch-integrierender Faktor benützt wird, anstatt als Werkzeug der Kritik, der Entzweiung und separatistischer Tendenzen zu fungieren. Die richtige Benutzung der Verstandeskräfte ist für die Heilung der Persönlichkeits-Spaltung von wesentlicher Bedeutung. Der Trennungszustand zwischen Persönlichkeit und Seele wird beseitigt: 1. Durch richtiges, instinktives Empfinden für Göttlichkeit, das [417] zu einer Neuorientierung in der rechten Richtung führt. Dies bringt mit sich: 2. Intelligente Verwendung der Denkkraft, so dass der Mensch bewusst die Seele wahrnimmt und die Gesetze erkennt, welche die Seelenentfaltung bestimmen. 3. Durch intuitives Erkennen der Wirklichkeit; die unterschiedlichen Teile werden zur Einheit, und daraus kommt Erleuchtung. 4. Diese Erleuchtung enthüllt das essentielle Einssein, das auf der inneren Seite des Lebens besteht, und macht den äusseren Anschein der Getrenntheit zunichte. Somit wird es klar, dass die Spaltungen durch richtige und überlegte Anwendung des Qualitätsaspekts der Formnatur «geheilt» werden. 1. Instinkt ist das Kennzeichen der automatisch arbeitenden physischen Natur, des Vital- oder Lebenskörpers und der Wunschnatur. Instinkt betätigt sich durch das Sonnengeflecht und die Fortpflanzungs-Organe. 2. Intelligenz ist das Kennzeichen des Denk-Aspekts oder Mentalkörpers und wirkt durch die Vermittlerstelle Gehirn sowie durch das Ajna- und Kehlzentrum. 3. Intuition ist das Kennzeichen der Seelennatur und wirkt durch die höheren Denkkräfte, das Herz- und Kopfzentrum. Von diesen drei Hauptstützpunkten aus beherrscht die Seele schliesslich die Persönlichkeit. Ich empfehle diese Gedanken sorgfältiger Beachtung und gebe die Versicherung, dass sie, richtig verstanden, zur Lösung der Probleme verhelfen werden, die mit den verschiedenen Spaltungen in der menschlichen Natur zusammenhängen. Es gibt heute kein wirkliches Getrenntsein mehr zwischen dem vitalen und dem physischen Körper. Gelegentlich ist ein teilweiser Trennungszustand vorhanden, den man ein «lockeres Verbundensein» nennen kann. Die beiden Ströme der Lebensenergie - Leben [418] und Bewusstsein - sind für gewöhnlich im Kopf und im Herzen verankert. In gewissen Fällen von Idiotie ist jedoch gar kein Bewusstseinsstrom im Körper verankert, nur der Lebensstrom hat im Herzen Kontakt. Daher fehlt hier jegliches Eigenbewusstsein und das Vermögen einer zentralen Kontrolle; ein Idiot besitzt daher auch nicht die Fähigkeit, seine Handlungsweise zu bestimmen oder ein Lebensprogramm aufzustellen oder einen Plan zu machen. Er reagiert nur auf Aspekte seiner Instinktnatur. Gewisse Formen von Epilepsie sind eine Folge dieses «lockeren Verbundenseins», wie wir es nannten. Der Bewusstseinsfluss oder Energie-Faden hat manchmal die Neigung, zurückzuweichen, sich zurückzuziehen, und dies ruft die bekannten epileptischen Symptome und qualvollen Zustände des üblichen Anfalls hervor. Dieselbe Grundursache ruft, nur in geringerem Grade und ohne gefährlichen Dauerschaden zu verursachen, die «petit mala» - Krämpfe und gewisse Ohnmachtsfälle hervor; diese entstehen dadurch, dass sich der Faden der Bewusstseins-Energie für kurze Zeit und vorübergehend zurückzieht. Wenn dies stattfindet und eine Trennung des Bewusstseins von dem Körper, dem Instrument bewusster Kontakte, erfolgt, dann ist all das, was wir unter «Bewusstsein» verstehen, wie Eigen-Bewusstsein, Wunschregung und Intelligenz, abgetrennt und was zurückbleibt ist nur jenes Bewusstsein, das in den Zellen des physischen Körpers lebt. In der Regel besitzt jedoch der heutige Durchschnittsmensch ein festverbundenes, gutfunktionierendes Gefüge, was sowohl für die unentwickelten Massen zutrifft, wie für die materialistisch eingestellten Weltbürger. Der Durchschnittsmensch ist physisch, ätherisch und emotionell fest integriert. Sein physischer Körper, sein Vitalkörper und seine Wunschnatur (Gefühle sind ja nur der Ausdruck von Wünschen aller Art) sind fest miteinander verbunden. Dennoch kann es sein, dass die ätherische Integration schwach ist, was sich als schwache Lebenskraft, als Mangel an Wunschimpulsen, als Unvermögen, dynamische Ansporne entsprechend zu registrieren, als Unreife und manchmal als Besessenheit oder fixe Idee auswirkt. Ein [419] sogenannter Willensmangel und die Kennzeichnung eines Menschen als «willensschwach» oder «charakterschwach» hat häufig gar nichts mit dem Willen zu tun, sondern kann sehr wohl das Resultat einer schwachen Integration und einer lockeren Verbindung zwischen Bewusstsein und Gehirn sein. Das macht diesen Menschen unempfindlich für Wunschimpulse, die normalerweise zum Gehirn strömen und den Körper zu irgend einer Art von Betätigung anspornen sollten. Der Wille, der sich gewöhnlich durch ein Programm oder einen geordneten Plan bekundet, hat seinen Sitz im Denkvermögen, und nicht im Bewusstseinsbereich der Wünsche und Begierden. Ein solches Arbeitsprogramm gründet sich auf das Streben in einer bestimmten Richtung, auf die zielbewusste Einstellung des Willens auf ein erkanntes Ziel; in solchen Fällen ist nicht der Wille die Ursache der Schwierigkeiten. Das Übel ist viel einfacher und die Erklärung liegt viel näher. Diese Störungen sind unverkennbar zellularer Natur und müssen dementsprechend richtig behandelt und behoben werden. Die geschwächte Konstitution eines solchen Patienten bessert sich, wenn seine Vitalität gesteigert und wenn sein Ätherkörper durch Sonne, vitaminreiche Nahrung, Körperbewegung und Verabreichung von Hormonen, die das endokrine System ins Gleichgewicht bringen, behandelt wird. In dieser Richtung wird heutzutage viel geleistet, und so erklärt es sich, dass die weniger ernsten Fälle gelockerter Verbindung mit dem Ätherkörper gut und schnell auf Therapie ansprechen. Mangel an Vitalität, fehlende Reife, Niedergeschlagenheit und Abspannung, die auf einer schwachen Bindung des Vitalkörpers basieren, und der heute so weit verbreitete Mangel an Interesse für das Leben werden dann weniger oft auftreten. Ich kann hier nicht ausführlich die Probleme der Besessenheit erörtern, die dadurch entstehen, dass sich das Eigenbewusstsein des inkarnierten Körperbewohners (der Seele) zurückzieht. Nach einem solch totalen Auszug bleibt nur ein lebendes Gehäuse, ein leeres Haus zurück. Für eine ausführliche Behandlung dieses Themas müssten allzuviele Einzelheiten berücksichtigt und besprochen werden, was im Rahmen dieser Abhandlung nicht vorgesehen ist. Es ist für einen wissenschaftlich geschulten Psychologen nicht leicht, die These zu akzeptieren, dass das Bewusstsein einer fremden Wesenheit [420] sich an die Stelle des Originalbewusstsein eines Menschen setzen kann, der nicht imstande war, die Verbindung mit seinem Gehirn genügend fest und hartnäckig aufrecht zu erhalten. Doch ereignen sich solche Fälle häufig (ich sage das als Kenner) und bringen viele Probleme der sogenannten «gespaltenen Persönlichkeit» mit sich. Hier handelt es sich in Wirklichkeit darum, dass zwei Personen einen bestimmten Körper in Beschlag genommen haben; die eine Person steuert den Lebensstrom bei (der im Herzen verankert ist), die andere liefert den Bewusstseinsstrom (der im Gehirn verankert ist) und hat damit die Macht über den Körper, lenkt dessen Tätigkeiten und kann sich durch das Sprachwerkzeug Ausdruck verschaffen. Manchmal wechseln sich die beiden Individuen in diesem Besessenheits-Modus ab. Es können auch mehr als zwei Individuen dabei beteiligt sein, sodass mehrere Personen auf der inneren Seite des Lebens denselben physischen Körper benützen. Dann haben wir das Phänomen der multiplen, vielfachen Persönlichkeit. Dieser Zustand kommt daher, dass der Originalbewohner eine ausgesprochen schwache Verbindung mit dem Ätherkörper hat; es mag auch sein, dass diese menschliche Seele eine starke Abneigung gegen physische Inkarnation hat. Es kann auch die Folge eines Nervenschocks oder eines Unglücksfalles sein, wodurch das |
Netnews Homepage Zurück Vorwärts Index Inhaltsverzeichnis |
Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |