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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 389 ff. (engl.)
höhere Denkvermögen wird auf der höheren Mentalebene zur Tätigkeit angespornt. Das [390] ist die Ebene, auf der die schöpferischen Ideen Gottes als Gedankenformen auftauchen, die vom menschlichen Bewusstsein erfasst werden sollen.

5. Dieses Näherkommen oder Herabströmen verläuft wie folgt:

a) Vom Willensaspekt des monadischen Lebens zu jener Bewusstseins- und Kraftebene, die wir den Bereich des höheren Denkvermögens nennen.

b) Von hier strömt die Energie zu den Wissensblättern des egoischen Lotos.

c) Von diesen Kraftwirbeln geht es zu dem niederen, konkreten Denken - von dem der intelligente Durchschnittsmensch gewöhnlich Gebrauch macht -, weiter zum Kehl-Zentrum, und von hier unmittelbar zum Sakralzentrum, dem Generations- oder Reproduktionszentrum auf der physischen Ebene. Von dort werden die Energien wieder zum Kehl-Zentrum emporgehoben, wo der schöpferische physische Drang in künstlerisches oder literarisches Schaffen auf irgend einem Gebiet umgewandelt wird. Später entwickelt sich daraus die Kraft und Fähigkeit, Gruppen oder Organisationen zu bilden, die eine Idee oder einen besonderen Gedanken zum Ausdruck bringen, der aus der Gedankenwelt Gottes stammt und eine sofortige Verwirklichung auf Erden erfordert.

Wenn diese überaus hohen Energien eingeströmt sind, so ist dies ein Zeichen, dass die durch die Integrations-Methode eingeleiteten Vorgänge beendet und dass die Strahlen des niederen Menschen in den Persönlichkeitsstrahl zusammengeschweisst und verschmolzen sind. Der Persönlichkeitsstrahl wiederum vereinigt sich später mit dem egoischen Strahl. Dadurch wird es jener spirituellen Identität, die - wie wir wissen - hinter der menschlichen Erscheinungsform steht, möglich, durch diese beiden Strahlen zu wirken. Hier haben wir eine Parallele zu der Gruppierung göttlicher Wesensäusserung, die wir Haupt- und Nebenstrahlen nennen. Die Strahlen der dreifachen niederen Natur des Menschen bilden dann einen einzigen Leitungsweg, den die Seele und später die Energie des Geistes benützen kann, um mit dem grösseren Ganzen in Berührung [391] zu kommen, das sich in den physischen, astralen und mentalen Bereichen manifestiert. Wenn die Integrations- und Fusionsmethoden die gehegten Erwartungen erfüllt haben, kann diese spirituelle Identität im Dienst für die Menschheit wirken und am Plan mitarbeiten, und zwar in allen drei Welten menschlicher Bestrebungen und in den fünf menschlichen und übermenschlichen Bewusstseinszuständen. Das bringt den Jünger so weit voran, dass er die dritte Einweihung erhalten kann. Dann können noch viel grössere Kräfte herangeführt und eingesetzt werden; die Dualitäts-Methode kann nun in Betracht gezogen, gemeistert und benützt werden. Es leuchtet ein, dass ich die Vorschriften dieser Methode nicht bekannt geben kann, da sie einen Teil der Einweihungsgeheimnisse ausmachen. Obwohl der Nachdruck auf dem Worte «Dualität» liegt, so handelt es sich gleichwohl um eine Zweiheit, die eine Vereinfachung, eine Verschmelzung und eine Synthese hervorruft. Der Mensch erscheint dann als eine Dualität aus Geist und Materie und nicht mehr als die wohlbekannte Dreiheit aus Geist, Seele und Körper.

Wir wollen nun ganz kurz die Fusions-Methode besprechen. Die Stichworte der drei Methoden sind folgende:

Erster Strahl #abgesonderte Einheit.

Zweiter Strahl #allumfassende Vernunft.

Dritter Strahl #dargebotene Eigenschaften.

Wenn ein Jünger diese Methoden anzuwenden sucht, so geht er zuerst daran, das für seinen Strahl zutreffende Stichwort praktisch, experimentell und innerlich verstehen zu lernen. Ich will die drei Stichworte umschreiben und erläutern, notgedrungen in einer unzulänglichen Weise, denn dem Durchschnittsjünger mangelt es auf seiner begrenzten Evolutionsstufe am nötigen Verständnis! Immerhin versuche ich, eine Andeutung dessen zu geben, was gemeint ist.

Abgesonderte, allverbundene Einheit kennzeichnet einen Bewusstseinszustand, der das Ganze als Einheit sieht und sich, nicht theoretisch, sondern tatsächlich als wesenseins mit diesem Ganzen erkennt. Im Bewusstsein des Menschen ist ein Ganzes «isoliert», und nicht der Mensch selber, der sich als isoliert, als abgesondert [392] betrachtet. Das Wort «isoliert» bezieht sich auf jenen vollständigen, planvoll gestalteten Organismus, von dem sich der Mensch als ein Teil empfindet und erkennt. Das Wort «Einheit» drückt des Menschen Verbundenheit mit dem Ganzen aus. Es ist daher ersichtlich, dass dieses «Ganze» etwas ist, das nur stufenweise erkannt wird Um dieses fortschreitende Erkennen schneller hervorzubringen, sind die grossen Bewusstseinserweiterungen, Einweihungen genannt, vorübergehend als Beschleunigungsprozesse eingeführt worden. Dieses stufenweise Erkennen von «Isolierungen innerhalb einer Einheit» mag mit des Jüngers Gruppe, Umgebung oder Nation seinen Anfang nehmen und nach richtigem Verstehen dieses Begriffs damit enden, dass er dann imstande ist, das ganze göttliche Schema oder lebendige Gefüge zu isolieren und sich damit in einer wirksamen, gehörigen Weise zu identifizieren.

Eine Meditation über dieses Thema bringt folgende Ergebnisse:

1. Das Denkvermögen erfährt eine endgültige Erleuchtung, denn es ist dann eins mit den Gedanken des Universalen Denkers, und dem Jünger offenbaren sich die Wege und Pläne Gottes.

2. Die schöpferische Vorstellungsgabe wird infolge dieser Enthüllung machtvoll erweckt, die Arten und Methoden der Mitarbeit werden durch empfindendes Reaktionsvermögen entwickelt und der Jünger wird zu einem schöpferischen Mitarbeiter, und nickt bloss ein gehorsamer Diener des Planes.

3. Das Verlangen, der Menschheit zu dienen, wird dann sein Leben inspirieren, und es treibt ihn, mit den Hütern des Planes zusammenzuarbeiten. Dadurch strömt eine volle Flut von Seelenimpulsen in ihn hinein, die zeitweilig einen heftigen Konflikt zwischen dem Persönlichkeits- und dem Seelenstrahl heraufbeschwört, gleichzeitig jedoch ständig das Niedere dem Höheren, das Geringere dem Bedeutenderen unterordnet.

Ich kann nicht stark genug betonen, dass ich hier nicht über normale Dienstleistungen spreche, die ein Aspirant sich selbst als Mitarbeiter auferlegt. Diese Mitarbeit hat ein theoretisches Fundament und basiert auf der Entschlossenheit, Theorie, Plan und Dienst als Evolutionstatsachen selbst zu prüfen und zu beweisen. Daran denke [393] ich hier nicht, sondern an jene spontane Erleuchtung, jene Schöpferkraft und Inspiration, die sich dadurch ergeben, dass die Seele die Fusions-Methode anwendet - und nicht der höherstrebende, kämpfende Jünger. Hierin liegt der Schlüssel für den tieferen Sinn. Wir sprechen demnach von jenem Entwicklungsstadium, in welchem sich der Mensch, in tiefer kontemplativer Betrachtung, bewusst in der Seele verliert und diese in Meditation versunkene Seele Entscheidungen trifft, Pläne entwirft und wirksam tätig ist. Der Jünger wirkt und handelt als Seele, und er ist unzweifelhaft darin erfolgreich, auf der physischen Ebene bewusst als Seele zu leben.

Für diese besondere Meditationstechnik wird das Kopfzentrum benötigt. Es muss die Fähigkeit vorhanden sein, das Bewusstsein in der Seelenform, im spirituellen Körper zu konzentrieren und gleichzeitig drei Bewusstseinsarten aufrechtzuerhalten - das Bewusstsein der Seele, des Denkens und des Gehirns - ; das ist keine leichte Aufgabe für einen Novizen, und für die meisten Studierenden, die diese Worte lesen, ein Zukunftstraum. Dieser Zustand wurde beschrieben als «die intensivste Widerspiegelung eines in Gott isolierten Menschen, in Gott, der Isolierung nicht kennt und dennoch jenes Ganze darstellt, das von anderen Welten abgesondert ist». Wenn der Jünger diesen Bewusstseinszustand erlangt hat (worauf Patanjali in dem letzten Buch der Sutras hinweist), wird er auf der physischen Ebene unbesiegbar; er ist ja mit all seinen Aspekten vollkommen vereint und verbunden in dem grösseren Ganzen, von dem er ein Teil ist; er verschmilzt alle Attribute und ist mit dem Ganzen eins, nicht bloss subjektiv und unbewusst (wie alle Menschen), sondern bei vollem, erkennendem Wachbewusstsein.

Allesumfassende Vernunft ist das Thema für die Meditation, die der Jünger des zweiten Strahls einzuleiten hat. Sie ruft jene innewohnende göttliche Fähigkeit hervor, die es dem Jünger ermöglicht, das Detail des gewahrten organischen Ganzen vollständig und mit grösster Genauigkeit zu begreifen. Dieser umfassende, und dennoch in Einzelheiten aufgelöste Gesichtskreis, dieses universale Erkennen ist für mich ausserordentlich schwer zu erklären und für den Leser schwer zu verstehen. Der zweite Strahl wurde der Strahl [394] detaillierten Wissens genannt. Wenn dieser fachliche Ausdruck gebraucht wurde, legte der Anfänger die Betonung natürlich auf das Wort «Detail». Treffender könnte man folgende Umschreibungen geben: Strahl detaillierter Einheit, oder Strahl des göttlichen Urbildes, oder Strahl der Schönheit gegenseitiger Beziehungen. Es verlangt von Seiten eines Jüngers einen sehr hohen Grad von Fassungskraft, um alles dies in der Einheitsschau zu begreifen.

Der Leser wird bemerkt haben, dass die drei Stichworte für diese höhere Meditation des Jüngers Aufmerksamkeit auf jene zusammengehörigen Teile lenken, die das Ganze ausmachen, wenn sie miteinander in Beziehung gebracht werden. Die Bezeichnungen «isoliert», «Detail» und «dargeboten» scheinen eine stückweise Erkenntnis anzudeuten, aber das ist ganz gewiss nicht gemeint. Sie kennzeichnen und beziehen sich einfach auf die Kompliziertheit des inneren Lebens der planvoll gestalteten Schöpfung Gottes. Wenn sich das Bewusstsein von allen kleinlichen materiellen Dingen und von egozentrischer Einstellung freigemacht hat, dann wird nicht nur die Peripherie des grossen Ganzen sichtbar, sondern es wird auch die Schönheit und der Zweck jedes einzelnen Aspekts der inneren Struktur wahrgenommen. So, wie der nicht denkende Durchschnittsmensch weiss, dass er ein kompliziertes Gefüge ist, das sich aus vielerlei inneren Organen zusammensetzt, die ein Aggregat lebender Zellgruppen produzieren, die biologisch in wechselseitiger Beziehung stehen und als Einheit funktionieren (worüber er indessen weiter nichts weiss), ebenso mag auch der Aspirant auf dem Probepfad den ganzen Organismus sehen, von dem auch er nur ein Teil ist. Gleich wie der geschulte Menschenkenner und hochgebildete Denker eingehender die allgemeine Ausstattung und die spezifischen Zwecke jenes organischen Ganzen kennt und versteht, das wir einen Menschen nennen, so sieht und erfasst auch der Jünger am Anfang seiner Laufbahn umfassendere Aspekte der inneren Beziehungen in dem organisierten Organismus, dessen sich die Gottheit bedient, um ihre Pläne und Absichten auszuführen. So, wie ein tüchtiger Arzt, der gleichzeitig ein geschulter Seelenkenner ist (jetzt noch eine Seltenheit), den menschlichen Körper und dessen Energien [395] anschaut und mustert, genau so erfasst auch der Jünger in den späteren Stadien die Pläne, Absichten und materialisierten Ideen Gottes. Diese Vergleiche sind nur ein schwacher Versuch, darauf hinzuweisen, welch' enorme Kenntnisse notwendig sind, um die drei Saatgedanken für eine Meditation zu benützen. Dem Menschen, der erlaubterweise über solche Wortprägungen wie «allesumfassende Vernunft» als Seele meditieren kann, offenbaren sich: die lebendige Struktur, die bildhafte Ideen ausdrückt, die komplizierte Schönheit der inneren Beziehungen in der Ausdrucksform des organischen Ganzen, der Kreislauf der Energien, welche die göttliche Idee ausarbeiten sowie die Kraftzentren und energetischen Brennpunkte, die als Kraft- und Lichtstationen in dem grossen Organismus fungieren.

Die hier gemeinte Vernunft ist jene reine, intuitive und unfehlbare Erkenntniskraft, die imstande ist, Ursache und Wirkung gleichzeitig zu erfassen, und die erkennen kann, warum und von wo aus und zu welchem Endzweck alle Dinge in Bewegung sind. Ein Aspirant kann unmöglich diese Saatgedanken in seine Meditation aufnehmen und viel davon profitieren, weil er als strebsamer Denker und nicht als Seele meditiert. Wieviel Mühe er sich auch geben mag, es werden ihn weniger der Bewusstseinsaspekt und die Archetypen (Urbilder), sondern mehr der materielle Aspekt beschäftigen und fesseln. Wenn er das Stadium erreicht hat, dass er sowohl als Seele als auch als Denker meditieren und auch das Gehirn mit einbeziehen kann, dann wird er den Zweck dieser Worte verstehen; er wird sowohl das Symbol, die innere lebendige Struktur als auch die auftauchenden bewussten Ideenbilder mit synthetischer Erkenntniskraft und gleichzeitiger Einheitsschau erfassen, was ich unmöglich in Worte kleiden kann.

Man mag mit Recht an mich die Frage richten: Welchen Zweck hat es denn, diese Dinge überhaupt niederzuschreiben und so vieles zu sagen, wie ich es in dieser Abhandlung tat? Darauf möchte ich folgendes antworten: Es gibt heutzutage nur wenige Menschen, aber ihre Anzahl wird in den nächsten zwanzig Jahren ständig zunehmen, welche die Schönheit der aufgezeigten Idee erfassen und von [396] ihren Seelen angetrieben werden, auf diese Ziele hinzuarbeiten. Dadurch wird es ihnen gelingen, das Bewusstseins-Niveau der ganzen menschlichen Familie zu heben.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.