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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 372 ff. (engl.) |
nährt, was mein Denken befriedigt, was mein Verlangen nach Wahrheit und nach
Dienstleistungen stillt und mich das Ziel erschauen lässt. Es ist die Vision,
die ich sehe, der Traum, den ich träume, die Wahrheit, die ich festhalte, die
tätige Form, die meine Bedürfnisse befriedigt, das, was ich erfasse und
begreife. Meine Wahrheit, mein Frieden, mein befriedigtes Verlangen,
mein Traum, meine Vision von der Wirklichkeit, mein engbegrenztes Ideal,
mein beschränkter Begriff von Gott; - für alles dieses ringe und kämpfe ich
und gebe mein Leben hin.»
Immer muss Liebe zur Wahrheit vorhanden sein. Verlangen und Aspiration, alles was nach materiellen Dingen strebt oder was sich aufschwingt zur Vision der Wirklichkeit, das muss stets seine Befriedigung finden. Dafür arbeiten die Menschen, treiben sich selbst an und ermüden andere. Sie haben die Wahrheit gern, in der Form, wie sie auslegen; sie lieben die Vision und den Traum, und sie vergessen, dass die Wahrheit durch das Denken eingeengt, gemindert wird, denn es ist beschränkt und starr, einseitig und nicht allumfassend; sie übersehen, dass die Vision nur den äusseren Rand des Mysteriums berührt und die Wirklichkeit verschleiert und verbirgt. Das Wort geht aus von der Seele zur Form: «Renne doch nicht sogleich in einer Richtung. Der Pfad, auf dem du eilst, führt zum äusseren Kreis von Gottes Leben; die Richtung führt hinaus zu dem äusseren Rand. Bleibe im Mittelpunkt. Blicke nach allen Seiten. Gib dein Leben nicht für äussere Formen. Vergiss Gott nicht, der hinter der Vision lebt. Habe mehr Liebe für deine Mitmenschen.» Der Jünger des sechsten Strahls hat vor allem die schwierige Aufgabe, sich von seiner Vision zu distanzieren, seine so angebetete Wahrheit, seine geliebten Ideale aufzugeben und von der Einbildung loszukommen, er sei ein hingebungsvoller Anhänger und Jünger, der seinem Meister, wenn es sein muss, bis in den Tod folgt, der aus lauter Liebe zur Form sich und seine Gefährten zwingt, sich für das einzusetzen, was ihm vorschwebt. Wir müssen feststellen, dass diesem Menschen die umfassende Liebe des Jüngers vom zweiten Strahl mangelt, welche die Gottes-Liebe widerspiegelt. Er ist ständig mit sich selbst beschäftigt, mit seiner Arbeit, seinem Opfer, seinen Aufgaben, seinen Ideen und seinen Unternehmungen. Er, der Eiferer, verliert sich gänzlich in seinem Enthusiasmus. Er, der Idealist, wird von seiner Idee vorwärtsgetrieben. Er, der Anhänger, läuft blindlings hinter seinem Meister, dem erkorenen Ideal her; er verliert sich in einem Chaos ungezügelter [373] Aspirationen und in der Fata Morgana seiner eigenen Gedanken. Merkwürdigerweise besteht eine nahe Beziehung zwischen dem dritten und sechsten Strahl, ähnlich wie die zwischen dem ersten und zweiten Strahl, und wie die zwischen dem zweiten und vierten Strahl. Der vierte, fünfte, sechste und siebte Strahl haben untereinander keine solche Parallele. 1+1 macht 2, 2+2 macht 4, 3 plus 3 ist 6. Zwischen diesen Strahlpaaren fliesst eine besondere Energie, welche die Beachtung jener Jünger verdient, die sich dieser Beziehungen bewusst werden. Diese Beziehung und wechselseitige Beeinflussung wird erst auf einer verhältnismässig hohen Entwicklungsstufe wirksam. Das Problem des Aspiranten vom sechsten Strahl besteht daher darin, sich von der Knechtschaft der Form (nicht von der Form an sich) freizumachen und ruhig und still im Zentrum zu verharren, genau so, wie es der Jünger des dritten Strahls lernen muss. Dort gewinnt er die Weite der visionären Schau und den Sinn für die richtige Grössenordnung. Diese beiden Eigenschaften fehlen ihm so lange, bis er im Zentrum festen Fuss fassen und dort alle erschauten Bilder, alle Wahrheitsformen, alle Träume über die Wirklichkeit in Übereinstimmung bringen kann, um hinter allem - Gott und seine Mitmenschen zu finden. Dann, und nur dann, kann ihm die Mitarbeit am Plan anvertraut werden. Die Gleichschaltung, die durch dieses «friedvolle Stillestehen» bewirkt wird, ruft begreiflicherweise eine Krise hervor, mit welcher der Aspirant meistens sehr schwer fertig wird. Es ist eine Krise, die ihn scheinbar von Antrieben, Motiven, Empfindungseindrücken, von der Wertschätzung seitens seiner Mitmenschen und von jedem Lebenszweck entblösst. Die fixe Idee, stets auf «meine Wahrheit, meinen Meister, meine Idee, meinen Weg» zu pochen, verlässt ihn nun, aber es ist noch nichts anderes an deren Stelle getreten. Da er auf dem sechsten Strahl und demzufolge mit dem psychischen Leben der Astralwelt, der sechsten Ebene, verkettet ist, ist er besonders empfänglich für seine eigenen inneren Reaktionen und für die Ideen anderer, sofern dies ihn und seine Wahrheiten betrifft. Er kommt sich vor wie ein Narr und nimmt an, dass andere von ihm dasselbe denken. Die Krise ist daher ernst, denn sie muss eine völlig neue Anpassung des höheren, unpersönlichen Selbstes an das niedere, persönliche Selbst zustande bringen. Sein Fanatismus, seine Hingabe, sein wildes - sich und andere - Antreiben, seine vergeudete [374] Mühe und sein mangelndes Verständnis für die Gesichtspunkte anderer - alles das ist nun dahin, aber es ist noch nichts anderes an dessen Stelle getreten. Ohnmacht erfüllt ihn, und seine Welt schwankt unter seinen Füssen. Er soll still im Zentrum verharren, seine Augen auf die Seele richten und für eine kurze Zeit seine Tätigkeit einstellen, bis das Licht einströmt. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Meister Jesus, als er am Kreuze hing, den Höhepunkt dieser Krise erlebte, wenngleich auf einer viel höheren Windung der Spirale, als es einem Jünger möglich ist. Obwohl er mit Gott und allen Gotteskindern in Harmonie war, kam das ganze Dilemma der Weltjünger und die seelische Pein! dieses Dilemma mit astraler Bewusstheit zu erkennen, über ihn, und er brach in die qualvollen Worte aus «Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?» Wenn jedoch der Jünger angesichts seiner Ohnmacht standhaft bleibt, wenn er sich dem Leben im Mittelpunkt unterwirft, und wenn er dort gelassen und still, doch in wachsamer Bereitschaft verharrt, dann strömt das Licht herein und offenbart ihm alles, was er wissen muss. Er lernt das Haupterfordernis, die allesumfassende Liebe, und er gibt die enge, einseitige Einstellung auf, die er bisher als Liebe angesehen hatte. Dann sind ihm alle Visionen willkommen, die seine Mitbrüder aufrichten und trösten können; er begrüsst alle Wahrheiten, wenn sie anderen Denkern eine Offenbarung vermitteln; er lässt alle Träume gelten, wenn sie seine Mitmenschen anregen und ermutigen können. Er nimmt an all dem teil, doch behält er sein Gleichgewicht im Zentrum. So kann nun die wesentliche Integration dieses Menschen in seine Gruppe stattfinden. Das Problem des Jüngers auf diesem Strahl ist dadurch sehr erschwert, dass der sechste Strahl so viele Jahrhunderte lang der herrschende Strahl war; erst jetzt verliert er seine Wirksamkeit. Deshalb sind die idealistischen, fanatischen Gedankenformen, die [375] von den Enthusiasten dieses Strahls geschaffen wurden, so kraftvoll und so dauerhaft. Die heutige Welt ist in fanatischer Weise idealistisch eingestellt, und das ist eine der Ursachen der gegenwärtigen Weltsituation. Für den einseitig eingestellten Idealisten ist es schwer, sich von dem herrschenden Einfluss freizumachen, denn die dafür aufgewendete Energie stärke wieder den alten Enthusiasmus, von dem er loskommen möchte. Wenn er indessen die Tatsache erfassen kann, dass Hingabe, die sich durch das Mittel der Persönlichkeit manifestiert, Fanatismus erzeugt, und dass Fanatismus - oft von guten Idealen angespornt - separatistisch und häufig grausam ist, dass aber hierbei die vor Augen liegende Wirklichkeit übersehen wird, weil er einer selbstgeschaffenen Wahrheitsschau nachläuft, dann wird der Jünger vorwärts kommen und sein Problem lösen. Wenn er dann erkennen kann, dass Devotion eine Seelenäusserung aus Liebe, Allumfassung und Verstehen ist, dann wird er schliesslich lernen, sich von dem Idealismus anderer und von seinem eigenen freizumachen und mit dem Idealismus der Hierarchie übereinzustimmen, der die liebende Durchführung des Planes Gottes darstellt. Dieser Idealismus ist frei von Hass, frei von besonderer Betonung eines Aspektes oder eines Teiles, und er wird durch kein Zeitgefühl eingeengt und behindert. Siebter Strahl «Ich trachte die beiden zusammenzubringen. Der Plan ist in meinen Händen. Wie soll ich arbeiten? Worauf soll ich den Nachdruck legen? In weiter Ferne steht der Eine, der IST. Form, Tätigkeit, Substanz und Wunschverlangen sind bei der Hand. Kann ich diese in Verbindung bringen und auf diese Weise eine Form für Gott bilden? Wohin soll ich meine Gedanken, meine Kräfte aussenden, das Wort, das ich sprechen kann?» «Ich, der Arbeiter im Bereich der Magie, stehe im Mittelpunkt. Ich kenne einige Regeln, einige magische Kontrollformeln, einige Machtworte, einige Kraftströme, die ich handhaben kann. Was soll ich tun? Es ist Gefahr vorhanden. Die von mir übernommene Aufgabe ist nicht leicht, aber ich liebe Macht. Es gefällt mir Formen entstehen zu sehen, die durch mein Denkvermögen erschaffen wurden, die ihre Arbeit tun, den Plan erfüllen und wieder verschwinden. Ich kann erschaffen. Ich kenne die Riten des Tempels des Herrn. Wie soll ich arbeiten?» «Liebe nicht das Werk. Lass die Liebe für Gottes ewigen Plan dein Leben, deine Gedanken, deine Hand und dein Auge leiten. Arbeite dafür, dass der Plan und das Ziel eins werden und eine dauernde Stätte auf Erden finden. Arbeite mit am Plan; richte [376] dein Augenmerk auf den Anteil in dem grossen Werk, der dir gegeben ist.» Das Wort geht aus von der Seele zur Form: «Bleibe im Zentrum des Pentagramms (des fünfzackigen Sterns), das auf der hohen Stätte im Osten leuchtet, inmitten des Lichts, das ewig scheint. Von jenem erleuchteten Zentrum aus sollst du arbeiten. Verlasse das Pentagramm nicht. Bleibe fest in dessen Mitte stehen. Ziehe dann eine Linie von allem, was ausserhalb des Pentagramms ist, zu dem, was sich innerhalb dessen befindet, und siehe wie der Plan Form annimmt.» Es ist nicht möglich, mehr als diese Andeutungen zu geben. Dieser grosse und machtvolle Strahl kommt jetzt zur Wirksamkeit und bringt dem Menschen neue Energien von solcher Stärke, dass die heutigen Jünger bedachtsam handeln und vorgehen müssen. Sie hantieren buchstäblich mit Feuer. Die Kinder, die jetzt zur Inkarnation kommen, werden einmal ungefährdeter und richtiger mit diesen neuen Wirkungskräften umgehen können. In der Zwischenzeit bleibt noch viel zu tun übrig. Die Jünger des siebten Strahls können über die gegebene Formel nachsinnen und sie auf ihre eigene Art auslegen. Sie müssen sich vor allem bemühen, ihren Standort im Osten, innerhalb des schützenden Pentagramms einzunehmen. Wenn der Jünger vom siebten Strahl die Aufgabe erkennt, die durchgeführt werden soll, und sich darüber im klaren ist, auf welche Art die Arbeit gemäss dem siebten Strahl zu leisten ist, und wenn er die Tatsache würdigt, dass diese Formen auf Erden gerade durch magisches Wirken geschaffen werden müssen, damit sie den Geist Gottes zum Ausdruck bringen (was in unseren Tagen die Bildung ganz neuer Formen erheischt), dann wird er sich als Sachwalter und Mittler betrachten, der mitten im Bauprozess steht und die ihm zugeteilte Aufgabe erfüllt. Wenn dies richtig begriffen und gründlich durchdacht ist, wird es Gleichschaltung bewirken. Wenn diese Gleichschaltung erreicht ist, dann möge der Jünger daran denken, dass dies einen enormen Kraftzustrom bedeutet; Energien strömen aus den beiden in Übereinstimmung gebrachten Stellen, aus beiden Richtungen ein und treffen bei ihm zusammen, der seinen Standpunkt [377] mittwegs hat. Über diese Wahrheit sollte man tief nachdenken, denn gerade diese Tatsache ruft die Krise des siebten Strahls hervor. Es wird klar werden, was diese Krise bedeutet. Wenn der betreffende Mensch materialistisch eingestellt, egoistisch, ehrgeizig und lieblos ist, dann wird die einströmende Energie seine Persönlichkeit erregen und anspornen; er wird augenblicklich mit all seinen Trieben, mit seiner psychischen und intellektuellen Natur in einen heftigen Kampf geraten. Wenn alle drei Bereiche stimuliert werden, wird der Jünger häufig eine Zeitlang aus dem Zentrum gebracht und in einen Wirbel magischer Aktionen niederen Grades, wie sexuelle Magie und mancherlei Formen schwarzer Magie getrieben. Er ist von der Schönheit seiner Motive geblendet und wird von der erlangten Kraftfülle seiner Persönlichkeit irregeführt. Wenn er jedoch vor der Gefahr gewarnt ist und weiss, was sich ereignen kann, dann wird er standhaft im Zentrum des mystischen Pentagrammes ausharren und dort so lange dulden und leiden, bis das Licht im Osten aufsteigt und seine Dunkelheit überstrahlt, da er sich noch immer in der Wegmitte befindet. Dann kommt es zur Enthüllung des Planes, denn das muss für einen Jünger des siebten Strahls immer die treibende Kraft sein. Er arbeitet auf Erden, dem äusseren Bereich der Manifestation und baut jene Formen auf, durch welche der göttliche Wille zum Ausdruck kommen kann. Auf religiösem Gebiet arbeitet er mit Jüngern des zweiten und sechsten Strahls zusammen. Im Bereich der Staatsführung bemüht er sich, jene Formen, Methoden und Wege zu finden, die dem ersten Strahl Möglichkeit geben, sich auszuwirken. Im Geschäfts- und Wirtschaftsleben arbeitet er mit den Energien des dritten Strahls und mit jenen Personen zusammen, die den Plan verwirklichen. Im Bereich der Wissenschaft unterstützt und fördert er den Schaffenden des fünften Strahls. Bauen und Erschaffen sind seine Wesensäusserungen, denn er bringt Gottes Plan in sichtbare Manifestation. Er macht jedoch mit sich selber den Anfang und ist bestrebt, in seiner eigenen Umgebung und irdischen Situation den Plan seiner Seele zum Ausdruck zu bringen. Solange er das nicht kann, ist er ausserstande, im Osten innerhalb des Pentagramms zu stehen und zu verharren. |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |