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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 360 ff. (engl.)

Diese erzwungene Ruhe ist es, welche die wahre Gleichschaltung zuwege bringt. Gemeint ist nicht die Stille der Meditation, sondern die ruhige Lebensführung. Der Aspirant des dritten Strahls ist geneigt, viel Energie damit zu vergeuden, die trügerischen Formen, mit denen er sich hartnäckig umgibt, dauernd zu erneuern. Wie kann er sein Ziel erreichen, wenn er unaufhörlich hin und her rennt, Möglichkeiten ersinnt und Manipulationen vornimmt, Pläne schmiedet und Anordnungen trifft? er bringt nichts fertig. Stets ist er mit Dingen beschäftigt, die sich vielleicht in einer dunklen fernen Zukunft verwirklichen lassen. Er ist nicht imstande, die nächstliegenden Ziele zu erreichen. Er ist oft ein lebendiges Beispiel vergeudeter Energie. Er macht Projekte für die Zukunft und vergisst, dass sein winziges Programm in Wirklichkeit nur ein Bestandteil des grossen Ganzen ist, und dass im Lauf der Zeit Veränderungen eintreten können, die seine sorgfältig ausgedachten Pläne und langgehegten Träume durchkreuzen und vereiteln. Die Folge ist daher ein Gefühl vergeblichen Mühens.

Um dies unwirksam zu machen, muss er ruhig im Zentrum verbleiben und (jedenfalls für eine gewisse Zeit) das Plänemachen einstellen. Er darf nicht mehr hinter seinen eigenen Chancen herlaufen, sondern muss die sich bietenden Gelegenheiten wahrnehmen (was etwas ganz anderes ist) und seine Gedanken darauf richten, das jetzt Notwendige zu tun. Das ist eine völlig andere Einstellung, [361] die eine ganz andere Psychologie aktiviert. Wenn er das tun kann und gewillt ist, göttliche Untätigkeit aufzubringen (vom Standpunkt der verblendeten Denkweise eines Menschen vom dritten Strahl), dann wird er entdecken, dass er plötzlich Gleichschaltung erreicht hat. Diese Gleichschaltung bringt naturgemäss eine Krise hervor, die durch zwei Besonderheiten charakterisiert ist:

a) Tiefste Entmutigung. Das ist eine schwierige und schmerzliche Zeit, weil in seinem Bewusstsein die Erkenntnis aufdämmert, wie verhältnismässig unnütz und unproduktiv sein Planen und Wirken ist, und was für ein schwieriges Problem er für die anderen Diensttätigen ist.

b) Den festen Entschluss, im geistigen Sein zu verharren und die Bedeutung des alten Aphorismus zu verstehen, der häufig den Aspiranten des dritten Strahls nahegelegt wird:

«Lasse ab von Deinem Tun. Schreite nicht auf dem Pfad, solange du noch nicht die Kunst gelernt hast, dich still zu verhalten.

Beobachte die Spinne, Bruder. Sie ist nicht in ihrem eigenen Netz verstrickt, wie du heute in deinem.»

Diese Krise ruft geistiges Verstehen hervor, das, wie viele einsehen werden, ein Aspekt von Licht ist. Der Aspirant beginnt langsam am grossen Plan so mitzuarbeiten, wie es dem Plan wirklich entspricht, und nicht, wie er es sich vorstellt. Wenn er so arbeitet, enthüllen sich ihm Erkenntnisse und er sieht klar, was er zu tun hat. Gewöhnlich bewirkt dies, dass er vor allem von seinen Ideen und Vorstellungen loskommt. Das erfordert eine lange Zeit, die ebenso lange dauert wie die Zeitspanne, die er auf das Grossziehen einer so lange währenden Verblendung verwendet hat. Der Aspirant des dritten Strahls lernt langsamer als der des zweiten Strahls, so, wie der Aspirant des ersten Strahls rascher lernt als der des zweiten Strahls. Hat er es jedoch erlernt, ruhig und still zu sein, dann kann er sein Ziel schneller erreichen. Der Aspirant des zweiten Strahls [362] muss jene Ruhe erlangen, wie sie im Mittelpunkt eines Sturmes oder eines Strudels existiert. Der Aspirant des dritten Strahls muss die regungslose Stille eines Mühlenteiches erlangen, was er sehr ungern tut.

Hat er das aber einmal gelernt, dann findet die Integration statt. Der Betreffende ist dann willensbereit, seine Pflicht zu tun.

Es ist interessant, dass man das erste Ergebnis der drei Formeln zwecks grösserer Klarheit in einem Stichwort zusammenfassen kann. Diese Stichworte bezeichnen die ersten und einfachsten Schritte, die auf dem Wege zum Einswerden beschritten werden müssen; sie kennzeichnen den einfachsten Aspekt der notwendigen Methode.

Erster Strahl #Inklusive (allesumfassende) Geisteshaltung.

Zweiter Strahl #Zentralisierung.

Dritter Strahl #Stillsein.

Das wird genügen, um die Integrationsmethoden der drei Hauptstrahlen zu charakterisieren. Wir wollen nun zu den Formeln übergehen, welche die Integrationsmethoden der vier kleineren Strahlen kennzeichnen, und einen flüchtigen Blick auf die ihnen eigenen Entfaltungsmöglichkeiten werfen. Wir legen für jeden Strahl wieder dieselben fünf methodischen Stufen zugrunde, die wir bereits studiert haben:

1. Gleichschaltung

2. Evokationskrise

3. Licht

4. Enthüllung

5. Integration

Gleichzeitig wollen wir festhalten, dass die Gleichschaltung, mit der wir uns bisher beschäftigt haben, die Koordinierung einer Ausdrucksform betrifft und durch Disziplin, Meditation und Dienst erreicht wird. Diese Integrations-Methoden beziehen sich indes auf die Erringung eines ununterbrochenen Bewusstseins innerhalb der gleichgeschalteten Körper. Daher stellen wir die Gleichschaltung an den Anfang und [363] nicht ans Ende.

Vierter Strahl

«In der Mitte stehe ich zwischen den Kräften, die einander bekämpfen. Ich sehne mich nach Harmonie und Frieden und nach der Schönheit, die aus der Einheit entsteht. Ich sehe die beiden. Ich sehe nichts anderes als Kräfte, die sich gegenüberstehen, und ich, der eine, stehe innerhalb des Kreises im Mittelpunkt. Frieden fordere ich. Darauf ist all mein Denken gerichtet. Ich suche Eins-Sein mit allem, doch die Form trennt. Überall finde ich Krieg und Absonderung. Ich stehe allein und bin allein. Ich weiss zu viel.»

Die Liebe zur Einheit muss vorherrschen, und die Liebe zum Frieden und zur Harmonie. Doch nicht jene Liebe, die sich auf Sehnsucht nach persönlichen Erleichterungen, nach Frieden für das niedere Selbst, nach Einheit gründet, weil sie Annehmlichkeit mit sich bringt.

Das Wort geht aus von der Seele zur Form: «Beide Parteien sind eins. Es gibt keinen Krieg, keine Streitigkeiten und keine Isolierung. Die widerstreitenden Kräfte scheinen nur von dem Punkt aus, wo du stehst, zu kämpfen. Gehe einen Schritt vorwärts. Schau genau, mit dem geöffneten Auge innerer Vision, und du wirst nicht zwei Dinge, sondern eines finden; nicht Krieg, sondern Frieden; nicht Isolierung, sondern ein Herz, das sich auf das Zentrum stützt. So wird die Schönheit des Herrn zum Vorschein kommen. Die Stunde hat nun geschlagen.»

Wie erinnerlich, ist der vierte Strahl vorzüglich der Strahl der vierten schöpferischen Hierarchie, des Menschenreiches. Er hat daher auf unserem Planeten eine besondere Beziehung zu den Funktionen, Beziehungen und Dienstleistungen der Menschheit, die eine Vermittler- und Überbrückungsgruppe ist. Die Funktion dieser vermittelnden Gruppe besteht darin, die Energie des Eins-Seins zu verkörpern und zum Ausdruck zu bringen. Diese Energie ist im wesentlichen eine Heilkraft, die alle Formen zu einer letzten Vollendung bringt, und zwar durch die Macht des innewohnenden Lebens, mit der sie vollkommen eins wird. Dieses Einswerden wird durch die Seele, den Bewusstseinsaspekt bewirkt, der von dem betreffenden Strahl bestimmend beeinflusst wird. Die Beziehung der menschlichen Familie zum bestehenden göttlichen Entwicklungsplan besteht darin, die drei höheren Reiche auf unserem Planeten mit den drei niederen Naturreichen in enge Verbindung zu bringen und auf diese Weise als Sammel- und Verteilerstation göttlicher Energie zu dienen. Der von der Menschheit zu leistende Dienst besteht darin, Einheit, Harmonie und Schönheit in der Natur zu erschaffen; das [364] soll dadurch bewirkt werden, dass die Seele in allen Formen zu einem einheitlich verbundenen Ganzen verschmelzen. Der einzelne Mensch macht damit den Anfang, dann folgen Gruppen, und schliesslich übernimmt ein ganzes Naturreich diese Aufgabe. Wenn es einmal so weit ist, dann wird die vierte schöpferische Hierarchie in der Hauptsache von dem vierten Strahl gesteuert werden. Damit meine ich, dass die Mehrzahl der Egos dieser Hierarchie Persönlichkeiten auf dem vierten Strahl haben werden, wodurch diese Verschmelzung erleichtert wird. Das Bewusstsein derer, die bereits höher entwickelt sind, wird sich in normaler Weise auf der vierten Ebene der Buddhi-Energie betätigen, - im Bewusstseinsbereich der Intuition.

Gerade diese Erkenntnis wird einen wirksamen Antrieb zur Gleichschaltung geben. Die hier gemeinte Gleichschaltung oder das Gefühl des Eins-Seins ist in keiner Weise eine mystische Vorstellung oder identisch mit dem Erleben des Mystikers, der sich mit der Gottheit in Verbindung bringt. Der Mystiker empfindet noch immer Dualität. Gleichschaltung ist aber auch nicht das Empfinden, mit den Welten wesenseins oder in Übereinstimmung zu sein, wie es für den Okkultisten bezeichnend ist, denn dabei besteht noch immer das Bewusstsein der Individualität, auch wenn dieses individuelle Gewahrsein nach Belieben im grossen Ganzen aufgehen kann. Es handelt sich vielmehr um ein fast undefinierbares Bewusstsein von Gruppenverschmelzung mit einem grösseren Ganzen, und nicht so sehr um die Verschmelzung eines Einzelmenschen mit dem Ganzen. Solange eine solche Verschmelzung noch nicht zum Erlebnis wurde, ist es so gut wie unmöglich, deren Sinn und Bedeutung durch das Mittel der Sprache verständlich zu machen. Man könnte dieses Erleben vielleicht eine Verschmelzung mit der Widerspiegelung des Nirvana-Bewusstseins, nicht mit diesem selbst nennen.

Wenn diese Gleichschaltung auf der Basis des vierten Strahls zustande kam und der Jünger sich dessen bewusst ist, tritt eine Krise ein. Die Formulierung: «der Jünger wird sich dessen bewusst», hat eine besondere Bedeutung, denn sie besagt, dass Bewusstseinszustände existieren können, ohne dass sich der Jünger ihrer bewusst [365] wird. Solange sie nicht ins Gehirn herabgebracht sind und vom Jünger mit seinem physischen Wachbewusstsein erkannt werden, bleiben sie auf subjektivem Niveau und sind daher nicht zu verwerten. Sie haben für den Menschen der physischen Ebene keinen praktischen Nutzen. Wenn aber die so herbeigeführte Krise in der richtigen Weise nutzbar gemacht wird, bewirkt sie eine neue geistige Aufhellung. Diese Krisen kommen dadurch zustande, dass die höheren Kräfte der Persönlichkeit und die der Seele zusammentreffen; manchmal ist es ein richtiges Zusammenprallen. Krisen können daher nicht auf einer niederen Entwicklungsstufe herbeigeführt werden, auf der nur Energien niederen Grades wirksam sind und die Persönlichkeit weder integriert ist, noch eine hohe Qualität und Charakter besitzt. (Ist eine solche Formulierung wie «Energien niederen Grades» zulässig, wenn alle Energien göttlichen Ursprungs sind? Worauf es ankommt, ist das Erfassen der Idee - und das soll erreicht werden). Die Kräfte, die in eine solche Krise verwickelt sind, sind Integrationskräfte, die sich in einer hochstehenden Persönlichkeit betätigen, und die daher notwendigerweise eine relativ hohe Wirkungskraft besitzen. Wenn die Kraft der integrierten Persönlichkeit mit den Energien der Seele zusammenkommt, wird stets eine Krise ausgelöst, wie sie hier besprochen wird. Solche Krisen sind begreiflicherweise wichtige und schwierige Zeiten im Leben eines Jüngers.

Wenn die Krise des vierten Strahls durch richtiges Verstehen und rechte Anwendung der Formel dieses Strahls herbeigeführt ist, zeigen sich der Reihe nach folgende Wirkungen:

1. Ein Gefühl der Isolierung. In der heutigen Ausdrucksweise sprechen wir von einem Komplex, der von ähnlicher Art ist, wie ihn zeitweilig Elias hatte. Er war einerseits davon überwältigt, mit welcher Klarheit er die Probleme, denen er gegenüberstand, visionär erschaute und darauf einzigartig reagierte, und auf der anderen Seite überfiel ihn ein Gefühl der Einsamkeit, das ihn verzehrte.

2. Ein Gefühl verzweifelter Ohnmacht. Die Kräfte, die sich gegen den Jünger stellen, scheinen so gross zu sein und seine eigene Ausrüstung so unzureichend und schwach!

3. Eine feste Entschlossenheit, inmitten dieser Kräfte auszuharren, und [366] wenn schon nicht siegreich zu bleiben, es wenigstens abzulehnen, sich als besiegt zu erklären, und mit Entschlossenheit den Standpunkt einzunehmen, den Paulus mit den Worten ausdrückt: «Nachdem ich alles getan habe, halte ich stand».

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.