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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 330 ff. (engl.)
von Ehrgeiz erfüllt und angetrieben wird.

Die beiden Endstadien - der Aktivität und des Ehrgeizes - kennzeichnen den Alltagsmenschen, und damit befasst sich der herkömmliche Psychologe. Das ist eine interessante Feststellung. Zeigt sie doch, wie wenig der orthodoxe Schulpsychologe dem Leben des wirklichen Menschen, der ein mit Bewusstsein ausgestattetes, denkendes Wesen ist, nahekommt. Die vier Stadien, die der Mensch durchläuft, bevor er auf der physischen Ebene aktiv in Erscheinung tritt, werden überhaupt nicht in Betracht gezogen. Mit diesem so angespannten Vorgang der Annäherung, der dem Erscheinen in der äusseren Welt vorangeht, befasst sich niemand; und doch ist gerade dies ein grundlegender und entscheidender Faktor. Wie der Mensch zu dieser Aktivität auf der physischen Ebene kommt und woher sein [331] Wunschleben stammt (das erst in der späteren Lebenserfahrung in Ehrgeiz umgemodelt wird), das sind die massgeblichen Faktoren, die beachtet werden sollten. Es ist natürlich unendlich schwierig, ein richtiges Verständnis vom Menschen zu gewinnen, solange man die Theorie der Wiedergeburt nicht annimmt und nicht in Betracht zieht, dass der Mensch bereits eine lange Vorgeschichte hat. In diesem Zeitalter stärksten isolierten Denkens und Verhaltens wird nur das individuelle Leben des Einzelmenschen berücksichtigt, abgesondert in Zeit und Raum, und ohne Beziehung zu allem, was seinem Dasein voranging und was ihn heute umgibt; nur dieses einmalige Leben hält man für wichtig und meint, dass es «den Menschen ausmache». Dass der Mensch aber Ausdruck eines Seelen-Prozesses ist, das wird in keiner Weise in Betracht gezogen.

Das sind also die Stadien, die aufeinander folgen. Angefangen von der ersten Aneignung auf der Mentalebene hat sich der Mensch bewusst seinen Weg gebahnt, hinunter durch alle Ebenen und dann wieder zurück zur Mentalebene. Das bringt ihn auf die Stufe, wo die Persönlichkeit gleichgeschaltet wird und der Persönlichkeitsstrahl (wie wir ihn nennen) in voller Stärke zur Geltung kommt. Ein Leben folgt dem anderen. Immer wieder inkarniert sich die Seele und geht bewusst durch die erwähnten Stadien hindurch, bis sich allmählich ein höherer Sinn oder Massstab für Werte hinzugesellt. Dann kommt eine Zeit, in welcher das Verlangen, in der materiellen Welt Erfahrungen zu sammeln und den Ehrgeiz der Persönlichkeit zu befriedigen, allmählich dahinschwindet. Langsam treten neue und bessere Werte, höhere Gedanken und Wünsche in den Vordergrund.

Der Bewusstseinsaspekt arbeitet sich nun durch alle Stadien durch, die wir aufgezählt haben, doch diesmal in umgekehrter Reihenfolge und auf dem aufsteigenden Bogen, der in dem grossen Zyklus des Naturgeschehens dem Evolutionsstadium entspricht, das mit dem Leben in einer Form zu tun hat. Langsam erweitert sich der Bewusstseins-Aspekt aus dem Stadium des Ehrgeizes in das der Aktivität und entfaltet sich weiter bis zum Stadium der Annäherung an die göttliche Wirklichkeit auf der Mentalebene. Dann folgt das Stadium der endgültigen Aneignung, wobei das Bewusstsein des Menschen in dem Bewusstsein der Seele auf ihrer eigenen Ebene völlig [332] aufgeht. Zuletzt nimmt dieses Bewusstsein in voller Bewusstheit Besitz von dem Einen (wenn man einen solch paradoxen Ausdruck benützen kann).

Wenn das Bewusstsein der Seele, die in einer menschlichen Form verkörpert ist, die Zwecklosigkeit materieller Ambitionen einsieht, dann hat die Persönlichkeits-Integrierung eine hohe Stufe erreicht, und es tritt sodann ein Wechsel oder eine Verschiebung im Aktivitätsbereich ein. Während dieses zweiten Stadiums auf dem Pfad der Rückkehr verlagert sich das Bewusstsein von dem physischen Körper weg zum ätherischen oder vitalen Körper hin, und von da in den Astralkörper. Dort wird Qualität fühlbar, und so entbrennt der Kampf der Gegensatzpaare. Der Jünger erscheint als Arjuna auf dem Kampfplatz. Erst wenn der Streit beendet ist und Arjuna seine schicksalsschwere Wahl getroffen hat, kann er sich der Seele auf der Mentalebene nähern. Dies geschieht in folgender Weise:

1. Er erkennt sich als eine Seele und nicht als die Form. Das bedingt einen Vorgang, den man «göttliches Rückstrahlen (oder Echo)» nennt, das sich auf zweierlei Art auswirkt. Die Seele lehnt nun endgültig die Form ab; der Mensch, durch den die Seele Erfahrungen sammelt und sich kundtut, wird nun selbst von der Welt, in der er lebt, verworfen.

2. Er entdeckt, dass die Gruppe zu der er gehört, ihm auf dem Wege zur Annäherung hinderlich im Wege steht, bis er daraufkommt, dass es der Weg des Dienens ist, der die Annäherung ermöglicht.

3. Er identifiziert sich mit der Gruppe, die sich auf seinem eigenen Strahl befindet und erwirbt sich dadurch das Recht der Annäherung, da er die Lektion gelernt hat, dass «er nicht allein wandert».

Hierauf folgt das eigenartige Stadium «transzendentaler Aspiration». Das Verlangen, als Einzelwesen Erfahrungen zu sammeln, ist völlig vergangen. Was verbleibt, ist die Sehnsucht, als vollbewusster Teil des grösseren Ganzen zu funktionieren und zu wirken. Dann und nur dann kann sich die bewusste Seele den «Licht- und Strahlkörper, den Ausdruck der Herrlichkeit des Einen» zu eigen [333] machen. Wenn diese Aneignung stattgefunden hat, werden weitere Inkarnationen in den drei Welten unmöglich, es sei denn, dass es durch einen Willensakt, zur Erfüllung eines spirituellen Zweckes geschieht. Die Bedeutsamkeit des Gesagten mag schwer verständlich sein, da es sich um das Mysterium einer höheren Einweihung handelt.

Wir sehen also, dass je eine Bewusstseinserweiterung am Anfang und Ende unseres Weges steht. Die erste führt zur Einbeziehung der materiellen Welt, die zweite eignet sich bewusst und einsichtig die geistige Welt an. Wir beobachten, wie das Wunschbewusstsein in Aspiration für spirituelle Wirklichkeit verwandelt wird und wie es sich auf die lebendige Annäherung an das Reich Gottes hin einstellt. Wir sehen, wie das eingekerkerte Bewusstsein - begrenzt und beschränkt - auf der physischen Ebene in Erscheinung tritt, um in einer sich entwickelnden Form eine festgelegte, intelligente Entwicklung durchzumachen. Und. schliesslich erhebt sich dieses bereicherte, freigewordene Bewusstsein hinauf zur Mentalebene und kommt in die volle Freiheit der Gedankenwelt Gottes. Wir sehen, wie die Wirksamkeit des bewussten Menschendenkens langsam an Umfang und Intensität zunimmt, bis daraus erleuchtetes Denken entsteht, welches das göttliche Bewusstsein der Seele widerspiegelt. Wir sehen, wie das ehrgeizige Streben des bewusst denkenden Menschen zuerst in das geistige Streben des angelobten Jüngers umgeformt wird und schliesslich, im Eingeweihten, eine letzte Umgestaltung durchmacht, um den Willen Gottes oder den der Monade zum Ausdruck zu bringen.

So werden die drei Aspekte der Göttlichkeit auf Erden entbunden, und zwar durch das Medium des inkarnierten, vollentwickelten Bewusstseins eines Gottessohnes. Angefangen mit der bewussten Aneignung der Form, und wieder zurück zur bewussten Aneignung göttlichen Wesens, so wird das Werk vorangebracht und Gottes Plan ausgeführt. Wenn wir nun die Grundlage für das Studium der Integration des Menschen schaffen wollen, so brauchen wir uns nicht mehr im einzelnen mit den vielen Phasen der verschiedenen Stadien zu beschäftigen, die wir bereits betrachtet haben. Es gibt zu jeder Zeit Tausende, ja Millionen von Menschen auf diesem Planeten, die [334] in ihrem Leben und Tun den einen oder anderen Punkt des ab- oder aufwärtssteigenden Bogens veranschaulichen. Für die meisten von ihnen wird die fachmännische Unterstützung geschulter Erzieher, Psychologen, Kleriker und Ärzte genügen, um ihnen die nötige Hilfe zu geben; diese wird vor allem dann notwendig sein, wenn sich drei Dinge ereignen werden, die unvermeidlich in wenigen Jahrzehnten eine Tatsache sein werden:

1. Die genannten vier Gruppen von Fachleuten - Erzieher, Psychologen, Kleriker und Ärzte - werden miteinander arbeiten, und jeder einzelne wird seine Fertigkeiten und Erfahrungen, seine besonderen Gesichtspunkte und Auffassungen über Fragen seinem Kollegen zur Verfügung stellen.

2. Die Existenz der Seele wird als eine glaubhafte Hypothese angenommen werden, und ebenso wird man die Tatsache akzeptieren, dass im Menschen eine Wesenheit lebt, die bestrebt ist, das dreifache Instrument, die drei Träger mehr oder minder zu beherrschen.

3. Das Gesetz der Wiedergeburt wird als Naturgesetz angenommen werden. Es wird in der Gedankenwelt der genannten vier Gruppen von Helfern Einlass finden, weil dadurch des Menschen Vergangenheit und sein rasches Hineinwachsen in die Zukunft besser verstanden wird.

In dieser Abhandlung haben wir die fortgeschrittenen Menschen im Auge, die Intelligenzkreise, die ihre Verstandeskräfte zu benützen beginnen; sie sind auf dem Probepfad oder nähern sich dem Pfad der Jüngerschaft. In diesem Fall ist die Persönlichkeit so verfeinert, dass man den Persönlichkeits- und Seelenstrahl analysieren und bestimmen kann. (Das ist vorher selten möglich, höchstens für das Auge eines Eingeweihten). Solange die Entwicklung noch nicht eindeutig und klar erkennbar ist, lässt sich keine richtige Diagnose stellen, um den Persönlichkeitsstrahl mit Gewissheit angeben zu können. Der Seelenstrahl ist erst später feststellbar und kann fürs [335] erste nur aus der Besonderheit des Konflikts, dessen sich die Persönlichkeit bewusst ist, vermutet werden, - eines Konflikts, der auf dem stets stärker werdenden Gefühl einer bestehenden Dualität beruht. Die Diagnose des Seelenstrahls ist dem Fachmann auch auf Grund gewisser physischer und psychischer Hauptmerkmale möglich, welche die Qualität der höheren Wesensart der betreffenden Person anzeigen; ferner kann auch die Untersuchung aufschlussreich sein, zu welcher Art von Gruppe (die jetzt in der Welt hervorzutreten beginnen) der einzelne in Beziehung steht. Nehmen wir z.B. an, dass ein Mensch, der aus Persönlichkeits-Vorliebe ein schaffender Künstler ist, plötzlich ein grosses und ausgesprochenes Interesse für Mathematik bekommt, dann lässt dies den Schluss zu, dass er unter den Einfluss einer Seele kommt, die auf dem zweiten Strahl ist. Oder ein anderer Fall: Jemandes ganze Persönlichkeit war eindeutig auf dem sechsten Strahl, gekennzeichnet durch fanatischen Idealismus und tiefe Hingabe an den Gegenstand seines Ideals; sein ganzes Leben lang war er ein religiöser Schwärmer, und plötzlich wendet er sein ganzes Interesse der wissenschaftlichen Forschung zu. Das könnte ein Zeichen sein, dass seine Seele auf dem fünften Strahl ist und er jetzt auf diese Eindrücke reagiert.

Wir wollen daher auf den Prozess der Koordinierung (Harmonisierung) etwas näher eingehen und die Methoden studieren, durch die zwei grosse Integrationen (Zusammenschlüsse) zustande kommen:

1. Die Integration der Persönlichkeitsträger, oder die Mittel und Wege, durch die das Bewusstsein a) aus einem Körper in einen anderen verlagert wird, so dass unverkennbar eine Bewusstseinserweiterung stattfindet; b) in allen drei Persönlichkeitsträgern gleichzeitig aktiv wird.

2. Die Integration der Persönlichkeit mit der Seele, so dass die Seele wirken kann a) nach Belieben in irgend einem der Körper, oder b) gleichzeitig durch alle drei Körper, aus denen die Persönlichkeit besteht.

Damit beschränken wir unsere Studien auf ausgesprochen fortgeschrittene Menschen, als da sind Mystiker, Aspiranten, namhafte [336] Personen und solche Leute, die psychologische Probleme unserer Zeit sind.

Die verschiedenen Körper wurden Schritt für Schritt entwickelt, zunutze gemacht, verfeinert und planmässig ausgestaltet. Schritt für Schritt wurde der Sinnesapparat des Menschen empfindungsfähiger und gebrauchstüchtiger gemacht. So ist denn die heutige Welt voller Männer und Frauen, deren Resonanzapparat und Wahrnehmungsorgane in der Wirksamkeit so weit von denen eines primitiven Menschen entfernt sind wie der Abstand, der zwischen den Trägern eines modernen Durchschnittsmenschen und denen des Christus und Buddha besteht, die über einen ungeheuren subjektiven und göttlichen Bewusstseinsbereich verfügen. Schritt für Schritt hat sich, in Anpassung an den inneren seelischen Apparat, das Nervensystem entwickelt, und das Drüsensystem hat die grossen Kraftzentren samt den untereinander verbundenen Energiebahnen genau widergespiegelt. Schritt für Schritt hat sich das Bewusstsein verschoben:

1. von dem rein tierischen Bewusstsein, mit seinen vorwiegend natürlichen physischen Begierden und Trieben, zu dem eines lebenskräftigen individuellen Geschöpfes, das auf Umweltseinflüsse reagiert, auch wenn es sie noch nicht versteht und sich nur in sie einfügt. Das ist das primitive Bewusstsein eines sogenannten Wilden, das als Merkmal längst vergangener Rassengeschichte weit hinter uns liegt. In diesem primitiven Stadium entstand jene religiöse Richtung, die wir Animismus [*O3] nennen;

2. von dem eines lebenskräftigen Geschöpfes zu jenem Bewusstseinszustand, der fast ganz von Verlangen nach materieller Befriedigung erfüllt ist. Dieser Zustand verändert sich mit der Zeit in Empfindungsfähigkeit für die Umweltbedingungen; das führt zu einem intensiven «Wunsch-Leben» und zur

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.