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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 324 ff. (engl.)
So kommt es, dass es in der Welt eine grosse Anzahl von Persönlichkeiten gibt. In Ergänzung zu unseren früheren Definitionen könnte man in einfachen Worten eine Persönlichkeit wie folgt beschreiben:

a) sie ist ein organisches Rüstzeug, das in den drei Kontaktbereichen immer wirksamer und geeigneter wird. Die Seele, die Erfahrung sammeln will, kann jetzt beginnen, dieses Instrument erfolgreich zu benützen.

b) sie ist [325] eine Ausdrucksform der schöpferischen Kraft der Seele, die bereit ist, Wissen in Weisheit zu verwandeln.

c) sie ist eine inkarnierte Seele, die nun bereit ist, vom Zeitfaktor bewusst Gebrauch zu machen. Nachdem sie gelernt hat, mit dem Faktor der Umwelt fertig zu werden, kann die Seele nun beginnen, Umstände und Umwelt vom Standpunkt der Zeit aus zu beherrschen. Das bedeutet in erster Linie, Zeit und gute Gelegenheiten richtig zu nützen und sodann ununterbrochenes Bewusstsein zu erringen.

Ich habe nicht die Absicht, über den historischen Aufbau der verschiedenen Körper zu sprechen. Ich suche hier zu verallgemeinern und möchte das Thema von der erreichten Stufe der modernen Menschheit aus besprechen. Über das Urproblem, wie die Seele den Schöpfungs-Impuls erhielt, sind in der Abhandlung über Kosmisches Feuer Hinweise zu finden, die bei gründlichem Studium vieles aufhellen können. Wir wollen daher hier nur die Tatsache annehmen, dass am Anfang durch den Willen oder aus dem Verlangen nach Manifestierung Formen erschaffen wurden. Wir wollen unserem Thema drei Begriffe zugrunde legen: das Sammeln von Erfahrung, die Wesensäusserung oder Ausdrucksgebung und die Bewusstseinserweiterung. Wir wollen uns mit dem modernen Menschen und seinen Problemen befassen, gesehen vom Standpunkt der psychologischen Entwicklung seiner Probleme.

c) Die Wechselbeziehungen der verschiedenen Persönlichkeitsträger

Wenn wir uns nun mit dem esoterischen Aspekt der Aneignung von Trägern befassen, durch die sich ein manifestierter Gottessohn bekunden kann, so ist es unmöglich, symbolische Ausdrücke zu vermeiden. Solange sich aber der Studierende vor Augen hält, dass sie symbolisch gemeint sind, besteht keine Gefahr grundsätzlicher Missverständnisse. Der analytische, intelligente Denker benützt symbolische Sprachformen, um intuitiv erfasste Gedanken oder Vorstellungen in Worte einzuengen, die leichter verständlich sind. Auf diese Weise werden abstrakte Ideen auf das Niveau des Verstehens heruntergebracht.

Wir haben gesehen, dass wir unser Hauptaugenmerk auf die Seele [326] als Bewusstseinszentrum und auf die Körper als Erfahrungszentren richten müssen, und mit dieser Forderung legen wir den Grundstein für unsere weiteren psychologischen Untersuchungen. Die Frage, warum das alles so ist oder wie das gekommen sein mag, beschäftigt uns hier nicht. Wir nehmen die obige Feststellung als grundsätzlich und feststehend an und halten an dem Standpunkt fest, dass unser Leben den Zweck hat, Erfahrungen zu sammeln; wir sehen ja, dass dies überall um uns herum und auch in unserem eigenen Leben dauernd geschieht.

Wir können die Menschen in drei Gruppen einteilen:

1. Die erste Gruppe macht Erfahrungen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Diese Menschen sind von den Ergebnissen ihrer Erfahrungen derart in Anspruch genommen, dass ihnen die tieferen Gründe und Absichten nicht zu Bewusstsein kommen.

2. Die Menschen der zweiten Gruppe haben eine dunkle Ahnung, dass die Anpassung an die Eigenarten und Umstände ihres Lebens, denen sie unterworfen sind und wovon es allem Anschein nach kein Entrinnen gibt, für sie eine Lehre enthält, die

a) ihr Dasein bereichert, wenn auch grösstenteils in praktischer und materieller Hinsicht;

b) ihr gefühlsmässiges Wahrnehmungsvermögen steigert;

c) ihnen gestattet, Eigenschaften zu entwickeln und ständig neue Charakterzüge, neue Fähigkeiten und Talente zu erwerben.

3. Die dritte Menschengruppe erkennt klar, welcher Zweck mit dem Sammeln von Erfahrungen verknüpft ist. Diese Menschen bringen daher allen Ereignissen ein intelligentes Verstehen entgegen und ziehen aus allen Situationen, die sie zu erleben haben, einen Gewinn, der das Leben der Seele bereichert. Sie haben gelernt, die Umwelt, in die sie gestellt sind, als eine Stätte der Läuterung und als das Feld für ihre geplanten Dienstleistungen zu betrachten.

[327] Das ist eine starke Verallgemeinerung in groben Umrissen, aber sie macht die Stufen der menschlichen Erfahrungen und die sich daraus ergebenden Einstellungen klar, die in den drei Gruppen zum Ausdruck kommen.

Es ist interessant, dass die Aneignung von Körpern ähnliche Stadien aufweist wie die Evolution der Form und des innewohnenden Lebens. In der Entwicklungsgeschichte des materiellen Aspekts der Manifestation gab es, wie die okkulten Bücher lehren, die folgenden Stadien:

1. Das Stadium der Involution oder Aneignung. In diesem Stadium wurden die Ausdrucksträger auf dem abwärts verlaufenden Bogen erbaut; dabei stand der Aufbau, das Wachstum und die Aneignung von Körpern im Vordergrund, weniger die bewusste Wesenheit, die in den Trägern lebt.

2. Das Stadium der Evolution oder Verfeinerung und Qualitätenbildung, das auf dem aufwärts verlaufenden Bogen zur Befreiung führt.

In der psychologischen Geschichte der Menschen spielt sich das gleiche ab. Es ist ein ähnlicher Prozess, der gleichfalls in zwei Abschnitte zerfällt, welche die Involution und die Evolution des Bewusstsein kennzeichnen.

Ich habe schon früher darauf hingewiesen, dass in den okkulten Büchern die Entwicklung der Formseite des Lebens hervorgehoben wurde. Man stellte das Wesen und die Beschaffenheit der Form in den Vordergrund und kümmerte sich mehr darum, wie diese Form auf den verschiedenen Ebenen planetarischer Existenz reagiert, in den Frühstadien auf die Einwirkungen aus der Umwelt und in den Spätstadien auf die Impressionen der Seele. In dieser vorliegenden Abhandlung wollen wir uns in erster Linie damit befassen, welche Wirkung die durch die Körper vermittelten Erfahrungen auf die Seele ausüben. Ferner wollen wir den Vorgang erklären, durch den der Bewusstseinsaspekt des Göttlichen erweitert und vertieft wird, der schliesslich in der «Einweihung» seinen Höhepunkt findet. Jeder dieser beiden grossen Zeitabschnitte - Involution und Evolution - könnte [328] in sechs deutlich erkennbare Bewusstseinserweiterungen unterteilt werden; diese sind auf dem Aufstiegsbogen anders als auf dem Abstiegsbogen und unterscheiden sich in ihrem Ziel, Motiv und Umfang. Die ersteren sind ihrem Wesen nach Sublimierungen der niederen Aspekte der Bewusstseins-Entfaltung. Diese sechs Stadien kann man kennzeichnen als

1. Stadium der Aneignung oder Besitznahme;

2. Stadium der Aspiration;

3. Stadium der Annäherung;

4. Stadium der Erscheinungsform;

5. Stadium der Tätigkeit;

6. Stadium des Ehrgeizes.

Jedes Stadium bringt auf dem Höhepunkt der Entwicklung eine Krisenperiode mit sich. Diese Krise tritt ein, bevor das erwachende Bewusstsein in das nächste Stadium übergeht. Wir betrachten hier den Menschen als bewussten Denker und nicht als Mitglied des vierten Naturreiches. Über diesen Unterschied sollte man nachdenken, denn er kennzeichnet die Hauptsache und den wesentlichen Gesichtspunkt, den wir uns zu eigen machen sollten.

Im ersten Stadium der Aneignung oder Besitznahme vollbringt die Seele oder der bewusste Denker (der göttliche Gottessohn oder Manasaputra) dreierlei:

1. Er verspürt bewusst das Verlangen, zur Inkarnation zu kommen. Dieses Verlangen entstammt dem Willen zu existieren, auf der physischen Ebene zu sein.

2. Er konzentriert bewusst seine Aufmerksamkeit auf die Methoden und Wege, die mit dem Entschluss «in Erscheinung zu treten» verbunden sind.

3. Er unternimmt bewusst die erforderlichen Schritte, um sich die benötigte Substanz zu verschaffen, die das Erscheinen in einer Form ermöglicht und dadurch das Verlangen nach irdischer Existenz befriedigt.

Mit diesen als Theorie formulierten Vorgängen sind wir vertraut. Die theoretischen Betrachtungen und Erklärungen der geistigen [329] Lehre in aller Welt und zu allen Zeiten haben uns mit den vielen symbolischen Wegen bekannt gemacht, wie man an diese Fragen herantreten soll. Hierauf brauchen wir weiter nicht einzugehen. Die vielen Ereignisse, die durch den Entschluss zur Inkarnation herbeigeführt werden, sollen hier nur von dem Gesichtspunkt des Bewusstseins und eines begrenzten involutionären Vorganges aus betrachtet werden.

Das zweite Stadium, das der Aspiration, betrifft das Bestreben oder Verlangen der Seele, in Erscheinung zu treten. Das Bewusstsein wird auf jene Ebene hinunterverpflanzt, die wir die astrale nennen. Die Seele neigt und strebt zum materiellen Bereich hin. Diese Tatsache dürfen wir nicht vergessen. Wir sind nur zu leicht geneigt, Aspiration als erreichte Vollendung oder die Umwandlung des Begehrens anzusehen. Letzten Endes könnte man Aspiration als die Basis oder Wurzel jeglichen Verlangens ansehen. Wir bedienen uns des Wortes «Verlangen» nur, um ein geistiges Höherstreben zu kennzeichnen, das ein natürliches Ziel menschlichen Bewusstseins ist.

Wir beschränken daher das Wort «Aspiration» auf umgewandeltes Verlangen, durch das die Seele zum unverrückbaren Ziel des inkarnierten Menschen wird. Alle Grade und Phasen von Verlangen sind aber ihrem Wesen nach Abarten der Aspiration. Auf dem Wege in die Involution tritt Aspiration als das Verlangen der Seele in Erscheinung, jene Erfahrungen bewusst zu erleben, durch die sie zu einer bewussten und wirkungsvollen Kraft in der Welt menschlicher Belange wird.

Wenn diese beiden ersten Stadien bewusst verwirklicht sind, wenn also die Seele sich durch ihren Willen zur Existenz auf der Mentalebene eine Form angeeignet und durch die Kräfte der Aspiration eine weitere Form auf der Astralebene an sich gezogen hat, dann folgt auf den ätherischen Ebenen das dritte Stadium, das der Annäherung. Der Brennpunkt des Bewusstseins wird in die ätherischen Bereiche verlegt, um dort die intensive Krise des «Erscheinens» vorzubereiten. Dort findet ein Ordnen oder Sammeln aller Bewusstseinskräfte (so könnte man es nennen) statt, um das Hervortreten in die sichtbare Welt, das Erscheinen in äusserer Gestalt zu erzwingen. Vom Bewusstsein aus gesehen, ist dies ein sehr wichtiger Augenblick. Es ist dies eine vitale Zeitspanne, in der ein grosses geistiges Ereignis gründlich vorbereitet wird: die Inkarnation eines Gottessohnes. Das bedingt das Annehmen eines dichten physischen Körpers, der entweder [330] ein richtiges Gefängnis für die Seele sein wird, oder aber - wenn es sich um jene fortgeschrittenen Menschen handelt, die wir als geoffenbarte Gottessöhne betrachten - als «Instrument für Offenbarungen» (wie man es nennt) dienen wird.

Die Krise der Annäherung ist unter den verschiedenen Stadien eine der wichtigsten und eine der am wenigsten verstandenen. Studierende werden es interessant finden, einen Vergleich mit den Annäherungen anzustellen, die früher im Zusammenhang mit historischen Episoden, z.B. während des Wesak-Vollmondes erwähnt wurden. Die Annäherungen auf dem Involutions- und Evolutionspfad und ebenso die eines einzelnen oder einer Gruppe haben untereinander eine enge Beziehung.

Wenn nun das Zusammenziehen von Kräften während des Stadiums der Annäherung beendet ist, folgt das vierte Stadium, das der Erscheinung: der Mensch erblickt das Licht des Tages und geht durch seinen kleinen Erdenzyklus. Dabei entwickelt er durch die Erfahrungen, die er in einem physischen Körper gewinnt, in seinem Bewusstseinsbereich ein grösseres Empfindungsvermögen. Nach jeder Rückkehr in die menschliche Form wird er immer regsamer, lebendiger und wacher. Das Aktivitäts-Stadium nimmt an Intensität zu, bis schliesslich das Bewusstsein

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.