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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 245 ff. (engl.)
Zeit und Raum und in dem ihnen zugeteilten Wirkungsbereich die Gottheit beeinflussen und begrenzen; denn so ist es Gottes Wille. Betrachtet man dieses ganze Thema von einem anderen Gesichtswinkel, so sind es diese Grundsätze für den Seelenkontakt, die den Rhythmus angeben und den Pulsschlag des Lebens Gottes bestimmen, der ständig auf die niederen Schwingungen einhämmert und diese schliesslich vollständig auslöschen wird. So ist es beim Einzelmenschen und das gleiche wird sich eines Tages bei der [246] Menschheit als Ganzes ereignen; und schliesslich wird dies das Leben, das Vorhaben und die Tätigkeit aller Lebensformen in und auf dem Planeten bestimmen und bedingen.

d) Der Antrieb zu schöpferischem Wirken.

Diese Erkenntnis bringt uns zu dem vierten Punkt, den wir nun etwas eingehender betrachten wollen: den Antrieb zu schöpferischem Leben durch Anwendung der göttlichen Vorstellungsgabe. Wie wir gesehen haben, ist für die Menschheit die Erkenntnis notwendig, dass es hinter der Welt der äusseren Formen und Erscheinungen, der «Welt des Scheins», eine Welt sinnvoller Absicht gibt. Die Enthüllung dieser inneren Welt, die der Sinn der Dinge ist, steht der Menschheit unmittelbar bevor. Bis heute haben wir uns - als Menschengeschlecht - nur mit dem Symbol beschäftigt, nicht aber mit dem, was es bedeutet und darstellt und wofür es nur die äussere Erscheinung ist. Unser Interesse an gegenständlichen Symbolen ist jetzt aber ziemlich erschöpft, und wir - wiederum als Gesamtmenschheit - forschen und suchen nach dem, was die äussere Welt der Erscheinungen zum Ausdruck bringen soll.

Man hört heute viel über das Neue Zeitalter, über die kommenden Enthüllungen, über den bevorstehenden «Sprung» in das intuitive Erkennen dessen, was bisher von Mystikern, Sehern, inspirierten Dichtern, intuitiven Wissenschaftlern und okkulten Forschern, die sich nicht mit technischen Einzelheiten und verstandesmässigen akademischen Belangen besonders befasst haben, nur dunkel erahnt und empfunden worden ist. Doch wird in dieser grossen Erwartung ein Umstand häufig vergessen. Man braucht nicht ständig in den Himmel zu schauen oder an Türen anzuklopfen (um Ausdrücke zu gebrauchen, die einem begrenzten Verstand einleuchten), denn das, was enthüllt werden soll, liegt überall um uns herum und in uns selbst. Es ist die Bedeutung all dessen, was in einer Form verkörpert ist, der tiefere Sinn hinter der äusseren Erscheinung, die Wirklichkeit, die vom Symbol verschleiert wird, die Wahrheit, die sich durch das Mittel der Substanz manifestiert.

Nur zwei Anstrengungen werden den Menschen befähigen, in dieses innere Reich von Ursachen und Offenbarungen einzudringen. Diese sind:

[247] Erstens, das ständige, auf einem inneren Impuls beruhende Bemühen, jene Formen zu erschaffen, die irgendeine erfühlte Wahrheit zum Ausdruck bringen; dadurch wird die Bedeutung, der Schwerpunkt ständig von der äusseren Scheinwelt in die innere Seite der Phänomene verlagert. Auf diese Weise wird eine Bewusstseins-Konzentration entwickelt, die mit der Zeit fest und beständig wird und sich aus der jetzigen starken Verankerung in der Aussenwelt freimacht. Ein Eingeweihter ist seinem Wesen nach ein Mensch, dessen Bewusstseinsbereich mit inneren Kontakten und Einwirkungen erfüllt ist, der sich also nicht vorwiegend mit der Welt abgibt, die man mit äusseren Sinneseindrücken erfasst. Dieses kultivierte Interesse für die innere Welt sinnvoller Absichten wird nicht nur eine starke Rückwirkung auf den geistigen Sucher selbst haben, sondern wird schliesslich nachdrücklich allen zum Bewusstsein bringen (und das ganze Menschengeschlecht wird es in ihr Gehirnbewusstsein aufnehmen), dass die innere Welt der Sinngebung die einzige wirkliche Welt ist. Aus dieser Erkenntnis werden sich zwei Folgen ergeben:

1. Die Form wird sich eng den bedeutsamen Faktoren anpassen, von denen sie hier auf der äusseren Ebene ins Dasein gebracht wurde.

2. Wahrere Schönheit wird in der Welt erschaffen werden, und daher werden die erschaffenen Formen der aus dem Inneren quellenden Wahrheit immer ähnlicher werden. Göttlichkeit verhüllt und verbirgt sich in einer Vielheit von Formbildungen, die unendliche Variationen aufweisen. In der Einfachheit der Formen, die wir einmal erleben und verstehen werden, wird sich ein neues Schönheitsideal und ein stärkerer Sinn für das Wahre auftun; in allem, was Gott durch alle Schöpfungsperioden hindurch geschaffen und vollbracht hat, werden sich seine Absichten und Ziele widerspiegeln.

Zweitens, das ständige Bemühen, sich für die Welt der bedeutsamen Wirklichkeiten empfänglich zu machen, damit jene Formen auf Erden ins Dasein kommen, die mit dem verborgenen Impuls harmonisieren. Die Pflege der schöpferischen Vorstellungskraft wird das zustande bringen. Bis heute weiss die Menschheit noch so wenig über diese Fähigkeit, die in allen Menschen schlummert. Im Menschen, der [248] von sehnenden Gedanken erfüllt ist, flammt ein Lichtblitz auf. Für einen kurzen Moment durchflutet den Aspiranten, der gespannt auf eine Enthüllung wartet, das Empfinden eines enthüllten Glanzes. In hohen Augenblicken hingebungsvoller Aufmerksamkeit nimmt der Künstler plötzlich eine Farbe wahr, erkennt eine Schönheit, eine Weisheit, und es tritt ein unbeschreiblich grossartiges Bild vor sein hochgestimmtes Bewusstsein. Für eine Sekunde vermag er das Leben so zu sehen, wie es wirklich ist. Doch bald entschwindet diese Vision, die Hochspannung klingt ab und das liebliche Bild verblasst. Ein Gefühl schmerzlichen Verlustes bleibt zurück, es ist ihm etwas genommen. Und doch behält er die Gewissheit des Erlebnisses, und er fühlt sich getrieben, dem, was er erhascht und nie zuvor erfahren hatte, Ausdruck zu geben. Er versucht das Geschehene sich wieder vorzustellen. Es drängt ihn, das Erlebnis seiner Offenbarung anderen mitzuteilen, die noch keines hatten. Er muss es in irgend einer Form zum Ausdruck bringen, um seinen Mitmenschen verständlich zu machen, welchen Sinn, welche bedeutsame Tatsache er hinter der Erscheinungsform erkannt hat. Wie kann er das bewerkstelligen? Wie kann er das wiedergewinnen, was ihm einmal gehört hat, was scheinbar wieder entschwunden ist und sich aus dem Bereich seines Bewusstseins zurückgezogen hat? er muss erkennen, dass das, was er gesehen und von dem er einen Hauch verspürt hat, als Verkörperung der Wirklichkeit immer noch da ist er muss einsehen, dass er es war, der sich von der Wirklichkeit zurückzog, und dass es nicht die Vision war, die sich entzog. Er muss den Schmerz in aller Intensität ertragen und immer wieder erleiden, bis sich der Kontakt-Mechanismus an die erhöhten Schwingungen gewöhnt hat und er diese verborgene Welt der Schönheit nicht nur verspüren und erhaschen, sondern auch nach Belieben festhalten kann. Die Kultivierung dieser Kraft, diese Wunderwelt zu betreten, sie festzuhalten und die Eindrücke andern zu vermitteln, hängt von drei Dingen ab:

1. Von der Bereitschaft, den Schmerz zu ertragen, den die Enthüllung kostet.

2. Von der Kraft, den hohen Bewusstseinszustand, in dem die Enthüllung sich einstellt, festzuhalten.

3. Von der Fähigkeit, die Einbildungskraft auf die Enthüllung oder wenigstens auf so viel davon zu konzentrieren, als das Gehirnbewusstsein imstande ist, ins Licht des äusseren Wissens durchzubringen. Es ist die Imaginationskraft oder [249] die Fähigkeit sich Bilder vorzustellen, die das Denkvermögen und Gehirn miteinander verkettet und dadurch das verhüllte Leuchten nach aussen projiziert.

Wenn der schaffende Künstler über diese drei Erfordernisse - Ausdauer, Meditation und Vorstellungskraft - nachdenkt, so wird er in sich die Kraft entwickeln, auf die vierte Regel der Seelenherrschaft zu reagieren; und er wird schliesslich wissen, dass die Seele das Geheimnis der Beharrlichkeit ist, dass sie die Belohnungen der Kontemplation offenbart und alle Formen auf der physischen Ebene erschafft.

Die Heranziehung der schöpferischen Vorstellungsgabe wird Früchte bringen und sich auf vielen Gebieten der Kunst auswirken, entsprechend dem Strahl, auf dem der schaffende Künstler sich befindet. Künstler sind auf allen Strahlen anzutreffen; es gibt keinen speziellen Strahl, der mehr Künstler hervorbrächte als andere Strahlen. Die künstlerische Ausdrucksform wird augenscheinlich spontan geboren, sobald das innere Leben des Künstlers geordnet ist, das wiederum die äussere Gestaltung seiner Lebensführung bestimmt. Wahre schöpferische Kunst ist eine Funktion der Seele. Daher besteht des Künstlers Hauptaufgabe darin, die Harmonie seiner Persönlichkeit zu erarbeiten, Meditation zu üben und seine Aufmerksamkeit auf die innere Welt der Sinngebung zu richten. Sodann versucht er, göttlichen Ideen in entsprechenden Formen Ausdruck zu geben, so, wie es seine inneren Fähigkeiten und die Richtung seiner Strahlen gestatten, auf dem von ihm gewählten Gebiet, das für ihn die beste Ausdrucksmöglichkeit darstellt. Gleichzeitig ist er auf der physischen Ebene ständig bemüht, den Mechanismus des Gehirns, der Hand und der Stimme, durch welche die Inspiration ihren Weg nimmt, besser auszurüsten und auszubilden, damit er die richtige Ausdrucksform findet und die innere Wirklichkeit genau in die äussere Welt übertragen kann.

Das erfordert eine strenge Selbstdisziplin, und gerade darin versagen viele Künstler. Ihre Misserfolge beruhen auf verschiedenen Ursachen. Sie befürchten z.B., dass der Gebrauch der Denkkräfte ihre künstlerischen Bestrebungen vermindern könnte, da ja die spontane [250] schöpferische Leistung vor allem dem Gefühlsleben und der Intuition entspringen müssen. Daher dürfe - so folgert man - der gedanklichen Schulung nicht zu viel Aufmerksamkeit gewidmet werden, damit der Ideenborn nicht versiege. Solches Versagen beruht auf Trägheit, die schöpferische Arbeit als Weg des geringsten Widerstandes empfindet. Ein träger Künstler versucht gar nicht zu verstehen, wie es zur Inspiration kommt, oder wodurch es möglich wird, die Vision in die äussere Welt zu verpflanzen, oder welche Methoden benützt werden müssen, um die inneren Kräfte zu mobilisieren ? Er folgt einfach einem momentanen Impuls. Das ist bezeichnend für einen Menschen, dessen Entwicklung uneinheitlich und unausgeglichen ist, und zwar aus folgendem Grund: Wenn sich jemand über mehrere Inkarnationen in einem Fach spezialisiert oder dafür ein besonders starkes Interesse an den Tag gelegt hat, erwirbt er die Fähigkeit, eben dadurch mit der Seele in Berührung zu kommen; aber er erlangt nicht die Fähigkeit, mit der Seele Kontakt zu haben. Diese Anbahnung ist leichter, wenn der Künstler seit mehreren Inkarnationen unter dem Einfluss eines besonderen Persönlichkeitsstrahl steht. Daraus resultiert die obige okkulte Feststellung (die einen scheinbaren Widerspruch enthält), welche die Aufmerksamkeit der Künstler verdient. Ein anderer Faktor, auf den oft ein künstlerisches Versagen zurückzuführen ist, ist der ungeheure Eigendünkel und grosse Ehrgeiz vieler Künstler. Die Fähigkeit, sich in einem besonderen Fach auszuzeichnen und gerade auf diesem einen Gebiet mehr zu leisten als ein Durchschnittsmensch, ist gewiss vorhanden; aber die überdurchschnittliche Leistung, mit der er sich brüstet, liegt nur in einer Richtung, und die Fähigkeit als Seele zu leben, geht ihm völlig ab. Häufig zeigen Künstler keine Disziplin in ihrem Leben und keine Selbstbeherrschung. Als Ersatz fungieren geniale Einfälle und enormes Können in ihrem erwählten Fach; ihre Lebensführung steht in direktem Gegensatz zu dem göttlichen Funken, den ihre Kunstwerke erkennen lassen. Es ist eine der Aufgaben der neuen Psychologie, die Ausdruckskraft und Betätigungsweise eines Genies verstehen zu lernen. Ein Genie ist stets die Wesensäusserung der Seele in schöpferischer Betätigung und enthüllt auf diese Weise die Welt sinnvoller Absichten, die Welt der Göttlichkeit und der verborgenen Schönheit, die in unserer Erscheinungswelt gewöhnlich mit Schleiern verhängt ist; aber eines Tages wird man diese innere Welt so sehen, wie sie wirklich ist.

e) Der Faktor Analyse.

Die fünfte Qualität oder Tätigkeit, die auf die Seele einwirkt und sie prägt, ist der Faktor der Analyse. Er stellt ein Gesetz dar, das [251] die Menschheit lenkt und leitet. Man muss sich stets darüber klar sein, dass die Fähigkeiten zu analysieren, Unterscheidungen zu machen und Unterschiede zu erkennen göttliche Attribute sind. Wenn diese Eigenschaften die Tendenz hervorrufen, sich abzusondern, sich also von anderen verschieden zu fühlen, so wecken und verstärken sie die Persönlichkeitsreaktionen und werden folglich für persönliche Zwecke missbraucht. Wenn sie jedoch im Sinne der Synthese beibehalten und für den Plan der grossen Einheit herangezogen werden, dann sind sie Seelenqualitäten und Gesetze, die für die rechte Entfaltung der göttlichen Absicht wesentlich sind. Der Plan Gottes kommt dadurch ins Dasein, dass man den rechten Akzent darauf legt. Wenn wir einen Aspekt oder eine Qualität besonders betonen und pflegen, so schliessen wir vorübergehend einen anderen Aspekt oder andere Aspekte aus oder lassen sie eine Zeitlang ruhen. Das ist ein Hauptteil der Wirksamkeit des Gesetzes der Zyklen, das die Meister sich zunutze machen. Das bedeutet, dass sie dauernd von der analytischen Fähigkeit und vom scharfsinnigen Urteilsvermögen Gebrauch machen.

Die Tatsache, dass die Gegensatzpaare in Zeit und Raum wirksam sind und von den Meistern gehandhabt werden, um das Lebensgewebe zu flechten, ist bezeichnend für die erste Differenzierung des Einen in zwei, und der zwei in drei, der drei in

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.