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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 227 ff. (engl.)
dem Stadium, in dem sich der Manifestationsprozess befindet, und sind ein Anhaltspunkt dafür, bis zu welchem Grade Göttlichkeit zum Ausdruck gekommen ist. Sie betreffen Vielgestaltigkeit oder den Qualitätsaspekt. Sie kontrollieren oder manifestieren das, was der göttliche Geist (der Wille ist, der sich durch Liebe betätigt) bereits imstande war, vermittels Materie für die Erschaffung von Formen zu vollbringen. In dem Masse, wie das allmählich zutage tritt, wird sich die Schönheit des Werdeprozesses auftun.

Die erste Kategorie, die Gesetze des Universums, wurden in der Abhandlung über Kosmisches Feuer berührt und gelegentlich in anderen Schriften erwähnt. Die moderne Wissenschaft hat viel zum Verständnis der Naturgesetze beigetragen. Wir können uns auf sie verlassen, denn die Seele treibt und drängt dazu, dass alle Dinge erkannt und offenbar werden. Was ich hier darlege und aufzeige, soll die Grundlage für die neue Wissenschaft der Psychologie bilden; ihr Fundament muss ein volles und universales Verstehen der göttlichen Psyche sein, die sich durch das manifestierte Ganze, das [228] Sonnensystem, und (was uns hier angeht) durch unseren Planeten mit allem, was darauf lebt, Ausdruck zu verschaffen sucht.

Wenn man erkennen würde, welche Kraftfülle der kosmischen Psychologie, ihren Haupt-Tendenzen und -Merkmalen innewohnt, und wenn die Schulpsychologie anstelle der peinlich genauen Erforschung der individuellen Psyche (und meistens ist es ein abnormes Individuum) ihr Augenmerk darauf richten würde, die psychologischen Attribute des grösseren Ganzen zu betrachten, von dem wir nur ein kleiner Teil sind, dann würden wir einen neuen Begriff bekommen, was die Gottheit wirklich ist und welche Beziehungen zwischen dem Mikrokosmos und Makrokosmos bestehen. Dieses Problem wurde bisher zu sehr den Philosophen überlassen, muss jetzt aber die Aufmerksamkeit der Psychologen erwecken. Dieser so sehr erwünschte Moment wird dann eintreten, wenn man einmal die wahre Bedeutung der Geschichte erfasst hat, wenn man den breiten Spielraum der menschlichen Entwicklung während der vergangenen Zeitläufe verstanden hat und erkennt, dass es die Seele ist, die sich durch alle Formen und Formteile betätigt. Zurzeit schreibt man nur dem Menschen eine Seele zu und übersieht die Seele, die in allen Dingen lebt. Der Mensch ist doch für die Naturreiche, die unter ihm stehen, ein Makrokosmos.

Die sieben Regeln, die wir nun studieren wollen, sind daher von höchster Wichtigkeit, denn mit ihren grundsätzlichen Gedanken erschliessen sie uns die Erkenntnis, dass die wirkende Gottheit die belebende Seele aller Dinge ist. Sie werden aufzeigen, in welcher Art und Weise der Kosmische Christus wirkt, und sie werden die Eigenschaften und Tendenzen andeuten, die das psychische Leben aller Formen - von einem Universum bis zum Atom - bestimmen, das in jeder sogenannten materiellen Lebensoffenbarung eingebettet ist. Wir wollen uns diese Leitgedanken beim Lesen und Studieren vor Augen halten.

Diese Regeln wirken sich in gleicher Stärke auf allen sieben Strahlen aus; sie rufen auf Erden in sämtlichen Lebensformen Bewusstsein hervor. Wir wollen uns zunächst mit dem grösseren Ganzen befassen und die Differenzierungen in Strahlen beiseite lassen. Die sieben [229] Strahlen prägen und bestimmen, wie schon oft erwähnt, die Qualität der göttlichen Instinkte und Wirkkräfte, aber das ist nicht alles; sie selbst werden von diesen Wirkkräften massgeblich beeinflusst und beherrscht. Man muss sich stets vor Augen halten, dass die Strahlen die sieben Haupt-Manifestationen der göttlichen Qualität sind, und dass diese Qualität die Absichten der Gottheit tatsächlich einschränkt und beeinträchtigt. Gott selbst hält sich an ein Vorbild, das für ihn zufolge einer noch viel weiterreichenden Vision massgeblich ist. Dieses gestellte Ziel oder dieser festgelegte Wille erhält seine Prägung durch seine instinkterfüllte Qualität oder «Psyche», genau so, wie der Lebenszweck eines Menschen begrenzt und bedingt ist durch seine seelische Ausrüstung, die er mit in die Inkarnation bringt. Ich habe schon früher erwähnt, dass wir tiefgründige und schwerverständliche Themen behandeln werden und dass vieles, was hier dargestellt wird, das derzeitige konkrete Verstehen der Leser überschreiten mag. Die obige Feststellung ist jedoch verhältnismässig einfach zu verstehen, wenn man sie im Hinblick auf den eigenen Lebenszweck und vom Standpunkt der eigenen Wesensart interpretiert.

Bevor wir unser Studium über die sieben psychologischen Tendenzen der Gottheit fortsetzen, möge noch ein besonderer Punkt Erwähnung finden.

Wir haben hier von Gott immer in Ausdrücken gesprochen, die ihn als eine Person darstellen, und daher benützten wir die Fürwörter «er» und «Sein». Soll das besagen, dass wir an eine ausserordentlich hohe Persönlichkeit denken, die wir Gott nennen, und stellen wir uns damit nicht in die Reihen jener dogmatischen Denker, die Gott vermenschlichen? Die buddhistische Lehre kennt keinen Gott und keine Person. Sind wir nun mit der Einstellung, mit der wir an diese Frage herantreten, auf einem Abweg oder nicht? Dieses Geheimnis kann sich uns nur dann enthüllen, wenn wir den Menschen als eine göttliche Wesensäusserung in Zeit und Raum verstehen.

Beide Auffassungen sind richtig und widersprechen sich in keiner Weise. Beide zusammen können die Wahrheit, wenn auch nur nebelhaft, ans Tageslicht bringen. Es gibt einen transzendenten Gott, der «nachdem er das ganze Universum mit einem Fragment seines selbst durchdrungen hat» noch immer sagen kann: «Ich verbleibe». Es gibt einen immanenten Gott, dessen Leben die Quelle aller [230] Tätigkeit, Intelligenz, Entwicklung und magnetischen Anziehungskraft aller Lebensformen in allen Naturreichen ist. Ebenso ist in jedem Menschen eine transzendente Seele, die nach einem Lebenszyklus auf Erden, nach beendeter Manifestationsperiode wieder unmanifestiert und gestaltlos wird und gleichfalls sagen kann: «Ich verbleibe». Die einzige Möglichkeit, wie ein inkarnierter Mensch die Erkenntnis zum Ausdruck bringen kann, dass Gottes Leben ihn durchflutet und prägt, ist die, Begriffe wie Person oder Individualität zu verwenden. Aus diesem Grunde sprechen wir von Gott als einer Person, von seinem Willen, seinem Wesen und seiner Gestalt.

Jenseits des manifestierten Universums befindet sich der/das Eine Gestaltlose, Das was nicht Einzelwesen ist, frei von den Begrenzungen individuellen Daseins. Daher hat der Buddhist recht, wenn er das Wesen der Gottheit als nicht-individualisiert empfindet und es ablehnt, die göttliche Urkraft zu personifizieren. Vater, Sohn und Heiliger Geist, die Dreiheit aller Lehren der christlichen Theologie, werden wieder zu dem Einen, wenn die Manifestationsperiode des Universums vorüber ist. Die drei Personen bleiben Eins, unberührt von Qualität und Lebensessenz, und undifferenziert; das ist auch so während der Manifestationsperiode.

Eine Analogie hierzu ergibt sich, wenn ein Mensch stirbt. Dann verschwinden seine drei Aspekte - Denkvermögen oder Wille, Gefühl oder Liebe, und seine physische Erscheinungsform. Er hat dann aufgehört, eine Person zu sein. Doch wenn man Unsterblichkeit als eine Tatsache annimmt, so wissen wir, dass der Mensch als bewusstes Wesen bestehen bleibt; seine Qualität, sein Ziel und sein Lebenskern sind mit seiner unsterblichen Seele vereint. Die äussere Gestalt mit ihren Differenzierungen in eine dreigeteilte Form ist dahin, um niemals, in Zeit und Raum, in der gleichen äusseren Form wiederzukehren.

Aus der wechselseitigen Einwirkung von Seele und Denkkraft entstand das manifestierte Universum, mit allem, was darinnen ist. Wenn diese Wechselbeziehung fortdauert, sei es in Gott oder beim Menschen, so gebrauchen wir Begriffe, die vom Menschen erdacht und daher begrenzt sind. Was sonst könnten wir heranziehen, um uns klar auszudrücken? Es entspricht unserem derzeitigen Stadium [231] innerer Erhellung, oder sollten wir sagen inneren Dunkels? So entstehen Vorstellungen von Individualität, Persönlichkeit und Gestalt. Wenn die Wechselwirkung aufhört und die Manifestationsperiode beendet ist, werden solche Begriffe gegenstandslos und verlieren jeden Sinn. Doch was unvergänglich ist, sei es Gott oder Mensch, bleibt bestehen.

So lebt im menschlichen Denken die von Buddha, dem grossen Lehrer des Ostens wachgehaltene Vorstellung von einer transzendenten Gottheit, frei und losgelöst von den dreifachen, zweifachen und vielfältigen Erscheinungsformen; es gibt nur Leben, ohne Gestalt, ohne Individualität, unbekannt. In der Lehre des Westens, die uns Christus gebracht und für uns formuliert hat, ist die Idee eines immanenten Gottes bewahrt, der in uns und in allen Formen lebt. Wenn wir beide Lehren, die des Ostens und Westens zusammenfassen und diese beiden grossen Geistesströmungen ineinander aufgehen lassen, dann können wir ein weniges von dem grossen und majestätischen Ganzen erahnen, - aber nur eben erahnen, nicht wissen.

a) Das Streben nach Synthese.

Der erste Faktor, der die göttliche Natur enthüllt, und der erste grosse psychologische Aspekt Gottes ist die Tendenz zur Synthese. Diese Tendenz zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Natur und alle Bewusstseinsarten, sie ist der Lebensimpuls selber. Der Drang Gottes, sein höchster Wunsch, ist darauf gerichtet; alles zu vereinen und in eine Einheit zu bringen. Es war diese Tendenz oder Eigenschaft, die Christus aufzuzeigen und der Menschheit dramatisch darzustellen suchte. Bezogen auf das vierte Naturreich, sind seine gewaltigen und gewichtigen Worte, die im XVII. Kapitel des Johannes-Evangeliums Vers II - 24 wiedergegeben sind, ein Ruf zur Synthese und ein dringender Ansporn, unserem Ziel zuzustreben.

«Ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich komme zu Dir. Heiliger Vater, erhalte durch die Kraft Deines eigenen Namens diejenigen, die Du mir anvertraut hast, auf dass sie eins werden mögen, wie wir eins sind. ...

Ich habe ihnen Deine Botschaft gebracht und dafür hat sie die Welt gehasst. Denn sie sind nicht von der Welt, wie denn auch ich [232] nicht von dieser Welt bin.

Ich bitte nicht, dass Du sie von der Welt nehmest, sondern dass Du sie vor dem Übel bewahrest.

Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin.

Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für diejenigen,

die durch ihr Wort an mich glauben werden, damit alle Eins seien, gleich, wie Du, Vater, in mir bist und ich in Dir, damit auch sie in uns eins seien; auf dass die Welt glaube, dass Du mich gesandt hast.

Und ich habe die Herrlichkeit, die Du mir gegeben hast, auch ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind.

Vater, ich will, dass wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir anvertraut hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die Du mir gegeben hast; denn Du hast mich geliebt, ehe denn die Welt gegründet ward.»

Mit diesen Worten wird uns die Synthese der Seele mit dem Geist klargemacht, und es wird auch die Synthese der Seele mit der Materie betont. So vollendet sich das Eins-Werden und das erstrebte Eins-Sein.

Aber die Synthese der Gottheit, ihre Tendenz zu vereinigen und zu verschmelzen, ist viel umfassender und universaler, als es im Menschenreich zum Ausdruck kommen kann; denn das Menschenreich ist ja nur ein kleiner Teil einer weit grösseren organischen Einheit. Der Mensch ist nicht die Summe aller möglichen Entwicklung und auch nicht die Vollendung, die in Gottes Gedanken beschlossen ist. Die Allgewalt dieses Instinkts zu einheitlichem Zusammenschluss flutet durch alle Universen, Konstellationen, Sonnensysteme, Planeten und Naturreiche, und so liegt auch derselbe Instinkt allem, was der Mensch tut und vollbringt, zugrunde. Dieser Instinkt ist das leitende Prinzip des Bewusstseins selbst, und Bewusstsein ist die Psyche oder Seele, die psychisches Leben hervorbringt. Bewusstsein ist Gewahrsein - untermenschliches, menschliches und göttliches.

Auf den Menschen bezogen sind die folgenden psychologischen Äusserungen gegeben:

1. Instinkt. Er liegt unter der Bewusstseinsschwelle, beschützt und lenkt die meisten Gewohnheiten und das Leben des Organismus. Das Gefühlsleben wird zu einem grossen Teil auf diese Weise gelenkt. Der Instinkt übt seine Kontrolle durch das [233] Sonnengeflecht und die unteren Zentren aus.

2. Intellekt. Dies ist intelligentes Eigenbewusstsein, das über den Verstand und das Gehirn die Tätigkeit der integrierten Persönlichkeit lenkt und leitet, und das durch das Kehl- und Ajnazentrum wirkt.

3. Intuition. Diese hat vorwiegend mit Gruppenbewusstsein zu tun; wenn wir als Gruppeneinheiten tätig sind, wird die Intuition schliesslich unsere Beziehungen zueinander regulieren. Sie wirkt sich über das Herz und durch das Herzzentrum aus und äussert sich als jener höhere Instinkt, der den Menschen befähigt, seine Seele zu erkennen, sich ihrer Führung zu unterwerfen und den Eindrücken zu folgen, die sie in das Leben ausstrahlt.

4. Erleuchtung. Dieses Wort sollte nur dafür verwendet werden, um das übermenschliche Bewusstsein zu kennzeichnen. Es ist ein göttlicher Instinkt, der den Menschen befähigt, das grosse Ganze zu erkennen, von dem er nur ein Teil ist. Erleuchtung wirkt sich mit Hilfe des Kopfzentrums über des Menschen Seele aus und durchflutet am Ende alle Zentren mit Licht oder Energie; auf diese Weise verbindet sie den Menschen in seinem Bewusstsein mit allen entsprechenden Teilen der göttlichen Gesamtschöpfung.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.