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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 168 ff. (engl.) |
Die Zielrichtung des vierten Strahls. «Ich nehme und mische und vermenge. Ich bringe das, was ich wünsche, zusammen. Ich bringe Harmonie ins Ganze.» Also sprach der Farb- und Ton-Komponist, während er in seiner verdunkelten Kammer stand. «Ich sehe klar die unsichtbare Schönheit der Welt. Ich kenne die Farben, ich kenne die Töne. Ich höre die Musik der Sphären und mit jeder Note und jedem Akkord tun sie mir ihre Gedanken kund. Die Stimmen, die ich höre, nehmen mich gefangen und ziehen mich an; ich mache mir die Quellen, aus denen diese Töne stammen, zunutze und suche damit zu wirken und zu schaffen. Ich versuche zu malen und die verschiedenen Farbstoffe zu mischen. Ich muss die Musik komponieren, die jene Menschen zu mir heranzieht, welche die Bilder die ich male, die Farben, die ich harmonisch vermenge, und die Musik, die ich hervorlocken kann, gerne haben. Man wird mich daher gern haben und sehr verehren . . . « Doch wie mit einem Donnerschlag schwollen musikalische Laute heran, Akkorde von Tönen, die den Tonsetzer lieblicher Melodien zum Schweigen brachten. Seine eigenen Klänge erstarben inmitten des Himmelstons und nur der grosse Akkord Gottes war hörbar. Eine Flut von Licht strömte herein. Seine Farben verblassten. [169] Um ihn herum war nichts als Finsternis, doch in weiter Ferne glühte das Licht Gottes. Er stand nun zwischen seinem irdischen Dunkel und dem blendenden Licht. Seine Welt lag ringsumher in Trümmern. Seine Freunde waren verschwunden. Anstelle von Harmonie herrschten Missklänge. Anstelle von Schönheit war Grabesdunkel getreten .... Dann liess die Stimme die Worte ertönen: «Schaffe aufs neue, mein Kind, bilde und male und mische die Töne der Schönheit, aber diesmal für die Welt und nicht für dich.» Der Mischer von Farben und Tönen begann hierauf sein Werk aufs neue und fing wieder an zu schaffen.» Die Zielrichtung des fünften Strahls. «Tief in einer Pyramide, alle Seiten aus Stein gebaut, arbeitete in der Finsternis dieses wunderbaren Gebäudes ein Geist und ein Hirn (verkörpert in einem Menschen). Ausserhalb der Pyramide bildete sich Gottes Welt nach eigenem Plan. Der Himmel war blau; die Lüfte wehten ungehindert; die Bäume und Blumen öffneten sich der Sonne zu. Doch in der Pyramide, unten in ihrem düsteren Laboratorium, stand ein Arbeiter, sich abmühend mit seiner Arbeit. Er benützte seine Versuchsretorten und seine zerbrechlichen Hilfsmittel sehr geschickt. In langen Reihen standen die Schmelztiegel, die Mischretorten, die Gefässe für Kristallisierung und Scheidung unter flammenden Feuern. Die Hitze war beträchtlich. Die Arbeit mühselig .... Düstere Gänge, an denen ständig weitergearbeitet wurde, führten hinauf bis zur Spitze. Hier stand ein weites Fenster offen und schaute in des Himmels Blau, von wo ein heller Strahl zu dem Arbeiter in der Tiefe vordrang . . . Er arbeitete und mühte sich ab. Er plagte sich, um seinen Traum erfüllt zu sehen, eine letzte Entdeckung, die er in einer Vision erschaute. Manchmal fand er das Gesuchte, manchmal nicht; doch niemals fand er die Formel, die ihm den Schlüssel zu allem übrigen geben konnte . . . In tiefer Verzweiflung rief er laut Gott an, den er vergessen hatte: «Gib mir den Schlüssel.» Ich allein kann nichts Brauchbares mehr schaffen. Gib mir den Schlüssel. Dann herrschte Schweigen . . . Durch die Öffnung in der Spitze der Pyramide fiel aus des Himmels Blau ein Schlüssel herab. Er fiel vor die Füsse des entmutigten Arbeiters. Der Schlüssel war aus purem Gold, der Schaft aus Licht; an dem Schlüssel hing ein Zettel und in blauer Schrift standen diese Worte darauf: «Zerstöre, was du bisher geschaffen hast und gehe von neuem an die Arbeit. Doch schaffe erst dann wieder, wenn du den Gang nach oben erstiegen hast, wenn du den schmalen Gang der Trübsalsprüfung durchschritten hast und ins [170] Licht der Königskammer eingetreten bist. Schaffe von oben her und lege auf diese Weise die Werte der Tiefen offen.» Der Arbeiter zerstörte dann, was Gegenstand seiner früheren Bemühungen gewesen war und behielt nur drei Schätze, von denen er wusste, dass sie gut seien und die das Licht ertragen konnten. Er mühte sich ab, die Königskammer zu finden. Und noch immer sucht er danach.» Die Zielrichtung des sechsten Strahls. «Ich liebe und lebe und liebe aufs neue», rief der wahnbefallene Fanatiker mit lauter Stimme, geblendet von seinem Verlangen, den Lehrer und die Wahrheit zu finden. Doch sah er nichts anderes als das, was unmittelbar vor seinen Augen lag. Er trug auf beiden Seiten die Scheuklappen, die jeder fanatische Abenteurer trägt, der Gott sucht. Seine Behausung war nur ein langer und enger Stollen und das war der Ort, an dem er seinen hohen Bestrebungen nachging. Er hatte keinen Weitblick, er sah nur den Raum, der vor seinen Augen lag. Er hatte keine Fernsicht - keine Höhe, keine Tiefe, keine Ausdehnung in die Weite. Er hatte nur Spielraum für einen einzigen Weg. Er ging allein auf diesem Weg oder zog jene mit sich, die ihn nach seinem Wege fragten. Er erschaute etwas, das sich verschob und verschiedene Formen annahm, wenn er sich bewegte; jedes visionäre Zukunftsbild war für ihn das Symbol seiner höchsten Träume, der Höhepunkt seiner Wünsche. Er eilte den Gang entlang und suchte nach dem, was vor ihm lag. Er sah nicht viel, nur ein Ding auf einmal - eine Person oder eine Wahrheit, eine Bibel oder das Bild, das er sich von seinem Gott gemacht hatte, ein sehnsüchtiges Verlangen, einen Traum, aber immer nur ein einziges Ding! Manchmal umfing er die erschaute Vision mit seinen Armen und fand dann, dass es keine war. Manchmal erreichte er die Idealfigur, die er liebte und fand statt der erschauten Vollkommenheit nur einen Menschen, wie er selber war. Und so forschte er weiter. Sein Suchen machte ihn müde; dann peitschte er sich zu neuem Ansporn auf. Die Lichtöffnung wurde dunkler. Es schien, als schlösse sicht ein Fensterladen. Die Vision, die er erschaut hatte, war verblasst und leuchtete nicht mehr. Der fanatische Schwärmer stolperte im Finstern. Das Leben hatte ein Ende und die Welt der Gedanken entschwand. . . Er schien zu schweben. Er hing im Raum, nichts war unter ihm, nichts vor -, hinter - oder über ihm. Für ihn existierte nichts. Aus der Tiefe des Tempels seines Herzens hörte er eine Stimme; sie sprach deutlich und machtvoll: «Blicke tief in dich hinein und um dich, nach allen Seiten. Licht ist überall, in deinem Herzen, in dem Meinen, in allem, was atmet, in allem, was ist. Zerstöre deinen engen Gang, an dem du seit undenklichen Zeiten gebaut hast. Steh' frei da, unter der Obhut der ganzen Welt.» Der fanatische Idealist antwortete: «Wie soll ich meinen Gang zerstören? Wie kann ich einen Weg finden?» Keine Antwort kam .... Da tauchte ein [171] anderer Pilger im Finstern auf, tastete umher und fand den Fanatiker. «Führe mich und andere zum Licht», rief er aus. Der Fanatiker fand keine Worte, er sah keinen erkennbaren Führer, keine Wahrheitsformeln, keine äussere Formen oder Zeremonien. Er erkannte sich selbst als einen Führer und zog andere zum Licht - zu jenem Licht, das überall schien. Er arbeitete und kämpfte für ein Ziel. Seine Hand hielt andere fest, und aus Rücksicht auf die anderen verbarg er seine Beschämung, seine Furcht, seine Hoffnungslosigkeit und seine Verzweiflung. Er sprach zuversichtliche Worte, voller Glaube an das Leben, an das Licht und an Gott, in Liebe und vollem Verstehen .... Sein dunkler Gang verschwand. Er bemerkte den Verlust nicht. Er stand mit vielen Mitspielern auf dem Tummelplatz der Welt, weit offen für das Tageslicht. In weiter Ferne erhob sich ein blauer Berg, von dessen Gipfel eine Stimme kam und sprach: «Komm' heran auf den Gipfel des Berges und lerne auf dessen höchsten Punkt den Anruf, den ein Heiland spricht.» Für diese grosse Aufgabe setzte der Idealist - nun ein Führer - all seine Energien ein. Er ist noch immer damit beschäftigt, diesem Weg zu folgen . . « Die Zielrichtung des siebten Strahls. «Unter einem Gewölbe zwischen zwei Räumen stand der siebte Magier. Der eine Raum war voller Licht und Leben und Kraft; Stille herrschte hier, erfüllt von planvoller Absicht; und eine Schönheit, die endlose Weite war. Der andere Raum war ganz erfüllt von Geschäftigkeit; hier herrschte geräuschvolle Aktivität, ein Chaos ohne Form, ein Tun und Treiben ohne richtiges Ziel. Der Magier hatte seine Augen auf das Chaos gerichtet. Es gefiel ihm nicht. Er stand mit dem Rücken gegen den Raum, in dem eine lebendurchpulste Stille herrschte. Er wusste es nicht. Der Gewölbebogen über seinem Haupt erbebte . . Er murmelte voller Verzweiflung: «Seit Ewigkeiten stand ich hier und suchte das Problem dieses Raumes zu lösen; ich wollte das Chaos neu ordnen, damit Schönheit zutage trete und das Ziel meiner Wünsche sichtbar werde. Ich versuchte, diese Farben in einen Traum von Schönheit zu weben und die mannigfachen Töne in Harmonie zu bringen. Kein Erfolg war mir beschieden. Nur meine Misserfolge sind augenfällig. Und dennoch weiss ich, dass ein Unterschied besteht zwischen dem, was ich vor meinen Augen sehen kann und dem, was ich hinter meinem Rücken zu verspüren beginne. Was soll ich tun? Über dem Haupte des Magiers, unmittelbar hinter seinem Rücken, aber noch innerhalb des Raumes von geordneter Schönheit, begann ein riesiger Magnet zu schwingen .... er bewirkte eine Kehrtwendung des Mannes, der innerhalb des Gewölbes stand, das im Begriffe war zu wanken. Der Magnet drehte ihn herum, bis er den Schauplatz und den Raum überblicken konnte, den er vordem nicht gesehen hatte . . . [172] Dann liess der Magnet seine Anziehungskraft durch das Herzzentrum des Mannes wirken. Der Magnet sandte seine Kraft der Abstossung hinaus: diese verminderte und verwandelte das Chaos, bis dessen Formen nicht mehr zu sehen waren. Schönheitsaspekte, die vorher nicht sichtbar waren, traten zutage. Und aus dem Raum erstrahlte ein Licht, das durch seine Kräfte und Lebensfülle den Magier zwang, ins Licht voranzuschreiten und das gefährliche Gewölbe zu verlassen.» Solcherart sind die Gedanken, die aus einer uralten, in Versen abgefassten Schrift übersetzt sind. Sie mögen etwas Licht über die zwiespältige Natur der Persönlichkeit werfen und die Arbeit ermessen lassen, die von den menschlichen Wesen auf den sieben Strahlen geleistet werden muss. Wissen wir, wo wir hingehören? Erkennen wir, was wir zu tun haben? Wenn wir uns zutiefst bemühen, ins Licht einzugehen, dann sollte uns kein Preis zu hoch sein, um dieser grossen Offenbarung unseren Tribut zu zahlen. Wir haben eine interessante Serie von Gesetzen studiert. Im ersten Gesetz, dem Gesetz des Opfers, finden wir die folgenden drei Hauptgedanken: Erstens. Der ewige Pilger entschloss sich, aus freiem Willen und eigenem Antrieb, auf «okkulte Weise» zu sterben und einen Körper (oder vielmehr eine ganze Reihe von physischen Körpern) in Besitz zu nehmen, um damit die Lebenseinheiten der Formnatur, die er verkörperte, aus ihrem niedrigen Seinszustand zu erheben und auf ein höheres Niveau zu bringen. Durch diesen Prozess «starb? Er. Dies ist in dem Sinne gemeint, dass für eine Seele, die ungebunden und frei ist, Sterben und das Eingehen in eine Körperform mit dem darauf folgenden Versenken des Lebensodems in diese Form gleichbedeutende Begriffe sind. Zweitens. Mit diesem Vorgang wiederholt die Seele in kleinerem Massstab, was der Sonnen-Logos und der Planeten-Logos getan haben und noch tun. Für die Dauer ihrer Manifestation kommen diese grossen Lebewesen unter die Satzungen der Seelengesetze, obwohl sie von den Gesetzen der natürlichen Welt (wie wir sie nennen) weder beeinflusst noch beherrscht werden. Ihr Bewusstsein bleibt losgelöst von der Welt der Erscheinungen, unser Bewusstsein dagegen identifiziert sich mit der äusseren Welt und zwar so lange, bis wir unter die Herrschaft der höheren Gesetze kommen. Diese grossen Wesen geben durch ihren okkulten «Tod» allen geringer entwickelten Lebewesen eine Seinsmöglichkeit und damit eine günstige Gelegenheit zur Entfaltung. Drittens. Durch den Vorgang des Todes findet [173] ein grosses Einswerden statt. Im «Herabfallen eines Blattes», das mit dem Mutterboden, auf den es fällt, wesensgleich wird, haben wir ein Miniaturbild dieses grossen, ewigen Einswerdens, bewirkt durch den Vorgang des Werdens und des Sterbens als Folge des Werdeprozesses. |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |