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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 56 ff. (engl.)
anscheinend primitiv und gestaltlos, im Vergleich zu dem wahren Vorbild, wie es ewiglich in den Himmeln existiert. Auch wenn schon eine physische Form gebildet ist, so stimmt doch die innere, bewegliche, subjektive Natur der Gefühle und Gedanken noch in keiner Weise mit dem Vorbild überein; daher ist auch die äussere Form unzulänglich. Aber eine Krise folgt der anderen, sodass die [57] innere Form-Natur immer deutlicher und genauer auf die äussere Stosskraft des Seelenantriebes (man beachte diesen Widerspruch) reagiert, bis der astrale Träger und der Mentalkörper bewusst angeeignet sind, und beide ebenso bewusst benützt werden. Man darf niemals aus dem Auge lassen, dass Evolution (wie wir sie verstehen und wie sie vom menschlichen Intellekt studiert werden muss) die Geschichte der Bewusstseinsentfaltung und nicht die der Formentwicklung ist. Letztere ist in ersterer enthalten und - vom okkulten Gesichtspunkt aus - von zweitrangiger Bedeutung. Bewusstsein ist buchstäblich die Reaktion der aktiven Intelligenz auf das Vorbild. Es hat den Anschein, als ob wir uns heute bewusst und mit immer intelligenterer Zielsetzung auf den Entwurf einstellen würden, den der Meisterarchitekt auf dem Zeichenbrett ausgearbeitet hat. Doch einstweilen können wir noch nicht in die Gedankenwelt des kosmischen Denkers eindringen und in bewusstem Gleichklang mit Gottes Idee schwingen, geschweige denn den Plan so verstehen, wie ihn der kosmische Denker erkennt. Wir müssen uns an den Entwurf, an das Vorbild und den Plan halten, da wir gerade erst dabei sind, etwas von diesem Plan zu erfahren; wir wissen noch nichts über die wahre Bedeutung des grossen Einsseins, das den Zimmermann von Nazareth berechtigte zu sagen: «Ich und der Vater sind eins.»

Wir müssen uns aber ebenso vor Augen halten (und darin liegt der Schlüssel zum Verständnis der Weltevolution und des Mysteriums der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft), dass wir es mit Materie-Substanz, und mit «geprägten» Formen zu tun haben, die schon beim Beginn der Schöpfung vorgeprägt waren. Das Material, das man in den Steinbrüchen der sichtbar gewordenen schöpferischen Absicht vorfindet, ist, bildlich ausgedrückt, Marmor, und ist daher bereits vorgeprägt. Es ist weder Ton noch Schiefer. Aus diesem Marmorgestein mit all seinen Merkmalen muss gemäss dem Entwurf oder Vorbild der Tempel des Herrn erbaut werden. Diese konditionierte (vorgeprägte) Substanz muss als vorhanden angenommen werden, und man muss sie so hinnehmen wie sie ist. Solcherart ist das Gleichnis aller Zeiten. Der Entwurf, das Material und der zukünftige Tempel sind innerlich zusammengehörig, und [58] die Seele weiss es. Denn die Seele ist es, die sich das Material aneignet, das bereits geprägt und mit Qualitäten ausgestattet ist. Seit undenklichen Zeiten ringt sie mit diesem Material, macht erste Formversuche, verwirft sie nach Gutdünken, wählt wieder neues Material und erbaut nach dem erschauten Vorbild besser angepasste Modelle. Eines Tages wird das Versuchs-Modell beiseite getan, das Urbild wird in seinem wirklichen Grundriss sichtbar, und dann beginnt der Baumeister - die Seele - bewusst den Tempel des Herrn aus dem qualifizierten und vorbearbeiteten Baumaterial zu errichten, das sie in langen Zeitläufen in dem Steinbruch des Formlebens, des persönlichen Lebens, vorbereitet hat.

Zwei Krisen sind demnach im inneren Leben der Seele zu finden:

1. Die Krise, in der die Seele, weit von ihrer eigenen Heimat, geblendet, eingeengt und behindert durch die Körperform, in dem Steinbruch der Erfahrung, mit ungeeigneten Werkzeugen und in selbstauferlegter, zeitweiliger Unwissenheit über den Grundriss oder das Vorbild, zu arbeiten beginnt.

2. Die Krise, die sehr viel später in dem Erleben der Seele eintritt, wenn sie den Grundriss viel klarer erkennt und wenn bereits viel Material vorbereitet worden ist. Die Seele ist nicht mehr blind, sie kann nun bei der Zubereitung des Materials für den endgültigen Tempelbau mit anderen Seelen zusammenarbeiten. Die in einem menschlichen Körper inkarnierte Seele gibt zu diesem Tempel ihren besonderen Beitrag zu dem ganzen Bau, was symbolisch ausgedrückt werden kann als

a) ein Stein, der ins Fundament verankert wird, als Sinnbild des geweihten physischen Lebens;

b) eine Säule im Innern des Tempels, als Sinnbild für ein Leben geistigen Verlangens und Strebens;

c) ein Entwurf auf dem Zeichenbrett, der mit dem Grossen [59] Vorbild oder Ur-Entwurf übereinstimmt.

Das ist jener Bruchteil in der Zeichnung, den der einzelne Mensch beizusteuern hatte und zu dessen Suche er ausgezogen war;

d) eine Strahlung oder ein Licht, das die Shekina, das Licht, das «immer scheinet im Osten», verstärkt.

Drei Dinge sind es, die im Zusammenhang mit der Aufgabe der Seele auftauchen, wenn sie eine Hülle nach der anderen sich zu eigen macht, um sich hierdurch kundzutun:

1. Die Beschaffenheit oder Qualifikation der Hüllensubstanz, welche die Art der Ausrüstung entscheidet.

2. Die innere Bereitschaft, auf das Vorbild zu reagieren, die vom Stadium bewusster Entwicklung abhängt.

3. Die Fähigkeit, in Übereinstimmung mit dem Plan zu wirken, die von der Zahl und Qualität der durchgemachten Krisen abhängt.

Alles dies findet statt, während die Seele immer wieder Erfahrungen in physischen Inkarnationen sammelt; im weiteren Verlauf sammelt die Seele diese Erfahrungen bewusst in einer Ebene nach der andern und zwar mit zielbewusster Absicht. Die Aufgabe wird leichter und kommt immer schneller voran, sobald die Seele beginnt, vom Vorbild aktiv, verständnisvoll und intuitiv Gebrauch zu machen; von einer Krise zur andern (die alle eine Bewusstseinserweiterung mit sich bringen) erschliesst sie neue Entwicklungsbereiche und vermittelt ein frisches Erfassen des grossen Grundrisses, im Verein mit einer besseren und wirksameren Ausrüstung, die all dies ermöglicht.

Für die Betrachtung des zweiten Teils dieses Abschnitts, der sich mit der Beziehung der Seele zu ihrem Instrument befasst - jenem Mechanismus, durch den die Seele Qualität, Tätigkeit und schliesslich Göttlichkeit (was immer dieses unbestimmte Wort bedeuten mag), zum Ausdruck bringt, - müssen wir das Thema von zwei Gesichtspunkten aus angehen:

Erstens müssen [60] wir erwägen, wie dieser Mechanismus auf dem «Weg hinaus», nach dem Verlassen der geistigen Heimat, nutzbar gemacht wird.

Zweitens müssen wir in Betracht ziehen, welche Dienste dieser Mechanismus auf dem Rückweg zur Heimat (dem «Pfad der Rückkehr») tut.

Im ersten Fall haben wir es mit dem physiologischen Aspekt (wie man es nennen könnte) zu tun, da das Bewusstsein grösstenteils im Körperlichen verankert ist. Im zweiten Fall haben wir es ausschliesslich mit dem mentalen Apparat zu tun, obwohl der Ausdruck «Apparat» völlig ungeeignet ist.

Es scheint hier angebracht, einen Augenblick abzuschweifen und die Begriffe «Mechanismus» und «Göttlichkeit» näher anzusehen, denn sie können - besonders im Westen - leicht als materialistischer Göttlichkeits-Begriff verstanden werden. Die Göttlichkeit Christi wird z.B. oft in seinen Wundern und jenen übernatürlichen Kräften gesehen, die er so oft bezeugte. Übernormale Kräfte sind als solche noch gar kein Beweis von Göttlichkeit. Die grossen Vertreter dunkler Mächte können dieselben Wunder wirken; sie haben die gleiche Fähigkeit, Dinge ins Leben zu rufen, welche die normalen Möglichkeiten eines Menschen weit überschreiten. Diese Kräfte sind dem schöpferischen Aspekt der Gottheit (dem dritten oder Materie-Aspekt) von Natur aus gegeben; sie verbünden sich mit scharfsinnigem Verstehen der Materie und mit der Kraft des Denkens, um die Substanz zu beherrschen und sich dienstbar zu machen. Diese Macht ist daher weder göttlich noch nicht göttlich. Es handelt sich vielmehr um eine Demonstration der mentalen Leistungsfähigkeit, die genau so leicht sowohl von einem inkarnierten Gottessohn, der als Welterlöser oder Christus wirkt, als auch von denen benutzt oder verwendet werden kann, die sich der Zerstörung verschrieben haben - Existenzen, die (von Menschen, die es nicht besser wissen) schwarze Magier, böse Mächte und Teufel genannt werden.

Der Ausdruck Göttlichkeit (im Sinne von Einzeleigenschaften) bezieht sich auf die Qualitäten des zweiten, aufbauenden Aspekts, wie z.B. Magnetismus, Liebe, oder jene Wesensart, die alles umfasst, kein Getrenntsein kennt, sich für das Wohl der Welt aufopfert, selbstlos ist, intuitives Verstehen besitzt, um am Plan Gottes mitzuarbeiten - und viele andere solche Eigenschaften. Das Wort Mechanismus bedeutet letzten Endes die Erschaffung einer Form aus materiellen Grundsubstanzen und die Durchdringung dieser Form mit einem Lebensprinzip, das sich in der Kraft dokumentiert, sich zu entwickeln und zu vermehren, sich die Eigenart zu erhalten, gewisse Instinkte aufblühen zu lassen und seine besondere Natur mit ihren Qualitäten beizubehalten. Leben gleicht dem Brennstoff, der zusammen mit dem Mechanismus das Antriebs-Prinzip darstellt, und Aktivität und die nötige Bewegung ermöglicht. Aber es gilt mehr zu manifestieren als nur Formen, die ein Lebensprinzip in sich tragen. Überall in der Natur herrscht Verschiedenheit und Vielfältigkeit sowie ein konditionierendes Prinzip, das die Mechanismen verschieden gestaltet. Überall herrscht Synthese und planvolle Absicht, welche die Fähigkeiten und Kräfte des Menschen wecken, um in ihm den Wetteifer, schöpferisch zu sein, anzufachen; und das ist das rühmliche wesentlichste Merkmal der Göttlichkeit. Diese bekundet sich durch Farbe und Schönheit, durch Vernunft und Liebe, durch Idealismus und Weisheit sowie durch jene vielen Eigenschaften und Absichten, die z.B. den Aspiranten beseelen. Das ist in kurzen, unzulänglichen Worten eine Darstellung der Göttlichkeit. Es ist jedoch nur eine relative Beschreibung. Wenn wir einst alle dort angelangt sind, wo die Meister stehen und wo Christus steht, dann werden wir diese Frage von einem ganz anderen Gesichtspunkt aus betrachten. Entfaltung von Tugenden, Kultivierung rechten Verstehens, Beweise guten Charakters und hochfliegender Pläne sowie die Bezeugung ethischer und moralischer Prinzipien sind alles notwendige Grundbedingungen und Voraussetzungen, bevor ganz bestimmte Erfahrungen gemacht werden können; diese führen die Seele in Welten der Wirklichkeit, die von unserem derzeitigen Gesichtspunkt so weit entfernt sind, dass jede weitere Erklärung hierüber unverständlich bliebe. Was uns hier beschäftigt, betrifft nur die Entwicklung und Erarbeitung jener Eigenschaften und Tugenden, die geeignet sind «unsere geistige Schau zu klären», da sie die Läuterung der Träger bewirken, so dass die wahre Bedeutung der Göttlichkeit in unserem Bewusstsein sich entfalten und zum Vorschein kommen kann.

b) Gewisse grundlegende Voraussetzungen

Nach dieser [62] Vorbemerkung wollen wir nun den Mechanismus sowie all das betrachten, was ihn mit Leben und Intelligenz erfüllt und zur Tätigkeit antreibt.

Einige fundamentale Voraussetzungen sind allgemein anerkannt und mögen daher kurz angeführt werden:

1. Die Seele bringt in diesen Mechanismus Leben auf zweierlei Art und über zwei Kontaktstellen im Körper:

a) Der «Lebensfaden» ist im Herzen verankert. Dort residiert das Lebensprinzip, und von da aus durchdringt es mit Hilfe des Blutstroms den ganzen physischen Körper. Denn «Blut ist Leben».

b) Der «Bewusstseinsfaden» oder Intelligenzfaden ist im Kopf verankert, in der Gegend der Zirbeldrüse; von dieser Empfangs- oder Wahrnehmungsstelle aus werden über Gehirn und Nervensystem alle Tätigkeiten auf der physischen Ebene angeordnet und geleitet.

2. Die richtungweisende Tätigkeit der Seele oder ihre Machtergreifung über den Mechanismus des Körpers hängt von der erreichten Entwicklungsstufe, dem sogenannten «Alter der Seele» ab. Vom menschlichen Gesichtspunkt aus hat die Seele kein «Alter». Gemeint ist in Wirklichkeit die Zeitspanne, in der eine Seele sich der Methode physischer Inkarnation bedient hat.

3. Das Ergebnis dieser zweifachen Besitzergreifung von dem Mechanismus, über lange Zeiten hinweg, bestand in einer Konditionierung und Umprägung des Materials, im Verein mit dessen eigener, vorkonditionierter Beschaffenheit. Auf diese Weise wird eine Körperform entwickelt, die den jeweiligen, zeitgebundenen Erfordernissen der Seele entspricht. Diese Form spiegelt in Zeit und Raum das «relative Alter» der Seele [63] wider, sie ist mit anderen Worten ein Spiegelbild der erreichten seelischen Entwicklungsstufe. So kommt der folgerichtige Gehirntypus zustande, so wird die passende Körpergestalt gebildet, das entsprechende endokrine System aufgebaut, sodass eine Reihe von Eigenschaften, jene Art mentaler Reaktion und jene Charakterzüge hervorgebracht

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.