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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 28 ff. (engl.) |
der das menschliche Bewusstsein betrifft. Wir waren noch nicht imstande, auch
nur einen Schimmer von dem ungeheuren Gesamtplan für andere Evolutionen als die
menschliche, nämlich für Evolutionen in den übermenschlichen und
untermenschlichen Reichen zu erhaschen. Niemand kann den Aufbau und das Gefüge
des göttlichen Ideals begreifen, die seiner gesamten Schöpfung zugrunde liegen;
nicht einmal Gottes Ideal für diesen kleinen Planeten ist uns fasslich. Was wir
wirklich [29] wissen, ist lediglich die Tatsache, dass ein Schöpfungsplan
existiert, dass dieser Plan sehr gut ist, dass wir in diesen Plan eingeschlossen
sind, und dass wir uns diesem Plan zu unterwerfen haben.
Darin liegt ein Schlüssel zu dem schwierigen Problem des freien Willens. Man könnte sagen, dass es - hinsichtlich des Tuns und Treibens im Menschenreich - für einen intelligenten Menschen innerhalb der Grenzen einer klugen Einstellung zum Leben einen freien Willen gibt. Falls keine Denkfähigkeit vorhanden ist, und wenn die Kraft zu unterscheiden, zu analysieren und zu wählen fehlt, dann gibt es keinen freien Willen. Innerhalb der ungleich grösseren Auswirkungen des Schöpfungsplanes, der die ganze planetarische Entwicklung umfasst, gibt es für den Menschen, diese winzige Zelle, keinen freien Willen. Er ist zum Beispiel dem «Wirken und Walten Gottes» unterworfen, und dieser höheren Gewalt gegenüber ist er völlig hilflos. Er hat weder eine Wahl noch kann er sich einem Beschluss Gottes entziehen. Hierin liegt ein Hinweis auf die Auswirkung von Karma im Menschenreich; Karma und weitsichtige Verantwortlichkeit sind unlöslich miteinander verflochten und verwoben. Indem wir unsere Besprechung der drei Stufen: Menschwerdung, Einweihung und Einswerden beschliessen, - Stufen, die den Fortschritt der Seele von der Identifizierung mit der Form bis zum Aufgeben des eigenen Sonderseins und Aufgehens in Gott, dem Absoluten, kennzeichnen, - wollen wir nun unsere Gedanken auf jenen fernen Zeitpunkt einstellen, wenn das spirituelle Bewusstsein sich von jeder Art von Gewahrsein und Differenzierung in Zeit und Raum sowie vom letzten Gefühl einer Eigenexistenz freigemacht hat und sich in jenen erhabenen Zustand verliert, in dem das, was wir Ichgefühl nennen, verschwindet. Wir werden uns später mit den Stadien befassen, in denen die Seele - angetrieben durch ihre besonderen Strahlqualitäten - zwecks weiterer Erfahrungen sich jene Formen aneignet, welche die vielen Arten göttlichen Bewusstseins zum Ausdruck bringen und auf diese Bewusstseinsarten reagieren können. Es sollte hier beachtet werden, dass es auf dem langen Erfahrungsweg der Seele buchstäblich zwei Arten von Identifizierung gibt. Die eine Art betrifft das Stadium, in welchem Form, Materie, Substanz, Zeit und Raum die beherrschenden Faktoren sind, welche die Seele im Begrenzungsring dieser Bewusstseinsarten einkerkern. Das ist die [30] Identifizierung (das Sich-Einsfühlen) mit der Formseite des Lebens. Die andere Art betrifft die Identifizierung mit allem, das ausserhalb der Wesensäusserung durch Formen liegt und hiervon befreit ist. Was diese «Einswerdung» sein mag, kann unsere fortgeschrittene Menschheit nicht einmal ahnen; nur solche Grosse Wesen wie Buddha, Christus und ähnliche Erhabene in der Hierarchie wissen darum. Die durch die erste Identifizierung erworbenen und entwickelten Qualitäten gehen nicht verloren, sie durchtränken und prägen das bewusste Vorstellungsvermögen. Die letzte Identifizierung ist (das sollte man beachten) das Resultat der Erfahrungen, die in der ersten gesammelt wurden. Diese Qualitäten wechseln, je nach dem Vorherrschen der einen oder anderen Strahl-Energie. In den Endstadien jedoch gibt es kein Bewusstsein einer Qualität oder einer bestimmten Strahlart; es existiert dann nur ein Seinszustand oder ein Zustand lebendiger Wirklichkeit, der eine Identifizierung, ein Einssein mit der ganzen Schöpfung erkennt und gleichzeitig alle Ergebnisse der geringeren Identifizierungen, all die verschiedenen Differenzierungen und Unterschiede sowie Instinkte, Impulse und intuitiven Erkenntnisse der vielen Strahlen sozusagen in «Fluss» hält (wenn man diesen unzulänglichen Ausdruck gebrauchen darf). Erworbene und manifestierte Qualitäten, mögliche Aktionen und Reaktionen sowie alles bewusste Wissen bleiben ewiglich verfügbar und können durch einen Willensakt wieder zurückgerufen werden; aber alles dies ruht unter der Schwelle des Bewusstseins. Lebendige Wirklichkeit, wirkliches Sein, absolute Ganzheit und unteilbares Einssein, - das sind die Merkmale dieses hochentwickelten Stadiums. Dieses bildet seinerseits die Grundlage für einen höheren Entwicklungszyklus, über den wir nichts wissen. Andeutungen darüber sind in der Abhandlung Über Kosmisches Feuer und in den Hinweisen auf die sieben Pfade, die sich dem Adepten vor der fünften Einweihung auftun, zu finden (Engl. Ausgabe S. 739, 1244, 1267). Aufgehen in dem «Einen Leben» kennzeichnet diesen erhabenen Bewusstseinszustand. Das Hauptmerkmal ist völliges Befreitsein von all dem, was mit den Worten «Form» und «Ego» zu tun hat. Viele [31] der alten Schriften, die versuchen, hierüber etwas auszusagen, und diesen übernormalen und höchstrangigen Zustand zu erklären, sehen sich gezwungen, negative Feststellungen zu machen und sich mit den sogenannten «Maximen der Verneinung» zu behelfen. Nur durch eine Beschreibung dessen, was dieser Bewusstseinszustand nicht ist, kann man eine Idee bekommen, was er in Wirklichkeit ist. Die negative Ausdrucksweise (die von den Lesern im Westen oft falsch gedeutet wird) resultiert nur aus der Unzulänglichkeit und Unfähigkeit der Sprache, die so erlebte Wirklichkeit zu beschreiben. Nach den Haupteinweihungen befindet sich der erleuchtete und befreite Adept in einem derartigen Bewusstseinszustand, dass die Sprache ein wahres Verständnis nur verdunkeln und verhindern würde. Das Bewusstsein des Eingeweihten ist von solch' hoher und erhabener Art, dass man es nur mit Ausdrücken wie: «Befreitsein» oder «Ausgelöscht haben» bezeichnen oder in der Weise andeuten kann, dass man das hervorhebt, was das Bewusstsein eines Eingeweihten nicht ist. Es ist ein unkörperlicher, geistiger Zustand ohne Ego. Jegliches egoisches Bewusstsein wurde von einem Seins- und Bewusstseinszustand überlagert, den man nur dann verstehen und beschreiben kann, wenn das spirituelle Leben so vervollkommnet ist, dass eine Existenz in einer Form keinen weiteren Nutzen brächte. Es ist ein Zustand ohne Individualität, doch bleibt im Unterbewusstsein der Gewinn des individuellen Erfahrungsschatzes weiter lebendig. Das Zentrum des Bewusstseins ist von jeglichem Gefühl individuellen Abgesondertseins so weit entfernt, dass diese Empfindung völlig ausgelöscht ist und nur noch das makrokosmische Leben empfunden und erkannt wird. Es ist ein Zustand, der von unserem gegenwärtigen Standpunkt aus gesehen keine Aktivität kennt. Denn jedes individuelle Reagieren auf den Betätigungstrieb der Materie oder auf jenen Seinszustand, den wir den egoischen nennen, ist verschwunden. Und keiner der Faktoren, die bisher Seelenaktivität und Formexistenz (wie wir es nannten) erzeugt haben, kann die Energie des Lebens und des Denkens weiterhin in Bewegung setzen. Obgleich das Bewusstsein anders ist als alles, was bisher bekannt ist, und nur in negativen Feststellungen geschildert werden kann, so muss man dennoch ständig die Wahrheit im Auge behalten, dass [32] der grössere Bewusstseinsbereich stets die geringeren Bereiche in sich schliesst. Folglich sind alle Aktionen und Reaktionen, Identifizierungen und Zentrierungen, alle Bewusstheiten und Kontakte, Strahlimpulse, Annäherungen und Zurückziehungen sowie alle möglichen Äusserungen göttlicher Tätigkeiten und Qualitäten, die sicht- und unsichtbaren, in den Seinszustand eingeschlossen, der nun der natürliche Zustand spiritueller Existenz ist, - einer Existenz, die erleuchtet und von Schranken befreit ist. Alles kann durch einen Willensakt, oder wenn eine Notwendigkeit es erfordert, wieder hervorgeholt werden. Aber der Adept wird weder von den genannten Faktoren weiter in Bann gehalten, noch identifiziert er sich mit ihnen. Jedes Stadium auf dem langen Weg der Befreiung und Erleuchtung - Menschwerdung, Einweihung, Einswerden - mit denen wir zu tun haben, brachte die Lebensenergie oder den spirituellen, inneren Menschen von einer Stufe zur nächsten, von einer Eigenschaft zur anderen, von einer Erkenntnis zur nächstfolgenden, vom Erscheinen in einem Körper zu spirituellem Leben, vom physischen Körperbewusstsein zum bewussten Empfindungsvermögen, und sodann zum differenzierenden mentalen Bewusstsein. Der Mensch wurde von der Hölle zum Himmel getragen, vom Himmel ins Nirvana, von der Lebensgestaltung des persönlichen Ich zur Anpassung an die Gruppenseele, und von da zu einer Lebensweise inneren Freiseins und rein geistiger Anschauung. Er ging vom Erleben sämtlicher Erscheinungsformen in jenes vollständige Freisein von allen Schwingungseindrücken über, das für das reine Sein (jenseits der Erscheinungswelt) charakteristisch ist. Und doch ist dadurch keine Fähigkeit oder Eigenschaft, nichts an empfindendem Wahrnehmungsvermögen verloren gegangen. Der Alte Kommentar in den Archiven der Meister schildert dies mit beredten Worten: «Die Qualität des Lebens schwindet dahin. Sie flackert nur noch, und erlöscht dann gänzlich. Doch die Gesegneten enthüllen nach Belieben diese Qualität. Die ursprüngliche, reine Wesensart bleibt bestehen. Formleben als Naturkraft vermag nicht in Erscheinung zu treten. Es flammt noch eine Weile auf und verschwindet dann. Die Gesegneten können nach Belieben eine Körperform annehmen, ohne aber mit dieser Form identisch zu sein. Die sieben grossen Strahlen quellen hervor und erschaffen die [33] sichtbare Welt. Sie sind in Tätigkeit, und dann wieder nicht. Alles entsteht und vergeht in zyklischer Folge. Doch die Gesegneten können sich jederzeit, leicht und schnell ins manifestierte Licht begeben. Sie führen dann alle Kräfte des Geistes mit sich, um einer Not, die zu ihrer Kenntnis kam, zu steuern. Licht hält sie nicht in Bann; ihr Vorhaben ist nicht eingekerkert; ihr Wille ist nicht unterdrückt. Sie erscheinen und verschwinden nach Belieben.» (Eine Bestätigung dieser Tatbestände kann an jedem Vollmond im Mai hier auf Erden beobachtet werden, wenn Buddha sichtbare Gestalt annimmt, um dem Plan Gottes zur Erfüllung zu verhelfen und um dem drängenden Verlangen seines eigenen spirituellen Willens nachzukommen). «Nichts hält die Gesegneten. Weder Götter noch die Form; weder Wünsche noch Gedanken; auch nicht irgend eine Qualität des Lebens. Sie bestehen aus Leben in reinster Form; aus lauterstem Wesen und absolutem Willen; aus reiner Liebe und unverfälschten Absichten; mehr kann ein unerleuchteter Mensch nicht fassen und auch das nur zum Teil. Die Gesegneten sind nicht in Existenz, und doch sind sie es. Die Gesegneten wissen nichts und wissen doch alles. Die Gesegneten nehmen kein liebendes Interesse, aber sie bieten göttliche Liebe dar. Die Gesegneten haben keine Rückerinnerung und doch ist ihnen alles gegenwärtig. Die Gesegneten verbleiben in vollkommener Abgeschiedenheit; dennoch können sie auf eigenen Willen hin eine Form annehmen. Die Gesegneten weilen ständig an hoher und erhabener Stätte, doch können sie oft in sichtbarem Licht über die Erde wandeln. Die Gesegneten manifestieren sich nicht durch Formen; dennoch tragen sie alle Formen und Vorhaben in sich.» Der Alte Kommentar setzt dann die Beschreibung fort, die mehrere Seiten beanspruchen würde. Er spricht davon, dass die Gesegneten Nichts sind und doch Alles darstellen, was da ist; dass sie nichts ihr eigen nennen und doch in sich die ganze Wirklichkeit ausdrücken; dass sie keine Heimstätte haben und doch überall zu finden sind; dass sie aus der Sicht verschwunden sind und doch im vollsten Strahlenglanz gesehen werden können. Eine negative Feststellung folgt der anderen, um sofort ins Gegenteil verkehrt zu werden, in dem Bemühen, deutlich zu machen, wie sehr das Leben der Gesegneten von der Form losgelöst ist und dennoch diese einbezieht. Die Beschreibung endet mit der wundervollen Ermunterung: «Drum sei voller Freude, oh Pilger, der du den Weg zum [34] erleuchteten Dasein gehst, denn Gewinn und Verlust sind ein und dasselbe; Dunkel und Licht enthüllen ewiglich das wahrhaft Existierende; Liebe und Verlangen ziehen ewiglich die Lebensenergie zu sich. Nichts schwindet als der Schmerz. Nichts bleibt als Seligkeit, - die Seligkeit wahren Wissens, die Seligkeit wirklichen Kontaktes, die Seligkeit göttlichen Lichts. Der Weg zu Gott ist alles, was verbleibt.» Das ist das hehre Ziel, das niemand von uns sich vorstellen kann. Wohin zielt denn unser Bemühen? Wir sind auf dem Weg des Freiwerdens, und auf diesem Weg entfällt alles unseren Händen; alles wird von uns genommen, und wir werden unabwendbar gezwungen, uns von der Welt des Formlebens und des individuellen Daseins loszulösen. Wir wandern den Weg der Einsamkeit und müssen am Ende verstehen lernen, dass wir im innersten Wesen weder ein Selbst noch ein Nicht-Selbst sind. Völlige Loslösung und unsere Unterscheidungsfähigkeit werden uns schliesslich in einen Zustand von solch' ausgesprochenem Alleinsein versetzen, dass das Grauen der grossen Finsternis sich auf uns herabsenkt. Doch wenn das Bahrtuch der Dunkelheit gelüftet ist und wieder Licht einströmt, dann geht dem Jünger die Erkenntnis auf, dass alles, was er aufgegriffen und gesammelt hatte, und was ihm dann verloren ging und von ihm genommen wurde, wieder rückerstattet ist, nur mit dem Unterschied, dass der Wunsch nach Besitz das Leben nicht länger mehr gefangen hält. Wir sind auf dem Weg zum Bergesgipfel der Absonderung und Isolierung. Auf der Bergspitze müssen wir die entscheidende Schlacht mit dem Hüter der Schwelle ausfechten. Doch auch dieses Erlebnis entpuppt sich als eine Täuschung. Dass wir uns dort isoliert wähnen und einen Kampf ausfechten, das sind nur Täuschungen und Erdichtungen der Unwirklichkeit, - die letzte Hochburg alten Wahnes und der grossen Ketzerei des Trennungs- und Eigenwillens. Dann werden wir, die Seligen, uns vereint mit allem |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |