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Esoterische Psychologie Band 2 (Sieben Strahlen II), Seite 10 ff. (engl.)
Gruppengedanken reif zu machen. Ein Gott wandelt nun auf Erden, verborgen in eines Körpers Hülle, verdeckt durch die Wunschnatur und verschleiert durch unbeständiges Denkvermögen. Eine Zeitlang ist er eine Beute täuschender Sinneseindrücke und hat eine Mentalität, die zuerst nur Hindernisse schafft und ihn einengt, ihm dann aber freies, erlösendes Denken bringt.

In der Geheimlehre und in der Abhandlung über Kosmisches Feuer ist viel über das Thema der Individuation geschrieben worden. Man kann diesen Prozess am einfachsten dahingehend definieren, dass man sagt: Es ist ein Vorgang, durch den Lebensformen des vierten Naturreiches

1. sich ihrer Individualität dadurch bewusst werden, dass sie mittels ihrer Sinnesorgane Erfahrungen sammeln;

2. ihre Individualität dadurch geltend machen, dass sie scharfsinnig denken und urteilen;

3. schliesslich ihre Individualität aufgeben und in der Gruppe aufgehen.

Die Massen sind heute dabei, sich ihrer selbst bewusst zu werden und ein Verständnis und Gefühl dafür zu bekommen, was eine Persönlichkeit in ihrer Gänze ist. Das wird ein erhöhtes Gefühl des eigenen Wertes nach sich ziehen - eine erste Geste der Göttlichkeit. An sich ist dies nicht zu beanstanden, wenn auch dadurch unmittelbare Verwicklungen im Weltbewusstsein und in den Lebensverhältnissen entstehen. Deshalb bedürfen die Jünger in allen Nationen unmittelbarer Führung; sie müssen in richtiger Aspiration geschult [11] und sodann für Einweihungen vorbereitet werden. Es sollte heute Aufgabe intelligenter Eltern und weiser Jugenderzieher sein, jene verständnisvollen Menschen in das Arbeitsfeld der Welt zu schicken, die bereit sind, bei allen Gegenwartsproblemen für jedermanns Recht auf eigene Entscheidung einzutreten. Die Neigung der Massen, Nachrichten ohne Kritik hinzunehmen und die ihnen auferlegten Einschränkungen prompt auf sich zu nehmen, ohne die Hintergründe richtig zu begreifen - woraus sich die blinde Gefolgschaft für ihre Führer erklärt - kann nur dann ein Ende nehmen, wenn man in verständnisvoller Weise in jedem Menschen das Gefühl des eigenen Wertes nährt und ihn darin bestärkt, seine eigenen Ideen geltend zu machen. Eine der fundamentalen Ideen, die das Verhalten eines jeden Menschen bestimmt, ist das Verlangen nach Frieden und Harmonie. Beide sind vonnöten, damit der Mensch sein Schicksal gestalten und erfüllen kann. Daran glaubt die ganze Menschheit fest und unerschütterlich. Sobald die ersten Anzeichen von Selbstgefühl unter den Massen sichtbar werden, muss diese Entwicklung in die Bahn des Friedens und der Harmonie gelenkt werden, denn dies ist der Weg des geringsten Widerstandes. Die Folge davon wird dann die Ausmerzung der Kriege und die Schaffung jener Friedensfaktoren sein, die eine systematische und bedachtsam geförderte Entwicklung ermöglichen werden. Auf Grund einer solchen Entwicklung traten Diktatoren auf und kamen zu Wissen und Macht. Ihr Erscheinen ist ein Beispiel für die Wirksamkeit göttlicher Wesenszüge oder Merkmale, wenn ihnen als Auswirkung des Evolutionsprozesses ein gewisser Spielraum eingeräumt wird. Ein Diktator bringt manche latente Kräfte und göttliche Werdemöglichkeiten zum Ausdruck; aber er wird eines Tages ein Anachronismus sein. Wenn nämlich sehr viele Menschen das Stadium individuellen Selbstbewusstseins und eigener Machtfülle erreicht haben und ihre Kräfte und Anlagen zur vollen Geltung bringen können, bleibt im Denken dieser vielen Menschen kein Raum mehr für eine Diktatur. Heute personifiziert ein Diktator das Ziel des niederen Selbstes, der Persönlichkeit.

Ehe jedoch die Hauptmasse der Menschen [12] ohne Schaden Selbstsicherheit und ein Gefühl des eigenen Wertes erlangen kann, müssen vorerst in grösserer Anzahl jene Persönlichkeiten auftreten, die dieses Stadium bereits hinter sich gelassen haben; zu diesen müssen sich dann noch solche Fortgeschrittene gesellen, die Wissen besitzen, lehren und als lebendiges Beispiel dienen können. Dann können die vielen Angehörigen der denkenden Klasse bewusst und nach eigener Einsicht sich mit den Zielen der Gruppe identifizieren und ihre Einzelexistenz in organisierter Gruppentätigkeit und harmonischer Zusammenarbeit aufgehen lassen. Das ist die Hauptaufgabe der Neuen Gruppe der Weltdiener, eine Aufgabe, die auch für alle Weltjünger heute erstrebenswert sein sollte. Diese Schulungsarbeit vom Einzelnen zum Gruppendienst muss in dreifacher Weise durchgeführt werden:

1. Der einzelne soll durch grösseres Verstehen, durch Dienstleistung und Opferfreudigkeit, persönliche Erfahrungen sammeln, und er soll sich eine innere Übereinstimmung mit der Gruppe auferlegen. Dieser Weg kann sich sehr wohl als nutzbringendes, selbstgewähltes Experiment auswirken.

2. Die Massen sollen in den Prinzipien der Gruppentätigkeit unterrichtet werden, und die öffentliche Meinung soll durch diese klaren Gedanken genährt und gestärkt werden.

3. Möglichst viele Mitglieder der Neuen Gruppe der Weltdiener sollen für die grosse Bewusstseinssteigerung, Einweihung genannt, vorbereitet werden.

Was verstehen wir nun unter «Einweihung»? Es gibt zwei Definitionen. Erstens ist sie (und das ist der wesentlichste Punkt) eine Erweiterung des menschlichen Bewusstseins, wodurch der Eintritt in eine neue und weiter-dimensionierte Welt ermöglicht wird. Ein Eingeweihter kann alles das in seinen Bewusstseinsbereich einbeziehen, was er bisher ausschloss, und was er normalerweise im Denken und Handeln beiseite setzte. Zweitens ist eine Einweihung ein Einströmen von Energien, die für die Seele, und nur für die Seele charakteristisch sind: Kraftströme verstehender Liebe und geistigen Willens. Es sind dies jene Triebkräfte, von denen alle befreiten Seelen angetrieben werden und erfüllt sind. Die beiden Phasen des Hereinströmens dieser Energien und des Durchdrungenseins von ihnen sollten ein gleichzeitiger und einheitlicher Vorgang sein, was von allergrösster Bedeutung ist. Wenn sie nacheinander oder in ständigem Wechsel erfolgen, so weist dies auf einen Zustand ungleicher und unausgeglichener Entfaltung des Kandidaten hin. Oft besteht [13] ein Fortschritt nur in der Theorie. Die Tatsachen des Einweihungsprozesses sind lediglich gedanklich erfasst, aber es fehlt an der erforderlichen praktischen Erprobung im tätigen Leben und an der psychologischen Einbeziehung der äusseren Lebensvorgänge. Darin liegt eine grosse Gefahr, und es ist die Ursache grosser Zeitverluste und Schwierigkeiten. Die geistige Fassungskraft eines Menschen ist oft viel stärker entwickelt als seine Kraft, das Wissen in die Tat umzusetzen. Daher sehen wir so viele deutliche Misserfolge und schwierige Situationen, die das ganze Thema der Einweihung in Verruf gebracht haben. Viele Menschen werden als Eingeweihte angesehen, die lediglich danach streben, eingeweiht zu werden. Sie sind jedoch noch keine wirklich «Eingeweihten». Es sind jene gutmeinenden Menschen, deren gedankliches Verstehen grösser ist als die Kraft ihrer Persönlichkeit, ihr Wissen in die Praxis umzusetzen. Sie kommen mit Kräften in Berührung, die sie noch nicht handhaben und lenken können. Sie haben sich wohl ein gut' Teil innerer Kontakte, die man haben muss, erarbeitet, aber sie haben ihre niedere Natur noch nicht in die richtige Form gezwungen. Sie sind daher ausserstande, das zum Ausdruck zu bringen, was sie in ihrem Inneren verstehen und bis zu einem gewissen Grad erkennen. Es sind jene Jünger, die zu viel und zu früh reden und alles auf ihr Ich beziehen. Sie zeigen der Welt ein Ideal auf, dem sie auch tatsächlich zustreben, aber sie können es noch nicht wahr machen, da ihre geistige Ausrüstung unzulänglich ist. Sie stellen ihre Überzeugungen als fertige Tatsachen hin und verursachen dadurch in den Reihen der Kleinen viel Straucheln. Doch dessenungeachtet arbeiten sie auf das Ziel hin. Sie sind in gedanklicher Hinsicht mit dem Ideal und dem Plan vertraut. Sie wissen um Kräfte und Energien, die den meisten Menschen völlig unbekannt sind. Ihr einziger Fehler ist, dass sie sich in der Zeit irren; sie behaupten - vorzeitig - etwas von sich, was sie erst später sein werden.

Wenn alles für eine Einweihung reif ist, dann beginnen zwei [14] grosse Energiegruppen zu verschmelzen und sich zu vereinen: die der dreifältigen integrierten Persönlichkeit und die der Seele oder des Sonnenengels. Die Energie der Seele bekommt die Vorherrschaft und leitet und überwacht nun die niederen Kraftarten. Dem Strahl der Seele entsprechend wird auch der menschliche Körper sein, in dem sich diese Seelenkontrolle bemerkbar macht. Dieser Punkt wird später ausführlich behandelt werden und zwar in dem Abschnitt über die Strahlen, die ja die verschiedenen Körper - den mentalen, emotionalen und physischen Körper beherrschen. Nur sehr wenig mag sich die Herrschaft des Sonnenengels bemerkbar machen, wenn die erste Einweihung vollzogen ist; daran sollte man denken. Diese Einweihung besagt nur, dass die Keimzelle für ein Seelenleben belebt wurde und der innere spirituelle Körper - die Hülle des inneren spirituellen Menschen - in Funktion kam. Bei der dritten Einweihung wird diese «Hülle» den Menschen befähigen, als «vollerwachsener Mensch in Christo» dazustehen und der Monade die Möglichkeit geben, zu voller Wesensäusserung zu kommen; dieser Vorgang findet statt, sobald der Eingeweihte sich in bewusster Übereinstimmung mit dem Einen Leben weiss. Zwischen der ersten und zweiten Einweihung kann, wie mehrfach erwähnt wurde, ein langer Zeitraum liegen. Viele Verbesserungen müssen während der mannigfachen Stadien eines Jüngers erkämpft und erarbeitet werden. Darüber wollen wir später mehr sagen, wenn wir die sieben Gesetze egoischer Entfaltung besprechen.

Wenn Individuation ihren Höhepunkt erreicht hat, sind die verschiedenen Elemente der Persönlichkeit harmonisch verbunden. Die Persönlichkeit bekundet sich dann als eine Einheit von drei Aspekten. Dieser Zustand ermöglicht:

1. Den ungehinderten Gebrauch der Verstandeskräfte. Der Mensch kann nun allem volle Beachtung schenken, was er für sich selbst und seine Zwecke braucht. Das bedeutet persönlichen Erfolg und Wohlstand.

2. Die Beherrschung des Gefühlslebens, wobei aber der volle Gebrauch des Empfindungsapparates ungeschmälert bestehen bleibt. Der Mensch kann Situationen erfühlen, Reaktionen empfinden und mit den Gefühlsregungen anderer Menschen in Kontakt kommen.

3. Die Fähigkeit, mit der Ideenwelt in Berührung zu kommen und Ideen ungeschmälert ins Bewusstsein zu bringen. Selbst wenn der Betreffende später solche Ideen egoistischen Zwecken dienstbar macht und sie dementsprechend auslegt, kann er doch mit allem in Berührung bleiben, was durch spirituellen Kontakt erfasst werden kann. Der ungehinderte Gebrauch der Verstandeskräfte setzt voraus, dass die Empfänglichkeit für intuitiv aufgenommene Eindrücke zunimmt.

4. Talentierte Leistungen, starke Begabungen und geniale Züge. Die ganze Persönlichkeit setzt alles daran, diese Gaben voll zum Ausdruck zu bringen. Oft ist aussergewöhnliche Vielseitigkeit und die Befähigung vorhanden, bedeutsame Aufgaben auffallend gut zu erledigen.

5. Einen physischen Menschen, der häufig in seinem Körper ein Instrument besitzt, das wunderbar feinfühlend ist und innere, emotionale und mentale Kräfte reflektiert. Ein solcher Mensch besitzt eine grosse magnetische Anziehungskraft. Oft ist seine Gesundheit vielen Ansprüchen gewachsen, obwohl er niemals körperlich robust ist. Durch seine persönlichen äusseren Vorzüge übt er grossen Zauber aus.

Wenn wir weltbekannte Persönlichkeiten, die auf den verschiedensten Gebieten tätig sind, studieren, dabei aber die höheren Gruppenideen und das ständige geistige Bestreben, der Menschheit zu dienen, völlig ausser acht lassen, dann finden wir, dass die Entfaltung zur Individualität bereits eine gewisse Höhe erreicht hat und dass dieser Teil des göttlichen Planes ein Erfolg ist. Man sollte durchaus beachten, dass das Auftreten überragender Männer und Frauen - am rechten Platz und zur rechten Zeit - ebenso als ein Gotteserfolg zu werten ist, wie das Erscheinen der Grossen Gottessöhne. Im ersten Fall beruht der Erfolg auf dem dritten Aspekt der Göttlichkeit, der die Seele in sich trägt und verbirgt, und im anderen Fall auf den beiden Aspekten (dem zweiten und dritten), die den Lebensaspekt der Monade in sich tragen und verborgen halten. Wenn man das klar erfasst hat, werden unsere Wertbegriffe über Errungenschaften in der Welt eine Korrektur erfahren. Wir werden dann dem Prozess des Lebens wirklichkeitsnäher gegenüberstehen, ohne die übliche Verblendung, die sowohl unseren Blick, als auch den grosser [16] Persönlichkeiten trübt. Ein ungewöhnlicher Erfolg eines Einzelmenschen ist schon an sich ein Beweis von Seelenaktivität, denn jedes Individuum ist eine lebendige Seele, welche die niederen Körperhüllen zur Tätigkeit anspornt und im Lauf der Entwicklung

1. in jeder neuen Inkarnation eine Hülle nach der anderen aufbaut, die immer mehr der eigenen Ausdrucksverleihung angepasst werden;

2. jenes Empfindungsvermögen in den Hüllen hervorbringt - zuerst nacheinander in jeder Hülle und später in allen gleichzeitig - wodurch es den Hüllen möglich wird, auf einen ständig zunehmenden Bereich göttlichen Einflusses zu reagieren;

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.