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Esoterische Psychologie Band 1 (Sieben Strahlen I), Seite 272 ff. (engl.)
unmittelbare Lösung des Sexualproblems, dem wir z.Zt. gegenüberstehen. Durch lange Zeitalter haben die Menschen eine gottgegebene Funktion missbraucht und in falsche Bahnen gelenkt; sie haben ihr angestammtes Recht entwürdigt; durch laxe Konzessionen und unbeherrschte Ausschweifungen haben sie eine Ära geistiger und körperlichen Krankheiten heraufbeschworen, mit all den falschen Einstellungen und Scheinverhältnissen, die erst in hunderten von Jahren ausgemerzt werden können; sie haben ferner unzählige menschliche Wesen vorzeitig zur Inkarnation gezwungen, die für diese Inkarnation noch nicht genügend vorbereitet waren und noch grösserer Pausen zwischen den Lebenszeiten bedurften, um ihre Erfahrungen zu verarbeiten. Unentwickelte Seelen kommen bald zur Wiedergeburt, während ältere Seelen längere Zwischenperioden brauchen, um die Früchte der Erfahrung aufzuspeichern. Diese Seelen sind jedoch der magnetischen Anziehungskraft derer ausgesetzt, die in der äusseren Welt leben, und eben diese Seelen sind es, die vorzeitig zur Erde zurückgeholt werden. Alles das unterliegt natürlich dem Gesetz, aber die unentwickelten Seelen wachsen und entfalten sich nach dem Gruppengesetz, so, wie die Tiere, während die höher entwickelten Seelen der Anziehung der menschlichen Familien folgen; und die Vollentwickelten kommen laut dem Gesetz des Dienstes zur Inkarnation, sie wählen mit Überlegung ihre Eltern, da sie sich ihrer selbst bewusst sind.

Um klar zu sein und ein schnelleres Nachschlagen zu ermöglichen, will ich meine Ausführungen in vier Gruppen teilen:

1. Definition [273] über Wesen des Geschlechtstriebes, über Tugenden und Laster.

2. Die Auffassung, die man im neuen Zeitalter über sexuelle Fragen haben wird.

3. Einige Vorschläge für die Gegenwart.

4. Sexualität im Leben des Jüngers.

Ich will mich nicht mit der Geschichte oder mit Einzelheiten der Rassenentwicklung befassen. Diese Fragen sind notwendigerweise mit dem sexuellen Problem verbunden, doch sind sie für meine vorliegenden Zwecke zu umfangreich und der Folgerungen sind zu viele. Wie ich früher bemerkt habe, lasse ich die physiologischen Sexualaspekte beiseite, desgleichen die Krankheiten, die aus dem Missbrauch der Sexualfunktion resultieren. Ich will auch auf das Thema der Unfruchtbarkeit nicht eingehen, höchstens nur so weit, als der moderne Mensch in Frage kommt. Ich kann mich auch nicht mit den strittigen Ansichten der verschiedenen Geistesrichtungen abgeben, da ich keinen speziellen Standpunkt berücksichtige, wie z.B. den der Religion, der Moral oder einer sonstigen Partei. Die ganze Frage ist viel umfangreicher und tiefgründiger, als alle die religiösen Meinungen und Moralstatuten, die von kleinen Geistern aufgestellt wurden. Was in einem Land als moralisch gilt oder etwas mit Moral zu tun hat, kann für ein anderes Land ganz das Gegenteil bedeuten. Was in einem Teil der Welt für gesetzlich gehalten wird, wird in dem anderen als ungesetzlich angesehen. Was in einem Klima ein schwieriges Problem ist, hat in einem anderen ein ganz anderes Gesicht. Vielehe, wahlloser Verkehr und Einehe existierten und existieren in ständigem Auf und Ab während aller Zeitalter und in allen Teilen der Erde; sie sind heute alle gleichzeitig anzutreffen. Jede Art von Beziehung war einmal oder ist heute wieder richtig, gesetzlich und schicklich oder aber unrichtig, ungesetzlich und unpassend. Jede Art und Weise, Sexualbeziehungen zu interpretieren, war dem Angriff oder der Verteidigung ausgesetzt, löste tugendhaftes Schaudern oder Scheinargumente aus; jede Methode war üblich und richtig, je nach der Gegend der Überlieferung, Erziehung und den täglichen Gewohnheiten. In einem Teil der Erde mag eine Frau mehrere Männer haben; in einem anderen sind einem Gatten vier Gattinnen erlaubt, wenn er es so will; in dem [274] Harem der Mohammedaner und dem Hüttendorf der Hottentotten sind solche Tatsachen allbekannt. Im Westen hat ein Mann gesetzlich eine Frau, aber infolge seiner verschiedenen «Verhältnisse» und seiner sogenannten «romantischen Abenteuer» hat mancher in Wirklichkeit so viele wie ein afrikanischer Häuptling; und Frauen sind heute nicht viel besser.

Ich habe der genannten Zustände Erwähnung getan, nicht um Kritik zu üben, sondern um von Tatsachen zu sprechen und um dem Durchschnittsleser eine weltweite Gepflogenheit bewusst zu machen, die wahrscheinlich von seiner mutmasslichen Vorstellung abweicht. Ich schreibe nicht für Spezialisten, sondern für den intelligenten Durchschnittsstudenten, dem ein Bild der Zustände, wie sie auf dem weiten Erdenrund existieren, not tut.

Es ist gewiss eine hehre Grundwahrheit, dass der Mensch mit seinen Gedanken und Wünschen einer gottgewollten Einehe zustrebt, doch dieses Ideal wurde bisher nicht überall erreicht. Wenn man diese Feststellung mutig und wahrheitsgemäss aufnimmt, so wird man zu der Annahme gezwungen, dass der Mann - in allen historischen Zeiten - niemals monogam war. Die Frau hat sich in der Vergangenheit, mehr als der Mann, an die Einehe gehalten, doch heute, wo die Wissenschaft moderne Schutzmethoden an Hand hat, die das Risiko und die Geburtsschmerzen verringern, geschieht das wahrscheinlich weniger als vordem. Bis heute wird eine Geburt als Schreckmittel und Strafe für gesetzliche oder ungesetzliche Sexualbeziehungen angesehen. Man lasse den Schauder, der in diesen Worten lebt, auf sich wirken! Es hat natürlich immer Frauen gegeben, die dem Gewerbe «zwangloser» Geschlechtsbeziehungen gehuldigt haben, aber ich denke hier an Hausfrauen.

Wird man mir Glauben schenken, wenn ich sage, dass die sexuelle Frage in der ganzen Welt so kritisch und ernst ist, dass kein wie immer gearteter Denker eine Lösung sieht oder nur einen Ausweg aus der gegenwärtigen Sackgasse findet, ganz gleich, welch' klarer Kopf und gelehrter Mensch er ist? Das Festhalten an alten Gebräuchen und Methoden, die in der Länge der Zeit Konsequenzen unvermeidlich machen, kann gewiss den scharfsichtigsten Denker [275] verwirren. Allein die physischen Folgen des Geschlechtsverkehrs in und ausserhalb der Ehe haben nicht nur die heutige Menschheit ins Leben gerufen, sondern es traten auch Krankheiten, Geistesstörung, üble Gewohnheiten und perverse Impulse in Erscheinung, die unsere Krankenhäuser, Nervenkliniken und Sanatorien, unsere Gefängnisse und Irrenanstalten füllen.

Unsere Jugend, besonders die idealistisch eingestellten und klardenkenden Jungen und Mädchen, sieht sich einer Situation gegenüber, die ihre besten Bemühungen gefährdet. Sie wissen nicht, was sie denken oder für richtig halten sollen. Sie haben Einblick in Familienverhältnisse oder sind selbst Mitglied einer Familie, die durch gesetzliche Ehe geheiligt ist, und sie sehen (in einem grossen Massstabe) nichts als Unglück, legalisierte Prostitution, gestörte Gesundheit, unerlaubte Verhältnisse, vernachlässigte und unerwünschte Kinder, mit all den Reibungen, die eine falsche Gattenwahl und Scheidung mit sich bringen, und sie finden auf all das keine verständige Antwort. Sie halten anderswo Umschau, sehen sich das Leben derjenigen an, die keine Eheverantwortung auf sich nahmen und auch hier finden sie nichts als Unzufriedenheit, sexuellen Verkehr, von dem niemand etwas weiss oder merkt, körperliche Störungen durch Vereitelung natürlicher Instinkte» psychische Zustände schlimmster Art, hie und da illegitime Kinder, sexuelle Perversitäten und eine Zunahme von Homosexualität. Diese Jungen und Mädchen sind förmlich erdrückt von den verwirrenden Tatsachen und wissen keine Antwort auf ihre vielen Fragen. Sie wenden sich an Menschen, die etwas von der Welt kennen, um eine Lösung und Klärung zu erhalten, aber sie bekommen keine klare Antwort, keine vernünftige Lebensweisheit oder grundsätzliche Unterweisungen, die Hand und Fuss haben. Man mag ihnen herkömmliche Meinungen vorbringen und ihnen anraten, Mass zu halten und alles zu vermeiden, was ihre Gesundheit schädigen oder ihre wirtschaftliche Situation verschlimmern könnte. Man mag ihnen vielleicht auch die Morallehren der Vergangenheit vor Augen halten und sie vor den Folgen warnen, die unweigerlich eintreten, wenn jemand die Naturgesetze bricht und seinen Körper durch ungebändigte [276] Begierden herabwürdigt. Man mag ihnen ferner in preisenden Worten die Vorzüge eines «einfachen Lebens» geschildert und sogar die Tatsache betont haben, dass sie Gotteskinder seien. Alles das ist gut und richtig und nützlich. Aber das ist keine brauchbare Lösung, keine Klärung ihrer Probleme, und somit bleibt ihre Verwirrung bestehen. Sie mögen sich vielleicht auch an religiös denkende Menschen wenden und orthodoxe Geistliche aufsuchen. Hier sagt man ihnen, sie sollten gute Menschen sein; man weist sie auf das Beispiel der Heiligen hin; man überschüttet sie mit einer Flut von puritanischen Ermahnungen, moralischen Plattheiten und Erklärungen, die alle nicht befriedigen, da sie meistens auf persönlichem Vorurteil und auf Voreingenommenheit beruhen. Nur selten hören sie etwas Bestimmtes und wenn, dann geht es nicht über den fundamentalen Grundsatz des mosaischen Gesetzes hinaus: «Du sollst nicht . . .». Den jungen Suchern und Fragern unserer Generation sagt die Feststellung, dass Gott «also und mit diesen Worten» sprach oder dass die Bibel «dieses, das und jenes» empfiehlt, wenig und beantwortet ihre Wissbegierde nicht, warum das so ist. Die Hoffnung, einstmals in den Himmel zu kommen, wo Selbstdisziplin, Selbstkontrolle und sexuelle Abstinenz die verdiente Belohnung finden sollen, scheint in so weiter Ferne zu liegen, dass sie die Versuchungen der Umwelt und den naturgegebenen Sexualimpuls nicht unwirksam macht.

Es ist gewiss eine wunderbare Wahrheit, dass viele Menschen den «Versuchungen des Fleisches» widerstehen. Und es ist eine ebenso bewundernswerte Tatsache, dass es überall auf der Welt Männer und Frauen gibt, die durch dieses Leben in Reinheit und Keuschheit gehen. Dass es vorgeschrittene Seelen gibt, die ihre Tiernatur völlig abgetan haben und deren tägliches Tun und Lassen nur von ihrer höheren Denkkraft geleitet wird, ist ein Ruhmesblatt der Menschheit. Viele von ihnen, die in einer Welt anderer Gedanken und Interessen leben, sich natürlich nicht solchen Versuchungen ausgesetzt wie ihre Mitbrüder, die noch tierische Instinkte in sich fühlen. Und wiederum gibt es andere Menschen, die bloss deshalb nichts Unrechtes tun, weil sie entweder die körperlichen Folgen oder die Bestrafungen im Jenseits fürchten. Doch wer von all diesen [277] Persönlichkeiten, mögen sie noch so gut und heiligmässig sein, kann mit wirklicher Weisheit und Einsicht über dieses Weltproblem sprechen? Wer von ihnen kann heute den Ausweg für die Menschheit sehen? Wer von ihnen erkennt die Ursache für all die Not, Sünde und Schlechtigkeit, die sich infolge der Geschlechtsbeziehungen entwickelt haben? Wer erfasst die wirkliche Bedeutung des Sexuallebens, die Rolle, die es in dem grossen Weltenplan spielt und den Grund für die Beziehung zwischen den Geschlechtern? Wer von all diesen kann mit glaubhafter Vision voraussagen, welches die nächste Entwicklungsstufe sein wird und welchem Ziel wir zustreben?

1. Definitionen über das Wesen des Geschlechtstriebes, über Tugenden und Laster.

In kosmischer Auslegung ist das Wort «geschlechtliche Beziehungen» eine Beschreibung der Beziehung, die (während der Zeit der sichtbaren Schöpfung) zwischen Geist und Materie und zwischen Leben und Form besteht. Im Grunde genommen ist diese Beziehung eine Auswirkung des Gesetzes der Anziehung, - jenes fundamentalen Gesetzes, das der ganzen Manifestierung von Leben in äusseren Formen zugrunde liegt und das alle sichtbaren Gebilde und Geschöpfe ins Leben ruft. Im menschlichen und physischen Sinn wird das Wort «Sexualbeziehung» gebraucht, um die Zeugungsfunktion eines Mannes mit einer Frau zu kennzeichnen, deren Folge der Nachwuchs der Gattung homo sapiens ist. In dem Sinne, wie ein heutiger Durchschnittsmensch in seiner Gedankenlosigkeit dieses Wort auffasst, bedeutet es die lockende Befriedigung eines tierischen Impulses, dem um jeden Preis und ohne regulierte Intervalle gefrönt werden müsse. Das Wesen der Sexualität ist Dualität, die Trennung einer ursprünglichen Einheit in zwei Aspekte oder Hälften. Diese zwei Teilstücke eines Ganzen nennen wir Geist und Materie, männlich und weiblich, positiv und negativ; ihrem Wesen nach streben diese getrennten Aspekte - durch den Prozess der Höherentwicklung - dem Endzustand der Homosexualität zu, womit nicht das Wort «Homosexualität» gemeint ist, das heute in [278] unzutreffender Heranziehung für eine widernatürliche Beziehung gebraucht wird. Letztere wuchert heute zügellos, wenn man das moderne psychische Symptom im Auge hat. Aber es ist eine grosse Seltenheit, einen Menschen zu finden, der in sich wirklich beide Geschlechter vereint und der sich - in körperlicher und mentaler Hinsicht- gänzlich «selbst genügen, selbst erhalten und selbst fortpflanzen kann». Hie und da in allen Zeitaltern finden wir den wahren doppelgeschlechtigen Typus als Garanten dafür, dass in ferner Zukunft durch die Evolution der Rassen ein Ziel erreicht werden mag, das die beiden getrennten Hälften wieder in der ursprünglichen Verbundenheit zeigt. Mit diesem Hinweis habe ich weder die Lehre von Zwillingsseelen im Sinne, noch denke ich dabei an eine sonstige Entstellung der Wirklichkeit. Ich meine den göttlichen Hermaphroditen, den wahren androgynen Typ von Mann-Frau, den Menschen in seiner Vollendung. Diese Bezeichnung ist heute entstellt, besitzt nicht mehr ihre wahre Bedeutung und bezieht sich in neun von zehn Fällen (richtiger in 99 von 100 Fällen) auf eine Art mentaler Verirrung, auf eine verzerrte geistige Einstellung, gefolgt von körperlichen Gepflogenheiten und Reaktionen, die - als Ding an sich - so sehr der Vergangenheit angehören, dass ihre uralte Existenz die Idee nicht rechtfertigen kann, dass es sich um eine fortschrittliche Situation handle. Man kann viel eher von einem Schritt zurück sprechen, von

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.