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Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, Seite 366 ff. (engl.)
rechten mitfühlenden Antrieb geben. Sicherlich kann die Welt aufgrund von rein kaufmännischen und egoistischen Überlegungen wieder saniert werden, denn Handelsbeziehungen, Güteraustausch und finanzielle Stabilität spielen dabei eine wichtige Rolle. Aber das sind nicht die grundsätzlichen Motive, die den Menschen wieder die Selbstachtung und ein gesichertes Leben verschaffen können. Sie würden für viele Menschen und Gruppen die Antriebskraft, aber nicht der Beweggrund sein, der zum wahren fortschrittlichen Wiederaufbau der Struktur des menschlichen Lebens führen kann.

Der Wiederaufbau wird das Werk der intelligenten Menschen guten Willens sein, und sie werden die Aufgabe haben, der Menschheit wieder neues Leben und Glück zu bringen. Für diese Menschen schreibe ich; beachtet das wohl. Ich schreibe nicht für technische Fachleute und geschulte Regierungsberater, sondern für jene, die in ihrem Herzen gegenüber allen Menschen guten Willen haben und die demzufolge ihren Teil beitragen möchten, der Welt Ruhe und Frieden zu bringen, einen Frieden, der auf sichereren Werten als den vergangenen, und auf klügeren Planungen beruht. Im Grunde genommen arbeiten die Menschen guten Willens nicht für den Frieden, sondern für die Entfaltung und Stärkung des Geistes brüderlichen Verstehens und der Zusammenarbeit; das allein wird stark genug sein, um Rassenschranken niederzureissen, die Wunden des Krieges zu heilen und eine neue Welt aufzubauen, die den intelligenten Erfordernissen der Massen entspricht.

In meinen früheren Flugblättern versuchte ich (im Verein mit vielen anderen Denkern) die Massnahmen zu umreissen, die ergriffen werden könnten, um die drohende Katastrophe abzuwenden. Als eine der wichtigsten Massnahmen bezeichnete ich ausdrücklich die Zunahme des guten Willens in der Welt, denn guter Wille ist das wirksam tätige Friedensprinzip. Ich wies auch nachdrücklich auf die Notwendigkeit einer internationalen Verständigung hin und betonte, dass die Bodenschätze dieses Planeten allen zugute kommen müssten und dass die Völker zugeben sollten, dass [367] sie erwiesenermassen alle am Krieg mitschuldig seien; ausserdem gab ich bekannt, welche Ideen verwirklicht werden müssten, wenn die Ära des Separatismus ein Ende finden soll.

Trotz aller Anstrengungen der Menschen guten Willens und der Friedensorganisationen, trotz der Aufklärungsarbeit der Denker, Erzieher und führenden Persönlichkeiten traten zwei Ereignisse ein, von denen man gehofft hatte, dass sie abgewendet werden könnten. Das erste war, dass der Geist des Bösen und des Materialismus in konzentrierter Form durch die Achsenmächte in Erscheinung trat; den Anfang machte Japan mit seinem Angriff, und dann wirkte sich dieser Geist des Bösen mit voller Kraft durch Deutschland aus. Das zweite Ereignis war die Tatsache, dass die neutralen Nationen im Anfangsstadium des Krieges die nötigen Massnahmen versäumten, sich aktiv am Kampf gegen die Diktatoren zu beteiligen; sie waren unfähig, das ganze Ausmass an Grausamkeiten zu erkennen, die der Menschheit bevorstanden. Der Egoismus in der Menschheit war tiefer verwurzelt, als es den Anschein hatte. Die Alliierten kamen erst nach zwei Jahren Krieg zu einer richtigen Zusammenarbeit, und inzwischen war eine Reihe neutraler Nationen planmässig besetzt und ausgeplündert worden. Die Blindheit der neutralen Nationen machte die Kalkulation der weitsichtigen Männer, die für das Wohl der Welt arbeiteten, zunichte; dadurch wurde das Ende des Krieges ernstlich verzögert.

Der kritische Punkt ist jetzt überwunden. Die Tatsache, dass man jetzt weiss, was für die Menschheit auf dem Spiel steht, und dass die Alliierten völlig einig sind, garantieren den unausbleiblichen Sieg über die Achsenmächte. Es gibt auch noch andere Faktoren, die den endgültigen Sieg der Kräfte, die für Recht und Freiheit in der Welt kämpfen, sichern. Ich kann nicht in Einzelheiten gehen, aber ich möchte diese Faktoren aufzählen, damit die Völker sehen, dass dadurch der Triumph der freien Welt garantiert ist. Es sind folgende Faktoren:

1. Der Wille zum Sieg wird immer stärker; im selben Masse nehmen Schlichtungsversuche, Pazifismus und Ungewissheit ab.

2. Die durch den Angriff der Achsenmächte geschaffene missliche Lage trägt entschieden dazu bei, die öffentliche Meinung zu festigen in dem unabänderlichen Entschluss, dem Übel ein Ende zu machen, das von Deutschland und Japan verursacht wurde und von Italien nur unwillig unterstützt wird.

3. Die Alliierten [368] sind jetzt dabei, ungeheure Hilfsquellen zu mobilisieren; das Erzeugungspotential und der Masseneinsatz dieser Reserven sind praktisch unerschöpflich. Die menschlichen und materiellen Reserven Deutschlands und seiner Verbündeten sind ausgeschöpft; im Augenblick sind sie zwar noch ausserordentlich machtvoll, doch ist bereits eine ständige Abnahme für die Zukunft zu erkennen.

4. Die Kernfragen, um die es in diesem Krieg geht, werden immer klarer erkannt. Sogar die unwissenden und voreingenommenen Menschen sehen jetzt ein, dass es um drei grundsätzliche Stellungnahmen geht und dass sie sich für eine davon entscheiden können.

a. Der demokratische Standpunkt, der die «Vier Freiheiten» und die Atlantik-Charta betont, der rechte menschliche Beziehungen und das Ende der Angriffe gewährleistet.

b. Die totalitäre Position, die unbedingt die Weltdiktatur anstrebt und die eroberten Länder versklaven möchte, die den Rassenhass schürt, Grausamkeiten verübt und dröhnenden Schrecken verbreitet.

c. Die Einstellung der Pazifisten und jener Leute, die schlichten und besänftigen möchten; es sind Idealisten und Schwärmer, denen Gandhi als Vorbild dient. Er personifiziert den kompromisslosen, aber weltfremden Fanatiker, der gewillt ist, Menschenleben, Nationen und die Zukunft der Menschheit zu opfern, um das erstrebte Ziel zu erreichen. Wenn Gandhi jetzt Erfolg hätte, würde er in Indien einen Bürgerkrieg entfesseln und jegliche Hoffnung auf eine baldige Befreiung des Landes zunichte machen; er würde dadurch den Japanern eine leichte Eroberung dieses grossen Landes ermöglichen und ein Blutbad ungeheuren Ausmasses verursachen. Deutschland könnte sich dann quer durch Asien mit Japan vereinigen, was wahrscheinlich den Sieg der totalitären Mächte zur Folge hätte. Und das wäre entsetzlich.

Diese drei Standpunkte werden heute von allen Menschen klar erkannt, so dass sie sich jetzt in Selbstverantwortung für einen dieser drei Standpunkte entscheiden können.

5. Überall triumphiert der Geist der Freiheit (sogar zur grössten [369] Bestürzung Deutschlands auch in den besetzten Ländern), und überall tritt die Schönheit des menschlichen Geistes zutage, sowohl in den eroberten Gebieten als auch bei den Nationen, die - an die Wand gedrückt - für menschliche Freiheit kämpfen.

6. Überall ist ein starkes Interesse für die Situation nach dem Krieg festzustellen. Ein Beweis dafür sind die Artikel, Flugblätter, Bücher und Vorträge von leitenden Persönlichkeiten, Politikern und geistig eingestellten Menschen, die sich mit Plänen für die neue Weltordnung befassen. Die Kräfte der Rehabilitierung und des guten Willens verstärken sich zusehends; sie bilden in allen Nationen eine grosse unsichtbare Armee, bei der zwar hinsichtlich der Methoden und der Art des Vorgehens noch Unsicherheit herrscht, die sich aber für die Ziele und Prinzipien völlig klar ist.

Diese sechs Faktoren sichern den Sieg der Lichtkräfte über die Kräfte des Übels; wir können also mit Optimismus das Ende des Krieges und die Demobilisierung der Armeen erwarten und mit Zuversicht auf die Zeit hoffen, da die Schiffe wieder friedlich über die sieben Meere fahren können und die Angst vorbei ist.

Welche Gefahren wird es dann geben, die man abwenden soll?

Worauf müssen wir uns vorbereiten, wenn wir vor der Aufgabe des Wiederaufbaus stehen? Es könnte nützlich sein, einige der Gefahren aufzuzählen, auf die wir uns vorbereiten müssen. Wir wollen sie in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit betrachten.

1. Die Gefahr eines zu schnellen Friedensvertrages. Lasst uns gehörig auf einen langen Waffenstillstand hinarbeiten, damit inzwischen die Hitze des Kampfes und die Feuer der Rache verlöschen können, damit die Qual der Menschheit gelindert und Zeit für eine ruhige und leidenschaftslose Planung gewonnen werden kann.

2. Die Gefahr, zu einem sogenannten normalen Leben zurückzukehren. Es wäre eine Katastrophe, wenn die Menschheit dann zu den Zuständen der Vorkriegszeit zurückkehren und das altvertraute Leben weiterführen würde. Es war eine Welt des (staatlichen oder finanziellen) Imperialismus, des Nationalismus, der unglücklichen, ausgebeuteten Minderheiten, der abscheulichen Unterschiede und trennenden Schranken [370] zwischen arm und reich, zwischen Osten und Westen und zwischen Kasten und Klassen - überall ohne Ausnahme.

3. Die Gefahren, die sich bei der Neuordnung der Nationen ergeben. Wenn die Neuordnung auf der Grundlage geschichtlicher Überlieferung und der alten Grenzen erfolgt, dann würde dies nur einem neuen Krieg Vorschub leisten. Diese Massnahmen müssten auf der Menschheit selbst beruhen; der Wille der freien Völker muss der bestimmende Faktor sein, nicht der Wille von Technikern oder Politikern oder von einer herrschenden Klasse oder Gruppe. In der kommenden Welt wird die Gleichstellung der Menschen eine überragende Bedeutung erlangen. Die Menschen werden, soweit es an ihnen liegt, ihr Schicksal selbst bestimmen, und sie werden ihren freien Willen geltend machen, um die Art von Welt zu schaffen, in der sie zu leben wünschen. Sie werden selbst entscheiden, welchem Land sie als Bürger angehören und unter welcher Regierungsform sie leben möchten. Das braucht natürlich Zeit und darf nicht übereilt werden. Es bedarf der planvollen Massenerziehung in jedem Land; man muss die Massen über die Prinzipien der Freiheit belehren und ihnen den Unterschied zwischen Freiheit und Zügellosigkeit behutsam, aber deutlich klarmachen. Eine neue Weltordnung, die auf der Wiederherstellung historischer Landesgrenzen beruht, hat keinerlei Aussicht, dem Streit, der Angriffslust und Furcht ein Ende zu machen. Dagegen kann eine neue Weltordnung, die auf menschlichen Werten und auf rechten gegenseitigen Beziehungen beruht (langsam natürlich, aber unausbleiblich), jene neue Zivilisation einleiten, die von den Menschen guten Willens für die gesamte Menschheit verlangt wird.

4. Gefahren, die aus Hass und infolge erlittener Schmerzen entstehen können. Die Vermeidung dieser Gefahren ist am schwierigsten. Der Hass gegen das Naziregime (und gegen die deutsche Nation, die es gutheisst) nimmt ständig zu; das ist fast unvermeidlich, denn die Untaten dieses Regimes schreien zum Himmel. Nach dem Krieg werden die Alliierten notgedrungen auch die Aufgabe haben, das deutsche Volk vor dem Hass jener zu schützen, die von Deutschen in solch erschreckender Weise missbraucht und misshandelt wurden. Das wird eine schwierige Sache sein. Vergeltung und Rache sollten nicht erlaubt werden, aber andererseits kann und sollte [371] den Deutschen eine gerechte Zahlung für ihre Übeltaten nicht erspart bleiben. Ewig gilt das Gesetz, das besagt, dass ein Mensch oder eine Nation das erntet, was er (oder sie) gesät hat. Deutschland hat in der zivilisierten Welt Böses gesät und wird daher eine Zeitlang ein hartes Los ertragen und sich unter Tränen und Schweiss abmühen müssen, um für seine Übeltaten zu zahlen. Aber diese Zahlung sollte ein Teil der Rehabilitierung, keine rachsüchtige Erpressung sein; und wenn das beachtet wird, wird es auch keine schweren Fehler geben. Das deutsche Volk muss rastlos und angestrengt dafür arbeiten, das zugeführte Übel wiedergutzumachen; aber die nächste Generation, die heute in der Wiege liegt oder zur Schule geht, darf nicht bestraft werden. Die Säuglinge und kleinen Kinder, die an den üblen Aktionen ihrer Väter und Brüder keine Schuld haben, sollten nicht in die auferlegten Strafmassnahmen einbezogen werden.

Die jungen Männer im heutigen Deutschland müssen mit ihrer Hände Arbeit und im Schweisse ihres Angesichtes das wiederaufbauen, was sie in so rücksichtsloser Weise zerstört haben; die zwar kraftlosen, aber unbescholtenen älteren Leute, die kleinen Kinder und die heranwachsenden Jungen und Mädchen müssen von diesen Massnahmen verschont und zu Bürgern eines besseren und erfreulicheren Deutschland erzogen werden - eines Deutschland, das ein konstruktiver Teil des Ganzen, nicht eine Drohung und ein Schrecken für alle rechtlich denkenden Menschen ist. Die einzige Möglichkeit, diese steigende Flut des Hasses einzudämmen, ist die, die Menschen guten Willens aufzurütteln - Menschen, welche die Menschheit als einheitliches Ganzes und alle Menschen als Brüder ansehen. Dieser Hass wird nicht dadurch zurückgedrängt werden, dass man denen, die unter der Herrschaft der Achsenmächte gelitten haben, sagt, dass sie nicht hassen

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.