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Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, Seite 203 ff. (engl.)

IV. Die bevorstehenden Aufgaben

Wir kommen nun zur praktischen Seite des Themas und zur Beantwortung der folgenden Frage: Angenommen, dass die neue Weltordnung möglich ist, was kann getan werden, um sie jetzt, mitten im Krieg, anzubahnen?

Wir haben jetzt folgende Zeitabschnitte zu gewärtigen:

1. Die Dauer des Krieges, bis Deutschland besiegt und der Kampf beendet ist.

2. Die Zeit [204] nachher, wenn der Lärm der Waffen verstummt ist. Dann müssen der Friedensvertrag und die nötige Aufbauarbeit festgesetzt werden.

Mit diesen beiden Zeitabschnitten müssen wir uns befassen. Es werden sehr schwierige Zeiten sein, mit schmerzlichen Konflikten und Umstellungen. Die Wiederherstellung der Harmonie und Ordnung in der Welt ist eine ungeheure Aufgabe. Es wird nicht leicht sein, den Menschen in allen Ländern beizubringen, dass sie neue Ideale einer richtigen Lebensführung, eines neuen Rhythmus und die Bereitschaft, miteinander zu teilen, haben müssen. Die Männer und Frauen guten Willens werden ihre besten Kräfte und Fähigkeiten einsetzen müssen, um die Wunden der Menschheit zu heilen, um die zertrümmerte Zivilisation wiederaufzubauen, um die Abrüstung einzuleiten, um die nationalen, materiellen und psychologischen Notwendigkeiten zu erkennen, um die Kinder in der Welt wieder glücklich zu machen und deren Zukunft zu sichern. Die weise Führung der Neuen Gruppe der Weltdiener und das rege Interesse der intelligenten und einsichtsvollen Menschen in jeder Nation werden gleichfalls notwendig sein.

Zunächst müssen sich die Männer und Frauen guten Willens ein für allemal entscheiden, für welche der beiden kämpfenden Kräfte sie - gedanklich und geistig - Partei ergreifen, auch wenn sie vom eigenen Land zu keiner physischen Dienstleistung aufgerufen werden. Ich schreibe in der jetzigen Zeit für jene Menschen, die sich auf die Seite der konstruktiven Kräfte stellen, die für demokratische Werte und für die Freiheit der Völker kämpfen. Ich möchte hier daran erinnern, dass es in Deutschland und in Italien viele Tausende Menschen gibt, die im stillen für jene Kräfte eintreten, die um den Sieg über die Achsenmächte kämpfen. Das darf man niemals vergessen, denn auch unter der totalitären Herrschaft gibt es sehr viele solche Leute. Die Kräfte des Lichtes sind in jedem Land zu finden, sie können aber derzeit nur in jenen Ländern wirksam zum Ausdruck kommen, die gegen Deutschland kämpfen.

Die Männer und Frauen guten Willens, im Verein mit der Neuen Gruppe der Weltdiener, sollten bestrebt sein, die laufenden Probleme einsichtsvoll zu verstehen und die Weltlage von jedem möglichen Gesichtspunkt aus zu studieren. Einsichtsvolles Verstehen, Liebe [205] zu den Mitmenschen und gesunder Menschenverstand sind die Vorbedingungen für den verlangten Dienst. Die Menschen sollten diese Eigenschaften kultivieren, indem sie sich von allen sentimentalen Gefühlen frei machen und sich mit den gegebenen Tatsachen und Umweltbedingungen befassen. Man muss klar erkennen, dass die zu leistende Aufgabe Zeit braucht und dass die Männer und Frauen guten Willens ständige Anstrengungen machen müssen, um gegen die Teilnahmslosigkeit und krankhafte Trägheit anzukämpfen, an der die Massen in jedem Land leiden. Zweierlei kann sofort unternommen werden:

1. In jedem Land sollen jene Menschen guten Willens entdeckt werden, die für das geistige Zukunftsbild der neuen Weltordnung empfänglich sind.

2. Diese Menschen sollen den Massen in allen Ländern die zukünftigen Möglichkeiten aufzeigen.

Ich möchte noch darauf aufmerksam machen, dass man die Mitglieder der Neuen Gruppe der Weltdiener und die Menschen guten Willens in jedem Lebensbereich suchen muss. Man findet sie unter den Anhängern aller derzeitigen Ideologien, in politischen und wissenschaftlichen Kreisen, unter Erziehern und Philanthropen, unter den schöpferisch Tätigen, unter Industriellen, in gewöhnlichen Heimen und unter den Arbeitern.

Die Neue Gruppe der Weltdiener

Diese Gruppe ist keine neuentstehende Organisation in der Welt. Sie ist einfach eine lose Verbundenheit aller jener Menschen, die konstruktive Friedensziele verfolgen und guten Willen haben, die nachdrücklich betonen, dass zu allererst rechte menschliche Beziehungen geschaffen werden müssen, bevor ein dauernder Friede möglich ist. Diese Gruppe mischt sich in keiner Weise in die Treuepflichten oder Bindungen eines Menschen ein. Sie ist eine Vereinigung all derer, die bestrebt sind, den Geist Christi zu manifestieren, und die frei von Hassgefühlen und Rachegelüsten sind. Sie ruft die Welt auf, alle Feindseligkeiten und Abneigungen aufzugeben, Hassgefühle zu unterdrücken, rassische Unterschiede ausser acht zu lassen und zu versuchen, im Geist der einen Familie, des einen Lebens und der einen Menschheit zu leben.

Die Neue Gruppe [206] der Weltdiener glaubt daran, dass durch die Wirksamkeit des guten Willens die neue Weltordnung auf Erden geschaffen und gefestigt werden kann. Jetzt, während des Krieges, kann der Wiederaufbau vorbereitet werden, aber gleichzeitig gehen auch die Anstrengungen weiter, um die totalitären Mächte zu besiegen.

Die Menschen guten Willens dürfen nicht mit dem Opfermotiv zur Tätigkeit angespornt werden; der Krieg stellt ohnedies schon grosse Anforderungen. Der helle Ton der Freude durch werktätigen guten Willen muss angestimmt und verkündet werden. Man muss ihnen die Schönheit des Erreichbaren, das herrliche Zukunftsbild und den geistigen, wissenschaftlichen und physischen Wiederaufbau der Menschheit vor Augen halten und sie zu immer neuen Anstrengungen inspirieren.

Aufgrund der Arbeit, die von weitblickenden Menschen guten Willens bereits in aller Welt geleistet wurde, gibt es heute viele tausend Menschen in Europa, Amerika und anderswo, die auf die Führung warten, die den Anstoss zur richtigen Tätigkeit gibt. In jedem Land sind Menschen guten Willens bereit, einer klaren Aufforderung und sinnvollen Organisation Folge zu leisten, um dem Wiederaufbauwerk zu dienen. Mögen diese Menschen gefunden werden!

Die Botschaft, die vor einem künftigen Friedensschluss verkündet werden muss, besteht aus den folgenden drei klar verständlichen und praktischen Wahrheiten:

1. Die Irrtümer und Fehler der Vergangenheit, die im jetzigen Weltkrieg ihren Höhepunkt finden, sind Irrtümer und Fehler der gesamten Menschheit. Diese Erkenntnis wird dazu führen, dass das heute so dringend notwendige Prinzip, miteinander zu teilen, in der Welt Fuss fasst.

2. Es gibt keine Probleme und Situationen, die nicht durch den Willen zum Guten gelöst und gemeistert werden könnten. Guter Wille stärkt den Geist gegenseitigen Verstehens und trägt dazu bei, dass sich das Prinzip der Zusammenarbeit manifestiert und auswirkt. Dieser Geist der Zusammenarbeit ist das Geheimnis aller rechten Beziehungen und der Feind des Konkurrenzkampfes.

3. Alle Menschen sind Brüder. Diese Erkenntnis beseitigt alle Schranken und überwindet den Geist der Absonderung und des Hasses. Allein wichtig sind der Friede und das Wohlergehen eines jeden - und daher aller Menschen.

Das entwickelt [207] und fördert das Prinzip der Verantwortung und schafft die Grundlage für rechte gemeinschaftliche Aktionen und Massnahmen.

Das sind die grundsätzlichen Überzeugungen der Menschen guten Willens, die Beweggründe für alles dienen und Handeln. Diese drei praktischen und wissenschaftlichen Wahrheiten umfassen drei grundsätzliche Tatsachen, die von allen Weltdienern als richtig angenommen werden. Diese Wahrheiten stehen zu einer weltoffenen Einstellung in keinem Gegensatz, untergraben weder eine Regierung noch eine religiöse Geisteshaltung und erwecken sofort einen Widerhall, da sie im Bewusstsein aller Menschen eingeboren sind. Die Annahme dieser Wahrheiten wird die Wunden in aller Welt heilen.

Ich rufe alle Menschen guten Willens in der Welt auf, die Grundsätze der neuen Weltordnung genau zu studieren. Ich fordere sie auf, ihren Kampf für Gerechtigkeit, für das Recht der kleinen Nationen und für die Zukunft der Kinder aller Nationen mit der Erziehung jener Menschen anzufangen, die sie erreichen können; sie sollen sie zu Menschen mit richtigen Anschauungen und mit weitblickender Voraussicht erziehen. Das wird die früheren Irrtümer in Zukunft unmöglich machen.

Ein grundsätzlicher göttlicher Wesenszug ist in der Menschheit noch nicht so stark und vorherrschend, wie er sein sollte, nämlich: Vergeben. Man verbindet dieses Attribut noch immer mit Hochherzigkeit, Grossmut. Man erkennt nicht, dass Vergeben eine wesentliche Bedingung für das künftige Verhältnis unter den Nationen ist, das auf der Anerkenntnis unserer gemeinsamen menschlichen Natur beruht. Das unter der bösen Führung irregeleitete Deutschland braucht Vergebung. Alle grossen Mächte haben auch mehr oder minder gesündigt und schwere Irrtümer begangen. Deutschland hat das Übel, das über die Welt gekommen ist, beschleunigt herbeigeführt, aber dieses Land trägt in sich die Saat der eigenen Strafe; diese Saat wird nicht reifen, wenn die von aussen auferlegte Strafe allzuhart ist.

Drei Erkenntnisse werden, sobald einmal die Waffen schweigen, die Welt retten:

1. Die Erkenntnis gemeinsamer Verantwortung für die früheren Zustände in der Welt. Man muss die Wahrheit anerkennen, dass «alle gesündigt haben».

2. Die Erkenntnis, dass das deutsche Volk, obwohl es sich willensschwach in die Herrschaft Hitlers fügte, grundsätzlich ein Opfer organisierter Irreführung ist.

Seit 1914 hat [208] man diesem Volk nur Lügen erzählt. Die kommende neue Weltordnung wird eine Ära einleiten, in der die Propaganda und die nationalen und internationalen Informationen wahrheitsgemäss sein werden.

3. Die Erkenntnis, dass die Vergangenheit mit all ihren Übeln und Sünden vorbei ist und dass vor uns eine Zukunft mit unbegrenzten Möglichkeiten liegt, um konstruktive Änderungen und das Gute herbeizuführen. Die Zukunft muss von allen Nationen in engster Zusammenarbeit ausgebaut werden.

Diese drei Punkte müssen der Öffentlichkeit immer wieder und mit einfachen Worten vorgetragen werden, denn gerade die trägen, nicht denkenden Massen werden das schwierigste Problem sein. Man muss an das Beste in ihnen appellieren, denn die unmittelbare Aufgabe besteht darin, diese rechten Denkweisen zu entwickeln, ohne die ein dauernder Friede und Gerechtigkeit unmöglich sind. Friede darf von denen, die den Krieg hassen, nicht aufgezwungen werden. Friede muss ein natürliches Ergebnis und Ausdruck des menschlichen Geistes und der Entschlossenheit sein, die Gesinnung und das Verhalten der Menschen in rechte menschliche Beziehungen umzuwandeln.

Wenn der Geist des Vergebens und guten Willens vorhanden ist, dann ist das kein unmöglicher idealistischer Traum, sondern eine derzeitige Möglichkeit. Es wird grosser Geduld bedürfen, denn man muss die Nervenbelastung des Krieges, Schmerz, Unruhe, Furcht und Unterernährung berücksichtigen. Die Menschen werden die gleichen sein wie vor dem Krieg, höchstens erschöpft; die meisten werden bereit sein, fast alle Bedingungen anzunehmen, die ihnen ermöglichen, wieder ruhig und friedlich zu leben, ohne die unmittelbare Gefahr, bombardiert oder vernichtet zu werden und zu hungern. Ein langsames Vorgehen wird notwendig sein, denn die Heilung der Wunden und die Wiederherstellung brauchen Zeit, bevor die Nationen in einer Konferenz die Friedensbedingungen festsetzen können. Die Nationen müssen sich erst wieder umstellen vom Kriegszustand auf geregelte Friedenstätigkeit, von den organisierten Spannungen des Krieges auf die verhältnismässige Entspannung und Ruhe des Friedens. Als erster Schritt muss die Abrüstung erfolgen, aber in einer solchen Weise, dass das Arbeitslosenproblem nicht unnötig erschwert wird. Die «Umwandlung der Geschütze in Pflugscharen» muss in vernünftiger Weise und nur im Rahmen einer weitschauenden internationalen Abmachung erfolgen.

[209] Eine der grössten Schwierigkeiten wird die Festsetzung der nationalen Grenzen und der Einflussbereiche sein. Diese Fragen können nur dann in befriedigender Weise gelöst werden, wenn guter Wille tatsächlich vorhanden ist und bewusst bezeigt wird und wenn die Wünsche der betreffenden Völker in sachlicher Weise berücksichtigt werden. Es ist immer gefährlich, die früheren historischen Grenzen als bestimmenden Faktor zu betonen. Man wird dabei langsam

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.