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Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, Seite 198 ff. (engl.)
denen verlangt wird, welche diese Änderungen im Wirtschaftsleben herbeiführen sollen, nämlich der Wille zum Guten, dass auch dieser vielleicht übersehen wird; aber ohne Einfachheit und guten Willen kann nach dem Krieg nur wenig geleistet und erreicht werden. Man wird Männer mit Weitblick, mit starkem Mitgefühl, mit Fachkenntnissen und weltweiten Interessen sehr notwendig brauchen. Sie müssen auch das Vertrauen des Volkes haben. Sie müssen zusammenkommen und die Richtlinien festlegen, nach denen die Welt in angemessener Weise ernährt werden kann. Sie müssen Art und Ausmass des Beitrages bestimmen, den eine jede Nation zu leisten hat. Sie müssen auch festsetzen, womit und in welchem Umfang eine jede Nation versorgt werden soll. Auf diese Weise werden sie die Bedingungen dafür schaffen, dass die Güter der Erde in gerechter Weise verteilt werden, und sie werden auch alle vorbeugenden Massnahmen treffen, um die menschliche Selbstsucht und Habgier unwirksam zu machen.

Kann eine solche Gruppe von Menschen gefunden werden? Ich glaube schon. Überall gibt es gründliche Kenner der menschlichen Natur, wissenschaftliche Forscher mit starkem Mitgefühl sowie Männer und Frauen mit Gewissen, die sich seit langem (unter dem alten und grausamen System) mit dem Problem menschlicher Schmerzen und Nöte abmühen.

Es muss die neue Epoche der Einfachheit kommen. Die neue Weltordnung wird dieses einfachere Leben einleiten, das auf angemessener Nahrung, rechtem Denken, schöpferischer Tätigkeit und physischem Wohlbefinden beruht. Diese wesentlichen Dinge sind nur unter einer gerechten und richtigen Wirtschaftsordnung möglich. Diese Vereinfachung und diese weise Verteilung der Güter der Erde muss Hohe und Niedrige, Arme und Reiche umfassen und so allen gleichermassen dienen.

Das Problem der Regierungsform

Wenn wir nun im zusammenhang mit der neuen Weltordnung zu diesem Thema kommen, dann stehen wir vor einer [199] sehr komplexen Situation. Grosse ideologische Regierungsformen haben die Welt in gegensätzliche Gruppen geteilt. Wir haben grosse demokratische Regierungen, darunter auch einige verbliebene Monarchien. Wir haben die totalitären Mächte, die in sich die Diktaturen und Autokratien der Vergangenheit vereinen. Die Methoden und Prinzipien der Achsenmächte sind nichts Neues; sie sind im Grund genommen reaktionär, denn Tyrannei, Grausamkeit und Ausbeutung der Schwachen spielten schon in der Vergangenheit eine Rolle. Die Demokratien, mit all ihren Schwächen, tragen in sich den Keim des wirklich Neuen, denn sie sind die Ausdrucksform einer Aufwärtsentwicklung der Gesamtmenschheit zur Selbstregierung und Selbstbeherrschung. Wir haben ferner das kommunistische Ideal, das aus einer merkwürdigen Mischung von Individualismus, Diktatur, dem uralten Gegensatz zwischen Arbeit und Kapital, der Bergpredigt sowie den schlimmsten Aspekten der Revolution und Ausbeutung besteht. Man kann nicht einmal für die unmittelbare Zukunft voraussagen, welche Richtung der Kommunismus einschlagen wird. Ferner gibt es da noch andere Länder und Völker, deren Regierungsformen durch die Umwelt bestimmt sind; sie spielen im derzeitigen Weltgeschehen keine entscheidende Rolle, höchstens insoweit, als sich die grösseren Mächte ihrer bedienen. Schliesslich gibt es noch kleine Völker und Stämme, die ihr bescheidenes Alltagsleben weiterführen, unberührt vom Aufruhr der zivilisierten Welt.

Aus der Mannigfaltigkeit all dieser Regierungsmethoden zeichnen sich bestimmte klare Umrisse ab, die umfassendere Verschmelzungen andeuten und die Tendenz zur Zusammenfassung erkennen lassen. Es treten verschiedenartige grundsätzliche Denkrichtungen in Erscheinung, die sich in der neuen Weltordnung zu jener grossen Einheitsschau entfalten werden, die von der geistigen Hierarchie des Planeten so sehr gewünscht wird. Diese Einheitsschau wird unter Beibehaltung der grossen nationalen und rassischen Grundgedanken eine innerliche grundlegende Geistesverfassung hervorbringen, die dem separatistischen Zeitalter ein Ende bereiten wird. Schon jetzt wird der Wunsch nach den vereinigten Staaten von Europa laut, die nach dem Vorbild des Britischen Commonwealth und der Vereinigten Staaten von Amerika geschaffen werden sollen. Man spricht auch von einer neuen Ordnung in Asien, von einer Politik guter Nachbarschaft in Amerika und von einer föderativen Union der demokratischen Nationen. Auch die sowjetischen sozialistischen Republiken breiten sich ständig [200] aus. Gewisse grössere Gruppierungen scheinen möglich und wahrscheinlich ratsam zu sein. Man könnte sie wie folgt einteilen:

1. Eine föderative Union der grossen Demokratien nach dem Krieg. Diese könnte das gesamte britische Weltreich, die Vereinigten Staaten, die skandinavischen Länder und einige nordeuropäische Nationen - einschliesslich Deutschland umfassen.

2. Eine Union der romanischen Länder, mit Frankreich, Spanien, allen Mittelmeerländern, den Balkanstaaten (mit Ausnahme von ein oder zwei Staaten, die in die UdSSR eingegliedert werden könnten) und mit Südamerika.

3. Die vereinigten Sowjetrepubliken und gewisse asiatische Nationen, die mit ihnen zusammenarbeiten, wie z.B. China und später auch Japan.

Diese drei grossen Völkergruppen würden keine antagonistischen Blocks, sondern nur geographisch bedingte Einflussbereiche sein. Alle drei würden in engster wirtschaftlicher Verbundenheit zusammenarbeiten. Innerhalb der drei Völkergruppen würde eine jede Nation ihre volle Unabhängigkeit bewahren, aber alle diese unabhängigen Nationen und diese drei grossen Blocks würden die gleichen Ziele verfolgen, einheitlich vorgehen und die Wirtschaftskontrolle einer Völkerliga anerkennen. Diese Liga, die aus Repräsentanten aller Nationen bestünde und deren Führung von den drei Blocks gewählt würde, könnte alle Rohstoffquellen kontrollieren, alle Lieferungen verteilen und die gesamte Wirtschaftspolitik bestimmen.

Mit den Einzelheiten einer solchen künftigen Neuordnung will ich mich nicht befassen; diese muss von Männern und Frauen guten Willens durch Versuche und Erfahrungen erprobt und ausgearbeitet werden. Nur das weltweite Unheil konnte die Menschen in ihrem Denken soweit bringen, dass derartige Lösungen vorgeschlagen werden können. Die allgemeine Erkenntnis, dass die alte Ordnung kläglich versagt hat, ist sehr wertvoll.

Das religiöse Problem

Wir wollen nun das Thema Religion in der neuen Weltordnung betrachten. Dieses Problem ist viel schwieriger, aber gleichzeitig [201] viel leichter. Der Grund dafür ist der, dass das Thema Religion von den meisten Menschen studiert und einigermassen verstanden wird. Die theologischen Auslegungen weichen voneinander ziemlich stark ab; aber eine universale göttliche Intelligenz oder Gott (ganz gleich, wie man das allumfassende Lebenszentrum nennen mag) wird allgemein anerkannt, und die Reaktion ist überall die gleiche. Die Religionsformen sind so verschieden, und die theologischen Anhänger sind in ihrer Gefolgstreue so fanatisch, dass sich eine Weltreligion naturgemäss nur unter grössten Schwierigkeiten entwickeln kann. Aber diese Entwicklung steht nahe bevor, und die Unterschiede sind verhältnismässig oberflächlich. Die neue Weltreligion ist näher bevorstehend, als viele glauben, und zwar aus zwei Gründen: erstens geht es bei den theologischen Streitigkeiten meistens um unwichtige Fragen, und zweitens ist die jüngere Generation grundsätzlich geistig eingestellt, aber an theologischen Fragen völlig uninteressiert.

Die intelligente Jugend aller Länder weigert sich zusehends, die orthodoxe Theologie, das staatliche Kirchentum und die Herrschaft der Kirchen anzuerkennen. Diese jungen Menschen interessieren sich weder für die menschlichen Auslegungen der Wahrheit noch für die alten Streitigkeiten unter den grossen Weltreligionen. Andererseits sind sie aber an geistigen Werten stark interessiert und ernsthaft bestrebt, die Richtigkeit ihrer unausgesprochenen tiefsitzenden Erkenntnisse nachzuprüfen. Sie kümmern sich weder um die Bibel noch um ein System sogenannter inspirierter geistiger Erkenntnisse und Enthüllungen, sondern richten ihr Augenmerk noch unklar auf grössere Ganzheiten, in denen sie aufgehen möchten, wie z.B. den Staat, eine Ideologie oder die Menschheit selbst. In dieser Manifestation des Geistes der Selbstverleugnung können das Erscheinen der tiefsten Wahrheit jeder Religion und die Rechtfertigung der christlichen Botschaft erkannt und begriffen werden. Christus an seiner hohen Stätte kümmert sich nicht darum, ob die Menschen die Auslegungen theologischer Akademiker annehmen, aber er ist sehr besorgt, ob das Leitmotiv seines Opferlebens und dienens unter den Menschen Verbreitung findet. Es ist ihm nicht wichtig, ob die Einzelheiten und die Glaubwürdigkeit des Evangeliums, auf die so viel Gewicht gelegt wird, anerkannt und angenommen werden; er ist weit mehr daran interessiert, dass die Suche nach Wahrheit und nach subjektiver geistiger Erfahrung beharrlich fortgesetzt wird. Er weiss, dass [202] in jedem Menschenherzen das zu finden ist, was instinktiv für das Göttliche empfänglich ist, und dass die Hoffnung auf eine schliessliche Herrlichkeit im Christusbewusstsein verborgen liegt.

In der neuen Weltordnung wird daher Geistigkeit die Theologie verdrängen; lebendige Erfahrung wird theologische Annahmen überflüssig machen. Die geistigen Wirklichkeiten werden immer deutlicher sichtbar werden, und der Formaspekt wird in den Hintergrund treten. Dynamisch gelebte Wahrheit wird das Leitmotiv der neuen Weltreligion sein. Der lebendige Christus wird seinen rechtmässigen Platz im menschlichen Bewusstsein einnehmen und die Früchte seiner Pläne, Opfer und Dienste erleben, aber die Macht der kirchlichen Ordnung wird schwächer werden und verschwinden. Nur jene werden als Führer des menschlichen Geistes übrigbleiben, die aus eigener lebendiger Erfahrung sprechen und keine konfessionellen Schranken kennen; sie werden die fortschreitenden Enthüllungen und die neuauftauchenden Wahrheiten erkennen. Diese Wahrheiten werden sich auf die uralten Wirklichkeiten stützen, aber sie werden den neuzeitlichen Erfordernissen angepasst sein und fortschreitend die göttliche Natur und Qualität enthüllen und manifestieren. Gott ist jetzt als Intelligenz und Liebe bekannt. Das hat uns die Vergangenheit gegeben. Er muss nun als Wille und Absicht erkannt werden; das wird in der Zukunft offenbar werden.

Wenn einmal durch die Erkenntnis, dass es nur ein Leben gibt, das Rassenproblem nicht mehr besteht, wenn von den Nationen das Wirtschaftsproblem in Zusammenarbeit gelöst ist, wenn in jeder Nation die richtige Regierungsform durch den freien Willen des Volkes bestimmt wurde und wenn der Geist wahrer Religion nicht mehr durch alte Formen und Auslegungen behindert wird, dann werden wir eine Welt mit rechten Erfahrungen und rechten menschlichen Beziehungen erleben, die auf dem Weg zur geistigen Wirklichkeit vorwärtsschreitet.

Ein Studium dieser vier Gebiete menschlichen Lebens wird zeigen, wie sehr heute Deutschland der Brennpunkt des Weltgeschehens ist. In dieser unglücklichen Nation hat das Rassenproblem eine derartige Bedeutung erlangt, dass dadurch die ganze Welt in Mitleidenschaft gezogen wird. Hitler hat gesagt, dass Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen gewesen sei zu kämpfen, um die wirtschaftliche Lebenskraft des Volkes zu erhalten. In Wirklichkeit war die deutsche Wirtschaftslage nicht so kritisch wie [203] die vieler kleinerer Nationen. Auch das Problem der Staatsführung wurde durch die deutsche Aktivität und Eroberungssucht sowie dadurch in ein entscheidendes Stadium gebracht, dass die Achsenmächte auf das Verhältnis des Staates zum Individuum soviel Nachdruck legten. Die Einstellung der deutschen Führung zur Religion ist ausgesprochen feindselig. Auf diese Weise bringt das heutige Deutschland die vier grössten Weltprobleme in ein akutes Stadium. Diese Probleme erwecken überall Interesse, und die Menschen aller Länder befassen sich jetzt eingehend damit; sobald der Krieg vorbei ist, werden die Probleme unbedingt gelöst werden. Wenn die Männer und Frauen guten Willens diese Probleme in der richtigen Weise anpacken, dann werden wir eine Welt erleben, die für eine harmonische Lebensweise «Pläne schmiedet», wie es früher niemals möglich war.

Es ist Sache der Menschheit, dass sie ihre ernsten Probleme auf der Grundlage der Brüderlichkeit löst und solche Lebensmöglichkeiten einführt, dass mit Hilfe einer zweckentsprechenden Organisation die lebensnotwendigen Dinge in ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen. Das wird zu einer Wechselbeziehung zwischen Bürger und Staat führen, wodurch wiederum beim Einzelmenschen welche Dienstbereitschaft geweckt und der Staat in der richtigen Weise gesichert wird. Die Menschheit wird dann für das Experiment einer geistigen Lebensweise frei sein, und das wird sich in der Weise auswirken, dass in den Menschen der innewohnende Funke göttlichen Lebens geweckt wird. Kann man denn noch mehr verlangen oder erwarten? Eine solche Lebensweise kann möglich werden, wenn intelligente, von Idealen beseelte Männer und Frauen guten Willens die Aufgabe in Angriff nehmen, die neue Weltordnung einzuführen.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.