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Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, Seite 181 ff. (engl.)
(Matth. 18, 7). Die Ursachen für dieses überhandnehmende Böse liegen in der Menschheit selbst.

Seit jeher ist eingewurzelter und hemmungsloser Egoismus ein Hauptmerkmal des Menschen gewesen; das Verlangen nach Macht und Besitztümern war schon immer die treibende Kraft bei Einzelmenschen und Nationen; jahrtausendelang waren Grausamkeit, sinnliche Begierden und die Preisgabe höherer Werte tief eingewurzelte menschliche Gewohnheiten. An diesen uralten Gewohnheiten des Denkens und Verhaltens sind alle Völker und alle Nationen [182] schuld. In dem Mass, in dem die Welt beengter wurde, verstärkten sich auch die Spaltungen und Gegensätze unter den Nationen. Daher ist der gegenwärtige Krieg, der 1914 begann, die unausbleibliche Folge falschen Denkens, egoistischer Ziele und uralter Hassgefühle. Eigenbrötlerische Interessen, separatistische Bestrebungen und aggressive Begierden marschieren ihrem unausbleiblichen Finale zu: Krieg und Chaos.

Auch die Wirtschaftslage ist ein Sinnbild dieser Situation. Die Nationen scheiden sich in «Besitzende» und «Habenichtse», und auf diese Weise geben sie den Anstoss zum Gangstertum. Infolge dieser Tendenzen im nationalen Leben entstanden in den Vereinigten Staaten organisierte Verbrecherbanden. In der internationalen Welt spielen jetzt drei Nationen eine ähnliche Rolle. Die Alliierten und die Vereinigten Staaten erkennen die drohende Gefahr des nationalen und internationalen Verbrechertums und suchen dieses zu zermalmen. Der Kern der Sache ist aber die Tatsache, dass diese Zustände durch die gesamte Menschheit selbst ermöglicht wurden.

Materialismus und Geistigkeit

Drei menschliche Grundtendenzen sind heute erkennbar: erstens die Tendenz, ein geistiges und von Zwang freies Leben zu führen; zweitens ein Streben nach intellektueller Entfaltung; und drittens ein starker Zug zu einer materiellen Lebensweise und zu Angriffslust. Derzeit sitzt die dritte Tendenz fest im Sattel, und die zweite, die intellektuelle Einstellung, erstrebt vor allem materielle Ziele. Eine verhältnismässig kleine Gruppe richtet ihr Streben auf geistige Werte. Der Kampf zwischen dem Gegensatzpaar - Materialismus und Geistigkeit - ist heftig entbrannt. Erst wenn die Menschen die materielle Angriffslust und Streitsucht aufgeben und sich geistigen Zielen zuwenden, wird sich die Weltlage ändern; dann werden die vom guten Willen geleiteten Menschen die Angreifer auf die Ausgangspunkte zurückdrängen und die Menschheit von Furcht und Gewalt befreien. Wir ernten heute, was wir selbst gesät haben. Sobald die Menschheit die Ursachen des Problems erkennt, kann sie es auch lösen. Die Zeit ist gekommen, in der es möglich ist, jene Veränderungen im Denken und Verhalten anzubahnen, die zu einer Ära des Friedens und guten Willens führen und sich auf rechte menschliche Beziehungen gründen wird.

[183] diese beiden Kräfte - Materialismus und Geistigkeit - stehen sich heute einander gegenüber. Was wird das Ergebnis sein? Werden die Menschen dem Übel Einhalt gebieten und eine Zeit der Verständigung, Zusammenarbeit und rechter Beziehungen einleiten? Oder werden sie das egoistische Pläneschmieden und den wirtschaftlichen und kriegerischen Wettkampf fortsetzen? diese Frage muss vom klaren Denken der Massen sowie durch eine ruhige und unerschrockene Stellungnahme der Demokratien beantwortet werden.

Die Notwendigkeit einer neuen Weltordnung wird von allen Seiten anerkannt. Die totalitären Mächte sprechen von einer «Neuordnung in Europa». Die Idealisten entwickeln vorausschauend neue Projekte und Pläne mit völlig neuen Zuständen, die der alten schlechten Ordnung ein Ende bereiten werden. Ständig werden die Alliierten aufgefordert, ihre Friedensziele bekanntzugeben und klar anzugeben, welche Berichtigungen oder Neugestaltungen nach dem Krieg erfolgen werden, denn ein geistiges Bild der zukünftigen Weltpolitik wird der Menschheit helfen, die derzeitige Krise zu überstehen.

Der geschichtliche Hintergrund

Die markanten Merkmale des Mittelalters waren mächtige Monarchen, das Entstehen von Weltreichen und nationale Eroberungen. Nur eine verhältnismässig kleine Anzahl von Leuten war daran beteiligt. Die Kirche hatte damals in allen europäischen Ländern eine ungeheure Macht; sie beherrschte die Erziehung des Volkes, schuf aber keine Grundlage für rechtes politisches Denken. Die historische Vergangenheit weist viele Regierungsformen auf. Rassen und Nationen kamen und gingen. Politische Systeme und religiöse Bewegungen spielten ihre Rolle, blieben bestehen oder verschwanden. Die traurige Menschheitsgeschichte ist die Geschichte von Königen und Potentaten, von Herrschern und Kriegern, von Präsidenten und Diktatoren, die auf Kosten des eigenen Volkes oder anderer Völker zur Macht kamen. Eroberer kamen und gingen - Akbar, Dschingis-Khan, die Pharaonen, Alexander der Grosse, Cäsar, Karl der Grosse, Wilhelm der Eroberer, Napoleon, Hitler und Mussolini. Sie alle haben den Rhythmus ihrer Zeit [184] gewaltsam geändert und sind durch Aggression und Blutvergiessen an die Macht gekommen. In dem Mass, in dem die Völker miteinander in nähere Beziehungen kamen, nahmen ihr Einfluss und ihr Wirkungsbereich zu. Die zunehmenden Verkehrsmittel ermöglichten dies. Grossbritannien wusste nichts von Alexanders Feldzügen; die Völker in Amerika wussten nichts von Dschingis-Khan; aber die marschierenden Armeen Napoleons waren über weit grössere Gebiete hin zu hören, und die diplomatischen und militärischen Triumphe Hitlers sind in der ganzen Welt bekannt.

Die totalitären Mächte haben die Welt in ein Heerlager - zum Angriff und zur Verteidigung - verwandelt. Die treibende Kraft aller dieser Eroberer war die Gier nach Gold, Land, Macht und persönlichem Triumph. Die heutigen Diktatoren bilden keine Ausnahme, sie bringen nichts Neues.

Die Zerrüttung in der Welt

Das Grundthema der Weltgeschichte ist Krieg; die Krisen waren die grossen Schlachten. In einigen Nationen lebt der Gedanke an Revanche; andere verlangen, dass altes Unrecht gutgemacht werde; wieder andere betreiben die Rückerstattung eines Landes, das ihnen einmal gehört hatte. Beispiele: die einstige Grösse des Römischen Imperiums muss wiederhergestellt werden - auf Kosten hilfloser kleiner Nationen; die französische Kultur muss alle anderen überragen, und die französische Sicherheit muss alle anderen Erwägungen hintanstellen; der britische Imperialismus hat in der Vergangenheit anderen Nationen Gewalt angetan; deutsche Führung und deutscher «Lebensraum» müssen Europa beherrschen, und der deutsche Übermensch muss der Schiedsrichter menschlichen Lebens sein; der amerikanische Isolationismus möchte die Menschheit in ihrer Not schutzlos lassen und die Menschen der Herrschaft Hitlers überlassen; Russland schweigt, man kann ihm nicht trauen; Japan stürzt das Gleichgewicht der Macht in Asien um. Das ist das Bild von heute. Gesetzlosigkeit herrscht in der Welt; in Europa leiden Menschen Hunger; die Zivilbevölkerung in den Städten, die Frauen und Kinder sind in grosser Gefahr, verletzt oder getötet zu werden, und sie sind gezwungen, unter der Erde in Schutzräumen zu leben; Seuchen treten auf; nirgends gibt es Sicherheit, weder auf dem Land noch zur See oder in der Luft. Die Nationen [185] stehen vor dem finanziellen Ruin, die Wissenschaft ist bestrebt, neue Mittel des Tötens zu erfinden; die Bevölkerung von Städten und ganzen Landstrichen wird in andere Gebiete verschickt; Familien werden auseinandergerissen, die Heime verfallen. Überall herrschen ungeheure Angst, Bestürzung und Zweifel, Mord und Selbstmord; die Menschen schauen hoffnungslos in die Zukunft. Der Rauch unzähliger Feuersbrünste schwärzt den Himmel. Die Meere sind mit Toten und Schiffstrümmern bedeckt. Der Donner der Geschütze und explodierenden Bomben ist in etwa zwanzig Ländern zu hören. Der Krieg taucht aus dem Wasser auf, marschiert über die Länder und kommt aus den Lüften herab.

Das ist die Situation, in welche die Menschheit durch die alte Ordnung gekommen ist. Das ist das Unglück, auf das die menschliche Grausamkeit und Selbstsucht hingearbeitet haben. Keine Nation ist von dieser Kritik ausgenommen, alle lassen sich viel schneller von egoistischen Motiven als vom Opfergeist leiten.

Sogar das idealistische Amerika kann nur durch einen Appell an seine eigene Sicherheit und seinen Eigennutz zu einer Aktion bewogen werden.

Es sollte uns aber die folgende Erkenntnis neuen Mut geben: dieselbe Menschheit, welche diese schrecklichen Zustände herbeigeführt hat, ist auch imstande, eine neue Welt, die neue Ordnung und die neue Lebensart zu erschaffen. Die selbstsüchtige böse Vergangenheit kann einer Zukunft gegenseitigen Verstehens, der Zusammenarbeit, des Guten und rechter menschlicher Beziehungen Platz machen. An die Stelle von Separatismus muss der Geist der Einigkeit treten. Die Mischung von totalitären Angreifern, alliierten Demokratien und besorgten neutralen Nationen muss umgestaltet werden in eine Welt, die einzig und allein bestrebt ist, jene Beziehungen herzustellen, die dem Glück und Frieden der Gesamtheit, nicht bloss eines Teiles dienen.

II. Die neue Weltordnung

Ich setze voraus, dass meine Leser irgendeine intelligente und geistige Führung der Menschheit anerkennen. Es ist mir gleich, wie sie dieses leitende Prinzip, diese grosse Absicht nennen. Einige mögen sie den Willen Gottes nennen, andere wieder die zwangsläufige Grundtendenz des Entwicklungsprozesses. Einige mögen an die geistigen Kräfte des Planeten glauben, andere mögen sie als Die geistige Hierarchie des Planeten, die grosse Weisse Loge ansehen.

Viele Millionen Menschen [186] sprechen von der Führung Christi und seiner Jünger. Wie dem auch sei, allgemein und überall wird eine leitende Macht anerkannt, die durch alle Zeiten hindurch einen lenkenden Druck ausübt, der schliesslich alles zum Guten hinzuführen scheint.

Eine unverkennbare Führung hat den Urmenschen auf eine Entwicklungsstufe gebracht, auf der ein Plato, ein Shakespeare, ein da Vinci, ein Beethoven erscheinen konnte. Irgendeine Macht hat im Menschen die Fähigkeit erweckt, Ideen zu formulieren, theologische und wissenschaftliche Systeme zu entwickeln und Regierungsformen zu schaffen. Irgendeine innere treibende Kraft hat dem Menschen die Fähigkeit gegeben, Schönheit zu erschaffen und die Geheimnisse der Natur zu entdecken. Ein gewisses Erkennen göttlicher Verantwortung liegt den philanthropischen Bestrebungen, den Erziehungssystemen und Wohlfahrtsbewegungen in aller Welt zugrunde. Unaufhaltsam machte der menschliche Geist Fortschritte und entwickelte ein Verständnis für Wirklichkeit, Schönheit und Weisheit. Der Instinkt entwickelte sich zum Intellekt, und dieser entfaltet sich jetzt allmählich zur Intuition. Die Einflusskraft Gottes, das Verspüren der im Menschen liegenden göttlichen Kräfte und entwicklungsfähigen Anlagen sowie die zunehmende Fähigkeit, die Gedankengänge anderer zu verstehen und daran teilzunehmen - all das sind Anzeichen für Fortschritt und Entfaltung.

Dieses Bild von der Schönheit des menschlichen Geistes muss neben das andere Bild gestellt werden, das die menschliche Selbstsucht, Grausamkeit und Unmenschlichkeit zeigt. Beide Bilder sind wahr, aber nur das Bild von der Schönheit ist ewig; das andere ist vergänglich. Der Mensch besteht aus höheren und niedrigeren Wesensäusserungen. Hinter all den Kriegen und Schwierigkeiten, die den menschlichen Fortschritt seit jeher begleiten, steht als treibende Kraft der uralte hartnäckige Kampf zwischen der geistigen Aspiration des Menschen und seinen materiellen Wünschen. Dieser Konflikt findet jetzt einen Höhepunkt in dem Kampf, der zwischen den totalitären Mächten und jenen Nationen tobt, die für die Rechte des menschlichen Geistes und für die Freiheit der Menschheit kämpfen.

Das Wort spirituell (geistig) hat bei mir nicht dieselbe Bedeutung wie bei den orthodoxen Religionen, höchstens insofern, als die religiöse Wesensäusserung ein Teil der allgemeinen Geistigkeit der Menschheit ist. Geistig ist all das, was zu gegenseitiger [187] Verständigung, zu Freundlichkeit und Güte und zu dem neigt und hinstrebt, was Schönheit hervorbringt und die Menschen zu einer vollständigeren Wesensäusserung ihrer göttlichen Kräfte und Anlagen bringen kann. Übel ist all das, was den Menschen tiefer in den Materialismus treibt, was die höheren Lebenswerte verneint, die Selbstsucht bestärkt, die Herstellung rechter menschlicher Beziehungen durch Errichten von Schranken verhindert und was den Geist des Separatismus, der Furcht und der Rache nährt.

Aufgrund dieser Unterschiede steht Gott ganz offensichtlich auf der Seite der alliierten Nationen, denn man kann doch nicht annehmen, dass Christus für Hitler und für die grausame Herrschaft der Aggressoren Partei ergreift. Die geistige Hierarchie des Planeten stellt sich mit dem Gewicht ihrer Stärke gerade nur insoweit gegen die Achsenmächte, als geistig eingestellte Menschen in der Welt mitarbeiten können, denn für den freien Willen des Menschen kann kein Zwang bestehen. Niemand ist um die alliierten Nationen besorgt, sie haben die jetzige Situation nicht herbeigeführt. Sie wenden nicht die Methoden der Lügenpropaganda an, sie terrorisieren auch nicht die Schwachen und Wehrlosen. Das sind bewiesene Tatsachen, und eben auf dieser Erkenntnis basiert die ständige Hilfe der

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.