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Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, Seite 176 ff. (engl.)

1. Die angreifenden Nationen, die von ehrgeizigen Diktatoren beherrscht werden.

2. Die Nationen, die sich und die Freiheit der Menschheit zu verteidigen suchen.

3. Die neutralen Nationen, die sehen, um was es geht, und die sich vor die Notwendigkeit gestellt sehen, sich für eine Seite zu entscheiden.

Die Heftigkeit und die Schwere des Kampfes nehmen täglich zu. Jede Woche werden neue Gebiete in den Krieg hineingezogen.

Der wirkliche Sachverhalt, die drohenden wirtschaftlichen Folgen und die politischen Auswirkungen werden mit immer grösserer Deutlichkeit in jedem Land erkannt, ja sogar in jenen Ländern, die wie betäubt unter der Herrschaft der Eroberer leiden. Unter diesen Nationen besteht ein stiller, derzeit noch lautloser Aufruhr. Diese innere unausgesprochene Revolte ist selbst eine Bedrohung des Weltfriedens, und wenn diese Empörung zu voller Auswirkung kommt, dann mag sie vielleicht die Welt noch tiefer in den Kampf treiben.

Zwei grosse Gefahren bedrohen heute die Menschheit. Erstens die Gefahr, dass sich der Krieg derart in die Länge zieht, dass die Menschheit völlig erschöpft sein würde; es käme zu einem Stillstand und zu einer Situation, die allen zivilisierten Beziehungen und der Hoffnung, ein geordnetes Leben in Schönheit, Frieden und Kultur führen zu können, ein Ende bereitet. Die zweite Gefahr besteht darin, dass die am Krieg noch nicht beteiligten Nationen die wahre Situation nicht erkennen und denen nicht zu Hilfe kommen, die für die Erhaltung der nationalen und individuellen Freiheit [177] kämpfen. Wenn dieser Fall einträte, dann würden sie - ohne es zu beabsichtigen, aber unvermeidlich - der Partei des Bösen helfen und mit die Verantwortung auf sich nehmen, über die Welt Unglück zu bringen.

Heute gibt es nur zwei Parteien in der Welt: die eine kämpft für rechte menschliche Beziehungen und die andere für eine egoistische, grausame Machtpolitik. Die totalitären Mächte sind im Vormarsch, rücksichtslos, egoistisch, grausam und aggressiv. Die Mächte, die für die menschliche Freiheit und für die Rechte der wehrlosen kleinen Nationen kämpfen, stehen mit dem Rücken zur Wand und bieten der stärksten Machtentfaltung, welche die Welt jemals erlebt hat, die Stirn. Die noch nicht in den Krieg verwickelten Nationen bereiten irgendeine Aktion vor, einen Widerstand gegen die Mächte der Diktatoren, aber nicht gegen die kämpfenden Demokratien.

Der Krieg wird zu Land, auf dem Meer und in der Luft geführt. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus ist jedes Land in Mitleidenschaft gezogen, Ruin und Vernichtung folgen den Fussstapfen des Krieges. Der verhinderte Warenverkehr vieler Länder bedeutet für Tausende den finanziellen Zusammenbruch. Jedes Land hat wirtschaftliche Not, Hunger und Krankheit zu gewärtigen und ist ständig in Gefahr, Kriegsschauplatz zu werden. Bei den kriegführenden Nationen kommt dazu noch die Angst, besiegt zu werden, Tod und Unrecht zu erleiden und alle Besitztümer zu verlieren.

Die Menschheit muss diesen Tatsachen ins Auge schauen. Auf welche Weise immer die Menschen der Wahrheit ausweichen und sich in eine Traumwelt des Wunschdenkens zurückziehen möchten, so bleibt dennoch die unabänderliche Tatsache bestehen, dass die Welt Krieg führt und dass ein jeder davon betroffen wird.

Das Werk «Guter Wille»

Vor 1939 waren wir neun Jahre lang bestrebt, in aller Welt den guten Willen zu verbreiten, überall die Männer und Frauen guten Willens zu entdecken und Sinn und Bedeutung des Willens zum Guten zu lehren. Das ist die Hauptaufgabe der Neuen Gruppe [178] der Weltdiener. Wir schärften eine nicht-separatistische Geisteshaltung ein und betonten nachdrücklich die Notwendigkeit rechter menschlicher Beziehungen. Wir bemühten uns klarzumachen, dass verschiedene Regierungsformen und verschiedenartige ideologische Systeme richtig und möglich seien, vorausgesetzt, dass die Menschen miteinander in gutem Willen leben und ihre Blutsbruderschaft anerkennen.

Die Menschheit entschied sich für den Kampf, und es kam zum Krieg. Die eine Völkergruppe, die Anstifter des Krieges, kämpft, um materielle Macht zu gewinnen, für die Nation Ruhm zu erwerben und die Wehrlosen zu unterjochen. Die andere Gruppe kämpft, um ihre Aktionsfreiheit und Unversehrtheit zu bewahren, und sie kämpft für das Recht der kleinen Nationen und für geistige Werte. Im Denken derer, die mit den Angelegenheiten der Menschen zu tun hatten, wurde der wahre Sachverhalt sogleich ganz klar erkannt. Unverzüglich nahmen einige Nationen Partei gegen die Aggressoren; ebenso schlossen sich andere Nationen, von ähnlichen verzerrten Ideologien und egoistischen Absichten geleitet, sofort den Angreifern an. Von Panik erfasst wurden die übrigen Nationen, die zu kurzsichtiger Neutralität und zu Verteidigungsprogrammen (die sich als ganz nutzlos erwiesen) Zuflucht nahmen.

Welchen Standort sollte aber die Neue Gruppe der Weltdiener beziehen? Was sollten die Männer und Frauen guten Willens tun? Sollen sie sich an die Seite der totalitären Mächte stellen, um dadurch den Krieg rascher zu beenden? Oder sollten sie für die neutralen Mächte eintreten, die fieberhaft unwirksame Friedensprogramme machen, Beschwichtigungspolitik betreiben und damit den totalitären Mächten in die Hände arbeiten?

Nachdem sich die Menschheit dafür entschieden hat, den Kampf auf der physischen Ebene auszutragen, blieb nichts anderes übrig als die Männer und Frauen guten Willens aufzufordern, für eine Aktion einzutreten, welche die Menschheit durch Vernichtung der bösen Kräfte befreien würde. Diese letzteren hatten beschlossen zu beweisen, dass Macht recht hat. Daher mussten die Kräfte, die für Fortschritt und Zivilisation kämpfen, der Gewalt mit Gewalt begegnen.

Die Herausforderung wurde von den Demokratien, die sich für [179] Menschenrechte und Freiheit einsetzen, angenommen. Aufgrund des Beschlusses, an der Seite des geistigen Fortschrittes zu kämpfen, blieb den geistigen Kräften des Planeten keine andere Wahl als sich den alliierten Demokratien anzuschliessen und zu versuchen, den neutralen Nationen die wahre Sachlage klarzumachen. Die geistigen Kräfte des Planeten nahmen Stellung gegen die Führer der angreifenden Nationen, aber nicht gegen die armen betrogenen oder unterjochten Völker dieser Führer. Auch diese Völker müssen von den alliierten Demokratien befreit werden.

Geleitet vom aktiven Willen zum Guten und von der Inspiration der Neuen Gruppe der Weltdiener hatten die Männer und Frauen guten Willens keine andere Wahl als sich auf die Seite der geistigen Kräfte zu schlagen und sich denen anzuschliessen, die dafür kämpfen, die Menschheit von totalitären Machtbestrebungen und den Absichten einer Gruppe böser Menschen zu befreien. Aber unerschütterlich und unwandelbar muss der Geist des guten Willens das Leitmotiv bleiben. Hassgefühle dürfen keinen Einlass finden. Das grösstmögliche Wohl für die grösstmögliche Anzahl liegt heute darin, die Nationen von der Herrschaft der totalitären Mächte zu befreien.

Der Standpunkt der Pazifisten

Als nächsten Punkt möchte ich kurz die von den Pazifisten vorgebrachten Argumente erörtern. Alle redlichen und guten Menschen sind friedlich gesinnt, alle hassen den Krieg. Das wird von akademischen Idealisten und Pazifisten oft vergessen. Diese Leute sagen uns, dass aus zwei unrechten Handlungen keine rechte oder gerechte wird; Mord mit Mord zu vergelten (das ist ihre Definition des Krieges) ist sündhaft; Krieg ist ein Übel (was niemand bestreitet), und niemand darf daran teilnehmen. Sie behaupten, dass das Denken an Frieden und Liebe die Welt in Ordnung bringt und den Krieg beendet. Solche Leute, welche die Tatsache des Krieges nicht wahrhaben wollen, unternehmen meistens nur wenig oder gar nichts, um das Unrecht, das den Krieg verursacht, gutzumachen; sie überlassen die persönliche, kommunale, nationale und internationale Verteidigung andern. Die Aufrichtigkeit dieser Leute kann nicht bezweifelt werden.

Wenn man solchen Ideen entgegentreten und den kämpferischen Geist der christlichen Demokratien rechtfertigen will, sollte man [180] niemals vergessen, dass einzig und allein das Motiv zählt. Krieg ist und kann Massenmord sein, wenn der Beweggrund falsch ist; er kann aber auch ein Opfer und eine gerechte Aktion sein, wenn das Motiv richtig ist. Wenn ein Mann getötet wird, der gerade dabei ist, einen Wehrlosen umzubringen, dann wird das nicht als Mord angesehen. Das Prinzip bleibt das gleiche, ob es sich um das Töten eines Mörders oder um die Bekämpfung einer Nation handelt, die gegen Wehrlose Krieg führt. Die materiellen Mittel, die vom Bösen für egoistische Ziele eingesetzt werden, können auch für gute Zwecke angewendet werden. Der Tod des physischen Körpers ist ein kleineres Übel als der Rückschritt der Zivilisation, als die Vereitelung der göttlichen Absichten des menschlichen Geistes, als die Verneinung jeder geistigen Lehre und als die Beherrschung der menschlichen Gedanken und Freiheiten. Krieg ist immer ein Übel, aber er kann, wie es jetzt der Fall ist, das kleinere von zwei Übeln sein.

Wenn dieser Krieg weitergeführt wird, um schliesslich die totalitären Mächte zu schlagen und zu vernichten, dann ist er ein bei weitem kleineres Übel, als wenn viele Nationen von den Achsenmächten mit ihrer beispiellosen Habgier, ihren erschreckenden Erziehungsmassnahmen und mit ihrem trotzigen Leugnen aller anerkannten geistigen Werte unterjocht würden. Wenn die totalitären Mächte Sieger blieben, dann würde das jahrelange Unruhe und Empörung bedeuten; ihr Sieg würde unsagbares Elend bringen.

Es ist zweifellos eine unleugbare geistige Wahrheit, dass rechtes Denken die Welt ändern und retten kann, aber es ist ebenso wahr, dass es nicht genug Leute gibt, die fähig sind, richtig zu denken. Ausserdem fehlt dafür jetzt auch die Zeit. Die Friedensgedanken basieren hauptsächlich auf einem halsstarrigen Idealismus, der das Ideal mehr liebt als die Menschheit. Diese Gedanken wurzeln auch in einer nicht erkannten Furcht vor dem Krieg und in persönlicher Trägheit, die lieber Wunschträume träumt, als die Verantwortung für die Sicherheit der Menschheit zu übernehmen.

Ich habe versucht, den Standpunkt der neuen Gruppe der Weltdiener klarzumachen, die für die Menschenrechte, für Die geistige Zukunft der Menschheit und für die neue Weltordnung kämpft. Meine weiteren Ausführungen umfassen vier Abschnitte:

I. Die Welt [181] von heute. Die heutige Situation ist das Ergebnis früherer Tendenzen, früherer Bedrückung und Drangsal sowie menschlicher Entscheidungen.

II. Die neue Weltordnung. Wir wollen diese mit der alten Ordnung und auch mit der sogenannten «Neuordnung» der totalitären Mächte vergleichen.

III. Einige diesbezügliche Probleme. Vier grosse Weltprobleme bedürfen der Erörterung, und diese müssen wir sorgfältig betrachten.

IV. Die bevorstehenden Aufgaben. Wir werden uns dann mit der Zwischenphase bis zum Kriegsende befassen und einige Vorschläge für den künftigen Wiederaufbau besprechen.

I. Die Welt von heute

Welche Ursachen führten zu den Zuständen der heutigen Welt? Welche Bedrängnisse schufen das derzeitige Chaos und bringen jene Menschen hervor, die schliesslich die Ordnung herstellen können? Eine Besserung ist nur dann möglich, wenn der Irrtum genau erkannt ist. Man muss die bedingenden Ursachen verstehen, welche die Notlage geschaffen haben; man muss die gemeinsame Schuld an den schlimmen Zuständen und die gemeinsame Verantwortlichkeit dafür erkennen; man muss entschlossen sein, die Dinge wiedergutzumachen, und man muss aufhören, Böses zu tun.

Die Tendenz, den Krieg nur als ein Werk Hitlers und seiner üblen Mannschaft anzusehen, sollte uns nicht blind machen für die Ursachen, die sein böses Werk ermöglicht haben. Er hat hauptsächlich die Auslösung beschleunigt, denn durch ihn wurden der Egoismus und die Grausamkeit in der Welt ins Gesichtsfeld gerückt. Wie hat doch Christus gesagt? «Wehe der Welt der Ärgernis halber! Es muss ja Ärgernis kommen; doch wehe dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt!»

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.