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Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, Seite 119 ff. (engl.)

Die zweite Ursache ergab sich nach und nach aus der ersten. Materie und Geist, die sich in der Menschheit verdichtet hatten und die nun ihre grundlegenden Qualitäten und ihre wesenhafte Natur zum Ausdruck bringen, stehen ewig miteinander in Widerstreit. In den frühen Stadien und während des langen Lemurischen Zeitalters entfaltete sich ständig die junge Menschheit; trotzdem wurden die Trennungslinien nicht erkannt, obwohl sie bereits bestanden. Der latente Gedankenfunke diente nur dazu, um die Wahrnehmungsfähigkeit der fünf Sinne einigermassen zu entwickeln und rein physisch anzuwenden. Das physische Leben war stark und robust, das deduktive Leben, die Selbstwahrnehmung war praktisch Null. Das damalige Leben der Menschheit konzentrierte sich im physischen Körper; es stärkte und stimulierte auf diese Weise die animalische Natur und baute durch Weiterentwicklung der fünf Sinne den physischen Organismus und die inneren Organe auf. Der Mensch wurde damals hauptsächlich ein egoistisches und kämpferisches Tier, das indes zu Zeiten einen unklaren Zug zu etwas hin verspürte, was es als besser empfand; es traten auch Augenblicke hochgradigen Verlangens auf, das aber nicht Aspiration und Drang nach Fortschritt (im heutigen Sinn), sondern nur deren keimhafte Form war.

Für den heutigen Menschen ist es unmöglich, einen solchen Bewusstseinszustand zu verstehen oder sich vorzustellen, denn er hat ihn seit undenklicher Zeit hinter sich gelassen. Die Lebenskraft war damals in den Nebennieren konzentriert und erzeugte tierischen Mut und Widerstandskraft gegen Schicksalsschläge jeder Art. Aber der Dualismus der menschlichen Wesensart war nach wie vor da, und allmählich zeigten sich die ersten Trennungslinien. Einige wenige Pionierseelen verlagerten nach und nach ihr Bewusstsein in den Solarplexus, so dass ein Verlangen nach materiellen Dingen [120] geweckt und die Fähigkeit zu Gefühlsregungen entwickelt wurde. Bis zu dieser Zeit waren in der lemurischen Ära Verlangen und Instinkt identisch. Denkt über diese interessante Tatsache nach, denn es handelt sich um einen Bewusstseinszustand, von dem der heutige Mensch praktisch nichts weiss. Im Atlantischen Zeitalter begann das - noch immer materialistische - Streben nach erreichbaren Dingen die Vorherrschaft über die rein animalische Natur zu gewinnen; die Trennungslinien zwischen dem instinktiven Tier und dem auf Erwerb bedachten Menschen zeichneten sich immer deutlicher ab.

Allmählich entwickelte sich bei diesen bahnbrechenden Menschen das mentale Element, genauso, wie sich heute bei den mentalen Menschentypen das intuitive Element entfaltet. Die Menschen begannen, sich eine Art mentaler Wahrnehmung anzueignen und ihr geringes Denkvermögen für die Vermehrung ihres materiellen Besitzes nutzbar zu machen. Damals begann das Stadium der Zivilisation, die im Grunde genommen eine Anerkenntnis der Gruppenbeziehung ist. An die Stelle eines ausschliesslich nomadischen und Ackerbau treibenden Daseins trat ein städtisches Leben. Die Leute kamen zusammen, um für sich mehr materiellen Komfort und grösseren Schutz zu erlangen, die Stadien der Verdichtung und der weltweiten Ausbreitung begannen. Diese Zyklen ähneln dem Ein- und Ausatmen des menschlichen Organismus. Eines Tages wird man diese beiden grundsätzlichen und bestimmenden Faktoren studieren und nach den Ursachen forschen, warum die Menschen einerseits sich absondern und andererseits das Gemeinschaftsleben (die Ausdrucksform des Herdeninstinkts auf einer höheren Daseinsebene) suchen. In den letzten Jahrhunderten entstand ein grosses Problem dadurch, dass die Menschen immer mehr dazu neigten, in die Städte zu ziehen und sich dort in grossen Massen anzusammeln. Die ländlichen Gebiete werden entvölkert, und dadurch entstehen ernste Probleme der Ernährung und Gesundheit, ja auch der Kriminalität. Gerade jetzt sind wir Zeugen dessen, wie sich dieser Rhythmus zu ändern beginnt, und damit findet ein ernstes Problem seine Lösung. Städte werden evakuiert, Männer und Frauen müssen aus verschiedenen Gründen in ländliche Gebiete übersiedeln. Die Herren der Evolution brechen den Rhythmus der Zentralisierung und setzen an dessen Stelle den Rhythmus der Zerstreuung. Das [121] ist gut für die Menschheit, und das wird die Entwicklung einer subjektiven Synthese erleichtern, was wiederum die Menschheit bereichern und ihr neue Lebenswerte bringen wird.

Im Atlantischen Zeitalter wurden die Trennungslinien zwischen der animalischen instinktiven Natur und irgendeiner Form des Verlangens (keimhafter Aspiration) immer deutlicher. Diese frühe Zivilisation begann ihre Eigenart zu prägen und zu bekunden, und sie bestimmte mit zunehmender städtischer Entwicklung immer mehr den Standard materiellen Komforts und egoistischer Vorherrschaft. Es fällt uns vielleicht die Vorstellung schwer, dass es damals eine ebenso Dicht bevölkerte Welt gab wie heute; aber so war es. Da die animalische Natur vorherrschte, richtete sich das Streben auf sexuelle Beziehungen und auf die Gründung grosser Familien. Die gleiche Tendenz zeigt sich auch heute noch bei den unteren Gesellschaftsschichten, denn die Landleute und die Bewohner der Elendsviertel zeugen mehr Kinder als die Intelligenzkreise. In jenen längst vergangenen Zeiten besassen nur die Jünger und Eingeweihten wirkliche Intelligenz; sie leiteten und behüteten die junge Menschheit, so, wie die heutigen Eltern ihre Kinder leiten und behüten und so, wie der Staat die Verantwortung für das Wohl der Nation trägt. Die Mitglieder der Hierarchie weilten in jenen Zeiten auf Erden als Priesterkönige, die wie Magnete wirkten; sie zogen alle jene zu sich heran, bei denen die immateriellen Werte langsam zur Vorherrschaft kamen. Dadurch wurden die Trennungslinien zwischen Materialismus und Geistigkeit noch klarer und deutlicher.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Geistigkeit jener Zeit qualitativ etwas ganz anderes war, als was wir heute darunter verstehen. Sie war gleichsam ein Streben nach einer erahnten künftigen Daseinsform, nach Stillung des Schönheitsdurstes und Bereicherung des Gefühlslebens. Bei dieser Geisteshaltung gab es kein Denken in unserem heutigen Sinn, sondern nur ein Streben und Sehnen nach einem erahnten Unerreichbaren und nach allem, was an Wünschen noch unerfüllt war. Die Hierarchie nährte dieses Streben, indem sie den Menschen verschiedene Erfindungen schenkte und die instinktgeleiteten Massen dazu benützte, um grosse und schöne Städte zu bauen und gewaltige Bauwerke zu errichten, deren Reste noch [122] heute bestehen. Dies erfolgte unter der fachmännischen Leitung von Eingeweihten und Adepten, die ihre Kenntnisse über das Wesen der Materie und der Energie dazu benutzten, um vieles hervorzubringen, wonach die heutigen Menschen tastend streben und was sie entdecken und ermöglichen möchten. Die Errungenschaften der modernen Zivilisation und noch viel mehr als all das, was in der Bezeichnung «wissenschaftliche Entdeckungen» inbegriffen ist, waren den alten Atlantiern bekannt; aber sie hatten das nicht selbst entwickelt und entdeckt, sondern es wurde ihnen freiwillig geschenkt, so, wie man heutzutage einem Kind schöne und wunderbare Sachen schenkt, das sie benutzt und sich daran erfreut, aber nicht im mindesten versteht. Überall gab es grosse und schöne Städte mit vielen Tempeln und monumentalen Bauwerken; die Ruinen in Chaldäa und Babylonien sind nur entartete Überbleibsel, und die modernen Wolkenkratzer im Vergleich dazu Zwerge. Fast alle Kenntnisse der heutigen Wissenschaftler waren diesen Priesterkönigen bekannt, und in den Augen der erstaunten Massen war dies eine Art wundervoller Magie. Sanitätswesen, Hygiene, Transportmittel und Flugmaschinen wurden entwickelt und waren ganz ausgezeichnet. Alle diese Dinge waren aber nicht menschliche Errungenschaften, sondern Gaben der Hierarchie, die unter weiser Anleitung geschaffen und entwickelt wurden. Luft und Wasser wurden beherrscht, weil die Menschheitsführer wussten, wie die Kräfte der Natur und der Elemente beherrscht und bemeistert werden müssen; aber all das war nicht das Ergebnis menschlichen Verstehens, Wissens oder Bemühens. Das Denkvermögen der damaligen Menschen war noch nicht entwickelt, denn es war für solche Aufgaben genausowenig ausreichend wie das eines kleinen Kindes.

Die Spaltung zwischen diesen beiden Gruppen (von denen die eine die materialistischen Kräfte und die andere die Lichtenergie manifestierte) nahm immer mehr zu, so dass am Ende des Atlantischen Zeitalters die Trennungslinien zwischen diesen beiden Lebens- und Denkrichtungen so deutlich waren, dass die damalige zivilisierte Welt in eine Krise gestürzt wurde; der gegenwärtige Konflikt ist eine ganz deutliche Auswirkung jener Krise. Lasst uns hoffen, dass dieser Konflikt einen Höhepunkt darstellt, der sich niemals mehr wiederholen wird. Dann begann der grosse Krieg zwischen den Herren der Form und den Herren des Seins, zwischen den Kräften der Materie und der Grossen Weissen Loge. Ein genaues Studium [123] des zweiten Bandes der Geheimlehre wird Studierenden vieles klar werden lassen, besonders die Seiten 275-466 (der englischen Ausgabe). Für unser Verständnis mag dieser Bericht vielleicht unklar und dunkel erscheinen, aber damals war der Sachverhalt oder Ausgang klar. Die Kräfte des Lichtes triumphierten, weil die Hierarchie gezwungen wurde, machtvoll einzugreifen und weil grosse Wesenheiten (nicht von diesem Planeten) Hilfe leisteten. Sie brachten die atlantische Zivilisation nach einem lange währenden Chaos und Unheil zu einem jähen Ende. Das fand seinen Höhepunkt in einer Katastrophe, bei der Hunderttausende von Menschen von der Erde weggefegt wurden. Dieses historische Ereignis ist uns in der weltweit bekannten Legende von der Sintflut überliefert worden.

In der Bibel werden die Überlebenden dieser Katastrophe symbolisch als jene bezeichnet, die in der Arche Noah gerettet wurden. In den uralten Schriften wird dies wie folgt beschrieben:

«So wie eine Drachenschlange langsam ihren Körper entrollt, so öffneten die von den Söhnen der Weisheit geführten Menschensöhne ihre Pferche und verbreiteten sich wie ein Strom fliessender süsser Wässer... Viele Kleinmütige gingen dabei zugrunde. Aber die meisten wurden gerettet.»

Ein genaues Studium der in der Geheimlehre wiedergegebenen Erzählung zeigt uns, wie unreif und unentwickelt (im Vergleich zu heute) die damalige Menschheit war und dass der Schwerpunkt ihres Bewusstseins grundsätzlich im physischen und emotionellen Leben lag; es zeigt uns aber auch die magische Fähigkeit des Menschen, die untermenschlichen Naturreiche und die Elementarkräfte des Planeten zu unterwerfen und zu beherrschen. Diese beiden Gesichtspunkte wurden bisher nur wenig beachtet.

Mit Recht wurde jedoch das göttliche Eingreifen betont; so gelang es, eine ethisch («geistig» kann man kaum sagen) gesunde Minderheit zu retten und jene zu vernichten, die eine falsche Einstellung hatten und sich einem Leben materieller Bestrebungen und Vorstellungen hingaben.

Diese gerettete Minderheit [124] wurde zur Kerngruppe unserer jetzigen arischen Rasse. Das ganze Thema des Alten Testaments behandelt die Entfaltung und Zunahme dieser Kerngruppe. Symbolisch gesprochen: die Bewohner der Arche und ihre Nachkommen sowie die jüdische Rasse repräsentieren den Rest der Menschheit, der dennoch und trotz ungeheurer Schwierigkeiten von der Grossen Weissen Loge gerettet wurde.

Zwei Punkte verdienen hier Beachtung. Der erste, vom Standpunkt der Seele weniger bedeutsame Punkt ist der, dass fast alle Zeichen der wunderbaren atlantischen Zivilisation von der Erde verschwunden sind; einige Ausnahmen bilden die wenigen archäologischen Schätze, die das Interesse der heutigen Forscher erregen sowie jene dunklen Erinnerungen an uralte wissenschaftliche Errungenschaften, die den heutigen Wissenschaftler zu Erforschung und Erfindung führen und die ihn zur Entdeckung und Erschaffung all dessen anspornen, was wir den Triumph der modernen Wissenschaft nennen.

Der zweite Punkt ist für das Wohl der Menschheit bedeutsam die Hierarchie zog sich in den Hintergrund zurück und überliess es dem Menschen, den richtigen Weg, der aus Täuschung und Illusion herausführt, selbst zu finden und die uralten Spaltungen endgültig zu beseitigen. Mit Krieg muss endgültig Schluss gemacht werden, damit er endlich einmal aufhört, ein Mittel zur Erreichung erwünschter Ziele zu sein.

Die neue Epoche

Ich möchte an dieser Stelle innehalten und euch an ein oder zwei Punkte erinnern, die jetzt Anerkennung finden sollten, da wir uns einer neuen Epoche nähern, in der diese Auswirkungen ihren Höhepunkt finden. Ich will sie kurz und klar angeben.

Die Trennungslinien zwischen Materialismus und Geistigkeit (im heutigen Sinn) sind immer deutlicher geworden. Zwei Faktoren haben dazu beigetragen. Erstens die Verkündigung der Zehn Gebote. Obwohl diese der Form nach negativ und in der Denkweise dogmatisch waren, haben sie dennoch die entscheidenden Fragen und die erforderlichen Standpunkte genügend geklärt. Zu [125] der Zeit, als die Gebote verkündet wurden (viel früher, als man annimmt, denn die Zeitangabe in der Bibel ist nicht richtig), befand sich die Menschheit im allgemeinen auf einer verhältnismässig niederen Intelligenzstufe. Die Zehn Gebote wurden daher in der Formulierung «Du sollst nicht» verkündet, um den Menschen eine Richtschnur zu geben, wie sie den materiellen Aspekt ihrer Tendenzen zum Ausdruck bringen und sublimieren sollten. In Zukunft werden die Zehn Gebote in umgekehrter Form, also aus geistiger Sicht, formuliert werden; den Ansatz dazu finden wir in der Bergpredigt und in den Seligpreisungen.

Zweitens zog sich die Hierarchie zurück, damit die Menschheit nicht durch Zwang und übermässige Hilfeleistung beeinträchtigt und behindert würde, zur Reife und Mündigkeit zu kommen; sie sollte vielmehr aus eigener Kraft die wesentlichen

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.