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Die Geistige Hierarchie tritt in Erscheinung, Seite 113 ff. (engl.)
menschliche Automaten entwickelt, nicht aber verantwortungsbewusste, strebende und ihr Schicksal selbst bestimmende Menschen. Das ist euch doch sicher klar, und das könnte auch als Antwort auf die Frage dienen, die heute bei nicht denkenden Okkultisten an erster Stelle steht: Warum konnte die Hierarchie diese Katastrophe nicht verhindern? Zweifellos hätten die Meister der Weisheit mit ihrem Wissen und ihrer Kräftebeherrschung eingreifen können, aber damit würden sie ein okkultes Gesetz gebrochen und die wahre Entwicklung der Menschheit behindert haben. Das werden sie niemals tun. Der Mensch muss um jeden Preis lernen, auf eigenen Füssen zu stehen und zu handeln. Nachdem die Meister alles getan haben, was ihnen erlaubt war, stehen sie jetzt an der Seite der leidenden und bestürzten Menschheit und werden den Menschen mit tiefster Anteilnahme und Liebe helfen, die von ihnen verschuldeten Fehler wieder gutzumachen, die notwendigen Lektionen zu lernen und diese selbstverursachte Krise zu überwinden, bereichert und durch das Unglück geläutert. Das sind keine leeren Redensarten, sondern ewige Wahrheiten.

Diese Weltkrise, mit all ihren Schrecken und Leiden, ist letzten Endes das Ergebnis eines erfolgreichen Entwicklungsprozesses. Wenn die Lebensrunde eines Menschen abgelaufen ist und er die [114] Lektionen gelernt hat, die er bestimmungsgemäss hätte lernen sollen, dann beginnen der physische Körper und die inneren Formaspekte (welche die gesamte Ausdrucksform seiner Persönlichkeit ausmachen) unbrauchbar zu werden und sich zu verschlechtern; die zerstörenden Kräfte in der Form werden wirksam, und schliesslich tritt der Tod ein, der das innewohnende Leben befreit, damit eine neue und bessere Form erbaut werden kann. Wir erkennen dies entweder blind oder verständnisvoll als einen natürlichen und unvermeidlichen, aber normalen Vorgang an. Wir vergessen aber allzuleicht, dass das, was für den Einzelmenschen gilt, auch für die ganze Menschheit zutrifft. Zivilisationszyklen, wie z.B. unsere moderne Zivilisation, gleichen einer individuellen menschlichen Inkarnation: Anfang, fortschreitendes Wachstum, Reife mit nützlicher Betätigung, sodann Verfall und Niedergang, schliesslich Tod und Dahinschwinden der Form.

Formen sind ständig Angriffen ausgesetzt. Ein starkes subjektives Leben und geistiges Losgelöstsein sind zwei schützende Massnahmen. Wenn die Form stärker als das Leben ist, dann droht unmittelbare Gefahr; dort, wo eine Fesselung oder Bindung mit dem materiellen Element oder Gefüge besteht, sind spirituelle Werte verloren.

Heute erleben wir das Sterben einer Zivilisation, den Tod eines Inkarnationszyklus der Menschheit. In allen Bereichen menschlichen Denkens und Wirkens traten Erstarrung und Verfall ein. Überlebte religiöse Dogmen und die Macht der Theologie und der orthodoxen Kirchen genügten nicht mehr, um das starke innere geistige Leben in Hörigkeit zu halten. Die Menschheit ist tief geistig und von Natur aus religiös, aber sie braucht jetzt eine neue Form, in die sie die uralten Wahrheiten kleiden kann. Alte politische Schulen und Denkweisen entsprechen nicht mehr der Wirklichkeit, und die neuen Ideologien geben Zeugnis für die Stärke des Lebens, das angemessenen und wirksamen Ausdruck sucht. Es bricht sich rasch die Erkenntnis Bahn, dass die Erziehungssysteme, die ihre Schuldigkeit getan haben, jetzt nicht mehr geeignet sind, um den Anforderungen des menschlichen Lebens gerecht zu werden. Von überallher kommt der Ruf nach Änderung und nach jenen neuen Formen im religiösen, politischen, pädagogischen und wirtschaftlichen Leben, die eine freiere und bessere geistige Wesensäusserung gestatten. Eine solche Änderung ist im raschen Kommen und wird von manchen als Tod angesehen, als etwas Schreckliches, das man [115] nach Möglichkeit vermeiden müsse. Es ist tatsächlich ein Tod, aber er ist wohltätig und notwendig. Gerade diese Erkenntnis, dass eine Zivilisation entschwindet, gibt Anlass zu dem immer wiederkehrenden und ahnungsvollen Aufschrei: «Das ist der Tod der Zivilisation, das darf nicht sein.» «Das ist das Ende der alten Ordnung, und diese muss erhalten bleiben.» «Das ist die Zerstörung der alten und geliebten Werte, das darf nicht zugelassen werden.»

Dass die Menschheit diese notwendige Änderung auf eine Art und Weise herbeiführt, die grausam, schmerzlich und gar nicht notwendig ist, entspricht den Tatsachen; aber ebenso richtig ist die Tatsache, dass die Menschen heutzutage durch unrichtiges Denken, törichte Lebensgewohnheiten und unerwünschte Gefühlszustände den physischen Zusammenbruch und schliesslich den Tod beschleunigt herbeiführen. Dessen ungeachtet ist der Tod für den Fortschritt der Seele des einzelnen und der gesamten Menschheit unvermeidlich, gut und notwendig; Sterben ist eine alltägliche Sache, mit der wir aus eigenem Erleben und durch Beobachtung an anderen wohlvertraut sind. Wir müssen uns aber vor Augen halten, dass der schlimmste aller Tode (soweit die Menschheit in Betracht kommt) der wäre, wenn Zivilisations- oder Körperformen ewig beharrend und feststehend blieben. Es wäre wahrhaftig eine Katastrophe, wenn die alte Ordnung niemals geändert würde und wenn die alten Werte niemals in höhere und bessere umgewandelt würden.

Wir dürfen auch nicht übersehen, dass es zwei zerstörende und todbringende Kräfte gibt: erstens das rasch hervortretende und sich entfaltende Leben, das nach mehr Raum für Wesensäusserung und für volleres Erleben verlangt und geistig nach Änderung und Fortschritt strebt; zweitens die reaktionären Kräfte und die konservative Denkweise, die an dem Wohlvertrauten und Bekannten hängen, die das Neue, Unerprobte und Unbekannte hassen. Diese beiden Faktoren bewirken den grossen und göttlichen Übergang aus der Vergangenheit in die Zukunft, vom Alten ins Neue, von der Lebenserfahrung zur Reife und dann wieder zu neuem Erleben. Die Wirklichkeiten sind ewig und unsterblich; die Formen sind unbeständig und kurzlebig; die Seele ist unsterblich und unvergänglich; die Form ist veränderlich und zum Untergang bestimmt. Der Evolutionsprozess hat bewiesen und wird auch in Zukunft beweisen, dass er imstande ist, Formen zu erschaffen, zur Reife zu bringen und absterben zu lassen.

Aber die Menschheit ist [116] sich heute zum ersten Male dieses Vorgangs bewusst, und das ist das Interessante und Bedeutsame daran. Zum ersten Male zieht sie es vor, verständnisvoll das Geschehen zu beobachten und es mit der Erfahrung und der Umwelt in Beziehung zu bringen. Das ist schon an sich ein Kennzeichen für eine rechte und sehr erwünschte Entwicklung. Überall und häufig werden heutzutage Gedanken logisch erörtert, Untersuchungen angestellt und verschiedene Gesichtspunkte vorgetragen; je nach Temperament, Tradition, Entwicklung und Schulung sind auch die Ergebnisse unterschiedlich.

Wenn der Esoteriker die beiden deutlich erkennbaren Phasen des Weltkrieges - 1914 bis 1918 und 1939 bis 1942 - studiert, kann er auch leicht das gleichzeitige Sterben und Werden begreifen. Wenn ihr die Situation sehen könntet, wie sie wirklich ist, dann würdet ihr ganz klar erkennen, dass das Stadium des Todes zuerst kam. Das zweite Stadium, in dem wir uns jetzt befinden, ist buchstäblich das des Werdens, der Geburtswehen der neuen Ordnung und Zivilisation, durch die der Menschen Sinn für das Leben zum Ausdruck kommen kann. Die Mutter stirbt, damit das Kind am Leben bleiben kann; die Form wird dem Leben geopfert. Gegenwärtig stirbt bewusst der Formaspekt (der Mutter- oder Materieaspekt), und ebenso bewusst kommt das Kind, die junge Zivilisation, ins Dasein. Das ist das Neue, das wir alle miterleben. Die Persönlichkeit der Menschheit stirbt und ihre Seele kommt zum Vorschein.

Ein solches Absterben ist immer ein schmerzlicher Vorgang. Schmerz als Läuterungsmittel wurde seit jeher von den Herren des Karma angewendet, um eine Befreiung zu erreichen. Der vervielfachte Schmerz des gegenwärtigen Krieges und der noch aus der ersten Periode (die 1914 begann) vorhandene Schmerz bewirken ein heilsames und umgestaltendes Weltbewusstsein. Der Herr des Schmerzes ist von seinem Thron herabgestiegen und wandelt jetzt auf Erden; er bringt Trübsal, Seelenpein und Schrecken all denen, die seine Absichten und erstrebten Ziele nicht deuten können. Er stimuliert aber auch den Instinkt der Selbsterhaltung, dessen höherer Aspekt der Instinkt der Unsterblichkeit ist; dieser Instinkt ist bestrebt, das Augenmerk der Menschheit auf den Lebensaspekt und nicht auf die Form zu richten. Die Namen der Herren des Karma bedeuten symbolisch und dem inneren Sinn nach: ursächliche gegenseitige Beziehung oder Verkettung, Aufklärung (Erleuchtung), Schmerz und Rückkehr. Denkt darüber nach. Alle diese [117] Bedeutungen sind jetzt besonders aktuell, und in deren Wirksamkeit liegt die Hoffnung der Menschheit.

Uralte karmische Ereignisse

Es ist nicht meine Absicht, das Thema «Karma» zu erläutern oder auszuarbeiten. Dieses okkulte und dennoch grundsätzlich exoterische Thema findet unter der Bezeichnung «Gesetz von Ursache und Wirkung» allgemeine Anerkenntnis. Wenn man es das Gesetz des Karma nennt, dann wird es sogleich als etwas Mysteriöses, Orientalisches, Neues angesehen. Manchmal wird es auch das Gesetz der Vergeltung genannt - eine ganz und gar irrige Bezeichnung. Jetzt erfährt und erlebt die Menschheit ihr Karma. Ich möchte indes darauf hinweisen, dass die ständige Betonung des ungünstigen Karma-Aspektes einen falschen Eindruck vermittelt und das volle Erfassen der Wahrheit erschwert. Es gibt genausoviel gutes wie böses Karma. Sogar in der heutigen Weltsituation gleicht das gute, aus der Seele der Menschheit kommende Karma das üble, aus dem materiellen Aspekt kommende und ständig überbetonte Karma aus. Der Gegensatz zwischen den Rhythmen der Materie und der Seele ist die eigentliche Ursache des derzeitigen Konfliktes sowohl im Leben der Menschen als auch in der Weltsituation. Wenn ihr das richtig erfasst, dann wird in eurem Denken und Fühlen das wahre Bild klarer hervortreten.

In dem Bestreben, euch ein klares Bild zu geben, muss ich manche wichtige Einzelheiten übergehen. Ich werde auch in die anfechtbare Lage kommen, Behauptungen aufzustellen, die nicht nachgeprüft werden können und deren Beweisführung (für den durchschnittlichen Denker) lediglich darin liegt, von den Wirkungen auf die Ursachen zu schliessen, die dem in okkulten Dingen nicht Bewanderten verborgen sind. In Zukunft wird der Mensch eine Einstellung und Denkweise entwickeln, welche die Ursachen für wichtiger halten wird als die Wirkungen. Er wird lernen, die Massnahmen, die irgendeine neue Aktion einleiten, sehr sorgfältig zu erwägen; er wird, bevor er sich zu irgendeiner Handlung entschliesst, gründlich darüber nachdenken und die voraussichtlichen Auswirkungen abschätzen. Dieses heilsame Stadium wird nur durch Schmerz und Irrtum erreicht, wofür er natürlich den Preis zahlen muss.

Alles heutige Geschehen [118] ist in erster Linie auf die im menschlichen Wesen bestehende Dualität zurückzuführen. Die zweite Ursache liegt in bestimmten grossen Zwiespältigkeiten, die in der Frühgeschichte der Menschheit durch diese im innersten Wesen vorhandene Dualität hervorgerufen wurden. Die dritte Ursache ist das ständig zunehmende Streben nach Synthese, das durch die jetzt einströmende Shamballa-Kraft entfaltet wird. Es ist mir nicht möglich, dieses vielschichtige Problem noch einfacher darzustellen. In grossen allgemeinen Umrissen behandle ich die Vergangenheit, kennzeichne die jetzt spürbar werdenden Auswirkungen und sage die Zukunft voraus.

Die treibende Ursache des derzeitigen Konfliktes geht darauf zurück, dass seinerzeit geistig eigenbewusste Menschen inkarnierten, einen Körper annahmen. Wären die Söhne Gottes «nicht zu den Töchtern der Menschen gekommen» (wie es in der Bibel heisst, um auf symbolische Weise die grosse gegenseitige Beziehung auszudrücken, die im Menschenreich zwischen Geist und Materie geschaffen wurde), hätten die geistigen Wesenheiten (die Menschheit selbst) sich nicht in stoffliche Formen gekleidet und hätte sich das positive geistige Element nicht an den negativen materiellen Aspekt geheftet, dann wäre es nicht zum gegenwärtigen Weltkonflikt gekommen. Der göttliche Evolutionsplan gründete sich jedoch darauf, dass diese primäre Beziehung oder Verkettung zwischen dem geistig bewussten Menschen und dem Formaspekt geschaffen wurde. Auf diese Weise trat das grosse Gesetz der Dualität in Kraft, das den «Fall der Engel» mit sich brachte. Diese stiegen aus ihrem sündenlosen, unbeschwert freien Daseinszustand herab, um durch materielle Inkarnation und den Gebrauch des Denkprinzips volles göttliches Bewusstwerden auf Erden zu entfalten. Das war der aus dem Denken Gottes kommende Plan, der durch einen Akt seines Willens Gestalt annahm und schrittweise zur Durchführung kam. Damals, im Anbeginn, fand der ursprüngliche «Krieg in den Himmeln» statt, als die Söhne Gottes, die dem göttlichen Antrieb, Erfahrungen zu sammeln, zu dienen und Opfer zu bringen, Folge leisteten, sich von jenen Söhnen Gottes trennten, welche dieser Inspiration nicht folgten, sondern es vorzogen, in ihrem ursprünglichen hohen Daseinszustand weiter zu verbleiben. Christus selbst bezeugte und bestätigte diese Wahrheit in der Parabel [119] vom «Verlorenen Sohn» und dessen Verhältnis zu seinem älteren Bruder, der das Vaterhaus nicht verlassen hatte. Aus diesem Gleichnis geht doch klar hervor, welcher Seite der Vater seine Zustimmung gab. Ein gründliches Studium dieser Erzählung und ein intuitives Erkennen der sich daraus ergebenden Folgerungen mögen eines Tages einen Widerhall auf die sogenannte «Sünde des Erlebens» wecken und zum geistigen Verstehen der beiden Hauptgesetze führen, die den Evolutionsprozess bestimmen, nämlich: das Gesetz der Evolution und das Gesetz der Wiedergeburt. Hier liegt die fundamentale Ursache für alles heutige Geschehen.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.