Ich habe einige Gründe für die gegenwärtige Unrast in der Welt in dem Buch «Erziehung im Neuen Zeitalter» (deutsche Ausgabe, S. 150-160) angeführt und darauf aufmerksam gemacht, dass einige Ursachen so weit zurückliegen, dass die Geschichtswissenschaft davon nichts weiss. Es wäre gut, wenn ihr an dieser Stelle diese wenigen Seiten nachlesen würdet, um euch einen gewissen Einblick in die wesentliche Situation zu verschaffen, vor der die Menschheit infolge gewisser evolutionärer Entfaltungen steht; es sind dies:

1. Die von der Menschheit selbst erreichte Stufe.

2. Das Auftauchen eines neuen Rassentypus.

3. Das Ende des Fische-Zeitalters.

4. Der Anbruch des Wassermann-Zeitalters.

Auf den 4. Punkt sind wir noch kaum zu sprechen gekommen, und ich möchte hier auch nicht näher darauf eingehen, so verlockend die Spekulationen darüber wären, denn es liegt mir sehr daran, dass ihr euch die Hauptmerkmale, nämlich Einheit und Synthese, klar vor Augen haltet. Sie geben uns den Schlüssel für [71] das heutige Weltgeschehen in der internationalen Politik, und sie erklären die Grundtendenz zur Synthese, Vermischung und Angliederung.

Die restlichen vier Ursachen, die wir später betrachten wollen, könnten wie folgt aufgezählt werden: ,

5. Die Zeit des Zuendegehens. Völker und Menschen werden beurteilt. Diese Zeitspanne kritischen Wertens und Urteilens ist für die Gruppen ein Übergangsstadium, das bis zum vollen Sichtbarwerden der Einflüsse des Neuen Zeitalters andauert.

6. Die Nivellierung aller Klassen und Unterschiede, so dass die geistigen Werte offenbar werden können und Die geistige Hierarchie auf Erden in Erscheinung treten kann.

7. Die Tatsache, dass sich die Hierarchie der Menschheit nähert, um mit ihr in äusseren Kontakt zu kommen. Ich würde empfehlen, meine früheren Mitteilungen über die Grossen Annäherungen nachzulesen. (Siehe «Sieben Strahlen», Band 2, deutsche Ausgabe, S. 299 - 314, 750 - 801).

8. Die Kraft und Bedeutung der Grossen Invokation in politischer Hinsicht.

Die verborgenen Ursachen der äusseren Unruhen

Januar 1939

Man kann die Weltlage noch von einem anderen Gesichtspunkt aus mit Nutzen beobachten, indem man nach der verborgenen Ursache des äusseren Aufruhrs sucht. Darauf kommen die Menschen nur selten, denn die Ursache liegt im Bereich von Energien und Kräften. Wie ich schon in meinem Buch «Schicksal und Aufgabe der Nationen» ausführte, gibt es drei grosse Energieströme, die sich jetzt in der Welt machtvoll auswirken sowie zwei andere, die auch zum Ausdruck kommen wollen, zusammen also fünf; diese werden den Lauf des Weltgeschehens bestimmen. Um kurz zu wiederholen:

1. Die erste und mächtigste Kraft strömt in die Welt aus Shamballa, aus dem planetarischen Zentrum, das den Willen Gottes kennt. Nur zweimal in der planetarischen Geschichte liess diese Shamballa-Energie ihre Anwesenheit [72] direkt verspüren: Das erstemal, als in den Zeiten von Lemuria die grosse Menschheitskrise eintrat, nämlich die Individualisierung der Menschen. Das zweitemal, als in den Tagen von Atlantis der grosse Kampf zwischen den Herren des Lichtes und den Herren der materiellen Form (den sogenannten dunklen Kräften) stattfand. Jetzt strömt diese Kraft aus dem Heiligen Zentrum aus; sie verkörpert den Willensaspekt der gegenwärtigen Weltkrise und deren beiden Nebenwirkungen, nämlich:

a. die Zerstörung dessen, was in den derzeitigen Erscheinungsformen (in Staatsführung, Religion und Gesellschaft) unerwünscht und hinderlich ist;

b. die nach Synthese strebende Kraft, die das vereint und verbindet, was bisher getrennt war.

Die Shamballa-Kraft ist so neu und unbekannt, dass es für die Menschheit schwer ist, sie als das zu erkennen, was sie ist, nämlich die Demonstration des wohltätigen Willens Gottes in neuer und machtvoller Wirksamkeit.

2. Die zweite Hauptkraft, deren Stärke jetzt fühlbar wird, ist die der geistigen Hierarchie, des planetarischen Zentrums, wo die Liebe Gottes herrscht; sie bahnt jetzt eine ihrer zyklischen Hauptannäherungen an die Erde an. Das Problem der Hierarchie besteht derzeit darin, alle fünf machtvollen Energien so zu lenken und zu steuern, dass sich der göttliche Plan verwirklichen kann und dass am Ende dieses Jahrhunderts die Absicht Gottes für die Menschheit in der rechten Richtung und im richtigen Grössenverhältnis bleibt.

3. Die Menschheit selbst ist das dritte planetarische Hauptzentrum, durch das einer der drei göttlichen Aspekte, nämlich die Intelligenz, zum Ausdruck kommt und in der Welt Wirkungen hervorbringt.

Diese drei Zentren hängen untereinander eng zusammen. Man muss sich diese als Ausdruck göttlicher lebendiger Betätigung vorstellen, als drei Entwicklungsstadien des göttlichen Plans, als drei Hauptzentren - Kopf, Herz und Kehle- in dem Körper des Einen, in dem wir leben, uns [73] bewegen und unser Dasein haben. Studierende können diese drei Zentren mit den drei Sonnensystemen in Beziehung bringen, auf die ich in meinem Buch «Eine Abhandlung über Kosmisches Feuer» hingewiesen habe. Im ersten Sonnensystem wurde das Zentrum Menschheit vorbereitet oder ausgerüstet, und es trat das Prinzip der Intelligenz in Erscheinung. Im zweiten Sonnensystem erschien die Hierarchie der Liebe und muss nun zu voller Auswirkung kommen, damit die Liebe Gottes erlebt und verstanden werde. Im nächsten Sonnensystem wird das Zentrum, das wir heute Shamballa nennen, den Willensaspekt der Gottheit verständnisvoll durch Liebe manifestieren. Es ist interessant, dass diese drei Zentren stets nur durch Menschen zu wirksamer Tätigkeit kommen; es ist ferner interessant, dass die drei Hauptideologien (die totalitäre, die demokratische und die kommunistische) die - verzerrte, aber dennoch vorhandene - Reaktion auf die Kräfte sein könnten, die aus den beiden höheren Zentren auf das menschliche Zentrum einwirken. Darüber sprach ich bereits in meinem Buch «Schicksal und Aufgabe der Nationen», deutsche Ausgabe, S. 30).

Diejenigen von euch, die bemüht sind, der Menschheit zu dienen und der Hierarchie zu helfen, einer Welt in Schmerzen Heilung zu bringen, müssen lernen, hinter die äussere Erscheinung, hinter die Methoden und Grundpläne, hinter die Folgen und Wirkungen auf der physischen Ebene vorzudringen; sie müssen sich bemühen, mit den Kräften von Shamballa oder der Hierarchie in Verbindung zu kommen und die Gründe für die menschliche Not aufzuspüren, welche diese Auswirkungen hervorgebracht haben; und sie müssen diese letzteren als das ansehen, was sie sind: nicht als überlebte Systeme und kindische Verbesserungsbestrebungen, sondern als keimhafte Pläne, aufgrund deren die Menschen schliesslich einmal frei werden und durch die Kultur und Zivilisation des Neuen Zeitalters heranreifen können. Wenn ihr das Bestreben habt, in die dunklen Plätze der Erde (das heisst in das Denken der Menschen) Licht zu bringen, dann müsst ihr selbst klar sehen und das Abstrakte mit dem Konkreten in einer solchen Weise in Verbindung bringen, dass in eurem eigenen Leben ein brauchbarer und praktischer Idealismus erkennbar wird; nur so kann ein solcher Idealismus auch im nationalen und individuellen Leben sichtbar werden. Kopf und Herz müssen in nützlicher Weise herangezogen werden, und das vergessen viele ernsthafte Menschen leicht. Ist es euch möglich, bei diesem Bemühen mit hoher Spannung zu arbeiten - mit einer durch die wechselseitige Beziehung zwischen Kopf und Herz hervorgebrachten Spannung, die sich (esoterisch gesprochen) [74] schöpferisch durch das Kehlzentrum auswirkt? In diesem letzten Satz habe ich zum Ausdruck gebracht, in welcher Art und Weise die Jünger sich bemühen sollten.

Die Denker in der Welt und die Neue Gruppe der Weltdiener können am besten in der Weise dienen, dass sie erkennen, was mit der Menschheit als Gesamtheit geschieht und was hinter den Kulissen vor sich geht. Die Entfaltung des menschlichen Bewusstseins, die sich unter dem Einfluss der jetzigen Zustände in jedem Land manifestiert - das ist von Bedeutung. Die menschliche Mentalität ist eben dabei, sich auf die wesentlichen Dinge zu besinnen und sich in lebendiger Art und Weise auszuwirken. Die Denker und Weltdiener müssen lernen, sich auf das erwachende Bewusstsein und nicht auf die oberflächlichen Vorgänge zu konzentrieren. Dieses Erwachen geht in zufriedenstellender Weise voran, meine Brüder. Die Formen mögen darunter leiden, aber der wesentliche innere Bewusstseinsbereich des Menschen ist in diesem Jahrhundert im Begriff, entschieden göttlich zu werden.

Die beiden anderen Kräfte, die darauf hinarbeiten, die bereits bestehenden Spannungen in der Welt zu verstärken, sind folgende:

4. Die Kräfte des Materialismus, die in die drei Welten hinausströmen von den sogenannten «dunklen Kräften» oder der Schwarzen Loge sowie von jenen aktiven Einzelwesen und Gruppen, die zur Grossen Weissen Loge im Gegensatz stehen.

5. Die Kraft, die von jener Menschheitsgruppe ausgeht, die in jedem Land zu finden ist und die wir das jüdische Volk nennen. Was ich hier sage, bezieht sich nicht auf einzelne Menschen; ich betrachte hier das Weltproblem, das sich aus dem Judentum als Gesamtheit ergibt.

Diese beiden Kräfte erschweren das Problem, vor dem die Menschheit und die Hierarchie stehen, in hohem Masse. Man sollte indes bedenken, dass auch diese Kräfte zur Erlangung jenes Gleichgewichts beitragen, das für die Schaffung rechter Bedingungen stets notwendig ist.

Über die dunklen Kräfte kann ich nur wenig sagen; sie sind ein Problem für die Hierarchie, nicht für die Menschheit. Diese Kräfte haben die Aufgabe, das Formleben weiterzuerhalten und die Methoden und Ziele auszuarbeiten, die den Manifestationsprozessen innewohnen. Die sogenannte Schwarze Loge beschäftigt sich mit dem Formaspekt der Manifestation, die Weisse Loge mit dem [75] Bewusstseinsaspekt. Man könnte daher folgendes sagen:

1. Shamballa befasst sich mit dem Lebensaspekt in seinen abgestumpften Impulsen.

2. Die Hierarchie beschäftigt sich mit dem Bewusstseinsaspekt in schrittweisen Erweiterungen.

3. Die Schwarze Loge beschäftigt sich mit dem Materieaspekt in seinen vielfältigen Formen.

Wenn ihr diese drei Punkte mit den drei Sonnensystemen und mit den drei Aspekten der Gottheit in Beziehung bringt, könnte euch wieder manches klar werden. Übel oder Böses tritt also nur dann in Erscheinung, wenn trotz der erreichten Höherentwicklung noch immer der falsche Aspekt betont und beibehalten wird, oder wenn das Leben oder Bewusstsein durch das, was benutzt und bis zum notwendigen Punkt entwickelt worden ist, allzu lange zurückgehalten wird. Daraus folgt, meine Brüder, dass der Tod als Abschluss einer Entwicklungsphase heilsam und wohltätig ist.