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Erziehung im Neuen Zeitalter, Seite 75 ff. (engl.)
in frühester Jugend sind - ist somit ins Innere zurückgetrieben worden und ist nicht mehr zu sehen; er hat sich hinter einer von Sitte und Drill verhärteten Aussenschale versteckt. Dazu kommen dann noch unzählige Missverständnisse und Fehler, die von liebevollen und oberflächlichen Eltern in bester Absicht begangen wurden - eine lange Reihe kleiner Katastrophen im Umgang mit andern. Es ist somit klar, dass die meisten Kinder schon von vornherein ihr Leben in fehlerhafter Weise beginnen und gleich zu Anfang ihrer Erdenlaufbahn behindert und beschwert werden. Der den Kindern in den frühen Bildungsjahren zugefügte Schaden ist oft später nicht wiedergutzumachen und er ist die Ursache für viel Schmerz und Leiden im späteren Leben. Was kann man aber dagegen tun? Worin sollten, ausser den mehr technischen Hinweisen, die ich in vorhergehenden Teilen dieser Anleitungen erwähnt habe, die Bemühungen der Eltern und Erzieher bestehen?

Erstens und allem voran sollte man bestrebt sein, eine Umwelt zu schaffen, in der gewisse Eigenschaften erblühen und wachsen können.

1. Eine liebevolle Umgebung, die Furcht ausschliesst, in der das Kind keinen Grund zur Schüchternheit, Scheu oder Vorsicht hat, wo es von allen höfliche Behandlung erfährt und wo man auch von ihm erwartet, dass es andere Leute gleichfalls höflich behandelt. Das ist heute in Schulen und Familien in [76] der Tat selten zu finden! Diese liebevolle Atmosphäre ist keine gefühlsselige, sentimentale Form der Liebe, sie basiert vielmehr auf der Erkenntnis der Werdemöglichkeiten des Kindes als Persönlichkeit, auf echtem Verantwortungsbewusstsein, auf Freisein von Vorurteilen, besonders rassischer Art und - in allererster Linie - auf mitfühlender Zärtlichkeit. Diese verständnisvolle Zartheit gründet sich auf die Erkenntnis der Schwierigkeiten des Lebens, auf das Erfühlen der normalerweise liebevollen Reaktion des Kindes sowie auf das Wissen, dass Liebe immer das Beste im Kind wie auch im Menschen hervorbringt.

2. Eine Umgebung, in der Geduld herrscht und wo das Kind in natürlicher und normaler Weise zu einem Sucher nach dem Licht des Wissens werden kann; wo es genau weiss, dass sein Wissensdurst immer sofort befriedigt wird und dass es auf alle Fragen eine sorgfältige Antwort erhält; und wo nie das Gefühl von Hast oder Eile aufkommt. Die natürliche Entwicklung der meisten Kinder wird durch die Hast und Eile der Leute, von denen sie abhängig sind, geschädigt. Man hat keine Zeit, sie zu belehren und ihre vielen unwichtig scheinenden, aber doch so nötigen Fragen zu beantworten; der Zeitfaktor wird somit zu einer Gefahr für die rechte Entwicklung und führt schliesslich zu einem Leben voller Ausflüchte und falscher Perspektiven. Ihr Wertmassstab wird durch das Beobachten der Leute, mit denen sie leben, entstellt, und vieles davon kommt ihnen durch die ihnen gezeigte Ungeduld zum Bewusstsein. Die Ungeduld derer, von denen sie in so betrübender Weise abhängig sind, sät in ihnen den Samen der Gereiztheit, und ungezählte Leben sind durch Gereiztheit oder Erbitterung ruiniert worden.

3. Eine Umgebung geordneter Arbeitseinteilung, wo das Kind die Anfangsgründe der Verantwortlichkeit lernen kann. Die Kinder, die jetzt zur Verkörperung kommen und die aus der neuartigen Erziehung Nutzen ziehen können, stehen gerade auf der Schwelle des Seelenbewusstseins. Das erste Anzeichen einer solchen Verbundenheit mit der Seele ist ein [77] sich schnell entfaltendes Verantwortungsgefühl. Das sollte man sorgfältig beachten, denn die Übernahme kleiner Pflichten und die Mitverantwortung (die stets irgendwie eine Gruppenerziehung bedeutet) sind für die Charakterbildung des Kindes und seinen künftigen Beruf von wesentlicher Bedeutung.

4. Eine verständnisvolle Umgebung, in der sich das Kind immer dessen sicher ist, dass die Beweggründe seines Handelns richtig erkannt werden, und dass die älteren Leute, mit denen es zusammen ist, immer die Natur seines Antriebs verstehen werden, auch wenn sie nicht immer mit seinem Tun und Treiben einverstanden sind. Viele Dinge, die das Durchschnittskind tut, sind an und für sich weder ungezogen noch bösartig oder mit Absicht böse. Die Beweggründe sind oft unterdrückter Wissensdurst, das Verlangen des Kindes, eine erlittene Ungerechtigkeit zurückzuzahlen (verursacht durch mangelndes Verständnis für seine Beweggründe von seiten der Erwachsenen), seine Unfähigkeit, Zeit in richtiger Weise zu nutzen (schlummert doch der richtunggebende Wille oft gänzlich in diesem Alter, um erst in Wirkung zu treten, wenn das Denkvermögen zu funktionieren beginnt) sowie der Drang, die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu lenken - ein unerlässlicher Drang in der Entwicklung des Selbstbewusstseins, aber einer, der Verständnis und sorgfältigste Lenkung braucht.

Die älteren Leute nähren im Kind ein frühes und ganz unnützes Schuldgefühl, ein Gefühl der Sünde und Missetat. Grosse Bedeutung wird kleinen und geringfügigen Dingen zugemessen, die nicht wirklich schlecht, aber den Eltern oder den Lehrern lästig sind, so dass das richtige Gefühl für das schlechte (nämlich die Erkenntnis, dass es nicht gelang, die rechten Beziehungen zur Gruppe aufrechtzuerhalten) überdeckt und nicht als das erkannt wird, was es wirklich ist. Die vielen kleinen und geringfügigen Sünden, deren die Kinder durch Worte, wie «nein», «nicht doch!», «unartig» ständig angeklagt werden, und die zumeist auf das Unvermögen der Eltern, das Kind zu verstehen und zu beschäftigen, zurückzuführen sind, sind nicht schwerwiegend. Wenn diese [78] Aspekte des kindlichen Lebens richtig gehandhabt werden, dann werden die wirklich schlechten Dinge, wie die Verletzung der Rechte anderer, das egoistische Verlangen, die Gruppe und deren Zustände und Bedürfnisse zu missbrauchen sowie die Schädigung oder die Verletzung anderer um persönlicher Vorteile willen, in der richtigen Perspektive und zur rechten Zeit ans Licht kommen. Dann wird die Stimme des Gewissens (das Flüstern der Seele) nicht unterdrückt und das Kind nicht asozial werden. Es wird nur dann asozial, wenn es kein Verständnis findet oder wenn die Umstände zuviel von ihm fordern.

Nachdem ihr diese vier Arten «Lebensluft», welche als die wichtigsten Vorbedingungen im neuen Erziehungswesen anzusehen sind, überdacht habt, werdet ihr vielleicht fragen: «Inwieweit werden denn hier ererbte Instinkte, der Entwicklungsstufe angepasste normale Neigungen und durch Strahlenkräfte und astrologische Einflüsse bedingte Charaktereigenschaften in Betracht gezogen?»

Ich habe diese hier nicht eigens hervorgehoben, obgleich ich sie natürlich als bestimmende und beachtenswerte Faktoren anerkenne, denn ich habe mich ja hier mit den vielen unnötigen und aufgenötigten Schwierigkeiten befasst, die dem Kind weder angeboren sind noch seinen wahren Charakter wiedergeben, sondern das Resultat seiner Umgebung sind; denn der häusliche Kreis und das bestehende Erziehungswesen haben versäumt, dem Kind behilflich zu sein, die richtige Einstellung zum Leben und zu seiner Zeit zu finden. Bei einer weisen Behandlung von frühester Kindheit an, wenn das Kind als die wichtigste Sorge seiner Eltern und Erzieher angesehen wird (ist es doch die Zukunft im Keim), und wenn ihm gleichzeitig durch richtige Einordnung in die kleine Welt, von der es ein Teil ist, auch ein Gefühl für das richtige Grössenverhältnis beigebracht wird, dann werden wir die hauptsächlich vorhandenen Schwierigkeiten, die grundlegenden Charaktereigenschaften und -neigungen und die Lücken in seiner Wesensausrüstung klar hervortreten sehen. Sie werden dann nicht bis in die Jugendzeit verborgen bleiben wegen kleinen Sünden und Ausflüchten und durch unbedeutende embryonale Komplexe, die dem Kind durch andere aufgebürdet worden sind, und die bei seiner neuen Verkörperung nicht zur angeborenen Ausrüstung gehört [79] haben. Dann können diese hauptsächlichen Schwierigkeiten in aufgeklärter Weise behandelt werden und die Weisheit des Erziehers kann den unerwünschten Grundeinstellungen entgegenwirken, wenn das Kind dabei verständnisvoll mitarbeitet. Es wird verstehen, weil es verstanden wird und folglich furchtlos ist.

Wir wollen nun einen erweiterten Plan für die zukünftige Erziehung der Kinder in der Welt formulieren. Wir haben gesehen, dass es uns trotz des allgemein verbreiteten Erziehungswesens und der in jedem Land vorhandenen Studienzentren bisher nicht gelungen ist, unseren jungen Leuten die Art von Erziehung zu bieten, die es ihnen möglich machen würde, als schöpferische Vollmenschen zu leben. Die erzieherische Entwicklung in der Welt ging drei Hauptwege; sie begann im Osten und hat heute im Westen ihren Höhepunkt erreicht. Natürlich spreche ich hier nur in Hinsicht auf die letzten zwei- oder dreitausend Jahre. In Asien wurden seit vielen Jahrhunderten bestimmte, sorgfältig ausgewählte Individuen intensiv geschult, die breiten Massen aber wurden vollkommen vernachlässigt. Asien - und Asien allein - hat jene überragenden Gestalten hervorgebracht, die auch heute noch Gegenstand universeller Verehrung sind: Laotse, Konfuzius, Buddha, Krishna und Christus. Sie haben Millionen tief beeindruckt und tun es noch heute.

In Europa stand die Erziehung und Ausbildung einiger weniger privilegierter Gruppen im Vordergrund; diese erhielten eine sorgfältig geplante kulturelle Ausbildung, doch den breiten Massen wurden nur die Grundzüge der Belehrung beigebracht. Das ergab periodisch solch wichtige Epochen kultureller Ausdrucksform, wie das Elisabethanische Zeitalter, die Renaissance, die Dichter und Denker der Viktorianischen Ära in England und der Dichter und Komponisten in Deutschland wie auch jene Künstlergruppen, die als die Italienische, Holländische und Spanische Schule fortleben.

Schliesslich wurde in den Ländern der Neuen Welt - den Vereinigten Staaten von Amerika, Australien und Kanada - die Erziehung der breiten Massen eingeführt, was dann auch von fast allen anderen Ländern der zivilisierten Welt nachgeahmt wurde.

Das [80] allgemeine Kulturniveau sank dadurch bedeutend herab, doch stieg das Niveau der Kenntnisse und Befähigungen bei der breiten Masse beträchtlich. Es erhebt sich nun die Frage: Was wird die nächste Entwicklungsstufe im Bereich der Erziehung sein?

Wir wollen aber einen wichtigen Gesichtspunkt nicht vergessen. Was Erziehung in einer unerwünschten Richtung bewirken kann, hat sich klar im Hitler-Deutschland gezeigt: im Zertrümmern des Idealismus, im Einschärfen falscher menschlicher Beziehungen und Einstellungen und in der Verherrlichung all dessen, was im höchsten Grade egoistisch, brutal und aggressiv ist. Deutschland hat bewiesen, dass eine Erziehung, die in richtiger Weise organisiert und überwacht, systematisch geplant und einer Ideologie angepasst wird, eine mächtige Wirkung haben kann, besonders wenn das Kind früh genug diesem Prozess unterworfen und lange genug vor gegensätzlichen Erziehungsmethoden geschützt wird. Wir müssen aber beachten, dass sich eine so starke Einflussnahme auf zweierlei Weise auswirken kann: Was in der falschen Richtung zuwege gebracht wurde, kann ebenso erfolgreich auf dem richtigen Weg erreicht werden.

Wir müssen auch klar erkennen, dass wir zwei Dinge tun müssen: Erstens müssen wir das Schwergewicht auf die Ausbildung bis zum 16. Lebensjahr (und je jünger die Kinder, um so besser) legen, und zweitens müssen wir mit dem anfangen, was wir haben, auch wenn wir natürlich die Grenzen des heutigen Systems voll erkennen. Wir müssen die guten und wünschenswerten Aspekte stärken und neue Denkweisen und Methoden entwickeln, die das Kind für ein volles Leben tauglich und wirklich zum Menschen machen - zu einem schöpferischen, aufbauenden Glied der menschlichen Gesellschaft. Das Beste aus der Vergangenheit sollte erhalten bleiben, doch sollte es nur als Grundlage für ein besseres System und ein weiseres Hinstreben zum Ziel des Weltbürgertums dienen.

Es mag hier von Nutzen sein, eine Definition dessen zu geben, was Erziehung sein kann, wenn sie sich durch wahre geistige Schau leiten lässt und für die empfundenen Bedürfnisse der Welt und die Zeiterfordernisse aufgeschlossen ist.

Erziehung ist die in intelligenter Weise erteilte Ausbildung, die es der Jugend der Welt möglich machen soll, ihrer Umgebung mit Intelligenz und gesundem Menschenverstand zu begegnen und [81] sich den bestehenden Verhältnissen anzupassen. Das ist heute von besonderer Wichtigkeit - ein Wegweiser in einer zerfallenen Welt.

Erziehung ist ein Werdegang, der das Kind mit den Kenntnissen ausrüstet, die es ihm möglich machen sollen, im späteren Leben ein guter Bürger und ein weiser Vater oder eine weise Mutter zu sein. Sie sollte seine angeborenen Neigungen, seine rassischen und völkischen Eigenheiten in Betracht ziehen und diesen dann möglichst das Wissen hinzufügen, das es in der gegebenen Umwelt zu schöpferischer Arbeit befähigt, so dass es sich als nützlicher Bürger erweisen kann. Die allgemeine Tendenz seiner Erziehung wird mehr als bisher psychologischer Art sein, und die so gewonnenen Kenntnisse werden den besonderen Umständen seiner Wesensgestaltung angepasst werden. Alle Kinder haben gewisse Begabungen und man sollte sie belehren, wie sie diese Fähigkeiten benutzen sollen; die ganze Menschheit sollte daran teilhaben, unabhängig von Rasse oder Volkszugehörigkeit. Erzieher werden deshalb in Zukunft das Folgende mehr betonen:

1. die Ausbildung der gedanklichen Kontrolle über die emotionelle Natur;

2. geistige Schau oder die Fähigkeit über das, was ist, hinauszuschauen und den Blick auf das zu richten, was sein könnte;

3. ererbtes Wissen von Tatsachen, auf das man die Weisheit der Zukunft aufbauen kann;

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.