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Erziehung im Neuen Zeitalter, Seite 40 ff. (engl.) |
der im menschlichen Bewusstsein grosse Veränderungen hervorrief und eine neue
Zivilisation einleitete. Kinder sind zumeist noch atlantisch in ihrem
Bewusstsein; es ist dies eine Art von Rekapitulation, analog dem vorgeburtlichen
Stadium; dieselbe Rekapitulation findet man auf dem Pfad, wenn der Mensch das
mystische Bewusstsein aufs neue entwickelt; dies erfolgt nach der Erweckung
seiner mentalen Natur, und bevor er wahres okkultes Gewahrsein oder Wissen und
die Auswirkungen des höheren Denkvermögens entwickelt hat. Das Problem der
Erzieher besteht darin, das atlantische Bewusstsein des Kindes auszuschalten und
es arisch oder mental zu gestalten. Die Atlantier hatten kein Erziehungssystem,
so wie wir den Begriff verstehen. Die Könige und Priester gaben aufgrund ihrer
Innenschau den Ton an, und die Massen gehorchten.
Das heutige Menschengeschlecht verhält sich anders zur Zivilisation; diese neue Einstellung kommt immer deutlicher zum Vorschein und nähert sich ihrer Vollendung. In jedem Zeitalter wird eine Idee lebendig und drückt sich im allgemeinmenschlichen wie auch im völkischen Idealismus aus. Ihre durch die Jahrhunderte [41] eingehaltene Grundrichtung hat unsere moderne Welt hervorgebracht, und zwar in streng materialistischer Weise. Ein Volk wird heute als zivilisiert angesehen, wenn es zum Bewusstsein mentaler Werte erwacht ist und zugleich materielle Werte verlangt und wenn ferner die verschiedenen Seiten des niederen Denkvermögens (das Gedächtnis, das Urteils- und Unterscheidungsvermögen, die Fähigkeit zu analysieren sowie die Fähigkeit, konkrete Ideen zu formulieren, die auf einer materiellen Auffassung, auf materiellen Wünschen und materiellen Zwecken basieren) die Schulung erhalten, die zu einer materiellen Zivilisation führt und die unsere materielle Zivilisation zu dem gemacht hat, was sie heute ist. Wenn sich der Schwerpunkt von der gefühlsmässigen Auffassung zur mentalen Lebensauffassung verlagert, wenn der Wunsch lebendig wird, das materielle Leben der Bürger einer jeden Nation zum ausschlaggebenden Faktor im Volksdenken zu machen, wenn die Entwicklung des Denkvermögens materiellen Lebenszwecken dient und die Wissenschaft nur das Beweisbare aussprechen darf und ihre Aufmerksamkeit lediglich den Energien materieller Auswirkungen schenkt - ist es dann ein Wunder, dass der Schwerpunkt unserer modernen Zivilisation hauptsächlich im Bereiche des wirtschaftlichen Lebens liegt? Wir beschäftigen uns mit materiellen Zuständen und Bedingungen, mit der Absicht, unsere Besitztümer zu vergrössern, die Weltlage zu verbessern, das Leben auf der physischen Ebene angenehmer zu gestalten, indem wir das Fassbare für das Unfassbare, das Konkrete für das Geistige, und physische Werte für subjektive Werte einsetzen. Die Letztgenannten müssen aber eines Tages zum Ausdruck kommen. Die obige Feststellung ist oberflächlich und von so allgemeiner Natur, dass sie die relativ kleine Minorität von Menschen nicht in Betracht zieht, welche die höheren Werte erfühlt und daran arbeitet, sie im Menschenleben zu verwirklichen. Diese Menschen sind die Hüter der fortschrittlichen Ideale der heutigen Zivilisation, aber die von ihnen freigesetzte Energie wirkt sich zeitweilig in Werten mehr konkreter Natur aus. Meine Hinweise geben nur ein Teilbild der Sachlage, und dasselbe gilt von den Tatsachen. Vielleicht übertreibe ich - aber vielleicht auch nicht! Jedenfalls lässt sich die Tatsache nicht leugnen, dass die zwei grossen Zivilisationen, von denen wir wirklich etwas wissen - die arische [42] und die atlantische - zwei grundverschiedene Endziele und Weltanschauungen darstellen, denen die Menschheit der beiden Zeitalter ihre Aufmerksamkeit schenkte und noch heute widmet. Die atlantische Zivilisation war ausgesprochen religiös in ihrer Einstellung; Religion war der Ausdruck des täglichen Lebens und Daseinszweck aller Dinge. Dem Leben nach dem Tod galt das Hauptinteresse, und der Glaube daran war fest und unbezweifelbar. Die subtilen Einflüsse, die aus den unsichtbaren Bereichen ausstrahlen, die Naturkräfte und des Menschen Beziehung zu diesen aufgrund seines ausgeprägten Empfindungsvermögens sowie die ganze Skala von Gefühlszuständen - all das machte das Leben der damaligen Menschheit aus und prägte alles, was an embryonalem Denken da war oder hätte dasein können. Die Folge all dessen, vererbt in uns vom Anbeginn der uns heute bekannten Weltgeschichte (beginnend mit der Sintflut, wann immer sie stattgefunden haben mag) kann mit Worten wie Animismus, Spiritualismus, niederer Psychismus und Empfindung ausgedrückt werden. Das Gottesempfinden, das Gefühl der Unsterblichkeit, das Gefühl für feinere innere Zusammenhänge, der Sinn für Gottesverehrung und die übergrosse Sensitivität des modernen Menschen - all das ist unser reiches Erbe jener Zivilisation, die es einst auf Atlantis gegeben hat. Auf diesem weiten Unterbau wird heute das genau Entgegengesetzte errichtet, und als Gegenwirkung - die eine normale und richtige Entwicklung darstellt - schafft der Mensch heute an einem Überbau, worin der Nachdruck immer mehr auf das Greifbare, Materielle, Geschaute gelegt wird, und auf das, was bewiesen, festgestellt, analysiert und benutzt werden kann, um des Menschen äusseres Leben und seine materielle Stellung auf diesem Planeten zu verbessern. Beide Zivilisationen sind in ihrer Richtung zu weit gegangen, aber die Schwingung des Pendels wird uns unweigerlich zur Mittelstellung, auf den «edlen Mittelweg» bringen. Dieser Mittelweg, der das Beste und die höchsten Ideale der beiden vorhergehenden Zivilisationen in sich vereinigt, wird das kommende Wassermann-Zeitalter und seine Zivilisation kennzeichnen. Eine solche Manifestation des Materiellen und Immateriellen, des Geschauten und Ungeschauten, des Greifbaren und Geistigen ist schon immer das Ziel und Streben derjenigen gewesen, die den wahren [43] Sinn der Kultur verstehen. Im Grunde genommen und im Rahmen unseres Themas hat das Wort «Zivilisation» mit der breiten Masse und dem Rassenbewusstsein zu tun, während das Wort «Kultur» das Individuum und den unsichtbaren geistigen Menschen betrifft. Deshalb liegt eine Zivilisation, die wahre Kultur voll zum Ausdruck bringt, noch in ferner Zukunft der Menschheits-Entwicklung. Kultur ist die Annäherung zweier Wege: des Gefühls und des Denkvermögens; zweier Welten: der Empfindung und des Gedankens; und auch der Einstellungen, verwandt in ihrer Art, die es dem Menschen ermöglichen werden, als ein intelligentes, subjektives Wesen in einer greifbaren Aussenwelt zu leben. Der Kulturmensch verknüpft die Welt der inneren Bedeutung mit der Welt der Erscheinungen und betrachtet sie in seinem Denkvermögen als eine Welt mit zwei Aspekten oder Seiten (er erkennt sie also in seinem Gehirn, was eine hergestellte Verbindung oder Beziehung anzeigt). Er bewegt sich mit der gleichen Freiheit in beiden Welten - und was sein Bewusstsein und Gewahrsein anbelangt, auch zur gleichen Zeit. Sogar im atlantischen Zeitalter gab es schon Menschen, denen Kultur eine Blüte der Zivilisation bedeutete. Die breiten Massen müssen zivilisiert werden und das bedeutet für sie einen Schritt vorwärts zu jener Kultur, die sie einst zu wahren und bedeutenden Menschenwesen machen wird. Ein solches Menschenwesen muss natürlicherweise ein Mensch sein, dem es möglich ist, in einer Welt äusserer Wirklichkeiten zu leben, und der zur gleichen Zeit erkennt, dass er als Denker und als Seele in einer inneren Welt lebt. Sein inneres subjektives Leben wirkt sich dann so kraftvoll aus, dass es das Leben auf der physischen Ebene kontrolliert und beherrscht, dessen Bewegkraft wird und ihm die rechte Richtung gibt. Diese menschliche Geisteshaltung und das Unterfangen, eine solche Bewusstseinseinstellung zur Blüte zu bringen, ist seit Jahrhunderten als die Aufgabe organisierter Religion betrachtet worden, während sie ihrem Wesen und ihrer Notwendigkeit nach eine Aufgabe der Erziehung ist. Gewiss ist es richtig, dass die Kirche im Mittelalter die grosse Volkserzieherin war, doch betonte sie das innere und subjektive Leben, und in der Regel wurde nicht versucht, die wesensverschiedenen Faktoren - das äussere materielle Wohlergehen und das innere geistige Leben - zu verschmelzen und zu vereinen. Erziehung ist die Aufgabe der hervorragenden Denker [44] des Menschengeschlechtes, und die Verantwortung aller Regierungen, was aber selten erkannt wird. Schliesslich wollen wir versuchen, die Grundideen festzustellen (angefangen von den erkannten Instinkten), die den Menschen Schritt für Schritt zu seinem jetzigen Ringen und Streben nach Weltverbesserung, Gruppenförderung und natürlicher Selbstbestimmung geführt haben, in der - meist unbewussten - Absicht, ein besseres Ausdrucksorgan im lebenden Organismus der Menschheit zu schaffen. Es ist daher eine leere Redensart und Binsenwahrheit, wenn man sagt, dass die Menschheit heute durch eine Krise ungeheuren Ausmasses hindurchgeht. Die Ursachen dieser Krise müssen in vielen Faktoren gesucht werden. Sie liegen in der Vergangenheit, im Wachsen und in der Steigerung gewisser grundlegender Tendenzen im Menschen; in einst gemachten Fehlern, jetzigen Gelegenheiten und der mächtigen Aktivität der Hierarchie der Liebe. [*L1] Die Zukunft ist vielversprechend, vorausgesetzt, dass der Mensch die ihm klar aufgezeigten Lektionen des Heute lernt; er muss diese annehmen und er muss das Wesen seiner Probleme und Krisen mit allen Abzweigungen und vielen Verwirklichungen klar verstehen. Der siedende Aufruhr, in dem die breiten Massen der Menschheit heute leben, und das Hervortreten von ein oder zwei führenden Köpfen in jeder Nation stehen in enger Beziehung. Diese tonangebenden Persönlichkeiten machen sich vernehmlich und ziehen die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich; man folgt ihren Ideen - mögen sie nun richtig oder falsch sein - mit Aufmerksamkeit, Beifall oder Misstrauen. Die langsame und sorgsame Gestaltung der Neuen Gruppe der Weltdiener ist ein Anzeichen für diese Krise. Diese Weltdiener bereiten dem neuen Zeitalter die Wege und sind Zeugen der Geburtswehen einer neuen Zivilisation, eines neuen Geschlechts, einer neuen Kultur und einer neuen Weltanschauung. Diese Arbeit geht notwendigerweise nur langsam vonstatten, und diejenigen von euch, die in den heutigen Problemen und Leiden tief drinstecken, [45] finden es schwer, der Zukunft mit Vertrauen entgegenzusehen oder die Gegenwart mit klarem Verständnis auszudeuten. Im Bereiche der Erziehung ist das rechte Zusammenwirken besonders wichtig. Die Erziehungssysteme der Nationen sollten auf einer einheitlichen Grundlage aufbauen, auch wenn einheitliche Methoden und Arbeitsweisen nicht immer möglich sind. Verschiedenheiten der Sprache, der Tradition und der Kultur wird es und soll es auch immer geben; sie stellen ein schönes Mosaikbild menschlicher Lebensweise durch Jahrhunderte dar. Vieles aber, was sich bisher dem rechten Zusammenleben der Menschen entgegengestellt hat, muss und sollte abgeschafft werden. Im Geschichtsunterricht z.B.: Sollen wir da wieder in die alte üble Gewohnheit zurückfallen, dass jedes Volk sich selbst verherrlicht, zumeist auf Kosten anderer Völker, dass Tatsachen systematisch zurechtgestutzt werden und dass die in den Jahrhunderten geführten vielen Kriege die geschichtlichen Angelpunkte bilden - mit anderen Worten, sollen wir zurückkehren zu einer Geschichte des Angriffes, des Emporkommens einer materialistischen und egoistischen Zivilisation mit ihrem nationalistischen und daher separatistischen Geist, der Rassenhass und Nationalstolz geschürt hat? Das erste geschichtliche Ereignis, das einem britischen Kind eingetrichtert wird, ist meistens «Wilhelm der Eroberer, 1066!» Das amerikanische Kind merkt sich die Landung der Pilgerväter, die allmähliche Kolonisierung des Landes auf Kosten der angestammten Ureinwohner, und vielleicht noch die «Boston Tea Party». Die geschichtlichen Helden sind alle Krieger: Alexander der Grosse, Julius Caesar, Attila der Hunnenkönig, Richard Löwenherz, Napoleon, George Washington und viele andere. Geographie ist zumeist Geschichte in anderer Form, in ähnlicher Weise dargestellt - eine Geschichte der Entdeckungen, der Erforschungen und des Besitzergreifens, dem oft eine rohe und grausame Behandlung der Ureinwohner der entdeckten Länder folgte. Habgier, Ehrgeiz, Grausamkeit und Stolz sind die Leitmotive unseres Geschichts- und Geographie-Unterrichts. Diese jedes grosse Volk (ohne Ausnahme) kennzeichnenden Kriege, Angriffe und Diebstähle sind Tatsachen und lassen sich nicht ableugnen. Sicherlich kann man aber aus den so geschaffenen Leiden (die ihren Höhepunkt im Weltkrieg von 1914 bis 1945 erreichten) die Lehren [46] ziehen, die weit zurückliegenden Ursachen der heutigen Vorurteile und Abneigungen aufzeigen und deren Nutzlosigkeit hervorheben. Sollte es denn nicht möglich sein, unsere Geschichtstheorie auf den grossen und guten Ideen aufzubauen, welche die Völker beeinflusst und sie zu dem gemacht haben, was sie heute sind? Sollte es denn nicht möglich sein, die schöpferische Kraft zu betonen, die alle Völker auszeichnete? Können wir denn nicht mit mehr Nachdruck die grossen Kulturepochen darstellen, die in einem Volke plötzlich in Erscheinung treten, welche die ganze Welt bereicherten und der Menschheit eine reichere Literatur, eine grössere Kunst und ein geistiges Zukunftsbild bescherten? Der Weltkrieg rief grosse Wanderungen hervor. Armeen marschierten und kämpften in allen Teilen der Welt; Verfolgte und Vertriebene flohen aus einem Land ins andere; Hilfsorganisationen gingen von Land zu Land, halfen den Soldaten, pflegten die Kranken, speisten die Hungrigen und lernten Land und Leute kennen. Die heutige Welt ist stark zusammengeschrumpft und vielen wird es - oft zum erstenmal in ihrem Leben - klar, dass die Menschheit eine Einheit ist, und dass alle Menschen, einerlei welcher Hautfarbe oder Landeszugehörigkeit, innerlich sich recht ähnlich sehen. Heute haben wir alle miteinander zu tun, und eine grosse Vermischung findet statt. Die Vereinigten Staaten setzen sich aus Leuten aus aller Herren Länder zusammen, und in der Sowjetunion gibt es mehr als 50 verschiedene Rassen oder Nationen. Grossbritannien ist ein «Commonwealth of Nations»: ein Gemeinwesen unabhängiger Nationen, die zu einer Gruppe verbunden sind. Indien setzt sich aus einer Mannigfaltigkeit von Völkern, Religionen und Sprachen zusammen, eine Tatsache, die Indiens Hauptproblem darstellt. Und die ganze Welt ist nichts anderes als ein grosser Schmelztopf, aus dem die eine |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |