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Erziehung im Neuen Zeitalter, Seite 15 ff. (engl.)
Zahlen bei. Diese drei, Lesen, Schreiben und Rechnen, sind in merkwürdiger Weise für die Entfaltung des Menschengeschlechtes symbolisch.

Das Lesen betrifft das Einkleiden von Ideen in eine Form und bezieht sich auf den ersten Schritt im Schöpfungsprozess, wobei die Gottheit - von einer Idee (dem Träger göttlicher Absicht und Planung) beherrscht und angetrieben - diese Idee in die gewünschte Substanz verwandelte und sie in die nötige äussere Erscheinungsform kleidete. Das Schreiben wiederum symbolisiert die Methode, nach der dieser Vorgang fortgesetzt wird, doch ist er natürlich viel persönlicher in seiner Auswirkung. Das Lesen betrifft hauptsächlich das Verstehen einer bereits gestalteten Idee, während beim Schreiben das Individuum merkwürdigerweise Ideen auf sich bezieht, denn die beim Schreiben benutzten Worte zeigen an, inwieweit er diese universalen Ideen begriffen hat. Auch das Rechnen (und das Vermögen, zu addieren, zu subtrahieren und zu multiplizieren) hat eine Beziehung zum schöpferischen Prozess und betrifft das Hervorbringen jener Formen auf der physischen Ebene, die in angemessener Weise die Idee in Erscheinung treten lassen.

Geistiges Erschauen (Vision) könnte man als etwas ansehen, was die höheren Bereiche der Mentalebene betrifft, wo die Idee erahnt und erschaut wird. Das Schreiben hat eine deutliche Beziehung zu den konkreten Bereichen der Mentalebene und zur menschlichen Fähigkeit, die erschauten Ideen durchzubringen und sie in der dem Schreiber eigenen Form auszudrücken. Die Rechenkunst hat eine klare Beziehung zu den späteren Phasen des schöpferischen Prozesses und zum Sichtbarwerden der Idee auf der physischen [16] Ebene in einer angemessenen Erscheinungsform. Nach dem Erschauen der Gedankenform muss die Idee so viel Energie an sich ziehen als nötig ist, um sie effektiv zu machen oder sie (esoterisch gesprochen) «in Erscheinung zu bringen». Das Symbol hierfür ist die rechnerische Ausdrucksform.

Von einem anderen Gesichtspunkt aus gesehen liest der Mensch sein Schicksal im Himmel und schreibt es dann in der lebendigen Schrift seines Erdenlebens nieder; er kleidet dann - bewusst oder unbewusst - die Idee seiner Seele in die geeignete Form; auf diese Weise addiert, subtrahiert und multipliziert sich jedes Leben so lange, bis die Summe der Seelenerfahrung vollständig ist. Somit drücken sich die drei grundlegenden Ideen symbolisch in der Elementarerziehung aus, obgleich ihr wahrer Sinn der Wirklichkeit entfremdet und ihre Bedeutung ganz verlorengegangen ist. Doch all das, was wir erreicht haben und was langsam und deutlich aus den Erziehungsmethoden in der ganzen Welt hervorgeht, baut sich auf diesem nicht erkannten Gerüst auf. Die grundlegende Notwendigkeit im heutigen weltweiten Erziehungswesen besteht darin, die Entfaltung der menschlichen Mentalität mit der Welt der Bedeutung, und nicht mit der Welt objektiver (äusserer) Erscheinungsformen in Beziehung zu bringen. Solange das Ziel der Erziehung nicht darin besteht, den Blick auf diese innere Welt der Wirklichkeit zu richten, wird die jetzige falsche Betonung weiterbestehen. Solange wir bei unseren erzieherischen Bestrebungen nicht darangehen, die Kluft zwischen den drei niederen Aspekten des Menschen und der Seele zu überbrücken (und diese Überbrückung muss auf den mentalen Bewusstseinsebenen erfolgen), so lange werden wir nur geringe Fortschritte in der rechten Richtung machen; und was immer in der Zwischenzeit geschieht, wird den modernen Bedürfnissen nicht gerecht werden. Solange man das höhere Denkvermögen nicht als Tatsache anerkennt und solange man sich auch darüber nicht klar ist, welchen Platz das niedere Denkvermögen als Diener des höheren auszufüllen hat, so lange wird die Überentwicklung der konkreten, materialistischen Fähigkeiten - mit der Tendenz des Auswendiglernens, der Tatsachenbeziehung und dem Hervorbringen dessen, was die niederen Wünsche erfüllt - weiterbestehen, aber es wird keine Menschheit geben, die wirklich zu denken vermag. Vorerst spiegelt das Denkvermögen die niedere Wunschnatur wider und bemüht sich noch nicht, das Höhere zu erkennen.

Nach [17] Einführung der rechten Schulungsmethoden wird das Denkvermögen zu einem Reflektor oder Vermittler der Seele entwickelt werden und für die Welt wahrer Werte so empfänglich sein, dass die niedere - emotionelle, mentale und physisch-ätherische - Natur einfach zum automatischen Diener der Seele werden wird. Die Seele wird sich dann auf Erden durch das Denkvermögen auswirken und betätigen, wobei das niedere Denkvermögen ihr gehorsames Werkzeug sein wird. Zugleich aber wird das Denkvermögen alle aus der Sinnenwelt und vom Gefühlskörper kommenden Mitteilungen wahrnehmen und reflektieren, und es wird auch die Ideen und Gedankenströmungen der Umwelt aufzeichnen. Heutzutage ist es leider nur zu wahr, dass das geschulte Denkvermögen als die höchste Ausdrucksmöglichkeit betrachtet wird, deren die Menschheit fähig ist; nur im Denkvermögen sieht man die Individualität. Aber die Möglichkeit, dass es noch ein Etwas geben könnte, dem es möglich ist, das Denkvermögen so zu benutzen, wie das letztere das physische Hirn benutzt, wird ganz übersehen.

Bei unseren gemeinsamen Studien wollen wir versuchen, die Beziehung der Welt der inneren Bedeutung zur Welt der Ausdrucksformen zu begreifen; wir werden uns bemühen, die Art und Weise zu studieren, wie man in diese Welt der Qualität (die sich durch die Welt der Bedeutung ausdrückt) eindringen kann, und wie sich diese Welt durch das abgerundete Bewusstsein des intelligenten Menschen verstehen lässt.

Gewisse Worte werden bei unserer gemeinsamen Arbeit immer wieder vorkommen: Worte wie Bedeutung, Qualität (Eigenschaft), Wert, sie alle werden in ihrer lebendigen geistigen Bedeutsamkeit offenbar, wenn der Mensch die Tatsache der höheren Wirklichkeit begreifen lernt und die Kluft zwischen seinem höheren und niederen Bewusstsein überbrückt. Auch werden die Bedeutung der schöpferischen Tätigkeit und das rechte Verstehen dessen, was wir ein Genie nennen, klargemacht werden; und auf diese Weise wird man schöpferische Arbeit nicht länger als eine einzigartige und vereinzelt vorkommende Manifestation ansehen, wie es jetzt der Fall ist, sondern sie wird Gegenstand geschulter Beobachtung werden und somit ihren normalen Platz in der menschlichen Entfaltung einnehmen. Man könnte hier hinzufügen, dass schöpferische Tätigkeit in der Kunst möglich wird, wenn der erste Aspekt [18] der Überbrückungsenergie des Menschen seine Wirkung ausüben, und die Seele (durch ihren dritten oder niedrigsten Aspekt) zu arbeiten beginnen kann. Schöpferische Arbeit kann geleistet werden, wenn zwei der «Blumenblätter des Wissens» des egoischen Lotos entfaltet sind. Durch Wissen und schöpferische Energie kann der Mensch auf der physischen Ebene etwas zustandebringen, was der schöpferischen Kraft der Seele Ausdruck verleiht. Wenn sich auch noch zwei der «Blumenblätter der Liebe» entfaltet haben, dann tritt das Genie in Erscheinung. Das ist eine kleine technische Information für jene Schüler, welche die Wissenschaft der uralten Weisheit studieren; für Leute, die weder Symbologie, noch die Tatsache des höheren Egos oder der Seele anerkennen, ist sie wertlos. Es könnte von Nutzen sein, wenn ich hier den von mir gebrauchten Ausdruck «höheres Ego» klarstelle. Wenn ihr «Eine Abhandlung über die Sieben Strahlen», Band I und II (Esoterische Psychologie) gelesen habt, dann wisst ihr, dass die Seele ein Aspekt der göttlichen Energie in Zeit und Raum ist. Es ist uns gesagt worden, dass der Sonnenlogos zu seinem Gebrauch und in Erfüllung seines Wunsches ein gewisses Mass von Raumsubstanz umgrenzt und mit seinem Leben und Bewusstsein durchdrungen hat. Er hat dieses mit guten Absichten und im Einklang mit seinem selbsterkannten Plan und Vorhaben getan. Auf diese Weise unterwarf er sich der Selbst-Umgrenzung. Die menschliche Monade wandte das gleiche Verfahren an und umgrenzte sich in ähnlicher Weise - in Zeit und Raum. Auf der physischen Ebene und im physischen Körper beherrscht dieses phänomenale und vergängliche Wesen seine Erscheinungsform durch die beiden Aspekte: Leben und Bewusstsein. Das Lebensprinzip - das Strömen göttlicher Energie durch alle Formen - hat zeitweilig seinen Sitz im Herzen, während das Bewusstseinsprinzip, die Seele aller Dinge, seinen Sitz (zeitweilig, soweit die Formnatur eines Einzelmenschen in Frage kommt) im Gehirn hat. Ihr wisst auch, dass das Lebensprinzip den Mechanismus durch den Blutkreislauf beherrscht («Blut ist der Saft des Lebens») und das Herz als sein Zentralorgan [19] benutzt, während das Bewusstseinsprinzip seinen Ausdruck im weitverzweigten Nervensystem findet.

Die Erziehung sollte daher darauf ausgehen, den Mechanismus so zu schulen, dass er auf das Leben der Seele reagiert. Das höhere Selbst oder die Seele ist das Gesamt-Bewusstsein der Monade, wiederum in Zeit und Raum. Das niedere Selbst oder die Ich-Seele ist für unsere Zwecke soviel von diesem Bewusstsein, wie ein Mensch in einem Erdenleben benutzen und ausdrücken kann. Diese Tätigkeit hängt ab von der Art und Beschaffenheit der körperlichen Natur, dem Mechanismus, den die Seele durch ihre Tätigkeit in früheren Leben hervorgebracht hat, und von der Auswirkung der Reaktion auf die Bedingungen der Umwelt. Steigerung des Seelenbewusstseins, Verstärkung des Bewusstseinsstromes und Entwicklung einer inneren Fortdauer des Bewusstseins, plus dem Hervorbringen von Seeleneigenschaften und -aspekten auf der physischen Ebene durch ihren dreifachen Mechanismus - das ist der Endzweck jeder Erziehung. Wie ihr ja wisst, sind diese Aspekte:

1. Der Wille oder die Absicht. Dieser Aspekt sollte durch die Erziehung bis zu dem Punkte entwickelt werden, an dem das manifestierte Leben durch bewusste Geistesabsicht beherrscht wird und der Lebensverlauf richtig auf die Wirklichkeit eingestellt ist. Die rechte Richtunggebung des Willens sollte einer der hauptsächlichsten Sorgen aller wahren Erzieher sein. Der Wille zum Guten, der Wille zum Schönen und der Wille zum Dienen müssen ausgebildet werden.

2. Liebe-Weisheit. Dieser Aspekt ist wesentlich für die Entfaltung des Bewusstseins des Ganzen. Wir bezeichnen es als Gruppenbewusstsein. Dessen erste Entwicklungsstufe ist Eigen- oder Selbstbewusstsein, nämlich die Erkenntnis der Seele, dass (in den drei Welten menschlicher Entwicklung) der Mensch drei in einem und einer in dreien ist. Er kann daher auf die zusammengeschlossenen Gruppen von Lebenspartikeln reagieren, aus denen seine eigene kleine Erscheinungsform besteht; [20] Selbstbewusstsein ist daher eine Etappe auf dem Weg zum Gruppenbewusstsein; es ist das Bewusstsein des Jetzt.

Durch Erziehung muss das Selbstbewusstsein so lange entfaltet werden, bis der Mensch erkennt, dass sein Bewusstsein ein zugehöriger Bestandteil eines grösseren Ganzen ist. Er passt sich dann den Interessen, Tätigkeiten und Zielen der Gruppe an. Schliesslich macht er diese Interessen zu den seinen, und so wird er gruppenbewusst. Das ist Liebe. Sie führt zur Weisheit, die Liebe in manifestierter Tätigkeit ist. Eigeninteresse wird zum Gruppeninteresse. Das sollte das grösste Bestreben aller wahren Erziehung sein. Eigenliebe (Selbstbewusstsein), Liebe zu nahestehenden Menschen (Gruppenbewusstsein) wird schliesslich zur Liebe zum Ganzen (Gottesbewusstsein). Das sind die Stufen.

3. Tätige Intelligenz. Dieser Aspekt betrifft die Entfaltung der schöpferischen Natur des bewussten Geistesmenschen. Das geschieht durch den rechten Gebrauch des Denkvermögens mit seiner Fähigkeit, Ideen innerlich zu erschauen, auf Einwirkungen zu reagieren, zu interpretieren, zu analysieren und Formen für die Offenbarung zu bauen. Auf diese Weise wirkt die Seele des Menschen schöpferisch. Dieser schöpferische Vorgang kann, die einzelnen Stufen betreffend, wie folgt beschrieben werden:

a. Die Seele erschafft den physischen Körper, die sichtbare Erscheinung, die äussere Form.

b. Die Seele erschafft in Übereinstimmung mit ihren Wünschen in Zeit und Raum. Auf diese Weise tritt die sekundäre Welt der phänomenalen Dinge in Erscheinung; unsere moderne Zivilisation ist das - durch Form begrenzte - Resultat dieser schöpferischen Tätigkeit der Wunschnatur der Seele. Denkt darüber nach!

c. Die Seele erschafft durch das direkte Mitwirken des niederen Denkvermögens; daher das Inerscheinungtreten der Welt der Symbole, die unsere engverknüpften Leben durch Bücher, Sprache und die schaffenden Künste mit Interessen, Begriffen, Ideen und Schönheit erfüllen. Sie sind [21] das Resultat der Gedankenarbeit der Denker des Menschengeschlechtes.

Die rechte Richtunggebung dieser bereits entwickelten Tendenz ist das Ziel jeder wahren Erziehung. Das Wesen der Ideen, die Art und Weise, wie man sie innerlich erschaut sowie die Gesetze, die alles Schaffen, jede schöpferische Arbeit leiten sollten - das sind ihre Zielrichtungen. Somit kommen wir zur Welt der Attribute, welche die Tätigkeit der drei Aspekte ergänzen, in der selben Weise wie die drei Hauptstrahlen durch das Werk der vier Nebenstrahlen gefördert und unterstützt werden. Diese vier attributiven Entfaltungen im Menschen, hervorgerufen durch die Tätigkeit der manifestierten Seele, sind:

4. Das durch Konflikt hervorgerufene Attribut der Harmonie. Es macht frei und führt schliesslich zur Schöpfungskraft. Es ist eines der Attribute, mit dem sich die Erziehung vom Gesichtspunkt der Intuition aus befassen sollte und das die

Erzieher als Einzel- und Gruppenziele im Auge behalten sollten. Es ist das in allen Formen latente Attribut, der innere Drang und die innere Unzufriedenheit, die den Menschen zum Kampf, zum Fortschritt und zur Entwicklung treibt, um schliesslich die Einswerdung und Vereinigung mit seiner Seele zu erringen. Es ist der niedrigste Aspekt der höheren geistigen oder monadischen Dreiheit, die sich in der Seele widerspiegelt. Es ist das Bewusstsein von Harmonie und Schönheit, das die Menschenseele auf dem Weg der Entwicklung vorwärts- und aufwärtstreibt, bis zur schliesslichen Rückkehr zur ausstrahlenden Quelle.

Die Erziehung muss sich daher diese Unzufriedenheit zunutze machen; sie sollte den Zöglingen erklärt werden, damit diese sich selbst recht verstehen und intelligent arbeiten können.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.