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Erziehung im Neuen Zeitalter, Seite 9 ff. (engl.)
Methode, um objektiven Neigungen und nach aussen gerichteten Regungen des Denkvermögens entgegenzuarbeiten, so dass letzteres beginnt, subjektiv zu werden, sich zu konzentrieren und sich der Intuition zu öffnen. Dies kann durch tiefes Nachdenken über irgendein beliebiges Thema - Mathematik, Biologie usw. - gelehrt werden.

Die neue Erziehung sollte bestrebt sein, den Zögling des erzieherischen Experiments zum bewussten Besitzer seiner Ausstattung zu machen; sie sollte es ihm möglich machen, mit klarem Blick dem Leben gegenüberzutreten, vor sich die offenen Türen in die Welt der objektiven Erscheinungen und Beziehungen; sie sollte ihm die Gewissheit geben, dass eine Tür in die Welt der Wirklichkeit führt, deren Schwelle er stets überschreiten kann, um dort seine Beziehungen zu anderen Seelen anzuknüpfen und richtig auszugestalten.

Die zweite Frage - betreffend die Art der Erfahrungsschulung, die dem Kind helfen würde, seine Entwicklung abzurunden und die dem staatlich verbindlichen Lehrplan hinzuzufügen wäre - ist fast unmöglich zu beantworten, wegen der grossen Verschiedenheit der einzelnen Menschen und der praktischen Unmöglichkeit, Lehrer zu finden, die ihre Arbeit als Seelen und Denker ausführen. Jedes Kind sollte in [10] dreierlei Hinsicht studiert werden. Erstens muss die natürliche Richtung seiner Antriebe festgestellt werden: Zeigen diese eine Tendenz nach physischer Wesensäusserung, nach Handarbeit mit ihren zahlreichen Möglichkeiten vom mechanischen Fabrikarbeiter bis zum geschulten Elektrotechniker? Liegt im jungen Menschen ein schlummerndes Talent für eine oder die andere der schönen Künste oder Kunstfertigkeiten, hat er ein Farben- und Formgefühl oder Liebe zu Musik und Rhythmus? Hat er einen so ausgesprochenen Intellekt, dass er fraglos in Analytik, Deduktion, Mathematik oder Logik geschult werden sollte? Vielleicht werden dann im Lauf der Zeit unsere jungen Leute in zwei Gruppen eingeteilt werden: in Mystiker, zu denen Leute mit religiöser, künstlerischer und mehr zum Unpraktischen neigender Begabung gehören würden, und in Okkultisten, welche die intellektuellen, wissenschaftlichen und mentalen Typen umfassen würden. Wenn der junge Mensch sein siebzehntes Lebensjahr erreicht hat, sollte er aufgrund der erhaltenen Schulung über seine Eigenart und Begabung Klarheit gewonnen haben und imstande sein die Richtung zu erkennen, der sein Lebensantrieb wahrscheinlich folgen wird. In den ersten 14 Lebensjahren sollte ihm Gelegenheit geboten werden, auf verschiedensten Gebieten zu experimentieren. Die reine Berufsausbildung sollte erst in den letzten Jahren der Schulung betont werden.

Die Zeit wird kommen, wenn man alle Kinder von folgenden Gesichtspunkten aus untersuchen wird:

1. astrologisch, um die Lebens-Tendenz und das besondere Problem der Seele festzustellen;

2. psychologisch, um das Beste aus der modernen Psychologie mit dem Wissen über die Sieben-Strahlen-Typen (das die östliche Psychologie prägt - siehe Seiten 40-44) zu ergänzen;

3. ärztlich, mit besonderem Augenmerk auf die inneren Sekretionsdrüsen, dazu die Untersuchung der Augen, Zähne und sonstigen körperlichen Defekte nach modernen Methoden. Die Natur des Reaktionsapparats wird genau studiert und entwickelt werden;

4. beruflich, um sie im späteren Leben dort unterzubringen, wo ihre Gaben und Talente ihren vollsten Ausdruck finden [11] können und wo es ihnen möglich sein wird, ihre Gruppenverpflichtungen zu erfüllen;

5. geistig. Darunter verstehe ich das Erforschen des augenscheinlichen Alters der in Frage kommenden Seele; das Feststellen ihres ungefähren Standorts auf der Entwicklungsleiter; das Abwägen ihrer mystischen und introspektiven Neigungen oder ihrer augenscheinlichen Mängel. Die Koordinierung zwischen:

a. dem Gehirn und dem Reaktionsapparat in der äusseren Erscheinungswelt;

b. dem Gehirn und den Wunschantrieben wie auch den Gefühlsreaktionen;

c. dem Gehirn und Denkvermögen, und der Welt der Gedanken;

d) dem Gehirn, dem Denkvermögen und der Seele wird genau untersucht werden, um alle Begabungen des Kindes - die latenten wie auch die schon entwickelten - in funktionelle Tätigkeit zu bringen und sie zu einem Ganzen zu vereinigen.

Die dritte Frage lautet: «In welcher Weise entfaltet sich der menschliche Intellekt? Wie manifestiert sich das höhere Denkvermögen, wenn überhaupt, in den Jahren des Wachstums?»

Es ist nicht möglich, in der kurzen Zeitspanne, die uns zur Verfügung steht, die Entwicklungsgeschichte der mentalen Entfaltung zu behandeln. Das Studium des Wachstums des Menschengeschlechtes wird vieles zutage bringen, ist doch jedes Kind eine kurze Wiederholung der Gesamtheit. So würde zum Beispiel das Studium des Wachsens der Gottesidee im menschlichen Bewusstsein die Phänomene der Gedankenentwicklung gewinnbringend illustrieren. Die Stufenfolge des Wachstums, wie es sich im Werdegang eines Menschen zeigt, könnte - wenn auch recht unvollständig und kurz - wie folgt skizziert werden:

1. die Reaktion auf einen Eindruck: Die Sinne des Kindes erwachen; es beginnt zu hören und zu sehen;

2. die Reaktion auf den Trieb, zu besitzen und zu erlangen: Das Kind beginnt, sich Dinge anzueignen; sein Selbstbewusstsein erwacht und es greift nach Dingen für das persönliche Ich;

3. die Reaktion [12] auf den die animalische und Wunsch-Natur beherrschenden Instinkt und auf menschliche Bestrebungen;

4. die Reaktion auf die Gruppe: Das Kind wird sich seiner Umgebung bewusst und begreift, dass es als Teil einem Ganzen angehört;

5. die Reaktion auf Wissen: Sie beginnt mit dem Beibringen informativer Tatsachen, welche Tatsachen dann dem Gedächtnis eingeprägt werden; auf diese Weise wird das Interesse, werden die Wechselbeziehungen, die Synthese und die praktischen Anwendungen auf die Erfordernisse des Lebens entwickelt;

6. die Reaktion auf das angeborene Bedürfnis zu forschen: Sie führt zum Experimentieren auf der physischen Ebene, zur Innenschau auf der Gefühls- oder Astralebene, und zu intelligentem Studium und zur Liebe zum Lesen oder Zuhören; auf diese Weise wird das Denkvermögen in Tätigkeit versetzt;

7. die Reaktion auf wirtschaftliche und geschlechtliche Probleme oder auf das Gesetz der Selbsterhaltung: Sie zwingt den jungen Menschen, seine Talente und sein Wissen zu benutzen und so seinen Platz als ein Faktor im Gruppenleben einzunehmen, ferner zum Gedeihen der Gruppe durch irgendeine aktive Tätigkeit beizutragen und am Fortbestand des Menschengeschlechts mitzuwirken;

8. die Reaktion auf rein intellektuelle Wahrnehmung: Sie führt zu einem bewusst freien Gebrauch des Denkvermögens, zu individuellem Denken, zur Schaffung von Gedankenformen und schliesslich zu einem ständigen Hinwenden des Denkvermögens auf einen immer grösseren Erkenntnis- und Wahrnehmungsbereich. Dieses Wachsen und Ausweiten des Bewusstseins bringt schliesslich einen neuen Faktor in das Feld der Erfahrung;

9. die Reaktion auf den Denker oder die Seele: Durch das Gewahrwerden dieser Reaktion tritt der Mensch in sein rechtmässiges Königreich ein. Das Obere und das Untere werden zur Einheit. Die objektive und die subjektive Welt fliessen zusammen. Die Seele und ihr Instrument arbeiten im Einklang.

Auf diese Vollendung sollte alle Erziehung hinarbeiten. Mit Ausnahme seltener und hochentwickelter Seelen manifestiert sich [13] das höhere Denkvermögen in Kindern meistens nicht, nicht mehr als es beim frühen, noch kindlichen Menschengeschlecht der Fall war. Diese höhere Denkfähigkeit kann sich nur dann bemerkbar machen, wenn die Seele, das Denkvermögen und das Gehirn ausgerichtet und gleichgeschaltet sind. Ein Aufblitzen der Einsicht und der Vision bei jungen Menschen ist zumeist die Reaktion ihres sehr sensitiven Aufnahme-Apparats auf Gruppenideen und vorherrschende Gedanken der Epoche oder einer Person in der Umgebung.

Ich möchte nun kurz die Einstellung des Lehrers, insbesondere zur Schulung erwachsener Aspiranten, behandeln.

Der rechte Lehrer muss sich in Wahrheit und Aufrichtigkeit mit allen Suchenden abgeben. Seine Zeit (insofern er der Zeitrechnung des physischen Plans unterworfen ist) ist zu kostbar, als dass er sie mit gesellschaftlichen Höflichkeiten vergeuden würde; er wird auch nicht mit kritischen Bemerkungen zurückhalten, falls es einem guten Zweck dient. Er muss sich ganz auf die Aufrichtigkeit der Schüler verlassen können. Kritik und das Aufzeigen von Fehlern und Versehen erweist sich jedoch nicht immer hilfreich; sie könnten die Verantwortung erschweren, Feindschaft, Unglauben oder Niedergeschlagenheit hervorrufen - drei äusserst unerwünschte Folgen angewandter Kritik.

Durch Erweckungen der Interessen der Lernenden, durch Schaffung einer subjektiven Synthese in der von ihm gelehrten Gruppe und durch das Anfachen der Flamme geistigen Strebens kann die Gruppe zur richtigen Abschätzung ihrer gemeinsamen Fähigkeiten und Notwendigkeiten kommen, so dass sich die leider oft zur Gewohnheit gewordene bekrittelnde Einstellung des Lehrers erübrigt.

Die dafür Befähigten schulen sich für den Lehrberuf, indem sie lehren. Es gibt keine bessere Methode, vorausgesetzt, dass eine tiefe - persönliche und zugleich unpersönliche - Liebe zu den Schülern vorhanden ist. Vor allem möchte ich in euch den Gruppengeist wachrufen, weil er der erste Ausdruck wahrer Liebe ist. Ich möchte hier nur zwei Punkte hervorheben:

Erstens sollte man beim Unterrichten von Kindern unter 14 Jahren stets im Auge behalten, dass ihr Wesen gefühlsbetont ist. Sie [14] müssen fühlen können, Schönheit, Stärke und Weisheit richtig erfühlen können. In diesem jugendlichen Alter darf man von ihnen nicht erwarten, dass sie die Dinge vernunftgemäss durchdenken, selbst wenn sie die Fähigkeit dazu an den Tag legen. Nach erreichtem vierzehnten Lebensjahr sollte in der heranwachsenden Jugend eine mentale Empfänglichkeit für Wahrheit erweckt werden, was für die Lösung aufkommender Probleme wichtig ist. Auch wenn diese Empfänglichkeit nicht vorhanden zu sein scheint, sollte man sich dennoch bemühen, sie hervorzurufen.

Zweitens sollte der Versuch gemacht werden, die ungefähre Entwicklungsstufe des Kindes festzustellen, und zwar durch ein Studium seiner Herkunft, seiner physischen Ausstattung, seines Reaktionsapparates samt seinen mannigfachen Reaktionen, und seiner Hauptinteressen. Diese eingehende Untersuchung schafft eine subjektive Verbindung mit dem Kind, und dadurch werden viel bessere Resultate erzielt, als wenn man monatelang auf den Schüler einredet, um ihm eine Idee klarzumachen.

Theorie, Methoden und Ziele

Alles, was ich hier zu sagen habe, gehört noch zu den einleitenden Bemerkungen. Das sollte im Auge behalten werden. Es liegt mir aber sehr daran, für unsere spätere Besprechung über den Aufbau der Antahkarana eine gesunde Grundlage zu schaffen, so dass wir intelligent, aber nicht kritisch arbeiten können. Es ist von grösster Wichtigkeit, unsere Arbeit auf dem aufzubauen, was heute schon vorhanden ist. Die Natur macht keine Sprünge, und das ist selbst dann der Fall, wenn (vom Standpunkt der akademischen Wissenschaft aus) zwischen Tatsachen und bekannten Arten eine offensichtliche Lücke besteht. In den Übergangsperioden sind einige Überbrückungsformen verschwunden, und somit scheint die Natur einen Sprung gemacht zu haben. In Wirklichkeit jedoch ist das nicht der Fall. Wir haben noch lange nicht alles entdeckt, was in der Welt der Erscheinungen der Entdeckung harrt. Gerade jetzt gehen wir durch eine grosse naturgemässe Übergangsperiode hindurch. Wir schaffen die Grundlage für einen neuen, besonderen Menschen-Typus, für eine höher entwickelte Gattung innerhalb des Menschengeschlechts; deshalb haben wir so viele Probleme, und das erklärt auch zum Grossteil unser jetziges Unvermögen, den Anforderungen der menschlichen Rasse [15] zu entsprechen und den Bedürfnissen der menschlichen Entwicklung gerecht zu werden.

In unserer heutigen Welt haben wir eine allgemeine Erziehungstheorie, und gewisse grundlegende Methoden kommen überall zur Anwendung. In den einzelnen Ländern werden die Methoden in verschiedener Weise angewandt und die Systeme weichen stark voneinander ab. Überall aber werden dieselben Grundlagen gelehrt: Man bringt der Jugend das Lesen und Schreiben und das Rechnen mit einfachen

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.