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Erziehung im Neuen Zeitalter, Seite 3 ff. (engl.)
Zeitalter der Synthese, des allesumfassenden Verbundenseins und des gegenseitigen Verständnisses ein, und die neue [4] Erziehung des Wassermann-Zeitalters muss ganz gelinde beginnen, die menschliche Aura zu durchdringen.

IV. Erziehung ist mehr als eine Gedächtnisschulung und mehr als das Bestreben, das Kind oder den Schüler mit der Vergangenheit und ihren Errungenschaften bekanntzumachen. Diese Faktoren haben natürlich ihre Bedeutung, und die Vergangenheit muss verstanden und studiert werden, da sie ja die Grundlage ist, aus der das Neue erwächst, erblüht und zur Frucht reift. Erziehung ist weit mehr als die Erforschung eines Gegenstandes und die daraus erwachsenden Schlussfolgerungen, die zu Hypothesen führen, die ihrerseits wiederum zu weiterer Forschung und neuen Schlussfolgerungen anspornen. Erziehung ist weit mehr als das ehrliche Streben, Kinder oder auch Erwachsene zu guten Bürgern, intelligenten Eltern oder von der staatlichen Wohlfahrt unabhängigen Menschen zu machen. Erziehung ist weit mehr als die Züchtung von Menschen, die wirtschaftlich betrachtet auf der Aktivseite und nicht auf der Passivseite zu buchen sind. Die Erziehung hat ganz andere Ziele, als das Leben angenehm zu gestalten und es Leuten zu ermöglichen, einen Grad von Kultur zu erlangen, der es ihnen erlaubt, mit Interesse an den Ereignissen der drei Welten menschlichen Strebens teilzunehmen. Sie ist all das, sollte aber noch viel mehr sein.

V. Vom Standpunkt menschlicher Entwicklung aus hat die Erziehung drei Hauptziele:

Erstens, wie schon viele begriffen haben, muss sie aus dem Menschen einen intelligenten Bürger, einen weisen Vater (oder eine weise Mutter) und eine selbstbeherrschte Persönlichkeit machen; sie muss es dem Menschen ermöglichen, seinen Teil zur Arbeitsleistung in der Welt beizutragen, und ihn befähigen, friedlich, hilfreich und in Harmonie mit seinen Nachbarn zu leben.

Zweitens muss sie es ihm möglich machen, die Kluft zwischen den verschiedenen Aspekten seiner eigenen mentalen Natur zu überbrücken; und gerade das betone ich nachdrücklich in den Instruktionen, die ich euch jetzt geben will.

Die esoterische Philosophie lehrt uns, wie euch wohlbekannt ist, dass sich auf der Mentalebene drei Aspekte des Denkvermögens befinden, oder des denkenden Wesens, das wir den Menschen nennen; diese drei Aspekte machen den wichtigsten Teil seiner Natur aus:

1. sein [5] niederes, konkretes Denkvermögen, das untersuchende und urteilende Prinzip. Mit diesem Aspekt des Menschen pflegten sich unsere Erziehungsmethoden bisher abzugeben;

2. jener Sohn des Denk-Aspektes, den wir das Ego oder die Seele nennen. Dies ist das Intelligenzprinzip und wird in der esoterischen Literatur mit vielen verschiedenen Namen bezeichnet, wie Sonnenengel, Agnishvattas, das Christus-Prinzip usw. Mit diesem Prinzip pflegten sich die bisherigen Religionen abzugeben;

3. das höhere, abstrakte Denkvermögen, der Hüter der Ideen, das Prinzip, das dem niederen Denkvermögen Erleuchtung übermittelt, sobald das niedere Denkvermögen mit der Seele in Verbindung steht («en rapport» ist). Mit dieser Welt der Ideen pflegte sich die Philosophie abzugeben.

Wir können diese drei Aspekte wie folgt benennen:

das aufnahmefähige Denkvermögen - dasjenige, mit dem sich die Psychologen befassen;

das individualisierte Denkvermögen - der Sohn des Denk-Prinzips;

das erleuchtete Denkvermögen - der höhere Denker.

Drittens muss die Kluft zwischen dem niederen Denkvermögen und der Seele überbrückt werden. Merkwürdigerweise hat die Menschheit diese Notwendigkeit schon immer erkannt; man sprach deshalb von «dem Erreichen der Einheit», der «Einswerdung» oder «dem Erringen des Einklangs». Alle diese Äusserungen sind Versuche, diese intuitiv erkannte Wahrheit auszudrücken.

VI. Die Erziehung im neuen Zeitalter sollte sich auch mit der Überbrückung dieser Kluft zwischen den drei Aspekten des Denkvermögens beschäftigen: zwischen der Seele und dem niederen Denkvermögen, um auf diese Weise das Eins-Sein zwischen der Seele und der Persönlichkeit zu erreichen; ferner zwischen dem niederen Denkvermögen, der Seele und dem höheren Denkvermögen. Das Menschengeschlecht ist nun dazu bereit, und zum ersten Male in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit kann das Werk der Überbrückung in relativ grossem Massstabe vor sich gehen. Ich brauche mich hierüber nicht weiter auszulassen, da es die technischen Einzelheiten der uralten Weisheit betrifft, die ich so eingehend in meinen anderen Büchern behandelt habe.

VII. Die Erziehung [6] ist daher die Wissenschaft der Antahkarana. Diese Wissenschaft und dieser Begriff sind die esoterische Art und Weise, um die Wahrheit der Notwendigkeit dieser Überbrückung auszudrücken. Die Antahkarana ist die Brücke, die der Mensch - durch Meditation, durch Verstehen und durch das magisch-schöpferische Werk der Seele - zwischen den drei Aspekten des Denkvermögens baut. Aus diesem Grunde sind die ersten und wichtigsten Ziele der kommenden Erziehung die folgenden:

1. den Einklang zwischen dem Denkvermögen und dem Gehirn durch ein richtiges Verstehen der inneren Konstitution des Menschen - besonders des ätherischen Körpers und der Kraftzentren - herzustellen;

2. eine Brücke zwischen dem Gehirn, dem Denkvermögen und der Seele zu schlagen oder zu erbauen, um auf diese Weise eine integrierte Persönlichkeit hervorzubringen, die eine sich stetig entwickelnde Ausdrucksform der innewohnenden Seele ist;

3. eine Brücke zwischen dem niederen Denkvermögen, der Seele und dem höheren Denkvermögen zu schlagen, so dass die Erleuchtung der Persönlichkeit möglich werden kann.

VIII. Die wahre Erziehung ist demnach die Wissenschaft der Verknüpfung der den ganzen Menschen formenden Teile, seiner Verbindung sowohl mit der unmittelbaren Umwelt als auch mit dem grösseren Ganzen, in dem er seine Rolle spielen muss. Jeder Aspekt kann einfach als ein Ausdruck des nächsthöheren angesehen werden. In diesem Satz habe ich eine grundlegende Wahrheit ausgesprochen, die nicht nur das erstrebte Ziel verkörpert, sondern auch das Problem aller Erzieher aufzeigt. Dieses Problem besteht darin, das Zentrum oder den Brennpunkt der Aufmerksamkeit eines Menschen richtig abzuschätzen und herauszufinden, wo sich das Bewusstsein hauptsächlich konzentriert. Dann muss er in einer solchen Weise geschult werden, dass eine Verschiebung des Brennpunkts in einen höheren Träger möglich wird. Steht [7] der Astral- oder Gefühlskörper im Mittelpunkt des Persönlichkeitslebens, dann wird es das Ziel der auf den Zögling angewandten Erziehungsmethode sein, sein Denkvermögen zum vorherrschenden Faktor zu machen; und der Astralkörper wird dann zu einem Instrument, das von der Umwelt beeindruckt wird und für sie empfänglich ist, sich aber der Herrschaft des Denkvermögens unterwirft. Falls aber das Denkvermögen der Schwerpunkt der Persönlichkeit ist, dann muss das Wirken der Seele zu vollerem Ausdruck gebracht werden; und in dieser Weise geht dann die Arbeit weiter, von Stufe zu Stufe aufwärts schreitend, bis die Spitze der Leiter erreicht worden ist.

Man könnte hier bemerken, dass die ganze erklärende Abhandlung über das Denkvermögen und die Notwendigkeit des «Brückenbaues» nur die praktische Bestätigung der Wahrheit des okkulten Aphorismus ist: «Bevor ein Mensch den Pfad betreten kann, muss selber er zum Pfad werden.» Die Antahkarana ist symbolisch dieser Pfad. Das ist eines der Paradoxa der esoterischen Wissenschaft. Schritt um Schritt und Stufe um Stufe bauen wir den Pfad, ebenso, wie die Spinne ihren Faden spinnt. Es ist «der Rückweg», den wir aus uns selbst heraus entwickeln; es ist auch der Weg, den wir finden und wandern.

Antworten auf einige Fragen

Ich will jetzt versuchen, einige Erziehungsfragen zu beantworten, die mir von einem Studenten gestellt worden sind. Ich kann aber nur das Ideal andeuten, und dabei laufe ich Gefahr, so visionär zu erscheinen, dass eine Annäherung an dieses Ideal unter unserem heutigen System als eine Unmöglichkeit angesehen werden könnte.

In Beantwortung der ersten Frage möchte ich sagen, dass die Hauptaufgabe aller Erzieher eine doppelte ist:

1. Das Gehirn ist so zu schulen, dass es in intelligenter Weise auf die über den Sinnenapparat hereinkommenden Eindrücke reagiert und so die nötigen Kenntnisse über die äussere gegenständliche Welt übermittelt.

2. Das Denkvermögen ist so zu schulen, dass es die folgenden drei Pflichten erfüllen kann:

a. in intelligenter Weise mit Kenntnissen umzugehen, die ihm vom Gehirn übermittelt werden;

b. Gedankenformen [8] zu erschaffen, und zwar als Reaktion auf Antriebe, die von der physischen Ebene kommen; auf gefühlsmässige Impulse, die von der Gefühls-Wunschnatur ausgehen; auf die Welt der Gedanken, in der sich die Umwelt des Menschen befindet;

c. es auf das subjektive, geistige Selbst hinzulenken, so dass das Selbst aus einem Zustand der Potentialität zur wirkenden Herrschaft hervortreten kann.

In dieser Formulierung der Funktionen des Apparates, mit dem alle Erzieher zu tun haben (Denkvermögen und Gehirn), habe ich die Antwort auf die zweite Frage angedeutet, die lautete:

«Gibt es bestimmte Arten von Tätigkeiten, die sich im Lauf der Entwicklung ändern und auf den Phasen der Wachstumsentfaltung des Individuums basieren, die auf die beste vielseitige Entwicklung hinwirken?»

Ich bin nicht ganz derselben Meinung wie Steiner und andere Lehrer der okkulten Wissenschaften hinsichtlich der Perioden. Obgleich ein Zyklus von sieben Jahren gewiss oft am Platze ist, so wird diese Einteilung doch oft übertrieben. Es sollten auch Entwicklungszyklen von zehn Jahren in Betracht gezogen werden: sieben Jahre des Lernens und drei Jahre der Nutzanwendung.

In den ersten zehn Lebensjahren lehrt man das Kind, die durch die fünf Sinne dem Gehirn übermittelten Kenntnisse in intelligenter Weise anzuwenden. Das Beobachten, das schnelle Reagieren und physische Koordinieren als Ergebnis zielbewusster Absicht müssen unterstrichen werden. Dem Kind muss gelehrt werden zu sehen und zu hören, Kontakte zu gewinnen und seine Urteilskraft zu benutzen; auch müssen seine Finger lernen auf schöpferische Impulse zu reagieren, um das Gesehene und Gehörte wiederzugeben und zu reproduzieren. So legt man die Grundsteine für Kunst und Kunstfertigkeiten, für Zeichnen und Musik.

Im zweiten Jahrzehnt seines Lebens wird besonders das Denkvermögen des Kindes geschult und zur Vorherrschaft gebracht.

Man lehrt dem Kind, seine Gefühls- und Wunschtriebe unter die Herrschaft seiner Vernunft zu bringen und das Rechte vom Unrechten, das Erwünschte vom Unerwünschten, und das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Dies kann durch den Geschichtsunterricht [9] erfolgen und durch die intellektuelle Schulung, die das Kind nach den Gesetzen seines Heimatlandes zwangsläufig erhält. Auf diese Weise wird ein Gefühl für Werte und richtige Massstäbe erweckt. Dem Kind wird der Unterschied zwischen Gedächtnisschulung und Denken beigebracht; zwischen Tatsachen-Material, das von Denkern erforscht und festgestellt und in Büchern übersichtlich geordnet wurde, und dessen Anwendung auf die Ergebnisse des objektiven täglichen Lebens; dazu noch (und dies ist ein Gedanke von grösster Wichtigkeit) deren subjektive Ursache und deren Beziehung zur Welt der Realität, von der die Welt der Erscheinungen nur ein Symbol ist.

Wenn der junge Mensch das siebzehnte Jahr erreicht hat, wird das Studium der Psychologie zu den anderen Fächern hinzukommen und die Natur der Seele in ihrer Beziehung zur Weltseele erforscht werden. Zum Lehrplan wird auch eine geeignete Form der Meditation gehören. Es soll hier aber hervorgehoben werden, dass die Meditation nicht mit Religion verknüpft zu sein braucht. Meditation ist die

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.