Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Erziehung im Neuen Zeitalter, Seite 21 ff. (engl.)

5. Das Attribut des konkreten Wissens. Es befähigt den Menschen, seine Begriffe zu konkretisieren und auf diese Weise Gedankenformen zu bauen; dabei materialisiert er seine Visionen und Träume und bringt seine Ideen ins Dasein. Er tut dies durch die Tätigkeit des Verstandes, des niederen konkreten Denkvermögens.

Die [22] wahre Erziehungsarbeit soll den niederen Menschen darin schulen, richtig unterscheiden zu lernen und für innere Schau empfänglich zu sein, so dass er getreu der Zielsetzung der Seele weiterbauen und auf Erden das bewerkstelligen kann, was sein Beitrag zum Ganzen werden soll. Hier muss die moderne Erziehungsarbeit einsetzen. Der Mensch kann noch nicht in der Welt der Ideen und Vorbilder intelligent arbeiten; er kann noch nicht die wahren Geisteswerte erfühlen. Das ist das Ziel des Jüngers, wenngleich die breiten Massen noch nicht auf diesen Ebenen mitwirken können. Zuerst muss man das Kind im richtigen Gebrauch der Unterscheidungsgabe schulen, in der Fähigkeit des Auswählens und der direkten Zielsetzung. Der junge Mensch muss zu einem besseren Verstehen des tieferen Lebenszweckes geführt werden und man muss ihn anleiten, mit Weisheit schöpferisch tätig zu sein, d.h. im letzten Grunde die «Denksubstanz» (das Chitta des Patanjali) recht zu benutzen. So - und nur so - kann der Mensch von der Herrschaft seiner niederen Natur befreit werden.

6. Das Attribut der Hingabe soll nun in unserer Betrachtung folgen. Hingabe erwächst aus der Unzufriedenheit und ist deren Frucht sowie die angewandte Fähigkeit der freien Wahl. Je nachdem, wie tief die Unzufriedenheit im Menschen verwurzelt ist und inwieweit er imstande ist, klar zu sehen, schreitet er von einer zeitweiligen Befriedigung zur anderen, wobei er jedesmal seine Hingabe an ein Verlangen, an eine Person, an ein Ideal, an eine Vision bekundet, bis er sich schliesslich dem menschlich höchstmöglichen Ideal hingibt und mit ihm eins wird. Das ist zuerst die Seele; und dann die Allseele oder Gott.

Die Erzieher haben somit die Gelegenheit, den angeborenen, in jedem Kind vorhandenen Idealismus in kluger Weise zu nützen, und die interessante Aufgabe, die Jugend der Welt von einem erreichten Ziel zum anderen zu führen. Doch müssen sie dieses in Zukunft vom Standpunkt der Endzielsetzung der Seele aus tun [23] und nicht, wie in der Vergangenheit, vom Gesichtswinkel einer genormten Nationalerziehung aus. Das ist ein wichtiger Punkt, denn so wird die Aufmerksamkeit vom Unwichtigen auf das Wichtige hingelenkt.

7. Das Attribut der Ordnung und das Auferlegen eines festen Rhythmus durch Entwicklung der angeborenen Fähigkeit, im Rahmen eines zielbewussten Vorhabens und eines Rituals zu wirken. Dieses besondere Attribut der Gottheit ist heute in einem Aspekt hochentwickelt, so dass wir derzeit eine weitgehende Standardisierung der Menschheit haben; und in vielen Ländern beherrscht ein ritualistischer Rhythmus unumschränkt das öffentliche Leben. Man kann dies in hoher Vollendung bei unseren öffentlichen Schulen beobachten - aber es ist keine wünschenswerte Vollendung. Das geschieht teilweise aus der Erkenntnis, dass der einzelne oder das Individuum nur ein Teil eines grösseren Ganzen ist (eine sehr notwendige Erkenntnis) und somit ein Teil der evolutionären Entfaltung des Menschengeschlechtes. Da wir aber jede neue Wahrheit meistens falsch anzuwenden pflegen, so bedeutet es heute nichts anderes als das Untertauchen des einzelnen in der Gruppe; dabei lässt man ihm wenig Gelegenheit zur freien Betätigung des individuellen Willens, der Intelligenz, der Zielsetzung und zur Wesensäusserung der Seele. Die Erzieher werden mit diesem angeborenen Attributsprinzip und diesem Instinkt zum geordneten Rhythmus arbeiten müssen; dabei sollten sie ihn aber mehr schöpferisch-konstruktiv ausgestalten und auf diese Weise ein Feld zur Entfaltung der Seelenkräfte vorbereiten.

Ich bin so weit abgeschweift, um einige grundlegende Ideen, die für die Erziehung richtunggebend sein sollten, gebührend herauszustellen. Diese Gedanken in Verbindung mit den bereits erwähnten stellen eine Zielsetzung für die Erzieher der Welt dar, die der Erwägung wert sind. Ich habe schon früher das Ziel angegeben. Jetzt verknüpfe ich das Ziel mit den Möglichkeiten, da ich hier [24] auf das geistige Rüstzeug (Aspekte und Attribute) eingegangen bin, das auf einer bestimmten Entwicklungsstufe in jedem Menschen anzutreffen ist. Mit diesen verborgenen Eigenschaften und Instinkten werden die künftigen Erziehungssysteme arbeiten müssen. Sie sollten nicht, wie es heute geschieht, mit dem Gehirnapparat und dem niedrigsten Aspekt des Denkvermögens arbeiten; sie sollten sich auch nicht so eifrig bemühen, dem Gehirn und Denkvermögen die sogenannten Tatsachen einzuprägen, die sich auf die Entwicklung und die Forschungsergebnisse der physischen Ebene beziehen.

Die obigen Bemerkungen wollen dartun und beweisen, dass der wahre Erzieher in einer Welt der Energien mit Energien arbeiten sollte; dass diese Energien durch bestimmte göttliche Attribute gefärbt und qualifiziert sind, und dass also jeder Mensch als ein Aggregat von Energien angesehen werden kann, beherrscht von einer besonderen Energie-Art, die dazu dient, ihn als etwas von seinen Mitmenschen Unterschiedliches erscheinen zu lassen und die Besonderheiten unter den Menschen hervorzubringen. Wenn es wahr ist, dass es sieben grosse Kategorien von Energien gibt, die allen Formen eine bestimmte Qualität verleihen, und dass diese wiederum in 49 Arten qualifizierter Energie unterteilt sind, dann lässt sich klar erkennen, wie kompliziert das Problem ist. Wenn es wahr ist, dass alle diese verschiedenen Energien ständig auf Energie-Substanz (Geist-Materie) einwirken und dadurch «die unzähligen Formen, welche die Form Gottes ausmachen» (Bhagavad Gita, XI) hervorbringen, und dass jedes Kind die mikrokosmische Verkörperung (auf einer bestimmten Entwicklungsstufe) des Makrokosmos ist, dann wird uns die Grösse des Problems klar; und das Ausmass des von uns verlangten Dienstes wird das Äusserste an Kräften und Talenten hervorrufen, die ein Mensch in irgendeinem Moment in Zeit und Raum zum Ausdruck bringen kann.

Euch wird wohl aufgefallen sein, dass die Worte «in Zeit und Raum» immer wieder in dieser Unterweisung vorkommen. Weshalb wohl? Weil wir uns immer wieder vor Augen halten müssen, dass wir in einer Welt der Illusion leben; diese Illusion ist zeitlich begrenzt und vergänglich und wird eines Tages verschwinden, zusammen mit der Illusion der Erscheinungsform, der Illusion evolutionärer Entfaltung, der Illusion des Getrenntseins und der Illusion der verschiedenartigen Identität - jene [25] Illusion, die uns «ich bin» sagen lässt. Der Erzieher der Zukunft wird seinen Dienst am Kind mit der Erkenntnis dieser zeitweiligen und vergänglichen irrigen Auffassung der Seele beginnen und wird sich hauptsächlich mit dem Aspekt des Denkprinzips befassen und nicht damit, dem Kind möglichst viel systematisches, die phänomenale Existenz betreffendes Wissen einzutrichtern. Wie kann ich euch diese veränderte Einstellung am einfachsten erläutern? Vielleicht durch folgenden Hinweis: Heutzutage verwenden Eltern und Erzieher eines Kindes viel Zeit damit, die Fragen des erwachenden Kindesbewusstseins zu beantworten oder ihnen auszuweichen; in Zukunft wird dieser Zustand umgekehrt sein. Die Eltern werden stets dem Verlangen der erwachenden Intelligenz des Kindes entgegenkommen, indem sie es fragen: Warum? - Warum fragst du das? - Warum ist das so? Auf diese Weise wälzen sie die Verantwortung für die Beantwortung der Frage stets auf das Kind ab, träufeln dabei aber die Lösung der Frage geschickt in das Denkvermögen des Kindes ein.

Mit der Anwendung dieser Methode wird man im fünften Lebensjahr des Kindes beginnen; die forschende Intelligenz (die ja das Kind selbst ist) wird vom Lehrer immer zur Innenforschung gezwungen, so dass das äussere Verlangen nach einer Antwort, die auswendig gelernt werden kann und die sich auf die Autorität einer älteren Person stützt, umgangen wird. Wenn euch das unmöglich erscheint, vergesst nicht, dass Kinder, die sich nach 1935 bis 1942, einer Periode stärkerer Stimulierung, verkörpern werden oder schon verkörpert haben, normalerweise und ganz natürlich auf dieses Hervorrufen des Denkprinzips reagieren werden.

Eine der Hauptaufgaben der Erzieher, die das Denkvermögen der jungen Menschenkinder schulen, wird die sein, im Leben des Kindes so früh wie möglich festzustellen, welche der sieben bestimmenden Energien in jedem Falle vorherrscht. Die später anzuwendende Methode wird sich dann auf diese wichtige Anfangserkenntnis aufbauen; daraus ergibt sich wieder die ständig zunehmende Verantwortung [26] der Erzieher. Man wird frühzeitig den Grundton und die Wesensart des Kindes feststellen und die gesamte Schulung des jungen Menschen auf dieser grundlegenden Erkenntnis aufbauen und planen. Das ist derzeit noch nicht möglich, doch wird es bald soweit sein, dass man die Wesensart und Qualität eines jeden individuellen Ätherkörpers wissenschaftlich feststellen können wird. Diese Entwicklung wird nicht so lange auf sich warten lassen wie man vielleicht geneigt ist anzunehmen.

Ich habe nicht die Absicht, hier Einzelheiten dieses Werdeganges zu behandeln oder die Methoden zu entwickeln, nach denen die Menschenkinder geschult werden können. Wir wollen uns vielmehr mit der universellen und sofortigen Notwendigkeit befassen, die Kluft zwischen den verschiedenen Aspekten des niedrigen Ich's zu überbrücken, so dass eine einheitliche Persönlichkeit in Erscheinung tritt; ferner wollen wir die Überbrückung der Kluft zwischen der Seele und der geistigen Dreiheit behandeln, wodurch ein freies Spiel des Bewusstseins und eine volle Identifizierung mit dem EINEN LEBEN zustande kommen kann, so dass das Gefühl der Absonderung verlorengeht und der Teil im Ganzen aufgeht; der Mensch verliert zwar nicht seine Identität, aber er identifiziert sich nicht mehr mit seinem (kleinen) Ich.

An dieser Stelle sollte ein interessanter Gesichtspunkt beachtet werden. Er ist der Schlüssel zur künftigen Entwicklung des Menschengeschlechtes. Die moderne Wissenschaft der Psychologie, die sich in den letzten 30 Jahren so bemerkenswert entwickelt hat, bereitet darauf vor. Die Studierenden sollten lernen, zwischen dem Sutratma und der Antahkarana, also zwischen dem Lebensfaden und dem Bewusstseinsfaden, zu unterscheiden. Der eine Faden ist das Fundament der Unsterblichkeit, und der andere ist die Grundlage der Fortdauer. Darin liegt ein feiner Unterschied für den Forscher. Der eine Faden (das Sutratma) belebt und verknüpft alle Formen zu einem zusammenarbeitenden Ganzen und verkörpert in sich den Willen und die Absicht der nach Ausdruck suchenden Wesenheit, sei es nun ein Mensch, ein Gott oder ein Kristall. Der andere Faden (die Antahkarana) verkörpert die Reaktion des Bewusstseins in der Form auf einen ständig grösser werdenden Kontaktbereich in dem es umgebenden Ganzen.

Das Sutratma ist der direkte Lebensstrom, ununterbrochen und unveränderlich; man kann es symbolisch als einen direkten Strom lebendiger Energie betrachten, der vom Zentrum zur Peripherie fliesst, von der Quelle [27] zur äusseren Ausdrucks- oder Erscheinungsform. Es ist das Leben. Es erzeugt den individuellen Werdegang und die Entwicklungsentfaltung aller Formen. Deshalb ist es der Pfad des Lebens, der von der Monade über die Seele zur Persönlichkeit führt. Es ist die «Fadenseele», die eine Einheit und unteilbar ist. Es ist der Stromleiter der Lebensenergie und findet seine unterste Verankerung im Mittelpunkt des menschlichen Herzens beziehungsweise bei allen anderen Formen göttlicher Wesensäusserung in irgendeinem Zentralpunkt. Es gibt und verbleibt nichts anderes als das Leben!

Der Bewusstseinsfaden (die Antahkarana) ist das Resultat der Vereinigung von Leben und Stoff oder der grundlegenden Energien, welche die erste Differenzierung in Zeit und Raum darstellen; das erschafft ein anderes, das als eine dritte göttliche Manifestation hervortritt, nachdem die Vereinigung der grundlegenden Zweiheiten stattgefunden hat. Es ist der Faden, der als Folge des Erscheinens von Leben in Formen auf der physischen Ebene gesponnen wird. Symbolisch könnte man wieder sagen, dass das Sutratma von oben herab wirkt und das Herabsteigen des Lebens in die äussere Manifestation ist. Die Antahkarana dagegen wird als Folge dieser primären Schöpfung gesponnen, entwickelt und geschaffen und wirkt von unten nach oben, von aussen nach innen, von der Welt der äusseren Erscheinungsformen in die Welt der subjektiven Wirklichkeiten und Sinngebung.

Dieser «Pfad der Rückkehr», durch den das Menschengeschlecht sich vor der Aussenbetonung zurückzieht und das innere bewusste Wissen des nicht Phänomenalen zu erkennen und im Geiste festzuhalten beginnt, hat bereits (durch den Evolutionsprozess) einen Entwicklungspunkt erreicht, der es einigen Menschen ermöglicht, auf diesem Pfad vom physischen Bewusstsein zum emotionellen, und vom emotionellen zum mentalen voranzuschreiten. Dieser Teil der Arbeit ist bereits in vielen Tausenden Fällen durchgeführt worden, und jetzt ist es notwendig, diese Fähigkeit mühelos und richtig anzuwenden. Dieser mit bewusster Empfindungsfähigkeit imprägnierte Energiefaden wird später mit urteilsfähigem Denk-Bewusstsein durchtränkt und [28] gefärbt, und das bewirkt jene innere Vereinheitlichung, die den Menschen schliesslich zu einem wirksam denkenden Wesen macht. Zuerst wird dieser Faden nur zu rein egoistischen Zwecken benützt; er wird mit der Zeit immer stärker und wirksamer, bis er sich zu einem deutlichen, klaren, starken Faden entwickelt hat, der vom äusseren physischen Leben, von einem Punkte im Gehirn, in ungebrochener Linie bis zum inneren Mechanismus reicht. Dieser Faden identifiziert sich jedoch nicht mit dem Mechanismus, sondern mit dem Bewusstsein im Menschen. Durch diesen Faden wird der Mensch sich seines emotionellen Lebens in dessen vielen Formen (man beachte die Redewendung) bewusst, und durch ihn gewahrt er die Welt der Gedanken; er lernt denken und beginnt bewusst auf der Mentalebene zu wirken, auf der die Denker des Menschengeschlechts - in immer grösserer Anzahl leben, weben und ihr Dasein haben. Er lernt immer mehr, diesen Pfad des Bewusstseins zu wandern und hört dabei auf, sich mit der äusseren tierischen Form zu identifizieren; statt dessen identifiziert er sich immer mehr mit den inneren Eigenschaften und Attributen. Erst lebt er das Leben der Träume und dann das Leben der Gedanken! Dann kommt die Zeit, wenn dieser niedere Aspekt der Antahkarana vervollständigt

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.