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Verblendung - ein Weltproblem, Seite 243 ff. (engl.)
Form nur Maya ist und ausser acht gelassen werden kann, dass Kräfte durch Energie organisiert und gelenkt werden können und dass die Welt der Gedanken, der Bereich gefühlsmässigen Bewusstseins sowie der physische Spielplatz der Energien etwas ganz anderes sind, als der grosse Denker, der Eine, der empfindet oder als der Schauspieler oder Darsteller der vielen Rollen, die zu spielen die Seele unternimmt.

Der Jünger lernt schliesslich (während er inkarniert ist), vor allem sich selbst als Lenker von Kräften zu erkennen: er lenkt sie von der Höhe des göttlichen Beobachters aus, in dem Mass wie er sich zur Loslösung durchringt. Das sind Dinge, die ich meinen Schülern oft wiederholt habe. Diese Wahrheiten sind für sie nur Gemeinplätze des Okkultismus. Wenn sie doch nur die volle Bedeutung des Losgelöstseins begreifen und gelassen als beobachtende Lenker dastehen könnten, dann gäbe es keine Kräftevergeudung mehr, keine irrigen Schritte und keine falschen Deutungen, kein Abwandern auf die Seitenpfade des Alltagslebens; sie würden sich von ihren Mitmenschen nicht mehr ein verzerrtes und voreingenommenes Bild machen und sie würden - vor allem - nicht mehr Kräfte missbrauchen.

Immer wieder und wieder haben seit altersher die Meister ihren Jüngern (wie ich den meinigen) gesagt, dass der Okkultist in der Welt der Kräfte wirkt. Alle Menschenwesen leben, regen und manifestieren sich innerhalb und vermittels jener gleichen Welt von ewig fliessenden, ewig anstürmenden, ein- und ausströmenden Energien. Der Okkultist jedoch arbeitet dort; er wird zum bewussten Lenker; er erschafft auf der physischen Ebene das, was er wünscht; und was er wünscht ist das Urbild der Dinge und die Verwirklichung des Plans, der auf dem Reissbrett des göttlichen Bewusstseins [244] vom grossen, göttlichen Baumeister entworfen wurde. Trotzdem identifiziert er sich weder mit dem Urbild noch mit den Kräften, die er benutzt. Frei von Illusion, nicht behindert durch Verblendung und nicht beherrscht von den Mayakräften bewegt er sich in der Welt der Maya. Er nähert sich rasch in seiner eigenen kleinen Welt derselben «göttlichen Indifferenz», die für Sanat Kumara, den Herrn der Welt, bezeichnend ist; deshalb erkennt er in steigendem Mass den Plan, wie er im Universellen Denken besteht sowie den Zweck, der dem Willen Gottes Antrieb verleiht.

Diese göttliche Indifferenz ist verantwortlich für die Tatsache, dass sich beim Versuch, «Reines Sein» oder Gott zu beschreiben und im Bemühen, das Wesen des Göttlichen einigermassen zu verstehen, eine Verneinungsformel herausgebildet hat. Gott ist nicht das; Gott ist nicht jenes; Gott ist kein Ding; Gott ist weder Zeit noch Raum; Gott ist weder Gefühl noch Gedanke; Gott ist weder Form noch Substanz. Gott IST einfach. Gott IST - jenseits aller Ausdrucksform und Manifestation - der Lenker von Energie, der Schöpfer der greifbaren und der nicht greifbaren Welten, der alles Leben-Durchdringende oder der allen Formen-Innewohnende. Gott ist DER EINE, DER sich zurückziehen und dadurch alles Erschaffene verscheuchen, zerstreuen und seines Lebens berauben kann - wobei diese Worte in ihrer vollsten Bedeutung gemeint sind.

Es dürfte also klar sein, dass in diesen drei Aktivitäten dieser Wirklichkeit, die mit der Erscheinungswelt nicht gleichzusetzen ist, der Wille Gottes, der Zerstörer-Aspekt der Gottheit, in wohltätiger Weise vorhanden ist. Der Akt des Ab- oder Zurückziehens führt zur Verscheuchung der illusorischen Welt der Gedanken; die Abwendung der göttlichen Aufmerksamkeit zerstreut das empfindende Universum und bewirkt das Ende aller Verblendung; das Aufhören göttlicher Lenkung bedeutet den Tod der physischen Welt. All diese Tätigkeiten sind Manifestationen des Willens oder des ersten Aspektes - des Willens zum Guten, der sich erst dann in seiner Vollendung auswirken kann, wenn sich der gute Wille [245] schliesslich durch Mitwirkung der Menschheit auf Erden voll entwickelt hat.

Der Wille und der Atem, lieber Bruder, sind im okkulten Sinn synonyme Begriffe. In der Feststellung liegt der Schlüssel zur Beendigung von Maya.

Obige Bemerkungen bilden die Einleitung zu unserem Studium der Technik der Indifferenz. Es ist notwendig, auf Analogien hinzuweisen und die verschiedenen Aspekte verwandter Lehre miteinander zu verbinden, wenn eine wahre Vorstellung entwickelt werden soll. Wir wollen unsere Betrachtung dieses Themas wie folgt einteilen:

1. Betätigung auf der ätherischen Ebene, d.h. in der Welt der Kräfte.

a. Ihre Verteilung.

b. Ihre Handhabung.

2. Die Wissenschaft des Atems.

a. Die Beziehung zwischen Wille und Atem.

b. Inspiration.

3. Die Technik der Indifferenz.

a. Durch Konzentration.

b. Durch Loslösung.

Wir kommen damit auf das Gebiet des praktischen Okkultismus. Dies ist nicht das Gebiet des Aufwärtsstrebens oder der Bereich eines geplanten Fortschritts in Richtung auf das, was höher und wünschenswert ist. Es ist in mancher Beziehung eine umgekehrte Betätigung. Von dem auf der Evolutionsleiter erreichten Punkt aus wirkt der «im geistigen Sein verharrende» Jünger (soweit ihm das möglich ist) bewusst und mit Vorbedacht mit den Energien in den drei Welten. Er lenkt sie in den ätherischen Körper hinein und sucht sich dabei die Ebene aus, von der aus er zu arbeiten wünscht - die mentale, die emotionale oder die vitale Ebene selbst. Er tut dies in Übereinstimmung mit irgendeiner von ihm erschauten Idee, einem ihm liebgewordenen Ideal, einem erfühlten, göttlichen Vorbild, einer geistigen Hoffnung, einer geheiligten Ambition oder auf Grund eines sehnlichen Wünschens.

Der Ätherkörper [246] des Einzelnen ist bekanntlich ein Teil des ätherischen Körpers der Menschheit und dieser ist seinerseits ein Aspekt des ätherischen Körpers des Planeten, der in gleicher Weise ein wesentlicher Bestandteil des ätherischen Körpers des Sonnensystems ist. Nebenbei bemerkt bildet dieses weitreichende, tatsächliche Beziehungsverhältnis die Grundlage aller astrologischen Einflüsse. Der Mensch bewegt sich also in einem Strudel von Kräften jeder Art und Qualität. In jedem Teil seiner manifestierten oder unmanifestierten Ausdrucksform setzt er sich aus Energien zusammen; er steht deshalb mit allen anderen Energien in Beziehung. Seine Aufgabe ist äusserst schwierig und bedarf der grossen Zeitspanne des evolutionären Zyklus. Mit der Masse von Weltenergien und Kräften des Sonnensystems können wir uns hier nicht befassen; wir wollen uns vielmehr auf die Betrachtung des individuellen Problems beschränken und dem Schüler empfehlen, sich zu bemühen, sein Verständnis für die mikrokosmische Lage auf die makrokosmische auszudehnen.

a. Kraftverteilung und Handhabung auf der

ätherischen Ebene.

Wir wollen jetzt annehmen, dass der Aspirant von der Notwendigkeit überzeugt ist, seinem Leben auf der physischen Ebene einen neuen und höheren Rhythmus zu verleihen, seine Zeit in Einklang mit den Geboten seines höheren Selbstes einzuteilen und bewusst und nach wissenschaftlichen Regeln jene Wirkungen zu erzielen, die - in seinen höchsten Augenblicken - ihm als wünschenswert dargestellt werden. Er besitzt jetzt ein gewisses Mass von Kenntnissen über das Rüstzeug, das ihm für seine Aufgabe zur Verfügung steht und er hat einige Tatsachen über seinen ätherischen Träger bewältigt. Die Gegensatzpaare sind ihm klar erkenntlich, auch wenn er noch immer von einem der Gegenpole beeinflusst wird; er ist sich des grundsätzlichen Zwiespaltes bewusst zwischen seiner Vision des Guten und der Art, wie er dieses Gute zum Ausdruck bringt. Er hat gelernt, dass er eine dreifache Reflexion einer höheren Dreiheit ist und dass diese Dreiheit - für ihn - die Wirklichkeit darstellt. Er versteht, dass das Denken, die Gefühle und das physische Dasein dazu [247] bestimmt sind, am Ende diese Wirklichkeit zu manifestieren. Im letzten Grund weiss er, dass, sobald dieser Zwischenaspekt seiner selbst, der Ätherkörper, beherrscht und in richtiger Weise gelenkt werden kann, die Vision und ihr Ausdruck schliesslich übereinstimmen werden und müssen. Er ist sich auch dessen bewusst, dass der dichte, physische Körper (die äussere, greifbare Erscheinung) nur ein Automat ist, der jedweden Kräften und Energien gehorcht, die in der subjektiven Welt vorherrschen und den Menschen bestimmen. Soll dieser physische Körper von emotionaler Kraft beherrscht werden, die durch das Sakralzentrum strömt und den Wunsch nach Befriedigung physischer Gelüste auslöst oder durch das Sonnengeflechtszentrum (plexus solaris), wo sie zu irgendeiner emotionellen Befriedigung führt? Soll er dem Denken Folge leisten und hauptsächlich unter dem Antrieb von Gedankenwellen funktionieren? Soll er vielleicht von einer Energie gelenkt werden, die grösser ist als irgendeine von diesen, die aber bislang anscheinend ohnmächtig blieb, nämlich von der Energie der Seele als einer Wesensäusserung reinen Seins? Soll er unter dem Antrieb von Gefühlsreaktionen, Ideen oder Gedanken in Tätigkeit gesetzt werden, die von anderen Menschen ausgehen oder sollte er von der geistigen Hierarchie richtunggebend beeinflusst und zur Tätigkeit angespornt werden? Das sind so einige Fragen, die beantwortet werden müssen. An die Stelle des Strebens, Träumens und wunscherfüllten Denkens muss jetzt unmittelbares Handeln und sorgfältig geplante Anwendung der verfügbaren Kräfte treten, die durch Atmen, unter Leitung des inneren Auges und unter der Aufsicht des geistigen Menschen in Tätigkeit gesetzt werden. Welche Energien können und müssen in dieser Weise benutzt werden? Welche Kräfte müssen unter Kontrolle gebracht werden? Wie lassen sie sich kontrollieren? Sollten sie ignoriert und durch diese Nichtbeachtung wirkungslos gemacht werden oder handelt es sich um Kräfte, die beim grossen Schöpfungswerk benötigt werden?

Es dürfte also klar sein, dass der geistige Sucher zunächst einmal - wahrhaftig und im Licht der Seele - herausfinden muss, wo eigentlich der genaue Brennpunkt seiner Identifizierung liegt. Damit will [248] ich sagen: Gebraucht er in der Hauptsache die Energie, die sich auf der Mentalebene befindet? Ist er überwiegend gefühlsmässig eingestellt und benutzt er meistens Kraft von der Astralebene? Kann er mit der Seele in Berührung treten und Seelenenergie in solcher Weise heranziehen, dass sie seine Persönlichkeitskraft neutralisiert oder ausgleicht? Kann er also mit Hilfe des ätherischen Körpers als Seele auf der physischen Ebene leben? Wer dieses Problem ernstlich überprüft, wird mit der Zeit entdecken, welche Kräfte in seinem Ätherkörper vorherrschen; und er wird bewusst merken und empfinden, zu welchen Zeiten und in welcher Situation die Anwendung von Seelenenergie am Platz ist. Das, lieber Bruder, braucht Zeit und erfordert anhaltende Beobachtung und eine genaue Analyse der Handlungen und Gefühlsregungen, der Worte und Gedanken. Wir haben es hier, wie ersichtlich, mit einem äusserst praktischen Problem zu tun, das auch ein wesentlicher Bestandteil unseres Studiums ist und im Leben des Jüngers grundlegende Änderungen hervorrufen wird.

Er wird nicht nur die Stärke der eingesetzten Kraft oder Kräfte beobachten, sondern auch genau untersuchen, unter welchen Umständen sie wirksam werden und wie oft sie in Erscheinung treten, ob neu oder gewohnheitsmässig und in welcher Art sie sich manifestieren. Auf diese Weise wird ihm ein neues Verständnis der bedingenden Ursachen aufgehen, die sich durch seinen Vitalkörper äussern und die ihn - auf der physischen Ebene - zu dem machen, was er wesentlich ist. Diese Untersuchung wird ihm in tief geistiger und bedeutsamer Weise von Nutzen sein.

Diese Periode der Beobachtung beschränkt sich jedoch auf mentale und verständnisvolle Beobachtung. Sie bildet die Grundlage für die zu leistende Arbeit, bringt Gewissheit und Kenntnis, ändert aber nichts an der Lage. Seine nächste Aufgabe besteht darin, sich der Qualität der angewandten Kräfte bewusst zu werden; um das festzustellen, wird es sich als notwendig erweisen, nicht nur seinen Seelen und Persönlichkeitsstrahl zu entdecken, sondern auch die Strahlen seines Denkapparates und seiner Gefühlsnatur kennen zu [249] lernen. Wenn er diese Strahlen noch nicht kennt, ist eine weitere Periode der Untersuchung und sorgfältigen Beobachtung notwendig. Wenn ich sage, dass zu diesen Ermittlungen auch noch eine genaue Beobachtung der Einwirkung von Kräften und Energien hinzukommen muss, denen er astrologisch ausgesetzt ist, dann wird der Schüler ermessen, welch harte Aufgabe er sich vorgenommen hat. Er muss nicht nur seine fünf Strahlenenergien heraussondern, sondern auch die Energie seines Sonnenzeichens in Betracht ziehen, das seine Persönlichkeit bedingt sowie die Energie seines aufsteigenden Zeichens, das die Persönlichkeit zur Empfänglichkeit für die Seele anzuregen sucht, um auf diese Weise die Absichten der Seele durch die Mitarbeit der Persönlichkeit zu verwirklichen.

Es gibt demnach sieben Faktoren, welche die Qualität der Kräfte bestimmen, die sich durch den ätherischen Körper auszudrücken suchen:

1. Der Strahl der Seele.

2. Der Strahl der Persönlichkeit.

3. Der Strahl des Denkvermögens.

4. Der Strahl der Gefühlsnatur.

5. Der Strahl des physischen Trägers.

6. Die Energie des Sonnenzeichens.

7. Der Einfluss des aufsteigenden Zeichens.

Sobald diese jedoch festgestellt sind und man einigermassen gewiss weiss, dass es sich dabei um wahre Tatsachen handelt, beginnt das ganze Problem sich zu klären und der Jünger kann mit Wissen und Verständnis weiterwirken. Er

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.