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Verblendung - ein Weltproblem, Seite 188 ff. (engl.)
finden kann, so dass er intuitiv ein seit langem gesuchtes Geheimnis entdeckt. Wenn es [189] eine Entdeckung ersten Ranges ist, dann ist sie eine ebenso grosse Enthüllung, wie die von den Weltlehrern dargebotenen Wahrheiten. Wer kann sagen, dass die Feststellung, dass Gott Liebe ist, mehr Wert hat, als die Feststellung, dass alles Energie ist?

Der Weg, den die Enthüllung dann einschlägt, ist in beiden Fällen der gleiche und die Illusion überwältigt beide Formen der Enthüllung; aber - und darüber sollte man eingehend nachdenken - um die Enthüllungen der Wissenschaft häuft sich etwas weniger Illusion an, als um die Enthüllungen, die von der Menschheit die eigentlichen, geistigen Wahrheiten genannt werden. Ein Grund dafür liegt in der Tatsache, dass die letzte grosse geistige Enthüllung von Christus vor zweitausend Jahren ausgegeben wurde und dass sich seither das menschliche Denken und seine Empfänglichkeit für Wahrheit erheblich weiterentwickelt hat. Die Enthüllungen der Wissenschaft sind, wie gesagt, im wesentlichen auf eine Gruppenanspannung zurückzuführen, die am Ende in einem intuitiven Empfänger ihren Brennpunkt findet; dadurch wird die Enthüllung geschützt.

Während die Menschheit die Enthüllung erwartet, die den Gedanken, Träumen und konstruktiven Zielen des Neuen Zeitalters Ausdruck geben wird, kommt das Verlangen heute erstmalig vonseiten einer grossen Gruppe von intuitiv veranlagten Menschen. Ich sagte absichtlich nicht von Intuitiven, Bruder von altersher. Diese Gruppe ist heute so gross, ihr Ziel so eindeutig und ihr Verlangen so deutlich hörbar, dass es ihr möglich ist, die Absicht der breiten Masse in sich zusammenzufassen. Jede in der nahen Zukunft etwa zu erwartende Enthüllung wird deshalb besser als irgendeine vorhergehende «vom Geist des Verstehens gesichert sein.» Das ist die Bedeutung der Worte des Neuen Testamentes, dass «jedes Auge ihn sehen wird»; die Menschheit als Ganzes wird den Einen Enthüller erkennen. In vergangenen Zeitaltern ist der Botschafter aus der Höhe nur von ein paar wenigen Menschen erkannt und ihnen bekannt geworden und es brauchte Jahrzehnte und manchmal Jahrhunderte, bis seine Botschaft in die Herzen der Menschheit eindrang.

Auch dürfte [190] die Spannung unserer Tage und ein besser entwickeltes Verständnis für relative Werte sowie eine erzwungene Rückkehr zur Einfachheit des Lebens und seiner Bedürfnisse die kommende Enthüllung davor bewahren, dass sie gar zu schnell im Feuer der Grossen Illusion untergeht.

Aus obigem geht hervor, dass der Jünger und der Eingeweihte, der sich mit Weltfragen, Bewusstseinszuständen und Situationen in den drei niederen Welten befasst, stets von oben nach unten vorgeht. Diese Methode bedeutet in Wirklichkeit eine Wiederholung des involutionären Kreisbogens, auf welchem - von einer günstigen, ausserhalb gelegenen Beobachtungsstelle aus, gleich der des Schöpfers - Energie, Kraft und Kräfte in die Erscheinungswelt hineingelenkt werden und dort bestimmte Wirkungen auf die Substanz der drei Ebenen ausüben. Das ist ein Punkt, den man sich sorgfältig einprägen sollte; und gerade deshalb muss die Technik der Gegenwärtigkeit jeweils vor jeder anderen Technik Anwendung finden. Sie stellt die Verbindung mit dem richtungweisenden, geistigen Vermittler her und ermöglicht es dem Jünger, die Haltung des losgelösten Beobachters und Mitarbeiters am Plan einzunehmen. Wenn diese Technik richtig befolgt wird, bringt sie die Intuition zur Auswirkung, und die Welt der Bedeutung (die hinter der Erscheinungswelt liegt) steht ohne Hülle da und zerstreut damit die Illusion. Man sieht und erkennt Wahrheit, wie sie ist. Formen in der äusseren Erscheinungswelt («äusseren» vom Standpunkte der Seele aus und deshalb die drei Welten unseres vertrauten Alltagslebens umfassend) werden als blosse Symbole einer inneren, geistigen Wirklichkeit erkannt.

2. DIE TECHNIK DES LICHTES

Wir kommen damit zur Betrachtung der nächsten Entwicklung und des Dienstes, der vermittels einer anderen Technik zu leisten ist.

Dieses Thema ist so umfangreich, und in allen Heiligen Schriften der Welt, in Kommentaren und theologischen Abhandlungen ist so [191] viel über Licht geschrieben worden, dass die einfache Wahrheit und einige wenige Grundprinzipien im Geschwirr von Worten verschwinden.

In meinen verschiedenen Büchern habe ich mich viel mit diesem Gegenstand befasst; in dem Buch Der Yoga Pfad, das ich in Zusammenarbeit mit A. A. B. schrieb, wurde der Versuch gemacht, das Wesen des Lichtes der Seele darzustellen. Der Schlüssel zu dieser Technik liegt in den Worten: In jenem Licht werden wir LICHT sehen. Man könnte diese anscheinend abstrakten und symbolischen Worte einfacher wie folgt wiedergeben: Wenn der Jünger dieses erleuchtete Zentrum in sich gefunden hat und in dessen strahlendem Licht einhergehen kann, dann ist er in der Lage (oder in einem Bewusstseinszustand, wenn man das vorzieht), das Licht in allen Formen und Atomen wahrzunehmen. Die innere, wirkliche Welt wird ihm als Licht-Substanz sichtbar (was etwas anderes ist als die von der Intuition enthüllte, eigentliche Wirklichkeit). Er kann dann zum wirksamen Mitarbeiter am Plan werden, weil die Welt psychischer Bedeutung für ihn wirkliche Gestalt annimmt und weil er weiss, was getan werden sollte, um Verblendung zu zerstreuen. Man könnte sagen, dass dieses Hineinbringen von Licht in die dunklen Stätten naturgemäss in drei Etappen vor sich geht:

1. Im ersten Stadium ist der Anfänger und der Aspirant bestrebt, durch das Licht des Denkvermögens die Verblendung aus dem eigenen Leben auszumerzen. Das Licht des Wissens ist in den Anfangsstadien dieses Bemühens ein Hauptwerkzeug zur Zerstreuung, denn es beseitigt wirksam die verschiedenen Verblendungen, welche die Wahrheit vor dem Aspiranten verschleiern.

2. Im zweiten Stadium macht der Aspirant und der Jünger vom Licht der Seele Gebrauch. Dies ist das Licht der Weisheit, das Resultat der Ausdeutung langer Erfahrungen; dieser Lichtstrom vereinigt sich mit dem Licht des Wissens.

3. Im dritten Stadium wirkt der Jünger und der Eingeweihte mit dem Licht der Intuition. Vermittels des vereinten Lichtes [192] des Wissens (des Persönlichkeitslichtes) und des Lichtes der Weisheit (Seelenlichtes) kann das Licht gesehen, erkannt und benutzt werden. Durch den reinen Glanz seiner Stärke bringt es die geringeren Lichter zum Verlöschen.

Wir haben also das Licht des Wissens, das Licht der Weisheit und das Licht der Intuition und dies sind die drei deutlichen Grade oder Aspekte des Einen Lichts. Sie entsprechen der physischen Sonne, dem Herzen der Sonne und der zentralen Geistigen Sonne. In diesem letzten Satz liegt der Schlüssel zur Beziehung des Menschen zum Logos.

Diese Stufen und die ihnen entsprechenden Techniken können leicht missverstanden werden, wenn der Schüler vergisst, dass es keine wirklichen Grenzlinien zwischen ihnen gibt, sondern dass sie dauernd übereinandergreifen, sich zyklisch entwickeln und sich fortlaufend verschmelzen; das ist für den Anfänger höchst verwirrend. So wie das angeborene Reagieren auf die Umwelt den dafür erforderlichen Kontakt-Apparat erschafft, genau so führt auch die Entwicklung der durch diese dreifache Technik zu erwerbenden Kräfte zu Kontaktmöglichkeiten mit verschiedenen seelischen und geistigen Bereichen. Jede einzelne Technik bezieht sich auf eine neue Umwelt; jede entwickelt am Ende Kräfte im Eingeweihten oder im Jünger, die im Dienst an der Menschheit und in höheren Sphären göttlicher Betätigung benutzt werden können; jede Technik steht mit den beiden anderen in Beziehung und eine jede bringt den Jünger in eine bewusste Verbundenheit mit einer neuen Umwelt, mit neuen Zuständen des Gewahrseins und neuen Dienstbereichen. Zum Beispiel:

1. Die erfolgreich angewandte Gegenwärtigkeit ermöglicht es der Intuition, einzuströmen, die Stelle der rationalistischen Denktätigkeit zu übernehmen und die Illusion dadurch zu zerstreuen, dass sie diese Illusion durch göttliche Ideen ersetzt, aus denen Begriffe gebildet werden, die wir Ideale nennen. Bekanntlich benutzen die Meister das Denken nur für zwei Tätigkeiten:

a. Um [193] das Denken ihrer Jünger zu erreichen und Aspiranten mit Hilfe eines Werkzeuges heranzuziehen, das dem Denkvermögen des Jüngers ähnelt.

b. Um auf konkreten Ebenen Gedankenformen zu erschaffen, welche diese göttlichen Ideen verkörpern können. Der richtungweisende Vermittler, der Engel der Gegenwärtigkeit, erzeugt die Kraft, in dieser Weise zu erschaffen und das nennen wir das Ergebnis der Intuition - Idee oder Wahrheit, ihre Wahrnehmung und ihre Reproduktion.

2. Die Technik des Lichtes steht in engerer Beziehung zum Denken. Nach dieser Methode kann die Erleuchtung, welche aus der Seele strömt (die ihrem Wesen nach Licht ist), nicht nur Ideale, sondern auch das Leben, die äusseren Umstände und Ereignisse durchstrahlen, so dass sie die Ursache und die Bedeutung der Erfahrung enthüllt. Sobald der Jünger begreift, dass er die Kraft besitzt, zu erleuchten, hat er den ersten Schritt zur Zerstreuung der Verblendung getan; so wie die Technik der Gegenwärtigkeit auf der Mentalebene wirksam wird, genau so erzeugt diese Technik des Lichtes Kräfte, die auf der Astralebene wirksam werden und schliesslich die Zerstreuung und das gänzliche Verschwinden dieser Ebene erzielen können.

3. Die Technik der Indifferenz macht den Einfluss unwirksam oder unschädlich, den die Substanz auf das Leben oder den Geist in den drei Welten ausübt, denn die Seele ist das Beweismittel des Lebens.

Im Zusammenhang mit dieser zweiten Technik möchte ich deshalb der Bibel ein paar Worte entnehmen und dabei das Wort «Licht» anstelle von «Glaube» setzen. Ich gebe folgende Definition: Licht ist die Substanz der erhofften Dinge, der Beweis für die unsichtbaren Dinge (vgl. Hebräer 11,1). Dies ist vielleicht eine de okkultesten Definitionen des Lichtes der Welt, die bislang ausgegeben wurden, und es besteht die Absicht, ihre wahre Bedeutung in den nächsten zwei Generationen zu enthüllen. Das Wort «Glaube» ist ein gutes Beispiel [194] dafür, wie einige der alten Wahrheiten «abgeblendet» werden, damit ihre Bedeutung nicht vor der Zeit enthüllt werde. Licht und Substanz sind synonyme Begriffe. Das Gleiche gilt von Seele und Licht, und in dieser Ideengleichheit - Licht, Substanz, Seele - liegt der Schlüssel zur Fusion und zur Einswerdung, die Christus uns in seinem Erdenleben

in so vollem Masse vor Augen geführt hat.

Wenn also Schüler und Aspiranten in ihrer Fühlungnahme mit der Seele Fortschritte gemacht haben, dann haben sie die ersten, wichtigen Schritte getan, um das Licht und dessen Anwendungen zu verstehen. Sie müssen sich jedoch davor hüten, das Licht, das ihnen das Verstehen des Lebens, der Umstände, Ereignisse und der Umwelt möglich macht, nicht mit der Intuition zu verwechseln. Das Licht, mit dem wir uns befassen, bekundet sich in den drei Welten und enthüllt Form und Formen, deren Reaktionen und Ergebnisse, deren Blendung und Verlockung sowie deren Macht, das Bewusstsein irre zu leiten und gefangen zu halten. Das betreffende Licht ist Seelenlicht, welches das Denken erleuchtet und zur Enthüllung der Formenwelt führt, in der das Leben versunken ist.

Die Intuition befasst sich ganz und gar nicht mit den drei Welten menschlicher Erfahrung, sondern allein mit den Wahrnehmungen der Geistigen Triade und mit der Welt der Ideen. Die Intuition verhält sich zur Welt der Bedeutung wie das Denken zu den drei Erfahrungswelten. Sie bewirkt Verstehen, genau so wie das Seelenlicht aufgrund von Erfahrung Wissen hervorruft. Wissen ist nicht eine rein mentale Rückwirkung, sondern etwas, was auf allen Entwicklungsstufen anzutreffen und in Form von Instinkten in allen Naturreichen vorzufinden ist. Das bedarf keines Beweises. Die fünf Sinne vermitteln Wissen auf der physischen Ebene; psychische Empfänglichkeit verschafft einen Einblick in die Astralebene; das Denken bringt intellektuelle Wahrnehmung, aber alle drei sind Aspekte des (von der Seele herkommenden) Lichtes des Wissens, denn die Seele, die sich zum Zweck der Entfaltung einzukerkern 195 beschlossen hat, durchdringt ja alle ihre Manifestationshüllen in den drei Welten.

Auf einer höheren Spiralwindung ist die Intuition das Ausdrucksmittel der dreifältigen Geistige Triade, wodurch sie zu den höheren Bereichen göttlicher Wesensäusserung in Beziehung tritt; sie ist ein Ergebnis des Lebens der Monade - einer Energie, welche die Enthüllung göttlicher Absicht mit sich bringt. In der Welt dieser göttlichen Enthüllung lernt der Jünger schliesslich zu wirken und dort ist der Eingeweihte mit vollem Bewusstsein aktiv. Das tätige Leben der drei Welten ist ein verzerrter Ausdruck dieser höheren Erfahrung, aber es bildet gleichzeitig das Ausbildungsgelände, auf dem langsam die Fähigkeit entwickelt wird, als Eingeweihter ein Leben intuitiver Wahrnehmung zu führen und dem Plan zu dienen. Diese Unterscheidungen (die nur in Zeit und Raum bestehen, denn alle Unterscheidungen sind ein Teil der Grossen Illusion, obwohl sie notwendig und unvermeidlich sind, solange das Denken vorherrscht) müssen sorgfältig in Betracht gezogen werden. Jünger werden in ihrer Entwicklung einen Punkt erreichen, wo sie wissen, ob sie auf das Licht der Seele oder auf die intuitive Wahrnehmung der Triade reagieren. Sie werden sich dann darüber klar werden dass intuitive Wahrnehmung - wie sie diese nennen - nur die Reaktion der erleuchteten Persönlichkeit auf die Tendenz der Triade ist, wesenseins zu werden. Diese Begriffe liegen jedoch jenseits der Auffassungsgabe des Durchschnittsmenschen, weil Fusion und Wesenseinswerden keineswegs das Gleiche sind.

Die Regeln für die Technik des Lichtes sind im Raja-Yogasystem von Patanjali hinreichend festgelegt und in den fünf Stadien der Konzentration, Meditation, Kontemplation, Erleuchtung und Inspiration erläutert worden; gleichzeitig müssen

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.