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Verblendung - ein Weltproblem, Seite 175 ff. (engl.) |
im Sinn der Welt des Seins hervorbringen wird.
Illusion besteht häufig aus falsch ausgelegter und falsch angewandter, mentaler Erfassung von Wahrheit. Sie hat nichts mit der mentalen Phase der Verblendung zu tun, obwohl Illusion in die Gefühlswelt heruntergebracht und dadurch zu Verblendung werden kann. Wenn es dazu kommt, ist ihre Wirkungskraft ausserordentlich stark, weil dann eine Gedankenform zu einer Wesenheit mit lebendiger Kraft geworden ist und sich die magnetische Kraft des Gefühls zur kalten Gedankenform hinzugesellt hat. Das sollte durchdacht werden. Im Stadium der reinen Illusion jedoch, mit dem wir uns jetzt befassen, fand eine Enthüllung ihren Niederschlag auf der Mentalebene; und da diese Enthüllung weder richtig erfasst und interpretiert, noch nützlich angewandt wurde, entwickelte sie sich zu einer Illusion und trat ihre Laufbahn der Täuschung, Kristallisierung und Irreführung an. Das Thema dieser Technik lässt sich demnach in der Hauptsache in folgende Kategorien einteilen: 1. Der Vorgang der Enthüllung. Dieser Vorgang war von jeher und ist heute der hauptsächliche Zeuge und Bürge dafür, dass es [176] hinter den Kulissen der Erscheinungswelt eine enthüllende Gruppe oder Vermittlungsstelle gibt, deren Aufgabe von dreierlei Art ist: a. Die Entfaltung des menschlichen Bewusstseins abzuschätzen und dem ständigen Ruf und Verlangen nach mehr Licht und mehr Wissen nachzukommen. b. Zu beurteilen, welche Enthüllung die nächstnotwendige ist und welche Form sie annehmen, durch wessen Vermittlung sie zum Vorschein kommen und wo und wann sie in Erscheinung treten sollte. c. Festzustellen, mit welchen Hindernissen, Schwierigkeiten und vorgefassten Ideen die neu hereinkommende Enthüllung zu rechnen haben wird. 2. Die Tatsache der Gegenwärtigkeit. Diese Gegenwärtigkeit ist die Antriebskraft hinter jeder Enthüllung und ist in Wirklichkeit der Immanente Gott, der von jeher nach Anerkennung strebt und selbst dazu durch die Tatsache des Transzendenten Gottes angetrieben wird. 3. Der Einfluss des Engels, der das individualisierte Saatkorn des Bewusstseins ist und durch dessen Vermittlung - nach gebührender Entfaltung und Empfänglichkeit des persönlichen, niederen Selbstes - die Enthüllung der Gegenwärtigkeit zustande kommen wird. Jede wahre Enthüllung befasst sich mit der Entfaltung göttlicher Herrlichkeit auf irgendeinem Ausdrucksgebiet und legt damit Zeugnis ab für die latent verborgene Gegenwärtigkeit. 4. Die Empfänglichkeit der intuitiven Menschen in der ganzen Welt für die Enthüllung und für die Form, in welcher sie diese Enthüllung den Weltdenkern darbieten. Die grossen Denker sind stets die ersten, die eine neue Wahrheit würdigen und sich zu eigen machen. Die Intuitiven selbst stellen die nächste Phase der Wahrheit in verhältnismässig reiner Form dar, wenn sie auch zur Zeit der Darbietung symbolisch verhüllt sein mag. 5. Der Widerhall in der denkenden Welt, den die dargebotene [177] Idee findet. Dies ist die Stelle, an der Illusion in Erscheinung tritt und Missdeutung und Verdrehung stattfinden. Wenn diese unwahren Auslegungen der enthüllten Wahrheit lange genug angedauert und Triebkraft gewonnen haben, tragen sie zur allgemeinen Illusion bei und werden zu einem Teil davon; auf diese Weise nähren sie die Weltillusion und werden von ihr genährt. Es ist dies die im Lauf der Jahrtausende aufgebaute und entwickelte trügerische Form des Denkens, die den Glauben der Masse in so hohem Mass beherrscht. Wenn die Enthüllung diese Stufe erreicht, dann umfasst sie die Masse der Menschen; sie betrachten diese Illusion als Wirklichkeit; sie können die Bedeutung der verschleierten, symbolisch dargestellten Enthüllung nicht begreifen, sondern verwechseln sie mit der illusorischen Darstellung; und damit wird die intuitiv wahrgenommene Enthüllung zur verzerrten, verdrehten Doktrin. Theologische Auslegungen und Dogmen gehören in diese Kategorie; es wiederholt sich das alte Drama der von Blinden geführten Blinden, auf das Christus sich im Hinblick auf die Theologen seiner Zeit bezog. Die obigen Feststellungen treffen auf jede Enthüllung zu, die aus dem Lichtzentrum ihres Ursprungs hervortritt, gleichviel ob es sich um sogenannte religiöse Wahrheiten handelt oder um wissenschaftliche Entdeckungen oder um die grosse Norm geistiger Werte, aufgrund deren die Menschheit beider Hemisphären zu leben sucht und deren Bedeutung und Wichtigkeit von Zeit zu Zeit um einen Schritt vorankommt. a. Intuition verscheucht individuelle Illusion. Heute haben wir einen Krisenpunkt auf dem Gebiet menschlicher Auffassungsgabe erreicht. Wir können jetzt in eine neue Ära eingehen, in der die Illusion verscheucht werden kann und in der die Denker allmählich genau und ohne Missverständnis das wahrnehmen können, was die Intuitiven ihnen übermitteln. Diese Feststellung [178] bezieht sich noch nicht auf die breite Masse; es wird noch lange dauern, bis sie ohne Illusion darauf reagieren wird, denn Illusion gründet sich auf die Aktivität des niederen Denkens Gedankenformen zu erschaffen. Die Massen sind gerade erst im Begriff, das niedere Denkvermögen zu benutzen. Illusion ist deshalb für sie ein notwendiges Stadium der Erprobung und Schulung; sie müssen es durchmachen, da sie andernfalls viel wertvolle Erfahrung versäumen und ihre Fähigkeiten kritischer Unterscheidung unentwickelt lassen würden. Diesen Gesichtspunkt sollten alle Lehrer des Okkultismus im Auge behalten. Es ist demnach wesentlich, dass die Massen über die Bedeutung der Illusion unterrichtet und dazu geschult werden, in jeder ihnen etwa dargebotenen, äusseren Darstellung einer Wahrheit stets den Kern reiner Wahrheit zu erkennen und herauszuschälen. Ebenso ist es wichtig, dass die Intuitiven der Welt lernen, die Fähigkeit geistiger Wahrnehmung, göttlicher Absonderung und dementsprechender Empfänglichkeit zu gebrauchen, zu beherrschen und zu verstehen, eine Fähigkeit, die für die Intuition charakteristisch ist. Das können sie durch Anwendung der Technik der Gegenwärtigkeit tun, aber nicht wie sie gewöhnlich gelehrt und dargestellt wird. Vielleicht kann ich das folgendermassen klarer machen: Diese Technik besteht in bestimmten wissenschaftlichen Arbeitsweisen oder Methoden, für welche der Aspirant schon weitgehend in den Schulen wahrer Meditation und durch die Raja Yoga Systeme vorbereitet wurde. Diese Stadien beginnen dort, wo die gewöhnlichen Formeln aufhören; sie setzen eine gewisse Geschicklichkeit in der Annäherung an den Engel oder die Seele voraus, dazu die Fähigkeit, das Bewusstsein bis zu einem Fusionspunkte mit der Seele emporzuheben. Ich möchte diese Vorgänge oder Etappen wie folgt aufzählen: 1. Die Evokation oder das Stadium der Spannung; sie ist grundlegend und wesentlich. Es ist eine Spannung, die durch vollkommene Beherrschung des persönlichen Selbstes erzielt wird, so dass es «für den Kontakt mit dem Wirklichen befähigt» ist. 2. Das Erreichen eines Zustandes der Fusion mit der Seele oder mit dem Engel, der den Zutritt zum Pfad der Höheren Evolution bewacht. 3. Das beharrliche Festhalten des Denkens im Licht der Seele, [179] eine Haltung, in der das niedere Selbst während der ganzen, übrigen Werkperiode verbleibt und wobei das Denken durch die Seele und nicht durch ein Bemühen der Persönlichkeit auf dem Spannungspunkte festgehalten wird. Die Seele besorgt dieses Festhalten, wenn das persönliche Selbst sein Möglichstes getan hat, um die erwünschte Spannung zu erzielen. Das sind drei Anfangsstufen, auf welche die Praxis der Gleichschaltung den Schüler der höheren Mysterien vorbereitet haben sollte. Diese Stadien müssen jedem Bemühen vorausgehen, die Intuition zu entwickeln und das mag einige Monate (oder sogar Jahre) sorgfältiger Vorbereitung erfordern. Feuer ist das Symbol des Denkens und dies sind die drei ersten Stufen der Agni Yoga Disziplin oder des Yoga des Feuers, auf die der Raja Yoga den Schüler vorbereitet hat. Darauf folgen sechs weitere Stufen in der Technik, die gründlich verstanden werden müssen; sie bilden die Grundlage für anhaltende Betrachtung und gedankliche Vertiefung, die nicht zu festgesetzten Zeiten, sondern inmitten der täglichen Obliegenheiten und Pflichten des Alltags vorzunehmen sind. Der geschulte Intuitive oder Jünger lebt stets ein Doppelleben weltlicher Betätigung und gleichzeitig intensiver, geistiger Vertiefung. Das wird das Hauptmerkmal des westlichen Jüngers sein, im Gegensatz zum östlichen Jünger, der sich aus dem Leben in stille Stätten zurückzieht, hinweg vom Zwang des Alltags und von der ständigen Berührung mit anderen. Die Aufgabe des westlichen Jüngers ist eine viel härtere, aber das, was er sich selbst und der ganzen Welt beweist, wird dementsprechend höher zu bewerten sein. Das steht zu erwarten, wenn der Evolutionsvorgang überhaupt einen Sinn hat. Die westlichen Rassen müssen zu geistiger Vorherrschaft vorwärts schreiten, ohne dadurch den Beitrag des Ostens zu entwerten; das Walten des Gesetzes der Wiedergeburt bietet den Schlüssel dazu und beweist praktisch diese Notwendigkeit. Die Flut des Lebens bewegt sich [180] so wie die Sonne von Osten nach Westen; und diejenigen, welche in vergangenen Jahrhunderten die Tendenz des östlichen Mystizismus bestärkt haben, müssen jetzt die Eigenart des westlichen Okkultismus betonen. Deshalb müssen den drei vorhergenannten Stadien die weiteren folgen. Wir wollen sie fortlaufend numerieren, denn was ich hier vorschlage, ist eine Formel für eine fortgeschrittenere meditative Einstellung. Ich sage Formel, nicht Form. 4. Ein bestimmtes und anhaltendes Bemühen, die Gegenwärtigkeit im ganzen Universum in allen Formen und in allen Darstellungen der Wahrheit zu erspüren. Man könnte es auch so ausdrücken: «das Bemühen, den Keim oder Samen des Göttlichen herauszufinden, der alle Formen ins Dasein gebracht hat.» Ich möchte darauf hinweisen, dass damit nicht die Erreichung einer liebevollen Haltung und einer sentimentalen Einstellung gegenüber allen Menschen und Lebenslagen gemeint ist. Das ist die mystische Art, die zwar im Leben des Jüngers nicht verneint werden soll, jetzt aber für das erfolgreiche Vorwärtskommen nicht mehr aktuell ist. Vielmehr handelt es sich hauptsächlich um das Bemühen, in dem vom Engel ausgestrahlten Licht den Lichtpunkt hinter allen phänomenalen Erscheinungen zu erschauen. Das bedeutet also die Übertragung der mystischen Vision auf die höheren Stufen des Gewahrseins. Es ist nicht die Vision der Seele, sondern die Vision oder das geistige Erspüren einer Enthüllung, bei der das Licht der Seele behilflich sein kann. Das im persönlichen Selbst flackernde Seelenlicht hat den Jünger befähigt, die Vision der Seele zu erschauen und in diesem Licht, wenn auch nur vorübergehend, die Vereinigung mit der Seele zu erlangen. Jetzt vereinigt sich das grössere Licht der Seele wie eine strahlende Sonne zu einem Brennpunkte und enthüllt seinerseits eine noch erstaunlichere Vision - die der Gegenwärtigkeit, die der Engel verbürgt oder verheisst. Gleichwie das Licht des Mondes dafür bürgt, dass das Licht der Sonne existiert, so verbürgt das Licht der Sonne ein zwar ungeahntes, aber noch grösseres Licht. 5. Hat [181] man die Gegenwärtigkeit - nicht bloss theoretisch, sondern in einer auf ihre Existenz reagierenden Schwingung - verspürt, dann folgt die nächste Stufe: die Ermittlung des grossen Planes oder Vorhabens. Die Hoffnung, an dem Vorhaben regsten Anteil nehmen zu können, liegt selbst für den Eingeweihten unterhalb des Meisterranges noch in weiter Ferne. Mit dieser (für uns) unerreichbaren Stufe beschäftigen wir uns nicht. Wir befassen uns aber mit dem Bemühen, das verstehen zu lernen, was die hohe Absicht jeweils im evolutionären Zyklus mit Hilfe einer Form zu verkörpern sucht. Das ist möglich und ist seit altersher denen gelungen, die sich dem Weg der Höheren Evolution in der richtigen Weise genähert und darüber gebührend nachgesonnen haben. Dieser Weg wird dem Jünger enthüllt, wenn er auch vielleicht nichts mit der intuitiven Botschaft zu tun hat, die der Jünger von seiner hohen Erfahrung mitbringen mag. 6. Dann trägt er irgendein Weltproblem oder einen Plan, den sein Denken entworfen oder sein Herz zugunsten der Menschheit ersehnt hat, in das hinein, was man esoterisch als «das dreifache Licht der Intuition» bezeichnet. Dieses Licht entsteht aus der Vereinigung des im Denken konzentrierten Lichtes des persönlichen Selbstes, des im Engel konzentrierten Lichtes der Seele und des von der Gegenwärtigkeit ausgehenden All-Lichtes. Wenn diese Vereinigung durch Konzentration und lange Übung mit Leichtigkeit erlangt wird, bringt sie zwei Wirkungen hervor: a. Im erwartungsvollen Denken des Jüngers (welches nach wie vor das Empfangsinstrument bleibt) dämmert plötzlich die Lösung seines Problemes auf, die Erkenntnis der Erfordernisse, die das Los der Menschheit erleichtern könnten und die erwünschte Auskunft, deren Anwendung irgendeine Tür auf dem Gebiet der Wissenschaft, Psychologie oder Religion aufschliessen wird. Diese geöffnete Tür wird vielen Menschen Hilfe oder Erleichterung bringen. Wie ich bereits erwähnt habe, befasst sich die Intuition [182] niemals mit individuellen Problemen oder Fragen, wie so viele bloss auf sich selbst eingestellte Aspiranten denken. Sie ist rein unpersönlich und nur auf die Menschheit im synthetischen Sinne anwendbar. b. Der «eindringende Lichtvermittler» (wie der Alte Kommentar diese wagemutigen Intuitiven nennt) wird als jemand anerkannt, dem irgendeine Enthüllung, eine Neuausgabe der Wahrheit, eine bedeutsame Erweiterung eines der Menschheit bereits mitgeteilten Wahrheitskernes anvertraut werden kann. Er sieht |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |