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Verblendung - ein Weltproblem, Seite 168 ff. (engl.)
dann kann das Werk Christi (des verkörperten Prinzips der Liebe) zu ebenso vollendetem Ausdruck gelangen und es werden sich diese beiden Wirkkräfte - Licht und Liebe - im verklärten Jünger strahlend manifestieren. Was vom Individuum gilt, gilt auch von der Gesamtmenschheit; und da die Menschheit zur Reife gelangt ist, kann sie jetzt an die Realisierung herangehen und sich bewusst am Werk der Erleuchtung und geistiger, liebevoller Aktivität beteiligen. Die praktischen Auswirkungen dieser Handlungsweise werden sein: Zerstreuung der Verblendung und die Erlösung des Menschengeistes aus der Knechtschaft der Materie; ausserdem wird diese Tat zur Vertreibung der Illusion und zur Erkenntnis der Wahrheit führen, wie sie im Bewusstsein derer besteht, die im «Gewahrsein Christi» polarisiert sind.

Dabei handelt es sich notwendigerweise nicht um einen schnellen, sondern um einen ordnungsmässigen und geregelten Vorgang, dessen Enderfolg gesichert ist, der aber zu seiner Einleitung und zu seinem weiteren Verlauf verhältnismässig viel Zeit braucht. Er wurde auf der Astralebene von Buddha und auf der Mentalebene zu [169] der Zeit eingeleitet, als Christus sich auf Erden manifestierte. Er deutete auf die herannahende Reife der Menschheit hin. Er beschleunigte sich allmählich in dem Mass, wie diese beiden grossen Wesen während der letzten zweitausend Jahre Ihre Jünger und Eingeweihten um sich sammelten. Er hat sich schliesslich als äusserst nützlich erwiesen, weil er die Verbindung zwischen Shamballa und der Hierarchie eröffnete und erweiterte und weil er den Kontakt zwischen diesen beiden grossen Zentren und der Menschheit noch mehr festigte.

Die Gradlinigkeit der Verbindung zwischen dem Zentrum, wo der Wille Gottes thront, dem Zentrum, wo die Liebe Gottes waltet und dem Zentrum intelligenter Erwartung wurde zurzeit des Juni-Vollmondes 1942 erstmalig auf die Probe gestellt. Ermöglicht wurde diese Probe durch das vereinte Bemühen Christi, Buddhas und derer, die auf ihren gemeinsamen Einfluss reagierten. Diese Probe musste inmitten eines furchtbaren Ansturms der Mächte des Bösen durchgeführt werden und erstreckte sich über die zwei Wochen vom Tag des Vollmondes (30. Mai 1942) bis zum 15. Juni 1942. In dieser Zeit kam es zu einer grossen Konzentration Geistiger Kräfte und es wurde eine besondere Invokation angewendet (die von der Menschheit selbst nicht benutzt werden darf); aber der Erfolg oder Misserfolg der Probe wurde im letzten Grunde von der Menschheit selbst bestimmt.

Man mag, wenn auch zu Unrecht, das Gefühl haben, dass es nicht genug Menschen gibt, die etwas von der gebotenen Gelegenheit wissen oder die verstehen, was da vor sich geht. Der Erfolg einer solchen Probe hängt jedoch nicht vom esoterischen Wissen der wenigen, der verhältnismässig wenigen, ab, die über die Tatsachen und ihre Bedeutung teilweise unterrichtet waren. Er hängt auch von der Tendenz der vielen ab, die unbewusst nach den geistigen Wirklichkeiten streben, die nach einer neuen und besseren Lebensweise für alle Menschen suchen, die das Wohl des Ganzen anstreben und [170] deren Sehnen und Wünschen nach wirklicher Erfahrung des Guten, nach rechten, menschlichen Beziehungen und nach geistiger Betätigung unter den Menschen trachtet. Ihre Zahl ist Legion und man findet sie in jeder Nation.

Wenn der in Shamballa ausgedrückte und im Buddha konzentrierte Wille Gottes, wenn die in der Hierarchie ausgedrückte und in Christus konzentrierte Liebe Gottes und das in den Weltjüngern, Weltaspiranten und Menschen guten Willens zusammengefasste intelligente Verlangen der Menschheit alle miteinander in Einklang gebracht werden - sei es bewusst oder unbewusst -, dann kann und wird eine grosse Neuorientierung stattfinden. Es ist ein Ereignis, das im Bereich der Möglichkeit liegt.

Das erste Resultat wird die Erleuchtung der Astralebene und der Beginn des Vorganges sein, der die Verblendung zerstreuen wird; das zweite Resultat wird die Durchstrahlung der Mentalebene und die Vertreibung aller Illusionen der Vergangenheit sein, ferner die schrittweise Enthüllung neuer Wahrheiten, für die alle früheren Ideale und sogenannten Formulierungen der Wahrheit blosse Wegweiser waren. Diese Feststellung sollte durchdacht werden. Der Wegweiser deutet eine Richtung an; er enthüllt nicht das Ziel. Er ist ein Hinweis, aber nichts Endgültiges. So verhält es sich auch mit aller Wahrheit bis zur heutigen Zeit.

Es besteht also Bedarf an Wissenden und solchen Menschen, die in ihrem Denken und in ihren Herzen aufgeschlossen sind; die frei von vorgefassten und fanatisch verfochtenen Ideen sind; frei von althergebrachten Idealen, die doch nur als teilweise Andeutungen grosser, noch unverwirklichter Wahrheiten gelten können - Wahrheiten, die weitgehend und zum ersten Mal wirklich erkannt werden können, WENN die Menschen die nötigen Lehren aus der jetzigen Weltlage und aus der Katastrophe des Krieges ziehen und den Opferwillen einsetzen.

Ich habe auf die praktische Anwendbarkeit der Lehren über Verblendung, Illusion und Maya deshalb hingewiesen und dafür aktuelle Beispiele angeführt, weil das ganze Weltproblem heute auf einem Krisenpunkt angelangt ist und weil seine Klärung den [171] Hauptgegenstand des gesamten - pädagogischen, religiösen und wirtschaftlichen - Fortschrittes bis 2025 A.D. bilden wird.

Im folgenden wollen wir die praktischen Mittel und Wege betrachten, wie Illusion, Verblendung und die Kraft der Maya im Leben des Einzelnen, dann im Leben der Nationen und schliesslich in der Welt beendet werden können. Wir müssen stets mit der Lebenseinheit, dem Mikrokosmos, beginnen; nachdem wir den Vorgang und Fortschritt in bezug auf den Einzelnen erfasst haben; können wir die Idee sodann auf die Gruppe, die Organisation, die Nation und die Menschheit als Ganzes ausdehnen. Auf diese Weise werden wir langsam der grossen Idee näher kommen, die wir Gott, den Makrokosmos nennen.

In diesem Abschnitt wollen wir uns mit technischen Methoden beschäftigen; sie lassen sich wie folgt zusammenfassen:

1. Die Technik der Gegenwärtigkeit. Vermittels dieser Technik übernimmt die Seele die Kontrolle über die integrierte Persönlichkeit und über deren horizontale und vertikale Beziehungen. Diese Technik umfasst die Entfaltung der Blüte der Intuition, welche die Illusion verscheucht, den Engel enthüllt, die Gegenwärtigkeit anzeigt und dem Jünger die Welt der Ideen und die Pforte zu den höheren Einweihungen eröffnet. Dadurch, dass der Jünger diese göttlichen Ideen oder Saatgedanken erfasst und anwendet, wird er eingeweiht und die dritte Einweihung wird zum unmittelbar erreichbaren Ziel. Die Intuition ist die angewandte Kraft der Verklärung. Diese Technik steht mit dem wenig bekannten Yoga in Beziehung, der Agni Yoga oder der Yoga des Feuers genannt wird.

2. Die Technik des Lichtes. Vermittels dieser Technik übernimmt das erleuchtete Denken die Kontrolle über den astralen oder Gefühlskörper und zerstreut die Verblendung. Wenn Licht einströmt, verblasst die Verblendung. Erleuchtung herrscht vor und die Vision [172] der Wirklichkeit wird erlebt. Diese Technik steht mit dem Raja Yoga in Verbindung, ihr Ziel ist die zweite Einweihung; sie erwirkt die Fähigkeit, den Pfad der Jüngerschaft zu betreten und ermöglicht es dem Menschen, «ein durch Göttlichkeit erleuchtetes Leben zu führen.» Erleuchtung ist die angewandte Kraft der Verwandlung.

3. Die Technik der Indifferenz. Vermittels dieser Technik wird Maya beendet; denn die Kontrolle des geläuterten, astralen Trägers wird bewusst und praktisch zur Anwendung gebracht, wodurch die Energien des ätherischen Körpers von der Kontrolle der Materie oder Kraftsubstanz befreit und Menschen in grosser Zahl auf den Probepfad gebracht werden. Wo «göttliche Indifferenz» gegenüber dem Lockruf oder der Anziehungskraft der Materie vorhanden ist, wird Inspiration möglich. Diese Technik steht mit Karma Yoga in seiner praktischsten Form in Verbindung und bedingt die Verwendung von Materie mit vollendeter Unpersönlichkeit. Das Ziel dieser Technik ist die erste Einweihung, die es dem Menschen möglich macht, «ein von Gott inspiriertes Leben zu führen». Inspiration ist die angewandte Kraft der Übermittlung.

1. DIE TECHNIK DER GEGENWÄRTIGKEIT.

Zu Beginn unserer Betrachtung dieses Themas muss der Schüler dreierlei im Auge behalten: das Bestehen der Intuition, die Tatsache der Illusion und die überschattende Gegenwärtigkeit. Die Gegenwärtigkeit wird durch die Intuition vermittels des Engels enthüllt und wenn sie enthüllt und erkannt ist, dann bringt sie die Illusion zu Ende.

Illusion darf nicht mit Verblendung verwechselt werden, denn sie bezieht sich auf den Gesamtvorgang der Enthüllung. Verblendung bezieht sich möglicherweise, ja sogar oft auf die Entstellung dessen, was enthüllt worden ist; man darf aber nicht vergessen, dass Illusion in erster Linie mit der Reaktion des Denkens auf die sich entfaltende Enthüllung zu tun hat, mit der die wahrnehmende [173] Seele den höchsten Aspekt des persönlichen, niederen Selbstes zu beeindrucken sucht. Illusion ist demnach das Unvermögen des Denkens, in der richtigen Weise das wahrzunehmen, zu deuten oder zu übersetzen, was übermittelt worden ist; sie ist deshalb eine Sünde (wenn dem Leser an diesem Wort etwas gelegen ist) der intelligenten und hochentwickelten Menschen, eine Sünde derer, die sich auf dem Pfad befinden und im Begriff stehen, ihr richtiges Ziel ins Auge zu fassen; sie ist auch eine Sünde jener akzeptierten Jünger, die infolge des erlangten Seelenkontaktes ihr Bewusstsein zu erweitern trachten. Wenn sie die «Illusion durchschaut» haben (und ich gebrauche diesen Ausdruck in seinem esoterischen Sinne), dann sind sie reif für die dritte Einweihung.

Unser Thema ist also das der Enthüllung, und ich möchte einige allgemeine Betrachtungen darüber anstellen, denn dadurch lässt sich das Problem der Weltillusion und nebenbei auch das Problem individueller Illusion klären.

Die Entfaltung menschlichen Gewahrseins hat im Lauf der Jahrtausende stetige Fortschritte gemacht und dabei ist sie von zwei hauptsächlichen und miteinander verbundenen Faktoren abhängig gewesen. Diese beiden Faktoren sind:

1. Die stufenweise Entwicklung des menschlichen Denkens durch die fortschreitende Evolution selbst. Man könnte dies als die eingeborene Fähigkeit dessen betrachten, was wir Denkvermögen, Chitta oder Gedankenstoff nennen, auf den Ansturm der Erscheinungswelt und auf die aus höheren Welten kommenden Impressionen in zunehmendem Mass zu reagieren. Das Denkvermögen ist das Werkzeug, das den Vorgang des «Werdens» wahrnimmt, aber es ist ausserdem in den späteren Stadien menschlicher Entfaltung fähig, das Wesen oder die Funktion des Seins wahrzunehmen. Das Werden wird vermittels des Intellektes enthüllt, das Sein durch die Intuition. Beim Studium der Illusion muss man stets im Auge behalten, dass das Denkvermögen seinem Wesen nach ein Werkzeug ist und dass es [174] die Fähigkeit besitzt, das aus der Erscheinungswelt stammende Wissen und die aus dem Reich der Seele kommende Weisheit aufzunehmen, zu deuten und zu übermitteln.

2. Die Methode, durch welche die Menschheit von dem in Kenntnis gesetzt wird, was nicht unmittelbar vor Augen liegt. Dies ist die Methode (oder der Vorgang) der sogenannten «auferlegten Enthüllung» oder der Impression. Dafür empfängliche Denker werden mit jenen Ideen, Wesenheiten, Plänen und Vorhaben beeinflusst, die sozusagen hinter den Kulissen existieren und die (letzten Endes) die Faktoren sind, welche das Weltgeschehen bestimmen und bedingen. Diese Enthüllungen oder subjektiven, lebenswichtigen Impressionen werden durch die Intuition ans Licht gebracht; sie haben mit den Kenntnissen, Eindrücken und Kontakten, die mit den drei Welten menschlicher Evolution zusammenhängen, nichts zu tun oder nur insoweit, als sie (richtig verstanden) die Lebensweise des Menschen ständig verändert, ihm seine Ziele enthüllt und sein wahres Wesen angedeutet haben. Die Enthüllungen, die seit altersher übermittelt wurden und das Denken derer beeindruckt haben, die dazu vorgeschult waren, befassen sich stets mit den grossen, universalen Belangen; sie betreffen das Grosse Ganze und führen zu zunehmender Würdigung der Einheit des Lebens in seiner hylozoistischen (Urstoff-beseelten) Ausdrucksform.

Zwei parallele Vorgänge haben die Menschheit und ihre Zivilisation hervorgebracht: Einer davon ist der Evolutionsvorgang selber, wodurch das Denken des Individuums allmählich entfaltet wurde, bis es zum vorherrschenden Aspekt der Persönlichkeit wird; zweitens kam es zu einer abgestuften, weise zugemessenen Reihe von Offenbarungen, welche die gesamte Menschheit zwangsläufig zu einem besseren Verstehen des Daseins gebracht haben. Diese Offenbarungen führten den Menschen stetig von der Identifizierung mit der Formenwelt hinweg in jene Bewusstseinszustände, die vom gewöhnlichen, menschlichen Standpunkt als übernatürlich erscheinen, vom geistigen Standpunkt aber durchaus normal sind.

In okkulter [175] Terminologie bedeutet dies folgendes:

Individualität hat zur stetigen Vervollkommnung des Denkvermögens, des Wahrnehmungs- und Auffassungsvermögens, der Analyse und Auslegung geführt; Einweihung hingegen bewirkt durch Zunahme der Intuition (wenn einmal die mentale Vervollkommnung einen verhältnismässig hohen Entwicklungsgrad erreicht hat) die Wahrnehmung der Welt der geistigen Werte, des geeinten Seins und des intuitiven Verstehens. Das bedingt deshalb die Verlegung des individuellen Brennpunktes aus der Erscheinungswelt in die Welt der Wirklichkeit. Die niedere Anwendung des Denkvermögens und dessen Entfaltung hat zur Illusion geführt, während die Entfaltung des höheren Denkens und später dessen Anwendung als Übermittler der Intuition und der höheren Enthüllung, die Verklärung der drei Erscheinungswelten

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.