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Verblendung - ein Weltproblem, Seite 135 ff. (engl.)
ist. Wir müssen im Auge behalten, dass die Illusion einen Menschen auf der Mentalebene gefangen hält und ihn ganz mit von Menschen erschaffenen Gedankenformen umgibt; dadurch versperrt sie den Ausweg in die höheren Bereiche des Gewahrseins oder in das Betätigungsfeld jenes liebevollen Dienens, das sich in den niederen Welten bewusster, manifestierter Bestrebung auswirken muss.

Was ich in diesem Zusammenhang vor allem betonen möchte, ist die Tatsache, dass die Intuition die Quelle oder die Geberin der Enthüllung ist. Durch die Intuition werden die Wege Gottes in der Welt und zum Wohl der Menschheit in fortschreitendem Mass [136] dem Verständnis enthüllt; vermittels der Intuition wird die Transzendenz und die Immanenz Gottes nacheinander verständlich. Der Mensch kann in jenes reine Wissen, in jene inspirierte Vernunft eindringen, die es ihm ermöglichen, nicht nur die Vorgänge der Natur in ihrem fünffältigen, göttlichen Ausdruck zu begreifen, sondern auch die diesen Vorgängen zugrunde liegenden Ursachen zu verstehen, die sich am Ende als Wirkungen und nicht als ursächliche Geschehnisse herausstellen. Durch die Intuition gelangt der Mensch zur Erfahrung des Reiches Gottes und entdeckt das Wesen, die Art der Lebewesen und der äusseren Erscheinungen sowie die Kennzeichen der Gottessöhne, Die zur Manifestation kommen. Durch die Intuition erfährt er einige der Pläne und Ziele, die sich in den manifestierten Schöpfungswelten verwirklichen und es wird ihm gezeigt, wie er und die übrige Menschheit mitwirken und die göttliche Absicht beschleunigen können. Durch die Intuition wird er nach und nach auf die geistigen Lebensgesetze aufmerksam, die Gott selbst bedingen, die Shamballa bestimmend beeinflussen und die der Hierarchie den Weg zeigen; und dieses Gewahrwerden wächst entsprechend seiner eigenen Fähigkeit, diese Gesetze zu würdigen und in die Praxis umzusetzen.

Vier Arten von Menschen sind infolge der erwachenden Intuition für Enthüllungen empfänglich:

1. Diejenigen, die zur Gruppe der Weltdiener gehören. Sie berühren und empfinden den göttlichen Plan und haben sich verpflichtet, zu dienen und an der Errettung der Menschheit mitzuwirken. Sie manifestieren mannigfaltige und verschiedene Grade der Erkenntnis, angefangen von dem Menschen, der (auf Grund von Wandlungen und Auswirkungen in seinem persönlichen Leben) innerhalb seines kleinen Wirkungskreises Göttlichkeit zu enthüllen sucht, bis hinauf zu den grossen Intuitiven und Welterlösern wie Christus. Ersterer erhielt den inneren Antrieb dazu aller Wahrscheinlichkeit nach durch eine bestimmte, intuitive Krise, die ihn von Grund auf umwandelte und ihm einen neuen Wertmassstab verlieh; letzterer kann aus eigener Willenskraft in die Welt intuitiver Wahrnehmung und Werte emporsteigen und dort den Willen [137] Gottes erforschen und ein umfassendes Zukunftsbild des Planes erschauen. Solche grosse Vertreter der Gottheit geniessen die Freiheit der Heiligen Stadt (Shamballa) und des Neuen Jerusalem (der Hierarchie). Ihre Kontaktmöglichkeiten sind somit einzig in ihrer Art und bislang hat es nur verhältnismässig wenige solcher Repräsentanten gegeben.

2. Diejenigen, die als Propheten wirken. Sie kommen in hochintuitiven Augenblicken mit dem Plan in Berührung und wissen, was die unmittelbare Zukunft mit sich bringt. Ich beziehe mich hier nicht auf die Hebräischen Propheten, die im Westen so bekannt sind, sondern auf alle diejenigen, die klar voraussehen, was geschehen muss, um die Menschheit aus dem Dunkel ins Licht, aus der gegenwärtigen Lage heraus bis in eine Zukunft göttlicher Vollendung zu führen. Sie haben ein klares Gedankenbild von dem, was zu erreichen möglich ist und die Befähigung, es den Menschen ihrer Zeit vor Augen zu führen. Zu ihnen gehören alle Abstufungen zwischen denen, die verhältnismässig klar das kosmische Gesamtbild und die angestrebten Ziele erschauen, bis hinunter zu denen, die lediglich den der Rasse oder der Nation unmittelbar bevorstehenden, nächsten Schritt voraussehen. Jesaja und Hesekiel sind die einzigen beiden Hebräischen Propheten, die eine wirklich prophetische und kosmische Vision besassen. Die anderen waren kleine, aber intelligente Männer, die durch Analyse und Schlussfolgerung die unmittelbare Zukunft ermessen konnten und unmittelbar gegebene Möglichkeiten andeuteten. Sie besassen keine direkt enthüllende Intuition. Im Neuen Testament hatte Johannes, der geliebte Jünger, den Vorzug, ein kosmisches Gesamtbild und eine wirklich prophetische Vision zu erlangen, die er in der Offenbarung darstellte; aber er ist der einzige, dem das gelang und zwar deshalb, weil er so tief, so weise und so umfassend liebte. Seine Intuition wurde durch die Tiefe und Intensität seiner Liebe erweckt - gleichwie das bei seinem Meister, bei Christus, der Fall war.

3. Diejenigen, die wahre Priester sind. Sie sind Priester auf Grund von geistiger Berufung, nicht durch persönliche Wahl. Durch Missverstehen der Befugnisse und Pflichten eines Priesters liessen sich alle Kirchen (im Osten und im Westen) zu [138] ihrer verhängnisvollen, autoritären Stellungnahme verleiten. Die Liebe zu Gott und der wahre, geistige Antrieb, der den immanenten Gott in der ganzen Natur und besonders im Ausdruck dieses Göttlichen im Menschen erkennt - daran fehlt es meistens bei der Priesterschaft in allen Weltreligionen. Liebe ist nicht ihr Führer, Wegweiser und Dolmetscher. Von daher kommt der Dogmatismus des Theologen, darauf beruhen seine lächerlichen und tiefgründigen Versicherungen richtiger Auslegung und daraus erklärt sich seine häufige Grausamkeit, die er mit seinen angeblich richtigen Prinzipien und guten Absichten beschönigt. Aber der wahre Priester existiert und er ist in allen Religionen zu finden. Er ist der Freund und Bruder aller Menschen und weil er innig liebt, wird ihm Weisheit zuteil; und wenn er nach Art und Schulung mental eingestellt ist, erwacht seine Intuition und Enthüllung ist sein Lohn. Darüber sollte man nachdenken. Den wahren Priester findet man selten, nicht nur in den sogenannten «heiligen Orden».

4. Diejenigen, die praktische Mystiker oder Okkultisten sind. Durch Lebensdisziplin, eifriges Streben und geschulten Verstand ist es diesen gelungen, die Intuition hervorzurufen; sie kommen daher persönlich mit der wahren Quelle geistiger Weisheit in Berührung. Ihre Aufgabe besteht darin, diese Weisheit auszulegen und ihr durch Wissenssysteme zeitweiligen Ausdruck zu verleihen.

Es gibt ihrer viele, die heute in der Welt geduldig wirken, ohne dass die gedankenlose Masse sie erkennt oder aufsucht. Sie sollten sich heute, in dieser Stunde der Not, in der Welt zusammenschliessen, um ihre Stimme klar und verständlich zu erheben. Diese Menschen lösen das Dualitätsgefühl in eine bewusste Einheit auf; ihre Beschäftigung mit der Wirklichkeit und ihre tiefe Liebe zur Menschheit haben die Intuition ausgelöst. Sobald diese Auslösung stattgefunden hat, werden keine Schranken mehr empfunden und wahres Wissen (als Folge der enthüllten Weisheit) ist das Geschenk, welches derartige Menschen ihrer Rasse und ihrer Zeit darbieten.

Dies sind die vier Gruppen, die Illusion gegen Intuition austauschen. Dies ist die erste Auflösung der Gegensatzpaare, denn es gibt keine solche Auflösung ohne Mithilfe des Intellektes, weil der Intellekt - durch Analyse, kritische Unterscheidung und richtiges [139] Durchdenken - auf das hinweist, was zu tun ist.

b. Der Gegensatz zwischen Verblendung und Illusion.

Eines der geeignetsten Symbole, das ein annäherndes Bild vom Wesen der Verblendung vermitteln kann, besteht darin, dass man sich die Astralebene auf drei ihrer Stufen (der zweiten, dritten und vierten, von oben nach unten gerechnet) als ein in dicken Nebel verschiedener Dichte gehülltes Land vorstellt. Das gewöhnliche Licht des gewöhnlichen Menschen, ähnlich den Scheinwerfern eines Kraftwagens mit ihrem selbstgenügsamen Leuchten, dient nur dazu, das Problem zu verschärfen und vermag die Nebelschwaden nicht zu durchdringen. Es bringt den Nebel nur in den Vordergrund, so dass seine Dichte und seine hindernde Wirkung nur um so mehr in Erscheinung treten. Der Nebelzustand wird enthüllt aber das ist auch alles. So verhält es sich auf der Astralebene in bezug auf Verblendung; das im Menschen vorhandene, in ihm selbst erzeugte und hervorgebrachte Licht vermag in die Düsternis und den nebligen, miasmatischen Zustand nicht einzudringen oder ihn gar zu zerstreuen. Das einzige Licht, das die Nebelschwaden der Verblendung zerstreuen und das Leben von seinen nachteiligen Wirkungen befreien kann, ist das Licht der Seele, das - gleich einem reinen, zerstreuenden Lichtkegel - die seltsame und einzigartige Qualität der Enthüllung, der sofortigen Zerstreuung und der Erleuchtung besitzt. Die gewährte Enthüllung ist anders als die der Intuition, denn es handelt sich um die Enthüllung dessen, was durch Verblendung umschleiert und verborgen wird, also um eine Enthüllung, die einzig auf die Astralebene ausgerichtet ist und von ihren Gesetzen bedingt wird. Diese besondere Anwendung von Seelenlicht nimmt die Form einer scharfen Konzentration dieses Lichtes an (das von der Seele her - über das Denkprinzip - kommt), die auf den - besonderen und spezifischen oder allgemeinen und weltumfassenden - Verblendungszustand gerichtet ist. Durch diese über eine längere Zeit anhaltende und beharrliche Konzentration wird das Wesen der Verblendung enthüllt, ihre Qualität und Grundlage entdeckt, ihre Macht beendet und der Nebelzustand zerstreut.

Im [140] nächsten Teil wollen wir uns im einzelnen mit der Technik dieser wissenschaftlichen Lichtanwendung befassen, weshalb ich an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen möchte. Hier will ich dazu nur das besprechen, was meine Schüler, als Gruppe, befähigt, ihr lang erwartetes Werk am Problem der Zerstreuung der gegenwärtigen Weltverblendung wenigstens in einigen ihrer Aspekte zu beginnen. An dieser Stelle gebe ich weder eine Definition der Verblendung noch Beispiele ihrer Betätigung an, wie ich das im Fall der Illusion und ihrer gegensätzlichen Entsprechung, der Intuition tat, weil ich dieses Gebiet im unmittelbar vorhergehenden Teil sehr eingehend behandelt habe; der Leser braucht nur dort nachzulesen, um all das zu erfahren, was ich zurzeit bekanntzugeben bereit bin.

Immerhin will ich kurz den Begriff Erleuchtung definieren, wobei im Auge zu behalten ist, dass es sich hier nicht um die Erleuchtung handelt, welche die Wirklichkeit oder das Wesen der Seele enthüllt oder die gleich das Seelenreich erschauen lässt, sondern um jene Form von Erleuchtung, die von der Seele in die Welt der Astralebene hinuntergestrahlt wird. Das bedingt den bewussten Gebrauch von Licht und dessen Anwendung, zunächst einmal als ein Scheinwerfer, der den astralen Horizont abtastet und die störende Verblendung örtlich festlegt und zweitens als konzentrierte Lichtausstrahlung auf jenes Gebiet der Astralebene, wo versucht werden soll, die dort angesammelten Nebeldünste zu zerstreuen.

Daher sind gewisse grundsätzliche Vorbemerkungen angebracht, die man folgendermassen formulieren könnte:

1. Die Qualität und das Hauptmerkmal der Seele ist Licht. Wenn also dieses Licht von einem Jünger oder Mitarbeiter benutzt und diese Qualität von ihm ausgedrückt werden soll, dann muss er zunächst einmal durch Meditation einen bewussten Kontakt mit der Seele erlangen.

2. Die Qualität der Astralebene - ihr Hauptmerkmal - ist [141] Verblendung. Die Astralebene ist das Gebiet, auf dem der grosse Kampf zwischen den Gegensatzpaaren ausgefochten werden muss, die ja Ausdruck uralten Wünschens sind; auf der einen Seite verblendetes, trügerisches und falsches Begehren, andererseits hochgeistiges Sehnen nach dem, was wirklich und wahr ist. Dabei darf nicht vergessen werden, dass astrale Wünsche, falsche und egoistische Gefühle und astrale Reaktionen auf die Tatsachen des täglichen Lebens der Natur der Seele widerstreben und deshalb am Ende eine Lage schaffen, die das wahre Wesen des geistigen Menschen erfolgreich zu verschleiern vermag.

3. Dann muss zwischen der Seele und der Astralebene eine Beziehung hergestellt werden und zwar vermittels des Astralkörpers des Jüngers. Er muss diesen Astralkörper als seinen Resonanzapparat der Gefühlswelt und als das einzige Werkzeug ansehen, durch das seine Seele mit jener Ausdrucksebene in Verbindung treten kann - sei diese auch noch so flüchtig und unbeständig. Daher muss der Jünger eine Verbindung mit seiner Seele herstellen und zwar bewusst und mit dem nötigen Nachdruck, um dadurch seinem Astralkörper Seelenlicht zuzuführen; er muss lernen, es dort im Sonnengeflechts-Zentrum zu konzentrieren und nachdem ihm das gelungen ist, muss er sich auf der Astralebene der schwierigen Aufgabe widmen, die Verblendung zu zerstreuen.

4. Wenn diese Verbindungslinie hergestellt ist und die Seele, der Astralkörper und die Astralebene also miteinander eng verbunden sind, dann muss der Jünger das konzentrierte Licht aus dem Sonnengeflecht (wo es vorübergehend zentralisiert war) ins Herzzentrum verlegen. Dort muss er es stetig festhalten und von diesem höheren Zentrum aus muss er beständig und beharrlich wirken. An dieser Stelle möchte ich für die Jünger eine alte Anweisung zitieren, die in den Archiven der Hierarchie zu finden ist und sich auf diesen besonderen Vorgang bezieht. Ich gebe eine kurze und ziemlich unzulängliche Umschreibung dieses alten symbolischen Textes:

«Dem Verblendungsnebel [142] den Rücken kehrend, verharrt der Jünger mit dem Blick gen Osten, woher das Licht ihm zuströmen muss. In seinem Herzen sammelt er alles verfügbare Licht und von diesem Kraftpunkt zwischen den Schulterblättern strömt das Licht hervor.»

5. Der Jünger muss sich von jedem Gefühl der Spannung oder Gezwungenheit frei

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.