Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Verblendung - ein Weltproblem, Seite 100 ff. (engl.)
«Erkenntnisstadium der Arjuna-Erlösung» ein. Sie sehen die Form Gottes und die dieser Form innewohnende Wirklichkeit und sie kommen zu dem Entschluss, den weiteren Kampf dem inneren Krieger zu überlassen. Sie werden dann (wenn sie den rechten Entschluss gefasst und die rechte Entscheidung getroffen haben) «sich erheben und kämpfen»; dann werden sie sich nicht mehr auf dem Probepfad, sondern auf dem der Jüngerschaft befinden.

Mit diesem Stadium sind wir alle vertraut. Aspiranten wie diejenigen meiner Schülergruppe brauchen von mir keine Unterweisung mehr in bezug auf den Pfad, der aus Verblendung ins Licht führt. Die Regeln sind wohlbekannt. Dem Aspiranten sind die Verblendungen, für die er selbst anfällig ist, ebenso vertraut wie diejenigen, denen die Menschheit leicht verfällt. Er braucht also nur dem alten Weg des Raja Yoga zu folgen und seine Denkkraft als Werkzeug zur Zerstreuung einzusetzen; dadurch lernt er, «im Licht» zwischen den Gegensatzpaaren zu verharren und durch dieses «Licht» auf dem Edlen Mittelweg zur Freiheit zu gelangen. Manchmal habe ich das Empfinden, liebe Brüder, dass ihr theoretisch so viel wisst, aber so wenig davon in die Praxis umgesetzt habt. Dann frage ich mich, ob ich mir nicht [101] durch Ausgabe weiterer Unterweisungen nur ungebührliche Verantwortung auflade. Ich bin aber dessen eingedenk, dass ich auch für andere schreibe und dass meine Zeit für diesen besonderen Dienst kurz bemessen ist.

Die Auflösung dieser Dualitäten erfolgt dann, wenn die Seele, der wahre geistige Mensch, sich nicht länger mit einem der beiden Gegensätze identifiziert, sondern frei auf diesem mittleren Weg dasteht; dann sieht der Jünger den «erleuchteten Weg voraus» und lernt ihn zu beschreiten, ohne in die Verblendungswelten hineingezogen zu werden, die sich zur Rechten und zur Linken erstrecken. Er geht geradewegs auf sein Ziel zu.

3. Das Stadium, in welchem der intelligente, denkende Mensch, sei er Jünger oder wohlmeinender Aspirant oder ein Eingeweihter des ersten oder zweiten Grades, lernen muss, zwischen der Wahrheit und den Wahrheiten, zwischen Wissen und Weisheit, zwischen Wirklichkeit und Illusion zu unterscheiden. Dieses Stadium führt am Ende zur dritten Einweihung, bei der die Persönlichkeit (die zu Maya, Verblendung und Illusion neigt) frei wird; sie erfährt wiederum ein Gefühl des Einsseins. Es beruht auf der Entfaltung der Intuition, die dem Jünger ein unfehlbares Werkzeug zur kritischen Unterscheidung in die Hand gibt. Seine Wahrnehmung wird allmählich genau und er ist verhältnismässig frei von Täuschung und von falscher Identifizierung und Auslegung.

Wir konnten also beobachten, wie die Höherentwicklung den Menschen aus einer Dualitätskrise zu einer relativen Einheit führte und wie dieses Einheitsgefühl dann immer wieder durch ein neues Erkennen einer höheren und tieferen Dualität gestört wurde. Diese Dualität führt dann vorübergehend zu einer weiteren Spaltung im menschlichen Leben und damit beginnt von neuem der mühselige Prozess der Überbrückung oder «okkulten [102] Heilung» dieser Bruchstelle in der Kontinuität des geistigen Bewusstseins. Dabei möchte ich daran erinnern, dass dieses Gefühl des Friedens oder das Gewahrsein einer Spaltung selber eine Illusion und eine Art von Verblendung ist, da es auf der illusorischen Identifizierung mit dem beruht, was nicht das Selbst oder die Seele ist. Das Problem kann vollständig dadurch gelöst werden, dass das Bewusstsein sich nicht mehr mit den niederen Erfahrungsformen, sondern mit dem wirklichen und wahren Menschen identifiziert.

4. Stufe um Stufe ist der Mensch von einem Illusions- oder Verblendungszustand zum anderen, von einer Gelegenheit zu kritischer Beurteilung zur anderen vorgerückt, bis er drei hauptsächliche Fähigkeiten in sich entwickelt hat:

1. Die Fähigkeit, mit Kraft umzugehen.

2. Die Fähigkeit, den Mittelweg zwischen den Gegensatzpaaren zu gehen.

3. Die Fähigkeit, die Intuition zu benutzen.

Diese Fähigkeiten hat er dadurch entwickelt, dass er die Gegensatzpaare auf der physischen, astralen und niederen Mentalebene aufgelöst hat. Mit diesen Kräften gewappnet, steht er nun vor der höchsten Lösung (und Entscheidung). Er wird jetzt jener zwei grossen und scheinbar gegensätzlichen Wesenheiten gewahr (und identifiziert sich bewusst mit beiden) - des Engels der Gegenwärtigkeit und des Hüters der Schwelle. Hinter dem Engel erspürt er verschwommen nicht etwa eine weitere Dualität, sondern eine grosse Identität, eine lebendige Einheit, die wir - in Ermangelung einer besseren Bezeichnung - die GEGENWÄRTIGKEIT nennen.

Er entdeckt dann, dass in diesem Fall der Ausweg nicht in der Handhabung von Kraft oder in der Zurücklassung beider Gegensatzpaare oder in rechter intuitiver Erkenntnis besteht, sondern dass dieser Hüter und dieser Engel zusammengebracht werden müssen; die niedere Wesenheit muss «im Licht ausgelöscht» oder «innerhalb des Strahlenglanzes [103] zum Verschwinden gezwungen» werden. Das ist die Aufgabe der höheren von den beiden Wesenheiten, mit der sich der Jünger oder der Eingeweihte bewusst und vorsätzlich identifiziert. Mit diesem Vorgang werden wir uns später befassen. Dies ist das Problem, das der Eingeweihte zu lösen hat, ehe er die letzten drei Einweihungen durchmacht.

Dabei ist zu beachten, dass in Wirklichkeit keines der drei Stadien von den anderen getrennt oder durch klare Grenzlinien abgesondert und dass auch ihre Reihenfolge durchaus nicht klar bestimmt ist. Sie greifen vielfach ineinander über und fallen zum Teil oft zeitlich zusammen. Erst wenn der Jünger vor gewissen Einweihungen steht, leuchtet ihm die Tatsache dieser Unterschiede ein. Man könnte also folgende Feststellungen machen:

1. In der ersten Einweihung beweist der Jünger, dass er die Dualitäten der physischen Ebene gelöst hat und dass er ätherische Energie (die höhere von beiden) in richtiger Weise der physischen Energie auferlegen kann.

2. In der zweiten Einweihung beweist der Eingeweihte, dass er zwischen den Gegensatzpaaren wählen und entschlossen auf dem «Mittelweg» fortschreiten kann.

3. In der dritten Einweihung weiss der Eingeweihte die Intuition zwecks rechter Wahrnehmung von Wahrheit anzuwenden, und in dieser Einweihung erhascht er den ersten, kurzen Ausblick auf den Hüter der Schwelle und den Engel der Gegenwärtigkeit.

4. In der vierten Einweihung beweist der Eingeweihte, dass er eine vollkommene Einswerdung zwischen dem höheren und dem niederen Aspekt der sich manifestierenden Seele hervorbringen kann; und er sieht, wie der Hüter der Schwelle in dem Engel der Gegenwärtigkeit aufgeht.

5. In der fünften Einweihung - und hier können Worte die Wahrheit nicht ausdrücken - sieht er den Hüter der Schwelle, [104] den Engel und die Gegenwärtigkeit zu einer göttlichen Synthese vereint.

Man fragt sich, was diese Verblendung und Illusion hervorruft. Das Thema ist so ausgedehnt (da es ja das Gesamtgebiet planetarischer Geschichte umfasst), dass ich mich darauf beschränken muss, nur einige der Ursachen anzugeben. Nur wenige davon liessen sich bis jetzt abstellen, ausgenommen im Fall von Individuen. Das heisst also: Wenn Individuen die Evolutionsstufe erreichen, auf der sie sich mit ihrem höheren Aspekt, der Seele, identifizieren und dann Seelenenergie hereinbringen können, um die niederen Kräfte der Persönlichkeit unwirksam zu machen, zu unterwerfen und zu beherrschen, dann wird es möglich und sogar unvermeidlich, dass Abhilfe stattfindet. Wenn also die Zeit kommt, dass eine grosse Anzahl von Menschen den Verblendungszustand der Welt erkennt (dadurch, dass sie ihn im eigenen Leben entdecken und bekämpfen), dann werden sich ganze Gruppen mit dem Problem befassen. Dann wird es zu einem energischen Angriff auf die Weltverblendung kommen, wodurch - esoterisch gesprochen - «eine Bresche geschlagen wird, die das Licht der Sonnensphäre hereinlässt. Unter dem Strahlenglanz der Sonne werden die Nebel langsam verschwinden, und die Pilger werden dann den erleuchteten WEG finden, der aus dem Herzen des Nebels direkt zu den Toren des Lichtes führt».

Um festzustellen, wie weit die Aspiranten und Jünger gelernt haben, dieses Problem zu verstehen und zu behandeln, wurde solch ein Versuch, wie er jetzt innerhalb dieser Gruppen stattfindet, unternommen und gestattet.

2. Die Ursachen der Weltverblendung.

Die Ursachen, welche die Weltverblendung hervorrufen, können in drei Gruppen eingeteilt [105] werden:

A. Planetarische Ursachen.

B. Ursachen, die von der Menschheit selbst eingeleitet wurden.

C. Ursachen, die von einer Einzelperson hervorgerufen, die aber trotzdem auf die beiden obigen Gruppen von bestimmenden Faktoren zurückzuführen sind.

A. Planetarische Ursachen. Es sind ihrer zwei, und sie liegen jenseits des begrenzten Begriffsvermögen meiner Leser. Ich erwähne sie lediglich mit der Bitte, sie als denkbar mögliche Spekulationen und als möglicherweise zutreffende Hypothesen hinzunehmen.

1. Ursachen, die der Substanz selbst innewohnen. Die Atome, aus denen alle Formen geschaffen sind, bilden das Erbe eines früheren Universums oder Sonnensystems und sind deshalb durch die Ergebnisse jener grossen, schöpferischen Manifestation «gefärbt» und beeinflusst. Die in jenem Ausdruck göttlichen Daseins hervorgerufenen Wirkungen bilden im jetzigen Sonnensystem und planetarischen Leben die vorbestimmenden Tendenzen und anfänglichen Ursachen. Diese bedingenden und ererbten Faktoren lassen sich nicht umgehen. Sie bestimmen das Wesen des Lebenstriebes, die Richtung der evolutionären Entfaltung und die innewohnenden Tendenzen aller Formen, wie z.B. die Fähigkeit, zu wachsen und sich zu entfalten, jedem Typus seine Richtung zu weisen und das Urbild (oder die Grundidee) in Zeit und Raum auszudrücken und den Aufbau der Naturreiche zu umgrenzen und zu bestimmen, in welche die Wissenschaft die natürliche Welt einteilt. Dies sind nur einige wenige der eingewurzelten und der Substanz anhaftenden Merkmale, die ererbt sind und unsere gegenwärtige Manifestation göttlichen Lebens bedingen.

2. Das Leben oder die Manifestation des planetarischen Logos, des «Einen, in dem wir leben und weben und sind», wird durch sein eigenes Wesen bestimmt. Für uns verkörpert dieses grosse Leben alle Vollendung; die Eigenschaften, die ihn auszeichnen, sind für uns das Ziel höchsten Strebens. Vom Gesichtspunkte [106] jener Lebensträger jedoch, die ihm auf dem kosmischen Pfade voraus sind (ich spreche symbolisch und im Sinne menschlicher Erfahrung), gehört er zu den «unvollkommenen Göttern». Wenn diese Unvollkommenheiten, welche die Entfaltung oder den vollendeten Ausdruck göttlicher Energie behindern, mit den ererbten Eigenschaften und Tendenzen der Substanzen zusammentreffen, durch welche er sein Leben, seine Vorhaben und Absichten ausdrücken muss, dann bewirken sie die «Keime des Todes und des Zerfalls», die für unsere planetarische Evolution in allen vier Naturreichen kennzeichnend sind. Sie schaffen die Hürden, Hindernisse und Hemmungen, gegen welche die Seele in allen Schöpfungsformen zu kämpfen hat, um dadurch Stärke und Erkenntnisvermögen, und am Ende Befreiung zu erlangen.

Dies sind die zwei hauptsächlichen, planetarischen Ursachen. Sie können die Seele nicht auf die Dauer von ihrer Freiwerdung abschrecken, aber sie können verhindern und verzögern und tun dies in der Tat. Über diese Hypothesen nachzugrübeln ist zwecklos für Menschen mit ihrer gegenwärtigen, unzulänglichen Ausrüstung und heutigem Gehirntypus. Nichts käme dabei heraus und keiner würde davon weiser werden.

B. Ursachen, für welche die Menschheit selbst verantwortlich ist. Allmählich und schrittweise hat die Menschheit jenen Verblendungszustand des Bewusstseins geschaffen, den wir die Astralebene nennen. Alle Verblendung entsteht dadurch, dass Energieströme aufeinandertreffen und vorübergehend einen Energiestrudel erzeugen; sie bewirken vom Standpunkte des Menschen - als Zuschauer und Teilnehmer - einen Zustand der Dunkelheit und der Verwirrung der eine klare Auswahl und kritische Unterscheidung schwierig und in den Anfangsstadien unmöglich macht. Es entsteht eine Aura, die heute so allgemein und so allumfassend ist, dass - bildlich gesprochen - jedermann darin eingehüllt ist. In den Kindertagen [107] der Rasse umgab diese Aura nur die fortgeschritteneren Menschen. Zum Verständnis dieser Feststellung verweise ich auf die Tatsache, dass sehr unintelligente Leute, also diejenigen, die zum niedrigsten Menschentypus gehören und die in ihrem Handeln wenig mehr sind als hauptsächlich von ihren Instinkten bewegte Tiere, im allgemeinen sehr einfach und ohne alle Umschweife mit den Tatsachen ihrer Existenz fertig werden, die für sie von grösster oder alleiniger Wichtigkeit sind - wie Hunger, Geburt und Tod, Selbstschutz und Fortpflanzung. Das Leben und seine Umstände erregen in ihnen wenig wirkliche Verblendung und ihre kindhafte Einfalt hilft ihnen und schützt sie vor vielem Übel feinerer Art. Ihre Gemütsregungen sind einfach und

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.