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Verblendung - ein Weltproblem, Seite 52 ff. (engl.)
eine engere Fühlung mit dem Reich der Seelen herzustellen und alle Wesen inniger zu lieben, lenkt er die Aufmerksamkeit allmählich auf sich selbst, auf die ihm anvertraute Mission und auf das Vertrauen, das der Meister und sogar der planetarische Logos scheinbar in ihn setzen. Er spricht von sich selbst; er gestikuliert, erregt Aufsehen und verlangt nach Anerkennung. Dadurch wird seine Gleichschaltung mehr und mehr beeinträchtigt, sein seelischer Kontakt verringert sich, und er gesellt sich zu den vielen, die der Illusion des Machtgefühls unterlagen. Diese Form von Illusion ist immer häufiger unter Jüngern anzutreffen und unter denen, welche die ersten beiden Einweihungen durchgemacht haben. Heutzutage gibt es viele Menschen in der Welt, welche die erste [53] Einweihung in einem früheren Leben erreicht haben. Wenn sie im gegenwärtigen Lebenszyklus die Ereignisse ihrer früheren Entwicklung kurz wiederholt haben, gelangen sie erneut zur damals erfahrenen Bewusstseinsstufe. Die Bedeutsamkeit ihrer Errungenschaft durchdringt sie zugleich mit dem Gefühl ihrer Verantwortung und ihres Wissens. Wiederum überschätzen sie sich und betrachten sich und ihre Mission als einzigartig unter den Menschensöhnen; dazu gesellt sich dann ihr esoterisches und subjektives Verlangen nach Anerkennung und vereitelt das, was anderenfalls eine ergiebige Dienstgelegenheit hätte sein können. Jede Betonung der Persönlichkeit kann sehr leicht das reine Seelenlicht verzerren, das durch das niedere Selbst zu strömen sucht. Jedes Streben nach äusserer Anerkennung für die Mission oder Aufgabe, die von der Persönlichkeit unternommen wurde, lenkt von dieser Mission ab und behindert den Betreffenden in seiner Aufgabe; er verzögert ihre Erfüllung bis der Jünger gelernt hat, nichts weiter zu sein als ein Durchlass für einströmende Liebe und aufstrahlendes Licht. Dieses Durchströmen und Hervorstrahlen muss sich spontan ergeben, ohne jeden Bezug auf das persönliche Ich.

Diese beiden Beispiele für Verblendung und Illusion zeigen nicht nur, wie heikel das Problem, sondern auch wie dringend nötig seine Erkennung ist. Es gibt heutzutage so viele Menschen, die diese beiden Eigenschaften der niederen Natur aufweisen.

1. Verblendung auf der Mentalebene #Illusion.

In diesem Abschnitt unserer Erörterung werden wir weniger Zeit auf die Betrachtung von Illusion als auf die von Verblendung und von Maya verwenden. Die Einwirkung der Illusion wird erst dann voll erkannt und überwunden, wenn der Mensch

a. den Brennpunkt seines Bewusstseins auf die Mentalebene verlegt hat,

b. ganz deutlich bestrebt war, einsichtsvoll zu dienen,

c. sich bewusst und mit Leichtigkeit auf seine Seele einschalten kann und die Technik der Fühlungnahme fest begründet ist,

d. und die erste Einweihung durchgemacht hat.

Das [54] Wort Illusion wird häufig leichthin zur Bezeichnung von mangelndem Wissen, schwankenden Ansichten, Verblendung, Missverständnissen, psychischen Verwirrungen, Vorherrschen der niederen, psychischen Fähigkeiten und vielen anderen Formen der Welt - Illusion angewandt. Jetzt ist es aber an der Zeit, dieses Wort mit klarerem kritischen Verständnis zu gebrauchen; der Jünger muss klar verstehen und begreifen, was dieser Gifthauch der Erscheinungswelt, in dem die Menschheit sich bewegt, seinem Wesen nach wirklich ist. Im Interesse der Klarheit und der genauen erkennbaren Unterscheidung zwischen den Formen der Illusion, in denen die Seele sich bewegt und von denen sie sich befreien muss, wird es notwendig sein, die Grosse Illusion (in ihren verschiedenen Aspekten) in ihre Bestandteile in Zeit und Raum zu zerlegen; ich versuchte dies bereits zum Teil, als ich die Begriffe Maya, Verblendung, Illusion und Hüter der Schwelle definierte. Diese Unterscheidungen müssen klar im Gedächtnis behalten werden; ebenso sollte die an früherer Stelle angegebene Tabelle sorgfältig studiert werden.

Illusion kann für unsere Zwecke so verstanden werden, dass sie die Reaktion eines undisziplinierten Denkens auf die neu entdeckte Welt der Ideen kennzeichnet. Diese Entdeckung ergibt sich von dem Augenblick an, wenn ein Mensch sich gleichgeschaltet und seine niedere Natur mit der höheren in Verbindung gebracht hat. Ideen erreichen uns aus der Ebene der Intuition. Die Seele erleuchtet die Mentalebene und die Intuitionsebene, so dass sich beide einander offenbaren und ihre Wechselbeziehung damit augenscheinlich wird. Das Denkprinzip im Menschen (das langsam zum Mittelpunkt seines Bewusstseins und zur hauptsächlichen Wirklichkeit seiner Existenz wird) gewahrt diese neue und bislang unentdeckte Welt der Ideen, und dann greift er eine Idee oder eine Ideengruppe heraus [55] und versucht, sie sich zu eigen zu machen. Im Anfang ist die Bewertung von Ideen bei den meisten Menschen und besonders beim Durchschnittsmystiker, eine vage und nebelhafte, und häufig stammt sie noch dazu aus zweiter Hand. Die Erleuchtung, die durch einen eben erst hergestellten und noch schwachen Seelenkontakt vermittelt wird, erscheint dem daran nicht gewöhnten Neuling als höchstes Wunder von lebenswichtiger Bedeutung. Die wahrgenommenen Ideen dünken ihm als etwas Erstaunliches, höchst Ungewöhnliches, als etwas, wessen die Menschheit dringend bedarf.

Das Denken ist aber immer noch auf die eigene Person eingestellt, der Kontakt schwach und die Gleichschaltung ungewiss. Die Ideen werden deshalb nur unklar aufgenommen. Aber die Einzigartigkeit der innerhalb seines bewussten Denkinhaltes gemachten Erfahrung führt den Jünger tief in den Bereich der Illusion hinein. Die Idee oder die Ideen, mit denen er in Berührung trat, sind jedoch in Wirklichkeit nur ein Bruchteil eines weit grösseren Ganzen. Das, was er zu ihrer Auslegung mitbringt, ist unzulänglich. Die durch teilweises Erwachen seiner Intuition in seinem Bewusstsein aufgetauchte Idee wird bei ihrem Abstieg zum Gehirnbewusstsein in mehrfacher Hinsicht entstellt. Das, was er zur Verkörperung der Idee und zu ihrer Umwandlung in einen praktischen ausführbaren Plan beitragen kann, ist noch gänzlich ungeeignet. Genauigkeit lässt sich von seiner ungenügenden Ausrüstung noch nicht erwarten. Die Art, wie diese Entstellung und dieser Niederschlag einer Idee sich vollziehen, lässt sich etwa wie folgt beschreiben:

Der Übergang einer Idee von der Ebene der Intuition zum Gehirn.

I. Die Idee wird vom Denken erkannt und «unbeirrt im Licht der Seele festgehalten.»

II. Sie sinkt auf die höheren Stufen der Mentalebene herab und bekleidet sich dort mit der Substanz derselben. Vom Standpunkte des niederen Denkens aus ist sie immer noch eine abstrakte Idee. Das sollte jeder, der seine Intuition ausbilden will, sorgfältig vermerken.

III. Die Seele wirft ihr Licht nach oben und nach aussen und die [56] nebelhafte und undeutliche Idee taucht im Bewusstsein des Menschen auf. Sie steht enthüllt da, etwa so wie ein Gegenstand enthüllt wird, wenn der helle Strahl eines kräftigen Scheinwerfers darauf gerichtet wird. In dem Bestreben, in ununterbrochenem, bewussten Kontakt mit der Seele zu bleiben und in die höhere Welt vermittels des «weit geöffneten Seelenauges» hineinzuschauen, erfasst das Denken die Idee mit zunehmender Klarheit.

IV. Ist die Idee enthüllt, so wird sie für das aufmerksame Denken zu einem Ideal und schliesslich zu etwas, das erwünscht ist und verkörpert werden sollte. Die Fähigkeit des Denkens, Gedankenformen zu schaffen, tritt dann in Tätigkeit; die der Idee innewohnende und durch Anerkennung der Seele belebte Energie setzt dann den «Gedankenstoff» in Bewegung und damit unternimmt die Idee ihren ersten eigentlichen Schritt zur Verkörperung. Ein Ideal ist lediglich eine verkörperte Idee.

Dies sind die ersten Schritte zur Verkörperung. Dadurch wird äussere Gestaltung möglich. So entsteht Illusion.

V. Nun kommt es zur Entstellung. Sie ergibt sich aus verschiedenen Ursachen, die sich wie folgt aufzählen lassen:

1. Der Strahlentyp des Egos färbt des Menschen Auslegung der Idee. Er färbt die auftauchende Gedankenform. Symbolisch gesprochen wird das reine Licht in farbiges Licht umgewandelt. Die Idee ist dann «mit Farbe bekleidet und dadurch senkt sich der erste Schleier auf sie herab.»

2. Die vom betreffenden Menschen erreichte Evolutionsstufe hat ebenfalls ihre Wirkung; und dazu kommt der zwischen [57] den drei Persönlichkeitsaspekten bestehende Grad der Integration und die zwischen Seele-Denken-Gehirn erzielte Gleichschaltung. Da sie notwendigerweise unvollkommen ist, ruft sie eine gewisse Verschwommenheit der Umrisse und demzufolge auch der Endform hervor. Es ergibt sich also Folgendes:

a. Unvollkommene Integration der Persönlichkeit.

b. Verschwommenheit der beabsichtigten Gedankenform.

c. Folglich wird zum Aufbau der Gedankenform falsches Material herangezogen.

d. Schwankende Aufmerksamkeit, da das Ideal nur undeutlich erschaut wurde.

e. Unbeständige Verbindung zwischen dem Denkprinzip und der empfundenen Idee.

3. Die nächste sogenannte «Verschleierung» der Idee wird durch die Strahlen-Qualität verursacht, welche die Entwicklung des Mentalkörpers eines Jüngers bedingt. Die Idee ist bereits durch die Strahlenfärbung der Seele verändert worden und dazu kommt jetzt noch eine weitere und beträchtliche Entstellung durch den Strahlentyp des Mentalkörpers selber, der möglicherweise, ja sogar meistens, verschieden ist von dem des Seelenstrahls.

Dies sind die zweiten Schritte zur Verkörperung. Die Körpergestalt hat Qualität angenommen. So entsteht Illusion.

VI. Diese Illusion bekundet sich gewöhnlich auf sieben Arten:

1. Durch falsche Wahrnehmung einer Idee. Der Jünger kann nicht unterscheiden zwischen einer Idee und einem Ideal, zwischen einer Idee und einer Gedankenform oder zwischen einem intuitiven und einem mentalen Begriff. Dies ist einer der Gründe für Illusion, der am häufigsten unter Aspiranten anzutreffen ist. Die mentale Atmosphäre, in der wir alle leben, ist voll von Illusion. Ausserdem ist es eine Atmosphäre [58] oder ein Bereich bewusster Begegnung, worin Gedankenformen aller Art anzutreffen sind. Einige davon sind von der Hierarchie dort deponiert worden, damit der Mensch sie entdecke; einige davon sind menschliche Gedankenformen, mit denen Ideen umhüllt wurden; einige davon sind sehr alte, bereits abgelegte Ideale, die aber noch als Gedankenformen weiterbestehen; einige davon sind ganz neu und deshalb noch nicht mächtig, aber höchst anziehend. Sie alle sind vom Menschen auf der einen oder anderen Stufe seiner Einzel- und Rassenentwicklung geschaffen worden. Viele davon sind die leblosen Hüllen längst überholter Vorstellungen; andere stecken noch im Keim; einige bleiben unverändert; viele sind dabei, aus den Bereichen der Intuition herabzukommen; einige wenige sind noch vom klaren Licht der Seele erleuchtet und zur Verkörperung bereit. Eine grosse Anzahl anderer Gedankenformen sind dabei, sich aufzulösen. Einige dieser Formen oder verkörperten Ideen sind ihrem Wesen nach destruktiv und zwar wegen der Art der Materie, aus der sie gebildet wurden. Andere wiederum sind konstruktiv. Alle sind von einer Strahlenenergie gefärbt. Eine grosse Anzahl dieser Formen entstanden zwangsläufig durch die Tätigkeit der Persönlichkeitswelt; andere sind im Entstehen begriffen durch die Wirksamkeit der Seele sowohl als auch durch die gemeinsame Aktivität beider Manifestationen. Richtige Wahrnehmung ist deshalb wesentlich für die fehlerfreie Betätigung jedes einzelnen Denkers. Aspiranten müssen unterscheiden lernen:

a. zwischen einer Idee und einem Ideal.

b. zwischen dem, was bereits verkörpert ist, was sich noch im Begriff der Verkörperung befindet und was schon seiner Auflösung entgegensieht.

c. zwischen [59] dem, was konstruktiv und dem, was destruktiv ist.

d. zwischen den alten und den neuen Formen und Ideen.

e. zwischen den Strahlenideen und den Formen, die ja die höheren Darstellungen färben.

f. zwischen Ideen und Gedankenformen und zwischen solchen, die absichtlich von der Hierarchie und denen, die von der Menschheit geschaffen werden.

g. zwischen rassischen Gedankenformen und Gruppenideen.

Ich könnte noch viele weitere Unterscheidungen anführen. aber die obigen dürften genügen, um die Notwendigkeit richtiger Wahrnehmung anzuzeigen und um auf die Wurzel der obwaltenden Weltillusion hinzuweisen, die durch falsche Wahrnehmung hervorgebracht wird.

Die Ursache ist ein ungeschultes, unerleuchtetes Denken.

Die Abhilfe ist Ausbildung in der Technik von Raja Yoga.

Dadurch erlernt man die Fähigkeit, das Denken unbeirrt im Licht festzuhalten, richtig wahrzunehmen, einen rechten Ausblick zu erreichen und eine rechte

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.