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Verblendung - ein Weltproblem, Seite 9 ff. (engl.)
Bewusstsein bringt. Es ist dies ein Zwischenstadium zwischen exoterischem Lesen und begrifflichem Verstehen. Später kommt es zu einer weiteren Zwischenstufe zwischen begrifflichem Verstehen und esoterischer Einsicht und Anwendung. Dieses letzte Stadium nennt man «synthetisches (Wieder) Erkennen». Hat man die Form studiert und ihren Gefühlswert wahrgenommen, dann geht man daran, die Grundidee [10] des Symbols zu erfassen und schliesslich erkennt man in der Zusammenschau seinen Zweck. Das führt zur wahren Esoterik, also dazu, dass ihre lebendige, synthetische Kraft als Triebfeder im Leben und Handeln des Einzelnen praktische Verwendung findet.

Man sollte nicht allein das Symbol verständnisvoll auslegen, sondern auch feststellen, wie man in seiner empfindenden Gefühlsnatur auf das Symbol in seiner Gesamtheit innerlich reagiert. Man studiere vier Symbole im Jahr. Dabei fängt man mit der Formseite des Symbols an und versucht, sich mit seinem Äusseren vertraut zu machen, d.h. mit allen Linien, Dreiecken, Quadraten, Kreisen, Kreuzen und anderen Formen, aus denen es sich zusammensetzt; gleichzeitig strebt man danach, es vom intellektuellen Standpunkt aus zu erfassen, wobei man sich auf das Gedächtnis und sonstige Kenntnisse stützt, um es exoterisch zu verstehen.

Sobald man mit dem Symbol wirklich vertraut ist und es sich leicht ins Gedächtnis zurückrufen kann, versucht man seine Qualität zu erfühlen, sich auf seine Schwingung einzuschalten und festzustellen, wie man gefühlsmässig darauf reagiert. Das Resultat mag sich von Tag zu Tag ändern oder es mag stets das gleiche bleiben. Es kommt nur darauf an, dass man von dieser astralen Beeindruckung durch das Symbol ehrlich Notiz nimmt und sich über die Folgen klar wird, die sie in uns auslöst.

Schliesslich muss der Schüler feststellen, was er persönlich als die grundlegende Qualität des Symbols erachtet, worauf er die gesamte Betrachtung (wie in der Meditation) in den mentalen Bereich erhebt, indem er es in den Brennpunkt seines konzentrierten Denkens verlegt. Auf diese Weise wird allmählich das begriffliche Niveau erreicht.

Bei der Analyse eines Symbols ergeben sich demnach folgende Stufen:

1. Seine exoterische Betrachtung nach Linie, Form und Färbung.

2. Das Empfinden oder Erkennen seiner Qualität, das sich im Gefühls- oder Astralkörper auf Grund der Beeindruckung entwickelt, also [11] die gefühlsmässige Reaktion auf die Qualität und Wesensart des Symbols.

3. Begriffliche Betrachtung der dem Symbol zugrundeliegenden Idee, der darin enthaltenen Lehre und der intellektuellen Bedeutung, die es vermitteln soll.

4. Das Stadium umfassender Erkenntnis, wenn man erfasst, welchen Zweck ein Symbol hat, welcher Platz ihm innerhalb des geordneten Manifestationsplanes zukommt und welche wahre Gesamtabsicht zugrundeliegt.

5. Identifizierung mit Qualität und Zweck des Symbols, aufgrund der Erleuchtung eines «unbeirrt im Lichte verharrenden» Denkvermögens. Diese Endstufe bringt sowohl das Gehirn als auch das Denkvermögen in Tätigkeit.

Als Ganzes betrachtet, umfasst das Studium von Symbolen folgende drei Stufen: Zuerst kommt die Untersuchung eines Symbols, wobei die Analyse von einer Stufe des Gewahrseins zur anderen fortschreitet, bis allmählich das gesamte vom Symbol betroffene Gebiet umfasst wird.

Zweitens erfolgt die intuitive Wahrnehmung der Symbole, wie sie in der göttlichen Manifestation überall sichtbar sind.

Drittens folgt die Anwendung von Symbolen auf der physischen Ebene, deren geeignete Anpassung an einen als notwendig erkannten Zweck; also wird das betreffende Symbol mit der Qualität magnetisiert, durch welche die Idee ihre Gegenwart fühlbar machen kann, damit schliesslich die intuitiv erfasste Qualität der Idee auf der physischen Ebene geeignete Gestalt annehmen kann. Symbole müssen demnach auf breiter Basis nach exoterischer, begrifflicher und esoterischer Richtung hin untersucht werden, aber ausserdem muss man seine Empfindungen analysieren, also die Reaktion auf die Qualität des Symbols.

Zusammenfassend möchte ich Folgendes wiederholen. Erstens einmal dürfen wir nicht vergessen, dass beim exoterischen Studium [12] eines Symbols das Gehirn und das Gedächtnis gebraucht werden. Der Schüler bemüht sich, Linie und Form, Anzahl und äussere Merkmale zu untersuchen, da bekanntlich jede Linie ihre eigene Bedeutung und jede Zahl ihre eigene Auslegung hat und weil alle Formen Symbole einer inneren Qualität und eines inneren Lebens sind.

Das begriffliche Studium von Symbolen führt nach innen, vom Gehirn zum Manas oder Denkprinzip, in den Bereich der Ideen. Es treibt den Denkmechanismus zu äusserster Konzentration. Man erfasst dann den Begriff oder die Idee, die das Zeichen oder Symbol verkörpert. Man versteht seine Bedeutung und das, was ihm zugrunde liegt. Man begreift, zu welchem Zweck und in welcher Absicht die Form ins Leben gerufen wurde. Das vorhergehende Studium von Zahlen und Linien hat den Grund für ein reiches objektives Wissen gelegt, dessen Ausmass in diesem Fall von der mentalen Ausrüstung, den Kenntnissen und der Belesenheit des Schülers abhängt. Seine Fähigkeit, eine «Bedeutung» in ein Symbol hineinzulesen, wird ausserdem davon abhängen, wieviel Bedeutung er den Ereignissen seines Alltagslebens beizumessen pflegt, und inwieweit er fähig ist, wirklich zu meditieren.

Klarstellen möchte ich, dass es keine starre Auslegung irgendeines Symbols gibt, da jedes Symbol - was auch immer es sein mag - jedem einzelnen Menschenwesen eine ureigene Bedeutung vermittelt. Mangelndes Interesse an Symbolen lässt gewöhnlich darauf schliessen, dass an der richtigen Auslegung von Lebensformen und ihrer Bedeutung nur wenig Interesse besteht. Andererseits deutet zu viel akademisches Interesse an Symbolen möglicherweise auf gewundenes und verwickeltes Denken hin, das sich gern an Linien und Formenentwürfen und Zahlenverbindungen begeistert, aber deren Sinn und Bedeutung ganz übersieht. Ein Denken, in dem sich Form und Begriff, Ausdruck und Qualität, Entwurf und Bedeutung die Waage halten, ist eine vitale Notwendigkeit für das Wachstum des Jüngers und Aspiranten.

Die meisten Schüler müssen vor allem lernen, Bedeutungen zu ergründen und mit Ideen und Begriffen umzugehen. Dazu ist der Gebrauch des Denkvermögens notwendig, um zu verstehen, zu [13] erfassen und auszulegen. Dazu gehört die Entfaltung jener feinen mentalen Sensitivität, die sich auf das einzuschalten vermag, was wir Universales Denken nennen, das Denken Gottes, des Urhebers des Planes. Es bedingt eine gewisse Fähigkeit, die dem Symbol zugrunde liegende Idee zu deuten, und die Kraft, sie auszudrücken, damit andere daran teilhaben können. Dieser Gedanke ans Dienen und an zunehmende Verwendbarkeit dafür muss unbeirrt im Auge behalten werden.

Leuchtet es nicht ein, wie diese Kraft, zu studieren, anzulegen und zur Bedeutung hindurchzudringen, geistiges Wachstum fördert? Sollte man nicht annehmen dürfen, dass einer, der diese Methode anwendet, mit vertieftem Verständnis am Plan mitzuwirken und seinen Mitmenschen besser zu helfen lernt?

Gibt es irgend etwas in dieser objektiven Welt, was nicht das unzulängliche Symbol einer göttlichen Idee ist? Bezeugt denn nicht all unsere äussere Manifestation, die sich nach einer erkannten Absicht entfaltet, sichtbar den Plan der schöpferischen Gottheit? Was denn ist ein Mensch, wenn nicht der äussere Ausdruck einer göttlichen Idee? Wir müssen lernen, überall um uns herum Symbole zu sehen und dann durch das Symbol die darin verborgene Idee zu entdecken, die es ausdrücken soll.

Es gibt indessen eine Studientechnik, die sich als nützlich erweisen sollte bei dem Versuch, eine Idee zu erfassen und so die vielen uns umgebenden Symbole begrifflich zu studieren. Es handelt sich im grossen Ganzen um eine Technik, auf die man sich in der Meditation bereits vorbereitet haben sollte. Sie unterscheidet sich von der Meditation hauptsächlich durch ihre Polarisierung und Zielsetzung. Beim begrifflichen Studium von Symbolen ist das Bewusstsein im Mentalkörper polarisiert, und es wird nicht der Versuch gemacht, mit der Seele oder dem Ego unbedingt in Kontakt zu kommen oder sie einzubeziehen. Darin liegt der Unterschied zwischen diesem zweiten Stadium der Symbolauslegung und der gewöhnlichen Meditation. Der Schüler hat sich erschöpfend mit der Formseite des Symbols beschäftigt und kennt genau seine Umrisse und äussere Gestalt. Er weiss auch, dass eine gewisse Linienführung [14] (wie z.B. die drei Linien, die ein Dreieck bilden) diese oder jene Idee, Wahrheit oder Lehre darstellt. Das ist im Gehirn eingeprägt und lässt sich dem Gedächtnis entnehmen. Die erneute Feststellung dessen, was man über die Bedeutung von Zahlen in einem Symbol weiss, dient dazu, das Bewusstsein auf die Mentalebene zu erheben und es dort in der Ideen- und Begriffswelt zu konzentrieren. Die Begriffe bestehen bereits auf den konkreten Stufen der Mentalebene. Sie sind das gedankliche Erbgut unserer Rasse, alte Gedankenformen, die sich jetzt erneut anwenden lassen, um die Absicht und Bedeutung zu erforschen.

Es ist eine alte Tatsache, die Plutarch in den bekannten Worten ausdrückt: «Eine Idee ist ein unkörperliches Wesen, das an sich keinen Bestand hat, das aber ungeformter Materie Zahl und Gestalt verleiht und zur Ursache der Manifestation wird.» Die Zahl und Gestalt haben wir im Gehirn vermerkt, ebenso die Aktivität der Idee in Zeit und Raum und die ihr innewohnende Fähigkeit, eine Gestalt zu schaffen, um durch diese Gestalt eine Vorstellung oder Idee zum Ausdruck zu bringen. Wenn wir weiter nach innen eindringen, erkennen wir auch den wesentlichen Beweggrund der Idee, indem wir ihre Form und ersichtliche Wirksamkeit beobachten; und wir entdecken das Gesamtgebiet analoger Ideen, wo die im Symbol verkörperte Idee hingehört. Dieses Gebiet verwandter und sich wechselseitig erklärender Ideen steht uns jetzt offen und erlaubt uns eine immer grössere Bewegungsfreiheit in der Welt der Begriffe. In der Ideenwelt zu leben und zu wirken, wird nun das Ziel unseres wesentlichen Bemühens. Dazu gehört Übung im Erkennen von Ideen und Begriffen, die sich hinter jeder Form verbergen, klares Nachdenken über diese Ideen, das Erkennen der Richtung, in die sie uns führen und des Platzes, der ihnen im Rahmen des Ewigen Planes zukommt.

Wenn [15] Aspiranten sich befleissigen würden:

a. die bildhafte Vorstellungskraft zu entwickeln,

b. ihr Denken so auszubilden, dass sie die Realität intuitiv erfassen,

c. das Erschaute richtig auszulegen,

dann würden sie den geschulten Beobachtern der Welt damit praktisches Versuchsmaterial liefern.

Die entwickelte Intuition kann unter anderem bewirken, dass Verblendung und Illusion, von denen das Leben durchdrungen ist, gebrochen werden. Eine Gruppe von Aspiranten, die intuitiv aufeinander eingespielt sind, kann wirksam dazu beitragen, die Welt-Verblendung zu zerstören. Das kann geschehen, wenn die Intuition erweckt ist und das gegenseitige Verstehen auf fester und wahrer Grundlage beruht. Die Hierarchie wird Weltaspiranten als Werkzeuge zur Brechung von Gruppenverblendung gebrauchen können, wo immer diese anzutreffen ist. Ich verweise auf diese Möglichkeit, um alle Aspiranten zu beschleunigtem und erhöhtem Fortschritts bemühen anzuspornen.

Wie bereits erwähnt, ist es eine der Aufgaben aller Aspiranten, das nötige intuitive Wissen und ein klares Urteil über individuelle und planetarische Verblendung zu erwerben, so dass sie tatkräftig an ihrer Zerstreuung mitarbeiten können. Notwendigerweise wird dieses Verstehen ein relativ geringes sein, aber die Kenntnis dieses Gebietes und der Methoden, wie sich die Verblendung zerstreuen lässt, dürfte in den nächsten Jahren erheblich erweitert werden. Das muss der Fall sein, wenn jeder Aspirant in seinem eigenen Leben bewusst an diesem Problem arbeitet und auch die zugrundeliegende Theorie zu erfassen sucht.

Über Verblendung ist bislang nur sehr wenig geschrieben oder gelehrt worden; es sollte deshalb wohl der Mühe wert sein, wenn wir uns einmal mit diesem Thema befassen und ausser ihren Ursachen und Wirkungen auch die Methode besprechen, wie die Verblendung [16] zerstreut und verscheucht werden kann. Selbstverständlich kann ich dieses Gebiet nicht in einer einzigen Lektion erschöpfen; wir werden deshalb die nächsten zwei oder drei Jahre zur Besprechung und Untersuchung dieser wichtigen Frage benutzen, die durch die Not der heutigen Zeit und durch die erhöhte Empfindungsfähigkeit der Menschen für feinere Eindrücke akut geworden ist. Bisher war mir das nicht möglich, weil die Gruppe noch nicht vollzählig war und ihr innerer Zusammenhang noch der Festigung bedurfte. Jetzt kann ich damit beginnen, da die Mitglieder der Gruppe mit einer viel stärkeren, inneren Verbundenheit zusammenwirken und ein «Geist der Liebe» unter ihnen waltet; dieser ist das Resultat einer unlängst durchgemachten Verblendungs-Periode, in der sie sich gegenseitig beizustehen lernten.

Ich habe deshalb die Absicht, die von meinen Schülern zu leistende Arbeit dahin abzuändern, dass wir die symbolischen Sätze zur Entwicklung intuitiver Einsicht zwar beibehalten, aber die Betrachtung der mehr äusserlichen und sichtbaren Symbole unterlassen. Diese symbolischen Formen haben nicht die erhoffte Wirkung gezeitigt, weil dabei die meisten Mitglieder durch ihr konkretes Denken das rein Äusserliche zu stark betonten, während die übrigen diese Lehrmethode und Entwicklung nicht nötig hatten. Wir wollen deshalb den Brennpunkt unserer Aufmerksamkeit einem vertieften Studium der Verblendung selbst zuwenden. Darin wird die Dienstleistung des Einzelnen bestehen, denn wenn er wirklich denkt und (soweit das möglich ist, liebe Brüder) seinen erleuchteten Verstand gebraucht, kann er dadurch zweierlei erreichen:

1. Er kann das Denken der Gruppe auf diesem Gebiet klären. Dabei beziehe ich mich nicht auf meine besondere Schülergruppe, sondern auf das Weltbewusstsein im allgemeinen.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.