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Verblendung - ein Weltproblem, Seite 2 ff. (engl.)
der Wechselwirkung zwischen einer in hohem Masse auf die Seele abgestimmten Persönlichkeit und der gruppenbewussten Seele selbst.

Intuition ist synthetisches Verstehen, das ein Vorrecht der Seele ist und nur dann möglich wird, wenn die Seele auf ihrer eigenen Ebene nach zwei Richtungen hin ausstrahlt: nach der Monade, [3] und nach der abgerundeten und vielleicht (wenn auch nur vorübergehend) gleichgeschalteten und einsgewordenen Persönlichkeit. Es ist das erste Anzeichen einer tief subjektiven Vereinigung, die ihre Vollendung bei der dritten Einweihung finden wird.

Intuition ist ein umfassendes Verständnis für das Prinzip der Universalität; und wenn sie rege ist, geht (wenigstens im Augenblick) alles Gefühl des Getrenntseins verloren. Ihren Höhepunkt bezeichnet man als jene All-Liebe, die nichts mit Gefühlsschwärmerei und persönlicher Zuneigung zu tun hat, sondern die ihrer Natur nach vorwiegend eine Identifizierung mit allen Wesen bedeutet. Dann kennt man wahres Mitleid, dann wird Kritik unmöglich; dann erst sieht man den in allen Formgestalten schlummernden göttlichen Keim.

Intuition ist Licht an sich, und wenn sie rege ist, erscheint die Welt als Licht, und die Lichtkörper in allen Formen werden allmählich offenbar. Das bringt auch die Fähigkeit mit sich, mit dem Lichtzentrum in allen Formen Fühlung zu nehmen, und somit wird wiederum eine wesentliche Beziehung hergestellt und das Gefühl der Überlegenheit und des Getrenntseins verliert sich im Hintergrund.

Die Intuition bringt demnach bei ihrem Erscheinen drei Eigenschaften mit sich:

Erleuchtung. Mit Erleuchtung meine ich nicht das Licht im Kopfe. Dies ist eine rein nebensächliche Erscheinung, und viele wirklich intuitive Menschen sind sich dieses Lichtes überhaupt nicht bewusst. Was ich meine, ist jenes Licht, das den Weg bestrahlt. Es ist «das Licht des Intellekts» oder in Wirklichkeit das, was das Denken erleuchtet und was sich in einem Denkmechanismus abzuspiegeln vermag, der «unbeirrt im Licht» gehalten wird. Es ist das «Licht der Welt», eine ewig bestehende Realität, die sich aber erst dann entdecken lässt, wenn das individuelle, innere Licht als solches erkannt wird. Es ist das «Ewige Licht», das immerdar leuchtet bis zum jüngsten Tag. Die Intuition ist daher die innere Erkenntnis des Menschen, dass er nicht nur theoretisch, sondern tatsächlich auf [4] Grund eigener Erfahrung mit dem universalen Denkprinzip vollkommen identisch ist, dass er einen Teil des grossen Welt-Lebens bildet und am ewig währenden Dasein teilnimmt.

Verstehen. Das muss man wörtlich im Sinne des englischen Wortes «understanding» als das auffassen, was der Gesamtheit aller Formgestalten unterliegt. Das bedeutet die Kraft, Abstand zu nehmen oder die Fähigkeit, sich von seiner jahrtausendelangen Identifizierung mit dem Formleben loszulösen. Dabei möchte ich erwähnen, dass diese Loslösung denen verhältnismässig leicht fällt, die viel von der Qualität des ersten Strahls in sich haben. Ihr Problem besteht darin, sich im esoterischen Sinne loszumachen, aber dabei jedes Bewusstsein von Trennung, Abschliessung oder Überlegenheit zu vermeiden. Erststrahlige Menschen widerstehen mit Leichtigkeit der Neigung, sich mit anderen zu identifizieren. Wahres Verstehen bedingt die wachsende Fähigkeit, alle Wesen zu lieben und dennoch von persönlichen Bindungen frei zu bleiben. Diese Unbeschwertheit kann so leicht auf der Unfähigkeit beruhen, zu lieben, und auf selbstsüchtiger Besorgnis um die eigene - physische, mentale oder geistige und vor allem emotionale - Behaglichkeit. Erststrahlige Menschen fürchten sich vor Gefühlsregungen und verachten sie, aber sie brauchen gelegentlich emotionale Schwierigkeiten, um daraus ihr Feingefühl zu entwickeln und es richtig anwenden zu lernen.

Verstehen bedeutet Fühlungnahme der abgerundeten Persönlichkeit mit dem Leben - egoische Empfänglichkeit für die Absichten und Pläne der Gruppe. Es bedeutet Einswerden der Persönlichkeit mit der Seele, weitgehende Erfahrung und rege Betätigung des innewohnenden Christusprinzips. Intuitives Verstehen ergibt sich stets unmittelbar aus sich selbst heraus. Wo erst Überlegungen im Hinblick auf späteres Verstehen notwendig sind, handelt es sich um keine Betätigung von Intuition.

Liebe. Wie bereits gesagt, ist Liebe keine gefühlsmässige Hinneigung oder liebevolle Veranlagung; beides ergibt sich nebenbei und als Folgeerscheinung. Wenn die Intuition entwickelt ist, werden sie sowohl Zuneigung als auch liebevolle Hingabe notwendigerweise [5] in reinster Form kundtun, aber was sie hervorruft, ist etwas viel Tieferes und Umfassenderes. Liebe ist jenes synthetische, allumfassende Begreifen des Lebens und der Bedürfnisse aller Wesen (ich habe diese beiden Worte mit Absicht gewählt!), dessen Ausübung das hohe Vorrecht eines heiligen Gottessohnes ist. Sie verneint alles, was Schranken baut, Kritik übt und Trennung hervorruft. Sie sieht keinen Unterschied, selbst bei Bewertung von Bedürfnissen, und sie bewirkt in dem, der als Seele liebt, eine unmittelbare Identifizierung mit dem Gegenstand seiner Liebe.

Diese drei Worte (Erleuchtung, Verstehen, Liebe) fassen die drei Qualitäten oder Aspekte der Intuition zusammen und lassen sich ihrerseits mit dem einen Wort «Universalität» kennzeichnen, oder mit dem Gefühl für die Einheit des Alls.

Ist das nicht etwas, wonach alle Aspiranten streben? Und ist es nicht etwas, was jeder Einzelne, als Individuum, in ganz besonderer Weise benötigt? Wo dieses Gefühl vorhanden ist, da ergibt sich eine unmittelbare Dezentralisierung des dramatischen «Ich», jener Fähigkeit, alles Geschehen, alle Erscheinungen und alle Gruppenarbeit auf sich selbst als den Mittelpunkt zu beziehen

Mehr kann ich über das Thema der Intuition nicht sagen; es ist zu umfangreich und zu verwickelt. Ich muss mich damit begnügen, seine drei Aspekte klarzulegen und dann den Leser nachdrücklich auf die Notwendigkeit hinzuweisen, sich einer Schulung zu unterwerfen und sich eine Disziplin aufzuerlegen, die sich in seinem Leben als Liebe, Licht und Verstehen auswirken wird. Wenn die Theorie erfasst, die richtige Umstellung vorgenommen und die notwendige Vorarbeit geleistet ist, dann wird die Persönlichkeit magnetisch, und die bislang schlummernden Gehirnzellen um die Zirbeldrüse werden wach und beginnen zu schwingen. Der Kern jeder Körperzelle ist ein Lichtpunkt, und sobald das Licht der Intuition verspürt wird, ist es dieses Zellenlicht, das unmittelbar darauf reagiert. Andauerndes Einströmen des Lichtes der Intuition wird, esoterisch gesprochen, jede Zelle ans Tageslicht bringen, die so [6] beschaffen ist, dass sie auf das höhere Licht reagiert.

II. WIE DIE INTUITION ERWECKT WERDEN KANN.

Es gibt viele Methoden, wie man die Intuition in Funktion bringen kann, und eine der nützlichsten und wirksamsten ist das Studium und die Auslegung von Symbolen.

Symbole sind äussere und sichtbare Formen von inneren, geistigen Realitäten; und wenn jemand die Fähigkeit besitzt, die hinter irgendeiner besonderen Form liegende Realität zu entdecken, so deutet eben diese Tatsache auf das Erwachen der Intuition hin.

Erststrahlige Menschen gehören zum sogenannten «Zerstörerstrahl»; und die Kraft des ersten Aspektes, die Kraft des Beendens, fliesst durch sie hindurch. Sie neigen zum Zerstören, während sie erbauen, dadurch dass sie Energie in eine falsche Richtung leiten oder dass sie zuviel Energie nach einer bestimmten Stelle lenken oder auch dass sie bei ihrer Arbeit an sich oder mit anderen Energie missbrauchen. Viele erststrahlige Menschen sind sogar stolz darauf und verstecken sich hinter dem Vorwand, dass unter dem Einfluss ihres ersten Strahles eine Zerstörungstendenz unvermeidlich sei. Das trifft aber nicht zu. Erbauer, was zweitstrahlige Menschen stets sind, müssen zerstören lernen, wenn die Liebe zur Gruppe sie dazu antreibt und wenn sie unter dem Einfluss des ersten Strahls oder Willensaspektes tätig sind. Zerstörer müssen erbauen lernen, indem sie jeweils dem Impuls der Gruppenliebe folgen und die Kraft der Verbundenheit ohne persönliche Bindung anwenden. Beide Gruppen, Erbauer und Zerstörer, müssen stets vom Standpunkt der Realität aus wirken, vom inneren Wahrheitskern heraus, und sie müssen «im Zentrum verharren». Das Studium von Symbolen führt zu diesem Ziel und wenn es gewissenhaft und mit Fleiss betrieben wird, ergeben sich drei Wirkungen:

1. Es schult das Vermögen, durch die Form hindurch zur subjektiven Realität vorzudringen.

2. Es [7] verhilft zum engen Zusammenschluss zwischen Seele-Denkvermögen-Gehirn, und wenn das erreicht ist, ermöglicht es ein beschleunigtes Einströmen von Intuition und demzufolge auch von Erleuchtung und Wahrheit.

3. Es übt einen Druck auf gewisse schlummernde Gehirnpartien aus und regt die dort befindlichen Zellen zur Tätigkeit an. Das ist die erste Erfahrung, die der Aspirant durchmacht. Bei der Mehrzahl der wahren Aspiranten wird das Zentrum zwischen den Augenbrauen erweckt, während das Zentrum am Scheitel des Kopfes nur sehr schwach vibriert, aber nicht voll und ganz aktiv ist. Dieses höhere Zentrum muss vollständiger erweckt werden, ehe ein Aspirant seiner Gelegenheit ganz gewachsen ist.

Betonen möchte ich, dass man beim Studium von Symbolen bestrebt sein muss, die Idee oder den Begriff zu erfassen, der dem betreffenden Symbol zugrunde liegt. Solch ein Begriff ist stets synthetisch. Er beschränkt sich nicht auf Einzelheiten oder Teile. Um einen Begriff zu erfassen, mag man gezwungen sein, Einzelheiten zu sondieren und die Bedeutung verschiedener Abschnitte oder Teile des betrachteten Symbols zu verstehen. Ist die Analyse jedoch beendet, so darf man nicht ruhen, bis die Bedeutung des Symbols in einer synthetischen Idee, einem Begriff oder einem Namen zusammengefasst worden ist.

Symbole müssen nach drei Richtungen hin untersucht werden:

a. Exoterisch. Dies umfasst eine Untersuchung seiner Gesamtform, seiner Linien und damit seiner zahlenmässigen Bedeutung, der Teile, aus denen sich das Symbol zusammensetzt - damit meine ich seine Anordnung, beispielsweise in Form von Würfeln, Dreiecken oder Sternen, und wie diese sich zu einander verhalten.

b. Begrifflich. Das bedingt, dass man die dem Symbol zugrundeliegende Idee erfasst, die in seinem Namen ausgedrückt sein mag; fernerhin seine Bedeutung, wie sie sich durch Meditation dem [8] Bewusstsein erschliesst; und schliesslich seinen inneren Wert als Ganzes oder als Teil. Dabei muss man im Auge behalten, dass die Idee die höhere oder abstrakte Absicht anzeigt; dass die Bedeutung diese Absicht im Sinne des konkreten Denkens ausdrückt; und dass der innere Wert mehr Gefühlssache ist und gewissermassen die besonderen Wünsche darstellt, die das Symbol in uns erregt.

c. Esoterisch. Dazu gehört die Wirkung, die durch die Kraft oder Energie des Symbols auf den Beschauer ausgeübt und durch die Qualität der Schwingung in ihm erregt wird, vielleicht im Astral- oder vielleicht nur im Mentalkörper.

Richtig durchgeführt sollte dieses Studium zur Entfaltung der Intuition führen, die sich dann auf der physischen Ebene als Erleuchtung, einsichtiges Verstehen und Liebe auswirken wird.

Das erste Ziel des Symbologie-Studiums ist es, den Schüler die Qualität und jenes vibrierende Etwas erspüren zu lassen, das sich hinter der Synthese von Linie, Farbe und Form verbirgt, woraus ein Symbol besteht.

Einem gewissen Menschentypus fällt dieses Studium relativ leicht; bei den meisten ist das Gegenteil der Fall, und das weist auf einen Mangel hin, dem durch Anwendung ihrer gegenwärtig noch schlummernden Fähigkeiten abgeholfen werden muss. Die Erweckung schlummernder Fähigkeiten ist stets unangenehm und erfordert einen Kraftaufwand und eine Entschlossenheit, sich über persönliche Hemmungen hinwegzusetzen. Viele können sich nur schwer vorstellen, wie ein Eindringen in die Bedeutung eines Symbols das Mittel sein kann, um die schlummernde buddhische oder intuitive Fähigkeit zur praktischen Betätigung anzuregen. Die Kunst, Symbole zu lesen, ist eine Sache des Feingefühls, und unser Altmeister Patanjali nennt sie «geistiges Lesen». Eine wirklich zuverlässige [9] Enthüllung ist erst dann möglich, wenn die Fähigkeit, Symbole zu deuten, bereits entwickelt ist. Es handelt sich dabei nicht bloss um das Erfassen einer Wahrheit, die in symbolischer Form in einer oder in mehreren Linien ausgedrückt wird. Ein gutes Gedächtnis genügt, sich daran zu erinnern, dass eine Reihe von Linien, die ein Dreieck oder eine Reihe von Dreiecken bilden, die Dreifaltigkeit bedeutet oder auch irgendwelche andere Dreiheiten innerhalb der makrokosmischen oder mikrokosmischen Manifestation. Aber ein reges und genaues Gedächtnis trägt an sich nichts dazu bei, schlummernde Gehirnzellen zu erwecken oder die Intuition in Gang zu bringen. Man darf nicht vergessen (und dabei bewährt sich der Nutzen gewisser akademischer oder technischer, okkulter Kenntnisse), dass es die buddhische oder Intuitionsebene ist, auf der die Intuition in Erscheinung tritt und das intuitive Stadium des Bewusstseins aktiv ist. Diese Ebene ist die höhere Entsprechung der Astral- oder Gefühlsebene, auf welcher eine Identifizierung mit dem Gegenstand der Aufmerksamkeit oder Anziehung bewusst empfunden werden kann. Es leuchtet deshalb ein, dass ein Schüler, der seine intuitive Fähigkeit durch das Studium von Symbolen anzuregen bestrebt ist, vorerst in der Lage sein muss, die innere Qualität des Symbols zu erfühlen oder sich irgendwie mit dem Wesen jener Realität zu identifizieren, welche die symbolische Gestalt verschleiert. Daher möchte ich empfehlen, das «Lesen von Symbolen» gerade von diesem Gesichtspunkt aus zu erlernen.

Nach gebührender Betrachtung der Formseite sollte der Schüler also feststellen, wie das Symbol auf ihn einwirkt, welche Gefühle es in ihm erweckt, welche Bestrebungen es anregt und welche Träume, Illusionen oder Eindrücke es zum

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.