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Die Wiederkunft Christi, Seite 163 ff. (engl.)
gewachsen, sie bedürfen nur - bevor Christi Rückkehr möglich wird - erneuter Vertrauensstärkung und wohlerwogener Arbeitseinteilung, um sich für den verlangten Dienst vorzubereiten. Wir sollten den Problemen, mit denen wir zu rechnen haben, mutig, aufrichtig und verständnisvoll ins Auge schauen, mit der Bereitwilligkeit, den Tatsachen gemäss zu sprechen, einfach und liebevoll, in dem Bestreben, die Wahrheit aufzudecken und die Probleme zu klären, die gelöst werden müssen. Die gegnerischen Kräfte des Übels, die sich fest verschanzt haben, müssen zuerst in die Flucht geschlagen werden, bevor Christus, auf den alle Menschen warten, kommen kann.

Das Wissen, dass er bereit ist und nur darauf wartet, vor seiner geliebten Menschheit öffentlich zu erscheinen, verstärkt nur das Gefühl der Unzulänglichkeit, und es erhebt sich eine andere, sehr wesentliche Frage: Für wie lange denn sollen wir aushalten, ringen und kämpfen? Die Antwort ist klar und deutlich: Er wird zuverlässig dann kommen, wenn der Friede grossenteils wiederhergestellt ist, wenn der Grundsatz des Miteinander-Teilens im Wirtschaftsleben zumindest im Anfangsstadium ist, und wenn die Kirchen und politischen Gruppen angefangen haben, im eigenen Haus Ordnung zu machen. Dann kann und wird er kommen; dann wird das Reich Gottes öffentlich anerkannt werden und nicht länger eine Sache der Träume, Wunschgedanken und orthodoxer Hoffnungen sein.

Man hört die Leute fragen, warum Christus nicht mit dem feierlichen Pomp kommt, den die Kirchen diesem Ereignis zuschreiben, und warum er durch sein Kommen nicht seine göttliche Macht zeigt, die Autorität und Machtfülle Gottes überzeugend beweist und auf solche Weise die Zeit der Not und Trübsal beendet? Darauf gibt es viele Antworten. Man darf nicht vergessen, dass das von Christus hauptsächlich angestrebte Ziel nicht darin bestehen wird, Macht zu offenbaren, sondern das längst bestehende Reich Gottes öffentlich bekannt zu machen. Und noch etwas: Bei seinem früheren Kommen wurde er nicht erkannt; wer garantiert, dass es diesmal anders sein wird? Der Leser mag fragen: Warum sollte er nicht erkannt werden? Weil die Augen der Menschen noch geblendet sind von den Tränen der Selbst-Bemitleidung und nicht der Zerknirschung; weil die Herzen der Menschen noch immer von Selbstsucht zernagt sind, welche die Qualen des Krieges nicht geheilt hat; weil heute die Wertmassstäbe ebenso niedrig sind wie bei seinem ersten Kommen in dem sichtlich verderbten Römerreich; (der Unterschied besteht nur darin, dass damals das abgesunkene Niveau örtlich begrenzt und nicht, wie heute, weltenweit war); weil diejenigen, die ihn erkennen könnten und seine Wiederkehr erhoffen und ersehnen, nicht willens sind, die notwendigen Opfer zu bringen und so den Erfolg seines Kommens sicherzustellen.

Das fortschrittliche Denken, der Erfolg der vielen esoterischen Richtungen und ganz besonders die erstaunlichen Leistungen der Wissenschaft und das Wunderwerk der vielen humanitären Bewegungen sind kein Zeichen einer Vereitelung göttlicher Pläne, sondern zeugen von einer Zunahme geistigen Verstehens; die Kräfte des Geistes sind unbesiegt! Diese Merkmale menschlicher Betätigung legen das Wunder der göttlichen Natur an den Tag, die im Menschen lebt und webt, und sie sprechen dafür, dass der göttliche Plan für die Menschheit Erfolg haben wird. Diese göttliche Natur soll aber durch freie Willensäusserung des Menschen zum Ausdruck kommen; seine Intelligenz und sein zunehmender guter Wille treten bereits jetzt in Erscheinung.

Eine andere Antwort auf die gestellte Frage ist daher diese: Christus und die geistige Hierarchie werden niemals - mag die Not noch so gross und der Anlass noch so wichtig sein - das von Gott verliehene Recht verletzen, das dem Menschen erlaubt, seine eigenen Entscheidungen zu treffen, seinen eigenen freien Willen auszuüben und Freiheit durch Kampf um die Freiheit zu erlangen, - als Einzelmensch, als Nation oder auf internationaler Basis. Wenn einmal auf Erden wahre Freiheit herrscht, dann werden wir das Ende jeglicher Tyrannei erleben, sei sie politischer, religiöser oder wirtschaftlicher Art. Ich beziehe mich hier nicht auf die moderne Demokratie als eine Staatsform, die dem Bedürfnis des Volkes gerecht wird, denn die heutige Demokratie ist nur eine Philosophie von Wunschgedanken und ein bislang unerfülltes Ideal. Ich habe vielmehr jene Periode im Auge, die mit Bestimmtheit kommen wird, in der erleuchtete Menschen regieren werden; diese werden keinerlei Diktatur seitens einer Kirche oder eines politischen Systems dulden; sie werden keine Organisation gutheissen oder ans Ruder kommen lassen, die sich erdreistet, den Menschen vorzuschreiben, was sie glauben müssen, um errettet zu werden, oder welche Regierungsform sie annehmen müssen. Wenn man dem Volk die Wahrheit sagt, und wenn es unabhängig urteilen und selbst entscheiden kann, dann werden wir eine viel bessere Welt haben.

Es ist nicht wichtig oder unumgänglich notwendig, dass diese erstrebenswerten Ziele schon vollendete Tatsache auf Erden sein müssen, bevor Christus wieder unter uns wandeln kann. Es ist jedoch erforderlich, dass diese Einstellung zu Religion und Politik von der Allgemeinheit als erwünscht angesehen wird, und dass erfolgreiche Schritte unternommen wurden, um rechte menschliche Beziehungen herzustellen. Die Neue Gruppe der Weltdiener und alle Menschen guten Willens arbeiten auf dieses Ziel hin; ihr erstes Bemühen muss sich darauf richten, das weitverbreitete Gefühl von Enttäuschung oder Vereitelung und persönlicher Unzulänglichkeit unwirksam zu machen.

Was mithelfen wird, das Gefühl von Erfolglosigkeit und Nichtigkeit zu überwinden, und was überdies den nötigen Antrieb zum Wiederaufbau der neuen Welt geben wird, das wird der Glaube an die wesentlich göttliche Natur der Menschheit sein und der Glaube an eine ständige Weiterentwicklung; ein bisschen Studium erbringt schnell den Beweis, dass das Menschengeschlecht ständig an Weisheit und Wissen zugenommen und seinen geistigen Horizont ausserordentlich erweitert hat. Dazu kommt die Entfaltung jener geistigen Verfassung, die auf dem Glauben an die Wahrhaftigkeit der historischen Urkunden beruht ; diese geschichtlichen Berichte bezeugen, dass in kritischen Zeiten viele Welterlöser zur Menschheit gekommen sind, und unter diesen war Christus der grösste. Eine rechte und konstruktive Einstellung muss ferner auf der angeborenen Erkenntnis beruhen, dass Christus wirklich existiert und allezeit unter uns gelebt hat; und es muss die Erkenntnis Fuss fassen, dass der Krieg - mit seinem unaussprechlichen Grauen, mit seinen Grausamkeiten und sintflutgleichen Katastrophen - nur der Kehrbesen des Allvaters war, der alle Hindernisse auf dem Pfad des wiederkehrenden Sohnes hinwegfegte; unter den herrschenden Vorkriegszuständen wäre es geradezu unmöglich gewesen, sein Kommen vorzubereiten. Auf diesen Tatsachen muss heute die Neue Gruppe der Weltdiener Stellung beziehen. Sie müssen die hemmenden Faktoren erkennen, dürfen sich aber durch sie nicht unterkriegen lassen; sie müssen auch die Hindernisse sehen, von denen viele finanzieller Art sind und auf materieller Habsucht, überkommener Tradition und nationalen Vorurteilen beruhen. Die Mitglieder der Neuen Gruppe der Weltdiener müssen daher Wendigkeit im Handeln und kaufmännischen Scharfsinn beweisen, damit auch diese Hindernisse überwunden werden; mit klaren Augen müssen sie sich ihren Weg durch die weltweiten Schwierigkeiten bahnen und unversehrt und erfolgreich durch alle Schwierigkeiten, die den Erfolg vereiteln möchten, hindurchkommen.

Es gibt zwei sehr wesentliche Faktoren, welche die jetzigen günstigen Umstände stark beeinträchtigen; diese beiden Faktoren können ein derart grosses Hindernis bilden, dass, wenn sie nicht beseitigt werden, Christi Wiederkehr eine lange Verzögerung erleiden wird. Es sind dies:

1. Die Lässigkeit des Durchschnitts-Christen oder des geistig interessierten Menschen in jedem Land, - sei es im Osten oder im Westen.

2. Der Mangel an Geldmitteln für das Vorbereitungswerk.

Wir wollen diese Themen in einfacher Art und von der niedrigen Ebene aus betrachten, auf der heute die meisten Menschen arbeiten und denken. Wir wollen ausgesprochen praktisch vorgehen und uns zwingen, die Verhältnisse so zu sehen, wie sie tatsächlich sind, um dadurch zu einem besseren Verständnis unserer selbst und unserer Beweggründe zu kommen.

1. Die Lässigkeit des geistig eingestellten Durchschnittsmenschen

Geistig interessierte Leute von Durchschnittsformat, Menschen guten Willens oder Jünger sind sich dauernd der Anforderungen der Zeit bewusst und sehen sofort die gute Gelegenheit, die sich durch geistige Ereignisse bietet. Der Wunsch, Gutes zu tun und geistige Ziele zu erreichen, nagt unaufhörlich in ihrem Bewusstsein. Jeder, der seine Mitmenschen liebt, der von der Verwirklichung des Reiches Gottes auf Erden träumt oder bewusst verfolgt, wie die grossen Massen - wenn auch langsam - für höhere, geistige Dinge erwachen, ist im tiefsten Herzensgrunde unzufrieden. Er fühlt, dass die persönliche Hilfe, die er für diese wünschenswerten Ziele beisteuert, wirklich gering ist; er weiss, dass sein geistiges Leben nur nebenher läuft, und er behält diese Tatsache sorgfältig für sich, ja fürchtet sich sogar oft, seinen nächsten und liebsten Menschen davon auch nur ein Sterbenswörtchen zu erzählen. Er versucht, seine geistigen Bemühungen in das äussere Alltagsleben einzureihen, und bemüht sich, in einer sanften, unwirksamen und harmlosen Art dafür Zeit und Gelegenheit zu finden. Er fühlt sich der Aufgabe nicht gewachsen, sein Arbeitsprogramm zu organisieren oder so umzustellen, dass die geistige Seite seines Lebens vorherrschend würde; er sucht für sich selber Ausreden und Entschuldigungen, und er tüftelt und vernünftelt so lange, bis er zu dem Schluss kommt, dass er alles tue, was unter den gegebenen Umständen möglich ist. In Wahrheit aber tut er so wenig, dass er von den vierundzwanzig Stunden im Tag nur eine Stunde (oder, wenn es hoch kommt, zwei Stunden) dem Werk des Meisters widmet; er redet sich aus, dass ihn häusliche Verpflichtungen daran hindern, mehr zu tun; dabei wird ihm gar nicht klar, dass - bei Takt und liebendem Verständnis - gerade seine häusliche Umwelt das Feld seiner Triumphe werden kann und muss; er vergisst völlig, dass der Geist im Menschen durch keine, wie immer gearteten Umstände besiegt werden kann, und dass es keine Situation gibt, in der ein Aspirant nicht meditieren, denken, sprechen und den Weg für die Wiederkunft Christi vorbereiten könnte, vorausgesetzt natürlich, dass ihm etwas daran liegt, und dass er Sinn und Bedeutung der Worte «Opfer» und «Schweigen» kennt. Für ein geistiges Leben sind Lebensumstände und Umwelt kein wirkliches Hindernis.

Vielleicht versteckt er sich hinter der Ausrede einer schwachen Gesundheit und oft auch eingebildeter Krankheiten Für sich selber wendet er so viel Zeit auf, dass die Stunden, die dem Meister zur Verfügung gestellt werden könnten, arg beschnitten werden; er ist derart beschäftigt, sich müde zu fühlen, eine Verkühlung oder eingebildete Herzkrankheiten zu behandeln, dass sich sein «Körper-Bewusstsein» ständig verstärkt, bis dieses schliesslich sein Leben beherrscht; dann ist es zu spät, etwas zu tun. Das ist besonders bei Leuten der Fall, die das 50. Lebensjahr erreicht oder überschritten haben. Es wird dann schwer, diese Ausreden nicht zu gebrauchen, denn viele Menschen fühlen sich müde und leidend, und das wird mit zunehmenden Jahren noch schlimmer.

Die einzige Kur für diese schleichende Untätigkeit besteht darin, den Körper zu ignorieren und dafür seine Freude am «lebendigen Dienst» zu finden. Ich spreche hier nicht von klar erwiesenen Krankheiten oder ernsten physischen Behinderungen; diesen muss man eine richtige Pflege und Behandlung zukommen lassen. Ich spreche vielmehr zu den tausenden Männern und Frauen, die ein Leiden haben und in der Sorge um sich selbst völlig aufgehen und so Stunden um Stunden vertrödeln, die für den Dienst an der Menschheit nutzbringend verwendet werden könnten. Alle diejenigen, die sich anschicken, den Pfad der Jüngerschaft zu betreten, sollten die vielen Stunden, die sie ganz unnötig für sich verwenden, in den Dienst der Hierarchie stellen.

Eine weitere Ausrede, die zu Lässigkeit oder Untätigkeit führt, ist die, dass sich manche Leute fürchten, zu anderen Menschen über Dinge des Reiches Gottes zu sprechen; sie befürchten, abgewiesen zu werden, oder als seltsam oder zudringlich zu erscheinen. Sie schweigen daher lieber, verpassen die günstige Gelegenheit und werden so niemals gewahr, wie gerne die Menschen über die wesentlichen Dinge debattieren, wie empfänglich sie für Trost und den Hoffnungsschimmer sind, den der Gedanke an die Wiederkunft Christi bringen kann, oder wie sehr sie sich nach geistigem Licht sehnen. Dies ist im Grund genommen eine Art geistiger Feigheit, die weit verbreitet und daher verantwortlich ist, dass Millionen von Stunden für den Dienst an der Welt verloren gehen.

Es gibt noch andere Ausreden, aber die drei genannten sind am häufigsten. Wenn sich ein Grossteil der Menschen von diesen hindernden Bedingungen freimachen könnte, dann würde dies so viele Stunden im Dienst für Christus erübrigen und so viel zusätzliche Hilfe ergeben, dass die Aufgabe derer, die keine Ausflüchte kennen, wesentlich erleichtert würde; und Christi Kommen würde der Erfüllung viel näher sein, als es heute der Fall ist. Wir sind nicht aufgerufen, einen Lebensrhythmus einzuhalten, nach welchem Christus und die geistige Hierarchie arbeiten und wirken; dieser Rhythmus harmoniert mit den Bedürfnissen der Menschheit und der geistigen Reaktion. Von uns wird jedoch erwartet, dass wir die Eigenschaft geistiger Betätigung überzeugend dartun und uns nicht hinter billigen Ausreden verschanzen. Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass alle geistig eingestellten Menschen zur Einsicht kommen, dass sie auf dem Platz, auf den sie gestellt sind, mitten unter den Leuten, die ihre Freunde und Gefährten sind, und mit dem gegebenen seelischen und physischen Rüstzeug arbeiten können und müssen. Im Dienst für die Hierarchie wird keinerlei Zwang oder ungebührlicher Druck ausgeübt. Die Situation ist klar und einfach.

In der heutigen Zeit spielen sich drei Vorgänge ab: Erstens die Tätigkeit, die im «Zentrum, wo der Wille Gottes thront», wahrgenommen wird, jener Wille zum Guten, der die ganze Schöpfung zu grösserer Herrlichkeit und zu einer ständig zunehmenden, intelligenten Reaktionsfähigkeit gebracht hat. Diese schöpferische

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.