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Die Wiederkunft Christi, Seite 61 ff. (engl.)
wohlüberlegten Vermutungen und spirituellen Spekulationen über die voraussichtliche Richtung, die er in seinem Werk einschlagen wird.

Im Lauf der Jahre ist von verschiedenen Quellen - philosophischen Schulen und von Kirchen - über Christus mancherlei gesagt und verkündet worden, über die ihm bevorstehende Situation und über die gegebenen Möglichkeiten seines Wiederkommens. Jünger, Aspiranten und Menschen guten Willens haben das ihrige getan, um die Welt auf seine sogenannte Wiederkunft vorzubereiten. Osten und Westen stehen heute in gleicher Erwartung. Wenn wir das Thema seines Werkes ins Auge fassen, müssen wir daran erinnern, dass der Lehrer des Ostens die Weisheit Gottes in sich verkörperte, die in der menschlichen Intelligenz (dem dritten Aspekt der Gottheit) zum Ausdruck kommt. In Christus wurde der zweite göttliche Aspekt in Vollkommenheit geoffenbart. Es fanden daher zwei Aspekte Gottes in ihm ihre volle Wesensäusserung: Licht und Liebe. Für den höchsten Aspekt, den Willen Gottes, steht die Verkörperung noch aus, und eben dafür bereitet sich Christus vor. Die Stufenfolge neuer Offenbarungen ist nicht unterbrochen. Und welche anderen Emanationen der göttlichen Natur sich zu einer späteren Zeit hier auf Erden noch verkörpern werden, darüber zu spekulieren, ist völlig zwecklos.

Die Einzigartigkeit der bevorstehenden Mission Christi und der für ihn so günstigen Umstände beruht darin, dass er - in sich selbst - zwei göttliche Energien vereint und zum Ausdruck bringt: Die Energie der Liebe und die Energie des Willens; die magnetische Machtfülle der Liebe und die dynamische Wirkungskraft des göttlichen Willens. Niemals in der langen, langen Geschichte der Menschheit war solch eine Offenbarung möglich gewesen.

Das Werk und die Lehre Christi wird für die christliche Welt schwer zu verstehen sein und von der östlichen Welt leichter aufgenommen werden. Kein Zweifel, dass der christlichen Welt ein harter Stoss oder eine unbequeme Darstellung der Wahrheiten dringend nottut, damit sie endlich erwacht, in dem weltweiten göttlichen Offenbarungswerk ihren Platz findet, in Christus den Repräsentanten aller Glaubensbekenntnisse sieht und ihn als rechtmässigen Weltenlehrer anerkennt. Er ist ein Lehrer für die ganze Welt, und nicht bloss für die Christen. Er selbst sagte uns, dass er noch andere «Gemeinden» habe, und für diese bedeutete er genau so viel wie für die orthodoxen Christen. Sie mögen ihn nicht «Christus» nennen, sondern haben ihren eigenen Namen für ihn, folgen ihm aber ebenso wahrhaftig und treu nach wie ihre Brüder im Westen.

Wir wollen uns für einen Augenblick die irrtümlichen Auslegungen etwas näher ansehen, die man dem Evangelienbericht gab. Es ist eine alte, symbolische Erzählung, wie sie im Lauf der Zeiten schon oft dargeboten wurde, lange bevor Christus nach Palästina kam. Die Symbolik dieses Berichts wurde von Theologen so lange verdreht und entstellt, bis die kristallklare Reinheit der früheren Lehre und die unnachahmliche Einfachheit der Worte Christi völlig verschwanden und einer Umdichtung - voller Irrtümer - und einem Mummenschanz von rituellem Prunk, Besitztümern und menschlichem Ehrgeiz Platz machen mussten. Das Bild, das man sich heute über Christus macht, sieht so aus: Geboren auf unnatürlichem Weg, ein Lehrer und Prediger während dreier Jahre, ans Kreuz geschlagen und sodann wiederauferstanden, um die Menschheit zu verlassen und «zur rechten Hand Gottes» in asketisch-strengem Pomp zu thronen. Orthodoxe Christen zögern keinen Augenblick, alle anderen Arten, sich der Gottheit zu nähern, wie sie bei anderen Völkern, zu anderen Zeiten und in anderen Ländern gebräuchlich sind, als falschen Gottesdienst und «heidnischen» Glauben zu brandmarken, und sie fühlen sich als Christen zu jeder Einmischung berufen. Man hat die allergrössten Anstrengungen gemacht, um das orthodoxe Christentum denen aufzudrängen, welche die Inspirationen und Lehren Buddhas annehmen oder anderer Religionsstifter, die dafür verantwortlich sind, dass die göttlichen Offenbarungen ununterbrochen andauern. Das Hauptgewicht wurde, wie wir alle wissen, auf das «Blutopfer Christi» gelegt, auf das Kreuz und die Errettung des einzelnen, die von der Anerkennung und Annahme dieses Opfers abhängt. Man ersetzte die Zuversicht und das Vertrauen in unsere eigene Gottnatur, das uns von Christus selbst dringend ans Herz gelegt worden war, durch die Idee eines stellvertretenden Eins-Seins. Die Kirche Christi hat sich einen traurigen Ruhm erworben und ist - wie der Weltkrieg zeigte - wirkungslos und oberflächlich geblieben, zufolge ihres engstirnigen Bekenntnisses und Vernachlässigung der wirklichen Werte, durch ihren klerikalen Pomp, durch eine angemasste Autorität, durch ihren materiellen Reichtum und dadurch, dass sie einen toten Christus auf den Altar hob. Seine Auferstehung wurde zwar angenommen, doch wurde von den Kirchen der grössere Nachdruck auf seinen Tod gelegt.

Zweitausend Jahre blieb Christus eine schweigende, passive Figur, weitabgerückt von der Wirklichkeit, durch endlose Debatten einer Armee von Erklärern und Predigern. Die Kirchen haben auf den sterbenden Christus am Kreuze hingewiesen, nicht aber auf den lebenden, arbeitenden, aktiven, gegenwärtigen Christus, der seinem Versprechen gemäss seit zwanzig Jahrhunderten in körperlicher Erscheinung bei uns gewesen ist.

Wir wollen daher versuchen, über Christi Tätigkeit und Leben - und demnach für unsere zukünftigen Hoffnungen - ein wahreres Bild zu gewinnen. Bemühen wir uns einmal, ihn uns als den immer gegenwärtigen, und doch göttlichen Menschen vorzustellen, der für die Zukunft Pläne ausarbeitet, um der Menschheit zu helfen, der seine Hilfsmittel überschaut und abschätzt, der seine Jünger beeinflusst, und der die Einzelheiten organisiert, die mit seinem Wiederkommen verbunden sind. Wir müssen den Glauben an die Tatsache göttlicher Offenbarung erwecken, und wir müssen die Kirche zu einem wirklichkeitsnäheren Verständnis für ihn und sein Werk bringen und anspornen. Wir müssen uns zum lebenden, handelnden, denkenden Christus hinwenden; wir dürfen nicht vergessen, dass der Evangelienbericht ewig wahr ist und lediglich der rechten Auslegung bedarf, und zwar im Licht des Platzes, der ihm in der langen Reihe göttlicher Offenbarungen zukommt. Seine Mission auf Erden vor zweitausend Jahren ist nur ein Abschnitt aus dieser Offenbarungsreihe und ist auch kein ausserordentliches Ereignis, das - ohne Bezug auf die Vergangenheit - nur eine Zeitspanne von dreiunddreissig Jahren hervorhebt und für die Zukunft keine klaren Hoffnungen gibt.

Welche Hoffnungen halten uns die orthodoxen Theologen, bar jeder Einbildungskraft, vor Augen? Es ist dieses Bild: In ferner Zukunft, die nur dem unerforschlichen Willen Gottes des Vaters bekannt ist, wird sich Christus von seinem Sitz zur rechten Hand Gottes erheben und in Begleitung seiner Engel und der unsichtbaren Kirche unter Trompetenschall aus den Wolken des Himmels herabsteigen und in Jerusalem erscheinen. Die Schlacht, die dort zu dieser Zeit wütet, wird ihr Ende finden, und er wird in die Stadt Jerusalem einziehen, um dort tausend Jahre zu regieren. Während dieser tausend Jahre wird der Teufel (oder das Prinzip des Bösen) gefesselt und in Ketten gelegt, und es wird da einen neuen Himmel und eine neue Erde geben. Darüber hinaus wird uns nichts verheissen; die Menschen hegen aber weit grössere Hoffnungen, so dass dieses Bild sie nicht besonders interessiert.

Hinter dieser Darstellung steht bei richtiger Betrachtung die menschliche, liebende, göttliche Gegenwart Christi, der göttliche Liebe verkörpert und göttliche Macht ausübt, der seine Kirche leitet und das Reich Gottes auf Erden aufrichtet. Was ist diese Kirche Christi? Sie besteht aus all denen, die das Leben Christi (oder das Christus-Bewusstsein) bereits in sich tragen oder bei denen es im Begriff ist, zum Ausdruck zu kommen; sie ist die Gesamtheit all derer, die ihre Mitmenschen lieben, denn die Liebe zum Nächsten ist jene göttliche Eigenschaft, die uns zu Vollmitgliedern der Gemeinschaft Christi macht. Nicht die Annahme eines historischen Ereignisses oder die Glaubensmeinung von Theologen ist es, was uns mit Christus in Verbindung bringt. Wahre Bürger im Reich Gottes sind all jene, die aus innerem Antrieb und mit Vorbedacht das Licht suchen, und die durch selbst-auferlegte Disziplin den Versuch unternehmen, vor den «Einen Grossen Initiator» hinzutreten. Die Mitglieder dieser weitverbreiteten Gruppe - sie mögen in einem physischen Körper leben oder diesen verlassen haben - nehmen die Lehre von der Einheit aller Menschen an: «Die Menschensöhne sind eins.» Sie wissen, dass Gott sich ohne Unterbrechung und stets aufs neue offenbart, und dass sich der Plan Gottes auf Erden auswirkt.

Es leben viele hier auf Erden, die wissen, dass durch die Mitarbeit, Inspiration und Unterweisung jener Menschensöhne, die durch hartes tägliches Leben ihren göttlichen Kern freigeschmiedet haben, das Reich Gottes auf Erden erstehen wird. Diese Wissenden arbeiten nun unter der direkten Beeindruckung Christi sehr aktiv daran, die Menschheit aus dem Dunkel ins Licht und aus dem Tod in die Unsterblichkeit zu führen.

Dies sind die grossen zugrunde liegenden Wahrheiten, die für Christus, Buddha und die Kirche Gottes charakteristisch sind, und die im Osten und im Westen gleicherweise zum Ausdruck kommen; dies sind die einzigen Wahrheiten, auf die es ankommt. In Zukunft werden sich die Augen der Menschheit auf Christus richten und nicht auf solche von Menschen geschaffene Institutionen, wie es die Kirchensysteme und ihre Würdenträger sind. Christus wird gesehen und verstanden werden, wie er wirklich ist, wie er durch seine Jünger wirkt, durch die Meister der Weisheit und durch seine Anhänger, die sich ungesehen (und meistens unerkannt) hinter dem Vorhang des Weltgeschehens abmühen und plagen. Man wird erkennen, dass sein Wirkungsbereich die Menschenherzen sind und auch die bevölkerten Marktplätze, aber nicht steinerne Paläste und Pomp und Zeremonien kirchlicher Hauptquartiere.

Unsere Untersuchung des zukünftigen Werkes Christi basiert notwendigerweise auf drei Voraussetzungen:

1. Dass das Wiedererscheinen Christi unvermeidlich und sicher ist.

2. Dass er heute wie früher durch die geistige Hierarchie unseres Planeten - deren Haupt er ist - zum Wohl der Menschheit tätig war und ist.

3. Dass er bei seinem Wirken und Kommen gewisse Lehren geben und bestimmte Energien auslösen wird. Man vergisst zu leicht, dass sein Kommen ihm eine Periode intensiver Vorbereitung aufbürdet. Auch er arbeitet unter dem Einfluss des Gesetzes und ist der Kontrolle verschiedenster Kräfte ausgesetzt, genau wie wir alle es sind, nur in einem viel geringeren Mass.

Sein Wiederkommen ist bestimmt und beeinflusst von der Reaktion der Menschheit selbst, er muss sich an diese Reaktion halten. Sein Werk ist auch gewissen Phasen geistigen und periodisch ablaufenden Gestehens unterworfen, die zeitlich vorbestimmt sind; und es ist auch von Impressionen abhängig, die aus höheren Ebenen kommen als diejenigen, auf denen er normalerweise wirkt. So wie die Angelegenheiten der Menschen seine Tätigkeit beeinflussen, ebenso haben auch die grossen «Entschliessungen» und die «tiefgehenden Regelungen im Willen Gottes» ihre starken Wirkungen auf seine Aktionen. Die menschliche Seite (oder Natur) Christi reagiert vollkommen und feinfühlig auf den dringenden und bittenden Ruf der Menschen; gleicherweise ist seine göttliche Seite (oder Natur) für jene Energien empfänglich, die aus dem «Zentrum, wo der Wille Gottes thront», kommen. Er muss diese beiden Faktoren ausgleichen und zeitlich aufeinander abstimmen. Es ist kein leichtes Unterfangen, aus dem sogenannten menschlichen Übel das Gute hervorzubringen. Christus überblickt das weite Arbeitsfeld mit visionärem Auge, und er ist sich der Bedeutung der Gesetze von Ursache und Wirkung, von Aktion und Reaktion so sehr bewusst, dass es für ihn wahrlich nicht einfach ist, für die Art und den Zeitpunkt seines Vorgehens die richtige Entscheidung zu treffen. Menschen sind gewöhnt, alles, was sich ereignet oder noch kommen mag, vom rein menschlichen und nächstliegenden Standpunkt aus zu betrachten; sie haben wenig Verständnis für die Probleme, Entscheidungen und Verwicklungen, mit denen sich Christus auseinanderzusetzen hat. Seine erklärten Jünger teilen seine Sorgen. Es ist ihre Aufgabe, «das Denken, das in Christus lebt», in den Menschen zu entfalten; und damit helfen sie, den Weg zu bereiten für «das Kommen seiner Füsse», wie es die Bibel ausdrückt (Hebräer 12, 13). Wer wie er, Leben und Ereignisse im Licht geistiger Werte betrachtet, wird mithelfen, die Verkündigung der neuen Lehre zu erleichtern und das Gerüst für die neue Weltreligion zusammenzufügen. So erhalten wir einen frischen Eindruck über Gottes Absichten und eine lebendige Innenschau in die Denkart derer, die den Göttlichen Willen verwirklichen und die Zukunft der Menschheit aufbauen. Wir wollen daher nicht nur Christi Möglichkeiten, uns zu helfen, (die übliche Darstellung) richtig einschätzen, sondern auch an die Krisen und Probleme denken, die sich ihm bei der Durchführung des geplanten Werkes entgegenstellen.

I. Die Krisen Christi.

Im Leben eines jeden Jüngers kommt es zu einem Krisenpunkt, besonders im Leben derer, die vor gewissen grossen Bewusstseinserweiterungen stehen. In diesem kritischen Zeitpunkt werden - freiwillig oder unfreiwillig - Entscheidungen getroffen. Danach befindet sich der Jünger auf einem Spannungspunkt; die Entscheidung ist gefällt, und der nächste Schritt erscheint ihm klarer und beeinflusst seine weitere geistige Einstellung. Sobald während der Spannungsperiode das Werk getan ist, kommt es zu einem Punkt, an dem neue Entwicklungsmöglichkeiten sichtbar werden. Dieser Moment des Erschauens ist beides, ein Abrücken von alten Erfahrungen und ein Hineintreten in ein neues Erfahrungsgebiet.

Christus selbst macht keine Ausnahme von dieser dreifachen Erfahrung. Zum besseren Verständnis wollen wir diese drei Phasen (auch wenn sie sich im Grunde nicht recht dafür eignen) zu den Aktionen und Reaktionen Christi in Beziehung setzen.

Für ihn gibt es keine Krisen in unserem Sinn. Seine Periode der Spannung ist nicht von krampfhaften Anstrengungen begleitet. Immerhin ist die Parallele

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.