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Probleme der Menschheit, Seite 170 ff. (engl.)
und zu denken und planen beginnen, dabei eine eigene Schuld in ihrem Inneren erkennen; ihr Gewissen beunruhigt sie; sie sind sich der ungleichen Chancen bewusst, der schwerwiegenden Missstände, der tief verwurzelten Unterschiede zwischen Mensch und Mensch sowie der rassischen und nationalen Diskriminierungen. Sie stellen ihre eigenen Ziele ebenso in Frage wie die nationalen Planungen. Die Masse der Menschen in jedem Land sieht allmählich ein, dass sie selbst weitgehend dafür verantwortlich ist für das, was falsch ist, und dass ihre eigene Indifferenz und ihr Mangel an rechtem Handeln und Denken zu den unerfreulichen Zuständen der heutigen Welt geführt hat. Das bedeutet daher eine Herausforderung, und keine Herausforderung ist jemals sehr willkommen.

Dieses Erwachen der Massen und die Entschlossenheit der reaktionären Kräfte sowie der Hochfinanz, das Alte zu erhalten und das Neue zu bekämpfen, sind hauptsächlich für die gegenwärtige Weltkrise verantwortlich. Der Kampf zwischen den alten, wohlverschanzten Kräften und dem sich allmählich geltend machenden neuen Idealismus bildet das heutige Problem; andere Faktoren - obwohl sie individuell oder national wichtig sein können - sind vom wahren und geistigen Standpunkt aus relativ unbedeutend.

Einheit, Friede und Sicherheit der Nationen, der grossen wie der kleinen, lassen sich nicht unter der Führung raffgieriger Kapitalisten oder ehrgeiziger Politiker irgend einer Nation erreichen; und doch wird eine solche Führung in vielen Situationen akzeptiert. Einheit, Friede und Sicherheit lassen sich nicht durch blinde Nachfolge irgend einer Ideologie gewinnen, wie gut diese auch denen erscheinen mag, die davon beeinflusst werden. Und doch gibt es jene, die ihre spezielle Ideologie der Welt aufzwingen wollen - und nicht nur in Russland. Einheit, Friede und Sicherheit lassen sich nicht dadurch erreichen, dass man sich bequem hinsetzt und eine Veränderung der Zustände dem lieben Gott oder dem Evolutionsprozess überlässt. Und doch gibt es Menschen, die keine Anstalten zur Abhilfe machen, obwohl sie über die Zustände gut unterrichtet sind, mit denen sich die Vereinten Nationen befassen müssen.

Einheit, Friede und Sicherheit werden durch eine intelligent gewonnene Erkenntnis der Übelstände zustande kommen, die zur gegenwärtigen Weltlage geführt haben, gefolgt von solchen weisen, hilfreichen und verständnisvollen Massnahmen, die zur Schaffung rechter menschlicher Beziehungen und zu Kooperation anstelle von Wettbewerb führen sowie durch Aufklärung der Massen in jedem Land über das Wesen eines echten guten Willens und seiner bisher ungenutzten Kraft. Das wird bedeuten, dass unzählige Millionen an Kapital in richtige Erziehungssysteme umgeleitet werden, anstatt den Mächten des Krieges zugute zu kommen und für Armeen und Rüstung verwendet zu werden.

Nur das ist geistig; nur das ist von Bedeutung, und dafür müssen alle Menschen kämpfen. Die geistige Hierarchie des Planeten ist hauptsächlich daran interessiert, jene Menschen zu finden, die in diesem Sinne wirken wollen; ihr ist es hauptsächlich um die Menschheit zu tun, weil sie weiss, dass die Schritte, die von der Menschheit in unmittelbarer Zukunft unternommen werden, das neue Zeitalter und das menschliche Schicksal bestimmen werden. Wird es ein Schicksal der Vernichtung sein, eines Krieges planetarischen Ausmasses, weltweiter Hungersnot und Seuchen, der Erhebung von Volk gegen Volk und des restlosen Zusammenbruchs alles dessen, was das Leben lebenswert macht? Das alles kann geschehen, sofern nicht grundlegende Änderungen stattfinden, und zwar mit gutem Willen und liebevollem Verständnis. Andererseits könnten wir eine (schwierige, aber erzieherische und daher fördernde) Periode der Anpassung, der Zugeständnisse und Verzichtleistung erleben, eine Periode der rechten Erkenntnis einer gemeinsamen Gelegenheit, eines vereinten Bemühens um rechte mitmenschliche Beziehungen und eines Erziehungsprogramms, das die Jugend aller Nationen dazu schult, als Weltbürger wirksam zu sein und nicht als nationalistische Propagandisten. Was wir vor allem anderen - als das Ergebnis geistiger Reife - erleben müssen, ist die Abschaffung jener zwei Prinzipien, die so viel Unheil in der Welt angerichtet haben und in den beiden Worten: Souveränität und Nationalismus zusammengefasst sind.

Welt- Uneinigkeit.

Was scheint zu diesem Zeitpunkt die Einheit der Welt zu verhindern und die Vereinten Nationen davon abzuhalten, jene notwendigen Regelungen zu treffen, die der Mann auf der Strasse so sehnlich erwartet? Die Antwort ist nicht schwer zu finden und gilt für alle Völker: Nationalismus, Kapitalismus, Wettbewerb und blinder, törichter Eigennutz. Ein starker, emotionaler Nationalismus machte die polnische Nation zu einem so schwierigen Mitglied der Völkerfamilie; Materialismus und Furcht sowie Mangel an geistigem Interesse verleiten Frankreich zu so anhaltender Obstruktion gegen gemeinsames weltweites Handeln; fanatisches Festhalten an einer Ideologie und nationale Unreife erklären weitgehend das Verhalten Russlands am Konferenztisch; ausufernder Kapitalismus macht die Vereinigten Staaten zu einer der gefürchtetsten Nationen, und dazu kommen die Drohungen mit Waffengewalt; ein im raschen Abklingen begriffener Imperialismus beschwert heute Grossbritannien und lässt es an Verantwortlichkeiten und Gebieten festhalten, von denen es selbst weiss, dass sie ebenso gut den Vereinten Nationen übergeben werden könnten; die Hoffnung Grossbritanniens liegt in seinen sozialistischen Tendenzen, die es ihm ermöglichen, den «Mittelweg» zwischen dem Kommunismus Russlands und dem Kapitalismus der Vereinigten Staaten zu gehen. Der selbstzufriedene Eigennutz der Nationen, die dem Kriege entkamen, ist es, was den Fortschritt behindert; das abwegige Vorgehen der Juden und der Hass, den sie nähren, tragen ebenfalls zur Unterminierung der Friedenshoffnung bei; das Chaos in Indien und China erschwert die guten Absichten derer, die helfen möchten. Die unchristliche und undemokratische Behandlung der Negerbevölkerung in den Vereinigten Staaten und in Afrika trägt zur Gärung bei; blinde Trägheit und Mangel an Interesse auf seiten der breiten Masse lassen es zu, dass die falschen Leute an der Macht sind. Furcht vor der übrigen Welt veranlasst die russischen Machthaber, ihre Völker über die Haltung anderer Nationen in Weltangelegenheiten völlig im Dunkeln zu lassen. Falsche Verwendung von Geldmitteln beeinflussen Presse und Rundfunk in Grossbritannien und noch weit mehr in den Vereinigten Staaten, wodurch dem Volke viel von der Wahrheit vorenthalten wird. Die Erhebung der Arbeiterschaft überall trägt zur Unruhe bei und legt der Öffentlichkeit unnötige Beschwernisse auf; starkes politisches und internationales Misstrauen, Lügenpropaganda und die Apathie der Kirchen tragen weiterhin zur Komplizierung des Problems bei. Es liegt vor allem an dieser Öffentlichkeit, weil sie sich weigert, das Leben zu sehen, wie es ist, und die Tatsachen als das zu erkennen, was sie sind. Die Masse der Menschen muss zu dem Verständnis aufgerüttelt werden, dass das Gute allen Menschen gleichermassen zukommt und nicht nur einigen wenigen bevorzugten Gruppen; und sie müssen auch lernen, dass «Hass nicht durch Hass beendet wird, sondern durch Liebe». Diese Liebe ist keine Gefühlsduselei, sondern praktischer guter Wille, der sich durch Einzelne, in Gemeinden und unter den Nationen auswirkt.

So sieht das trübe und traurige Bild der heutigen Welt aus, und nur die Blinden und Abgestumpften werden das leugnen. Nur durch deutliche Vergegenwärtigung der Lage und der Quellen des Übels kann die Menschheit zum notwendigen Handeln angetrieben werden. Das Bild hat aber auch eine andere Seite, und dort zeigt sich etwas, was das Übel - wenn auch im Augenblick noch nicht gänzlich - aufwiegen und ausgleichen wird.

Es gibt heute überall Männer und Frauen - an hoher und niederer Stelle, in jeder Nation, Gemeinde und Gruppe - die eine Vision rechter menschlicher Beziehungen darbieten, die zum Standard für die Zukunft der Menschheit werden muss. Sie decken überall die Missstände auf, die beseitigt werden müssen und unterrichten ständig über die Prinzipien des neuen Zeitalters. Diese Menschen sind es, auf die es ankommt. In der Politik gibt es grosse und weise Staatsmänner, die ihr Volk klug zu lenken bemüht sind, denen aber noch zu viele Widerstände begegnen. Ein hervorragendes modernes Beispiel dafür war Franklin D. Roosevelt, denn er gab sein Bestes und starb im Dienste der Menschheit. In jedem Land gibt es erleuchtete Erzieher, Schriftsteller und Redner, die der Bevölkerung zu zeigen versuchen, wie praktisch das Ideal, wie verfügbar guter Wille in der Menschheit ist und wie leicht diese Ideale anzuwenden sind, sobald es genügend Männer und Frauen guten Willens in der Welt gibt, um diesen Gedanken zum Durchbruch zu verhelfen. Das ist der wichtige Faktor. Es gibt auch Wissenschaftler, Ärzte und Agrarexperten, die ihr Leben der Verbesserung der menschlichen Lebensumstände gewidmet haben; es gibt Geistliche in allen Glaubensrichtungen, die aufrichtig den Fussstapfen Christi folgen (obgleich sie nicht die führenden Persönlichkeiten ihrer Kirche sind) und den Materialismus ablehnen, der die Kirchen ruiniert hat; es gibt ungezählte Millionen von Männern und Frauen mit wahrer Einsicht, die klar denken und in ihrer Gemeinde hart arbeiten, um rechte mitmenschliche Beziehungen herzustellen.

Sicherheit, Glück und friedliche Beziehungen werden von allen gewünscht. Solange jedoch die Grossmächte nicht im Zusammenwirken mit den kleinen Nationen das Wirtschaftsproblem gelöst haben und sich darüber klar geworden sind, dass die Hilfsgüter der Welt keiner einzelnen Nation, sondern der gesamten Menschheit gehören, so lange wird es keinen Frieden geben. Die Ölvorkommen der Welt, die Mineralschätze, Kohle, Weizen, Zucker und Getreide gehören allen Menschen überall. Sie sind wesentlich für den täglichen Lebensbedarf des Alltags.

Das wahre Problem der Vereinten Nationen ist ein zweifaches: Erstens die gerechte Verteilung der Hilfsgüter der Welt, um Freiheit von wirtschaftlicher Not zu erreichen, und zweitens, eine wirkliche Chancengleichheit und gleiche Bildungsmöglichkeiten für alle Menschen zu bewerkstelligen. Die an Hilfsquellen reichen Nationen sind nicht deren Eigentümer; sie sind die Treuhänder der Reichtümer der Welt und verwalten sie für ihre Mitmenschen. Die Zeit kommt unvermeidlich, da - im Interesse des Friedens und der Sicherheit - die Kapitalisten in den verschiedenen Ländern zwangsläufig zu dieser Einsicht kommen müssen und genötigt sein werden, anstelle des alten Prinzips gieriger Raffsucht (das sie so lange beherrscht hat) das Prinzip des Miteinander-Teilens zu setzen.

Es gab eine Zeit, - vor hundert oder mehr Jahren - in der eine gerechte Verteilung der Weltressourcen unmöglich gewesen wäre. Das trifft heute nicht mehr zu. Es sind Statistiken und genaue Untersuchungen über alle Hilfsgüter der Erde gemacht worden, und diese wurden veröffentlicht und sind der Öffentlichkeit zugänglich. Die leitenden Männer in jeder Nation wissen genau, was an Nahrungsmitteln, Mineralien, Erdöl, Kohle und anderen Erfordernissen zu gerechter und angemessener Verteilung auf der Welt verfügbar ist. Die betreffenden Nationen behalten sich jedoch diese Güter als «Verhandlungsvorteile und Handelsobjekte» vor. Das Verteilungsproblem bietet keine Schwierigkeit mehr, sobald das Ernährungspotential der Welt von Politik und Kapitalismus unabhängig gemacht ist; nicht zu vergessen, dass für die Verteilung hinreichende Transportmittel zu Wasser, zu Land und in der Luft verfügbar sind.

Es wird jedoch nichts geschehen, solange nicht die Vereinten Nationen anfangen, von der Menschheit als einer Gesamtheit zu sprechen anstatt in Begriffen von Grenzen, technischen Zielen und Befürchtungen, vom Handelswert des Öls, wie im Mittleren Osten, oder in der Sprache des Misstrauens und Argwohns. Russland misstraut dem Kapitalismus der Vereinigten Staaten und - in geringerem Ausmass - auch dem Grossbritanniens; Südamerika lernt rasch, den Vereinten Staaten wegen ihres Imperialismus immer stärker zu misstrauen; Grossbritannien und die Vereinigten Staaten wiederum misstrauen Russland, weil es seine Zusagen nicht einhält, von seinem Vetorecht Gebrauch macht und über den westlichen Idealismus nichts weiss.

Dennoch darf man nicht vergessen, dass es in Grossbritannien, in den Vereinigten Staaten und in Russland Staatsmänner gibt, die sich bemühen, für den Mann auf der Strasse zu wirken und in den Beratungen der Nationen zu seinen Gunsten zu sprechen. Bisher hat selbstsüchtige Opposition ihre Arbeit wirkungslos gemacht, und die Hochfinanz in vielen Ländern hat ihre Bestrebungen vereitelt. Russland hat keine Hochfinanz, aber es besitzt umfangreiche Reserven an Menschen und Waffen und spielt sie gegen die kapitalistischen Interessen aus. So geht der Krieg weiter, und der Mann auf der Strasse wartet hoffnungslos auf eine Entscheidung, die zum Frieden führen wird - zu einem Frieden, der auf Sicherheit und rechten menschlichen Beziehungen gegründet ist.

Was das Problem noch weiter kompliziert, ist die unübersehbare Tatsache, dass der Osten und der Westen dem Leben gegenüber unterschiedliche Standpunkte einnehmen. Die östliche Einstellung ist negativ und subjektiv; die westliche dagegen positiv, wissenschaftlich und daher objektiv. Weiter erschwerend wirkt die Tatsache, dass Westeuropa und Osteuropa das Leben und die modernen Probleme von ganz verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachten; das macht jede Zusammenarbeit schwierig und kompliziert die von den Vereinten Nationen zu lösenden Probleme. Kirche und Staat leben nicht im Einvernehmen; Kapital und Arbeit befinden sich ständig im Kriegszustand; inzwischen bezahlt der Mann auf der Strasse die Rechnung und wartet weiter auf Gerechtigkeit und Freiheit.

Welt-Einheit

Es gibt keinen perfekten Ratschlag, den man der Welt geben oder irgend eine Lösung, die unmittelbar Abhilfe schaffen könnte. Den geistigen Führern der Menschheit erscheinen gewisse Aktionslinien als gerechtfertigt und könnten eine konstruktive Einstellung gewährleisten.

1. Die Vereinten Nationen müssen vermittels ihrer Vollversammlung und ihrer

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.