Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Probleme der Menschheit, Seite 115 ff. (engl.)

Kann man Machtpolitik und die verschiedenen Arten von nationalem Imperialismus vergessen und beenden?

Kann eine Weltpolitik erdacht werden, die allen, ob gross oder klein, Gerechtigkeit gewährleistet?

Kann sich die öffentliche Meinung weltweit mit genügendem Nachdruck zugunsten rechter mitmenschlicher Beziehungen einsetzen, um selbstsüchtiger Aggression die Hände zu binden und dafür denen das Tor zu einer Gelegenheit zu öffnen, die bisher nur wenig besassen?

Ist die Hoffnung auf ein Zeitalter rechter menschlicher Beziehungen im innerpolitischen wie im internationalen Rahmen ein unmöglicher Traum, ist dies nur Zeitvergeudung oder ein Beweis für reines Wunschdenken?

Sind rechte mitmenschliche Beziehungen, gleiche Rechte und Chancen für alle Menschen überall ein wirklich erreichbares Ziel, auf das alle wohlmeinenden Menschen mit berechtigter Hoffnung auf Erfolg hinarbeiten können?

Welches sind die ersten Schritte, die zur Förderung eines solchen gerechtfertigten Bemühens und zur Sicherung einer soliden Grundlage weltweiten guten Willens unternommen werden müssten?

Wie kann die öffentliche Meinung stark genug aufgerüttelt werden, um die Gesetzgeber und Politiker überall zu veranlassen, die vielen Schritte wirklich zu unternehmen, die zur Förderung rechter menschlicher Beziehungen nötig sind?

Was müssen die Minderheiten tun, um ihre gerechtfertigten Ansprüche durchzusetzen, ohne dabei neue Differenzen heraufzubeschwören und neuen Hass zu schüren?

Wie können wir die grossen Demarkationslinien zwischen Rassen, Nationen und Gruppen und die überall vorhandenen Spaltungen abschaffen und es so ermöglichen, dass «die eine Menschheit» auf der Bühne des Weltgeschehens erscheint?

Wie können wir das Bewusstsein dafür entwickeln, dass das, was für den Teil gut ist, auch für das Ganze gut sein kann, und dass das Bestmögliche für den Teil innerhalb des Ganzen auch das Wohl dieses Ganzen garantiert?

Diese und viele andere Fragen tauchen auf und verlangen nach einer Antwort. Diese Antwort ergibt sich in Form einer allgemein anerkannten Binsenwahrheit und ist leider ein rückwirkender Vorgang: Rechte menschliche Beziehungen müssen durch Entwicklung eines Geistes des guten Willens geschaffen werden. Dann, und nur dann, wird es zu einer Welt kommen können, die in Frieden lebt und reif ist zum Fortschritt in eine neue, bessere Weltepoche. Obwohl eine Binsenwahrheit meistens die Feststellung einer erkennbaren Wahrheit ist, ist es in diesem Fall schwierig, die Menschen dazu zu bewegen, deren Machbarkeit zuzugeben. Da es sich jedoch um eine Wahrheit handelt, muss sie sich zu guter Letzt als solche erweisen, und zwar nicht nur vereinzelt im Denken weniger Menschen hier und dort, sondern in grossem Ausmass in der ganzen Welt. Die Menschen suchen begierig nach etwas Unerwartetem, Ungewöhnlichem, nach einem erahnten Wunder und einem Eingriff Gottes (was immer dieser Begriff im Denken des einzelnen bedeuten mag), wodurch er sie von ihrer Verantwortung befreien und ihnen die Arbeit abnehmen soll.

Nicht mit solchen Methoden gehen aber die Menschen vorwärts; nicht durch Abwälzen der Verantwortung lernen sie und machen Fortschritte. Das Wunder kann zwar geschehen, und das Schöne und Unerwartete kann sich zeigen, aber nur dann, wenn die Menschen selber die Grundlage dafür schaffen und es durch das Wunder der eigenen Errungenschaften möglich machen, dass ein noch wunderbarerer Ausdruck der Rechtlichkeit sich manifestieren kann. Wir können keinen weiteren Ausdruck des Göttlichen erwarten, solange die Menschen nicht göttlicher handeln als sie es jetzt tun; wir werden keine «Wiederkunft Christi» und kein Herabströmen des Christusbewusstseins erleben, bis der Christus in jedem Menschen immer mehr erwacht und wirksamer ist als bisher; der Friedensfürst oder der Geist des Friedens wird nicht eher die Gegenwart des Friedens auf Erden spürbar machen, bis friedfertige Absichten überall die Vorzeichen der Weltangelegenheiten verändern. Einheit wird so lange kein charakteristisches Merkmal der Menschheit sein, bis nicht die Menschen selbst die trennenden Mauern niedergerissen und die Schranken zwischen Nationen, Religionen und zwischen Mensch und Mensch beseitigt haben.

Das Wunder der gegenwärtigen Situation mit ihrer gebotenen ausserordentlichen Gelegenheit besteht darin, dass die Menschen erstmals und in planetarischem Ausmass das Böse zur Kenntnis nehmen, das beseitigt werden muss; überall wird diskutiert und geplant; private und öffentliche Versammlungen, Konferenzen und Kommissionen tagen, die sich von den grossen Beratungen der Vereinten Nationen bis hinunter zur örtlichen Versammlung in irgend einem kleinen Dorf erstrecken.

Die Schönheit der gegenwärtigen Situation liegt darin, dass selbst in der kleinsten Gemeinde den Einwohnern ein praktischer Ausdruck davon geboten wird, was auf weltweiter Ebene erforderlich ist; Meinungsverschiedenheiten innerhalb von Familien, Kirchen, Stadt- oder Länderverwaltungen sowie zwischen Rassen und Nationen verlangen nach der gleichen Zielsetzung und dem gleichen Anpassungsprozess, nämlich der Herstellung rechter menschlicher Beziehungen. Die Technik oder Methode ihrer Verwirklichung bleibt überall dieselbe: die Anwendung des Geistes des guten Willens.

Guter Wille ist der einfachste und am leichtesten verständliche Ausdruck wahrer Liebe. Die Anwendung des guten Willens auf welche die Menschheit konfrontierenden Probleme setzt die Intelligenz in konstruktive Bahnen frei; wo guter Wille vorhanden ist, fallen die Mauern der Trennung und des Missverstehens.

Liebe und Verstehen werden sich schliesslich als Folgeerscheinung des praktisch zum Ausdruck gebrachten guten Willens ergeben, als Grundlage für jede Art von menschlichen Beziehungen und als Kontaktmethode zwischen Gruppen und zwischen Nationen, auch auf dem Gebiet internationaler Politik sowie zwischen den Religionen. Der Ausdruck wahrer Liebe als ein Faktor im Leben unseres Planeten mag noch in ferner Zukunft liegen, aber guter Wille ist schon jetzt möglich, und die Organisation dieses guten Willens ist eine dringende Notwendigkeit.

Es wird heute viel von gutem Willen gesprochen, und das Wort wird ständig gebraucht; es besteht wirklich die Absicht, guten Willen auf jedem Gebiet menschlichen Denkens und auf jedes menschliche Problem anzuwenden; es liegen augenscheinliche Beweise für ein echtes Bemühen vor, ihn bei Verhandlungen über Weltfrieden und Weltverständigung und bei der Herstellung rechter mitmenschlicher Beziehungen wirksam anzuwenden.

Das wichtigste Erfordernis ist aber ein sofortiger Einsatz aller Menschen guten Willens auf der ganzen Welt, mit dem Ziel, die Bedeutung des guten Willens zu interpretieren, die praktische Art, ihn auszudrücken, zu betonen, alle Männer und Frauen guten Willens zu einer wirksamen, aktiven Weltgruppe zu sammeln, aber nicht etwa, um eine Superorganisation zu schaffen, sondern um die Freudlosen, die Bedrängten und Ausgebeuteten von der Grösse und Bedeutung der intelligent eingesetzten Hilfe zu überzeugen, die zu ihrer Unterstützung bereitsteht. Sie müssen sich auch als fähig erweisen, all denen den Rücken zu stärken, die sich um Verwirklichung rechter menschlicher Beziehungen bemühen, und sie von der Durchschlagskraft einer geschulten (und zwar von Menschen guten Willens geschulten) lebendigen öffentlichen Meinung zu überzeugen, auf die sie sich verlassen können. So wird es in jedem Land, in jeder Stadt und an jedem Ort Menschen guten Willens geben, - Menschen mit geschultem Verständnis, mit praktischem, gesundem Menschenverstand, die über Weltprobleme Bescheid wissen und entschlossen sind, guten Willen zu verbreiten und alle Gleichgesinnten in ihrer Umgebung ausfindig zu machen.

Die Arbeit der Menschen guten Willens ist vor allem eine erzieherische. Sie besitzen und propagieren keine Patentlösungen der Weltprobleme, aber sie wissen, dass ein Geist guten Willens, vor allem, wenn er geschult ist und gepaart mit Wissen übermittelt wird, eine Atmosphäre und eine Einstellung bewirken kann, welche die Lösung von Problemen möglich machen. Wenn Menschen guten Willens zusammentreffen, gleichviel welcher politischen Partei, Nation oder Religion sie angehören mögen, gibt es einfach kein Problem, das sie nicht lösen, und zwar zur Zufriedenheit aller Beteiligten lösen können. In der Schaffung dieser Atmosphäre und im Hervorrufen dieser Einstellung liegt die Hauptaufgabe der Menschen guten Willens, und nicht in der Darbietung einer fix und fertigen Lösung. Der Geist des guten Willens kann sogar dann gegenwärtig sein, wenn grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den beteiligten Parteien bestehen. Es ist aber heute nur selten der Fall, aber ein echter Geist guten Willens beherrscht so manche Diskussion der Vereinigten Nationen über recht schwierige und heikle Punkte, und das zeigt sich immer deutlicher.

Es besteht kein Grund zu der Annahme, ein Anwachsen des guten Willens in der Welt müsse langsam und stufenweise vor sich gehen. Das Gegenteil kann der Fall sein, wenn die Männer und Frauen, die schon heute echten guten Willen in sich spüren, vorurteilsfrei sind, sich gegenseitig ausfindig machen und zusammenarbeiten, um guten Willen zu verbreiten. Voreingenommenen Menschen, religiösen Fanatikern und eingefleischten Nationalisten wird es schwer fallen, echten guten Willen zu entwickeln. Sie können es aber erreichen, wenn sie lernen, ihre Mitmenschen gern zu haben und ihnen ihre Freiheit zu lassen. In ihren eigenen Denkvorgängen müssen sie aber den dunklen Bereich ausfindig machen, in dem eine trennende Mauer besteht und sie niederreissen. Sie müssen (mit Überlegung) echten guten Willen (und nicht nur Toleranz) gegenüber dem Gegenstand ihres Vorurteils entwickeln, gegenüber dem Angehörigen einer fremden Rasse oder Nation, die sie als gegnerisch ansehen oder auf die sie herabblicken. Ein Vorurteil ist der erste Baustein zu einer trennenden Mauer.

Weltweit ist guter Wille viel mehr verbreitet als man annimmt; er muss nur entdeckt, geschult und zur Arbeit eingesetzt werden. Er darf aber nicht von Gruppen ausgenützt werden, die auf eigene Ziele hinarbeiten, mögen sie es noch so ehrlich, korrekt und aufrichtig meinen. Er würde sonst auf das Nebengeleise einer Parteibestrebung abgelenkt. Die Menschen guten Willens stehen in der Mitte zwischen etwaigen gegnerischen Gruppen, um einen Zustand zu schaffen, in dem Diskussion und Kompromiss zu einer erfreulichen Möglichkeit wird. Sie gehen stets den «edlen Mittelweg» Buddhas, der zwischen den Gegensatzpaaren hindurch direkt zum Herzen Gottes führt. Sie folgen dem «schmalen Pfad» der Liebe, von dem Christus sprach, und zeigen, dass sie diesen Weg gehen, indem sie den einzigen Aspekt der Liebe zum Ausdruck bringen, den die Menschheit derzeit verstehen kann: guten Willen.

Wenn guter Wille ausgedrückt, organisiert, anerkannt und angewandt wird, dann werden Weltprobleme, welcher Art sie auch sein mögen, zu gegebener Zeit ihre Lösung finden. Wenn guter Wille ein echter, aktiver Faktor in menschlichen Angelegenheiten ist, werden wir zu vollerem, tieferem Verständnis des Wesens der Liebe und zum Ausdruck eines noch höheren Aspektes dieser göttlichen Liebe fortschreiten. Wenn erst einmal guter Wille unter den Menschen weit verbreitet ist, werden wir die Herstellung der rechten mitmenschlichen Beziehungen erleben, und ein neuer Geist der Zuversicht, des Vertrauens und Verständnisses wird in der Menschheit anzutreffen sein.

Männer und Frauen guten Willens gibt es in jeder Nation und in allen Teilen der Welt zu unzähligen Tausenden. Sie sollten gefunden und miteinander in Verbindung gebracht werden; sie sollten eingesetzt werden, um sowohl in den Belangen der Welt als auch in ihren eigenen Kommunen eine richtige Atmosphäre zu erzeugen. Sie müssen erfahren, dass sie vereint allmächtig sind und die öffentliche Meinung so erziehen und schulen können, dass die Einstellung gegenüber den Weltproblemen recht und korrekt und im Einklang mit dem göttlichen Plan sein wird. Sie müssen erkennen, dass die Lösung der kritischen Probleme, die der Menschheit an der Schwelle des neuen Zeitalters gegenüberstehen, nicht darin gefunden wird, dass man sich auf eine bestimmte Aktionslinie festlegt und diese dann durch Propaganda und Massenversammlungen der Öffentlichkeit aufzwingt, sondern dass die Lösung sich ergibt, wenn der Geist guten Willens befürwortet und entfaltet wird (mit seinen Ergebnissen einer richtigen Atmosphäre und vernünftigen Einstellung) und durch ein verstehendes Herz.

Die christliche Ära wurde von einer blossen Handvoll Männern eingeleitet: von den zwölf Aposteln, den siebzig Jüngern und den Fünfhundert, welche die Botschaft Christi erkannten. Die neue Ära, in der Christus «darum, dass seine Seele gerungen hat, seine Fülle sehen wird», wird von den Hunderttausenden Menschen guten Willens eingeleitet, die jetzt in der Welt tätig sind und in noch grösserem Masse aktiv wirken können, wenn sie erkannt, erreicht und organisiert sind.

Kapitel V

Das Problem der Kirchen

Die Überschrift dieses Kapitels lautet nicht «Das Religionsproblem», sondern bezieht sich ganz einfach auf das Problem jener Leute und Organisationen, die Religion zu lehren suchen, die für sich in Anspruch nehmen, Vertreter des geistigen Lebens zu sein, um die geistige Annäherung der Menschenseele an Gott zu leiten und die Regeln für das geistige Leben festzulegen. Mit der Behandlung dieses Themas begeben wir uns auf ein heikles Gebiet.

Über Religiosität kann es keinen Streit geben, der gerechtfertigt wäre; sie besteht und ist für ein volles und wahres Erdenleben wesentlich. Wir können die Zeitlosigkeit des Glaubens anerkennen und auch das Zeugnis, das der Geist seit grauer Vorzeit für die Tatsache Gottes abgelegt hat. Christus lebt und leitet die Menschen der Welt, und das tut er nicht von einem nebulosen, fernen Zentrum aus, das (rein symbolisch) «zur Rechten Gottes» genannt wird, sondern aus nächster Nähe und unmittelbar bei der Menschheit, die er in Ewigkeit liebt. Mit seinen Worten: «Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende»,

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.