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Probleme der Menschheit, Seite 33 ff. (engl.)
und infolgedessen Erziehungsmethoden entwickeln werden, die es der Jugend jeder Nation ermöglichen, sich erfolgreich in das Weltbild zu integrieren.

Wir beginnen mit der Erkenntnis, dass unsere Erziehungssysteme unzulänglich waren; sie waren nicht geeignet, die Kinder zu richtigem Leben zu erziehen; sie haben ihnen nicht jene Methoden des Denkens und Handelns eingeprägt, die zu den richtigen mitmenschlichen Beziehungen führen - nämlich zu so solchen Beziehungen, die für Glück, Erfolg und volle Erfahrung auf irgendeinem beliebigen Gebiet menschlicher Unternehmungen so wesentlich sind.

Die besten Köpfe und klarsten Denker des pädagogischen Bereichs sind stets bereit, diese Ideen zu bekräftigen. Die progressiven Bewegungen im Erziehungswesen haben zwar dazu beigetragen, alte Missbräuche zu beseitigen und neue Methoden einzuführen, sind aber eine so kleine Minderheit, dass sie relativ wirkungslos bleiben. Man sollte sich darüber klar sein, dass der Weltkrieg vielleicht nie zustandegekommen wäre, wenn die Jugend während der vergangenen Jahrhunderte eine andere Erziehung erfahren hätte.

Für den totalen Krieg, in den wir alle hineingezogen wurden, sind viele unterschiedliche Gründe angeführt worden. Das hat die Frage aufgeworfen, ob nicht das Versagen unserer Erziehungssysteme oder die Ungeeignetheit der Kirchen die wirklichen Ursachen waren, die hinter den anderen Gründen zu suchen sind. Aber - der Krieg hat stattgefunden. Unsere alte Zivilisation ist hinweggefegt. Da gibt es jetzt die einen, welche diese alte Zivilisation zurückhaben und die alte Struktur wiederhergestellt sehen möchten. Sie sehnen sich nach einer friedlichen Rückkehr zur Situation vor dem Krieg. Ihnen darf nicht erlaubt werden, wieder nach den alten Richtlinien aufzubauen oder die alten Pläne zu benützen, obwohl auf den alten Fundamenten gebaut werden muss. Es ist die Aufgabe der Erzieher, das zu verhindern.

Wir müssen gewillt sein zu erkennen, dass Länder, in denen die alten Erziehungsmethoden friedlich weiterbestehen, nicht nur eine Gefahr für sich selbst bedeuten, sondern durch Beibehaltung der mangelhaften alten Methoden auch diejenigen Länder bedrohen, die in der glücklichen Lage sind, ihre Erziehungsmethoden ändern zu können und damit bessere Wege zur Vorbereitung ihrer Jugend auf ein ganzheitliches Leben einzuführen. Erziehung ist eine tief geistige Angelegenheit. Sie bezieht sich auf den ganzen Menschen, also einschliesslich seines göttlichen Geistes.

Erziehung, die in den Händen irgendeiner Kirche liegt, würde Unheil bedeuten. Es würde Sektierertum nähren und die konservativen, reaktionären Einstellungen fördern, die zum Beispiel von der katholischen Kirche und den Fundamentalisten in den protestantischen Kirchen so stark betont werden. Das würde Frömmler erzeugen, zwischen den Menschen Schranken aufrichten und am Ende bloss alle jene, die erst im reifen Mannesalter selbständig denken lernen, unvermeidlich und mit Macht jeglicher Religion entfremden. Dies ist keine Anklage gegen die Religion. Es ist eine Anklage gegen die früheren kirchlichen Methoden und alten Theologien, die es nicht zuwege brachten, Christus so darzustellen, wie Er eigentlich ist, die für Reichtum, Ansehen und politische Macht gearbeitet und mit allen verfügbaren Mitteln danach gestrebt haben, ihre Mitgliederzahlen zu vergrössern und den freien Geist im Menschen einzukerkern. Heute gibt es weise und gute Kirchenmänner, die das erkennen und für eine zeitgemässe Annäherung an Gott arbeiten, aber es sind verhältnismässig nur wenige. Nichtsdestoweniger kämpfen sie gegen theologische Kristallisation und akademische Axiome. Sie werden unvermeidlich Erfolg dabei haben und so den religiösen Geist bewahren.

Nun wollen wir zu erfassen suchen, was das Ziel der neuen pädagogischen Bewegung sein sollte und welches die Wegmarken auf dem Wege zum Ziel sind. Wir wollen versuchen, einen Plan auf weite Sicht zu entwerfen, der von den jetzt angewandten Methoden keine Behinderung erfahren wird, der die Vergangenheit vermittels all dessen mit der Zukunft verbindet, was (als Erbteil der Vergangenheit) wahr, schön und gut ist, der aber gewisse grundlegende Ziele hervorheben wird, die bisher weitgehend ignoriert worden sind. Diese neueren Verfahren und Methoden müssen nach und nach entwickelt werden, und sie werden den Integrationsprozess des ganzen Menschen beschleunigen.

Es gibt für die zukünftige Welt keine Hoffnung, es sei denn in einer Menschheit, welche die

Tatsache des Göttlichen akzeptiert, (sogar unter Ablehnung der Theologie), welche die Gegenwart des lebendigen Christus anerkennt, indem sie menschliche Auslegungen Seines Wesens und Seiner Botschaft zurückweist und das Hauptgewicht auf die Autorität der menschlichen Seele legt.

Die Zukunft, die vor uns liegt, ist voll Verheissung. Und diese Zuversicht wollen wir auf die Menschheit selber gründen. Wir wollen die selbsterwiesene Tatsache anerkennen, dass jedem Menschen eine besondere Eigenschaft innewohnt, ein eingeborenes, charakteristisches Merkmal, das man als «mystische Wahrnehmung» bezeichnen könnte. Dieses charakteristische Merkmal deutet auf ein unvergängliches, jedoch oft nicht erkanntes Gottesbewusstsein hin. Damit verbindet sich die stetige Möglichkeit, nicht nur die Seele zu erschauen und mit ihr in Verbindung zu kommen, sondern auch das Wesen des Weltalls (mit zunehmender Fähigkeit) zu erkennen. Dieser Sinn ermöglicht es dem Philosophen, die Welt der inneren Bedeutung wahrzunehmen und - mit Hilfe jener Wahrnehmung - mit der Wirklichkeit in Berührung zu kommen. Es ist vor allem die Kraft, zu lieben und sich dem zuzuwenden, was anders ist als das Selbst. Dieser Sinn verleiht die Fähigkeit, Ideen zu erfassen. Die Geschichte der Menschheit ist im Grunde die Geschichte des Wachstums von Ideen, die in zunehmendem Masse erkannt werden und des Menschen Entschlossenheit, danach zu leben. Mit dieser Kraft kommt die Fähigkeit, das Unbekannte zu erfühlen, an das Unbeweisbare zu glauben und das Suchen, Forschen und Verlangen nach der Enthüllung dessen, was verborgen und unentdeckt ist, und das - Jahrhundert um Jahrhundert - dank diesem wissbegierigen Forschergeist auch enthüllt wird. Es ist die Kraft, das Schöne, das Wahre und das Gute zu erkennen und vermittels der kreativen Künste deren Existenz zu beweisen. Es ist diese innewohnende geistige Fähigkeit, die alle grossen Söhne Gottes hervorgebracht hat, alle wahrhaft geistigen Menschen, alle Künstler, Wissenschaftler, Menschenfreunde und Philosophen und alle jene, die ihre Mitmenschen aufopfernd lieben.

Das sind die Grundlagen von Optimismus und Mut für alle wahren Erzieher, und hierin liegt der wahre Ansporn für ihre Bemühungen.

Das gegenwärtige Jugendproblem

Die Welt, wie sie die über Vierzigjährigen gekannt haben, ist zusammengestürzt und verschwindet rasch. Die alten Werte verblassen und das, was wir «Zivilisation» nennen (die Zivilisation, die wir als so wunderbar empfanden) ist praktisch zu Ende. Einige von uns sind dankbar, dass es so ist, andere betrachten es als ein Unglück. Aber wir alle sind darüber betroffen, dass die Mittel, durch welche die Auflösung dieser Zivilisation geschehen ist, der Menschheit so viel Qualen und Leid gebracht haben.

«Zivilisation» könnte definiert werden als die Reaktion der Menschheit auf Ziel und Aktivitäten einer bestimmten Weltperiode und deren Denkweise. In jedem Zeitalter wirkt sich eine bestimmte Idee aus, die dann sowohl als rassische wie auch nationale Idealismen zum Ausdruck kommt. Die durch Jahrhunderte gehende grundlegende Tendenz dieser Idee hat unsere moderne Welt hervorgebracht, und diese war materialistisch. Das Ziel war physische Bequemlichkeit. Wissenschaft und Kunst wurden zu der Aufgabe erniedrigt, dem Menschen eine bequeme und möglichst schöne Umgebung zu schaffen. Alle Produkte der Natur wurden dem einen Zweck untergeordnet, der Menschheit Dinge verfügbar zu machen. Das Ziel der Erziehung war es ganz allgemein, ein Kind für den Konkurrenzkampf mit seinen Mitbürgern um die eigene Existenz auszurüsten, um Besitz anzusammeln und so bequem und erfolgreich wie möglich zu leben.

Diese Erziehung richtete sich in erster Linie auf Wettbewerb aus, war nationalistisch und daher separatistisch. Sie hat das Kind dazu erzogen, die materiellen Werte als das Wichtigste anzusehen, zu glauben, seine eigene Nation sei die Allerbedeutendste und alle anderen nur zweitrangig. Sie hat Überheblichkeit genährt und den Glauben begünstigt, die eigene Gruppe und eigene Nation seien anderen Menschen und Völkern unendlich überlegen. Das Kind wurde also zu einem einseitigen Menschen gemacht, dessen Weltmassstäbe falsch angepasst sein

müssen und dessen Lebenseinstellung sich durch Parteilichkeit und Vorurteil kennzeichnet. Es wurden dem Schüler die Anfangsgründe der Künste beigebracht, um ihn zu befähigen, später mit ausreichendem Nutzeffekt in einer konkurrierenden Gesellschaft und in seiner speziellen, durch Neigung und Beruf bestimmten Umwelt wirken zu können. Lesen, Schreiben und elementares Rechnen werden als Mindesterfordernisse betrachtet, dazu kommen noch einige Kenntnisse in Geschichte und Geographie, und er erfährt einiges über die Weltliteratur. Die allgemeine Wissensstufe der zivilisierten Welt ist relativ hoch, aber die übermittelten Informationen sind voreingenommen und von religiösen und nationalen Vorurteilen beeinflusst, die dem Kind von frühester Jugend an eingeflösst werden, ihm aber nicht angeboren sind. Einer Weltbürgerschaft wird kein Wert beigemessen, des Kindes Verantwortlichkeit dem Nächsten gegenüber wird systematisch übersehen. Sein Gedächtnis wird durch Übermittlung unzusammenhängender Fakten entwickelt, von denen die meisten keine Beziehung zum täglichen Leben haben.

Unsere jetzige Zivilisation wird als eine ausgeprägt materialistische in die Geschichte eingehen. Es hat bisher schon viele materialistische Zivilisationen in unserer Geschichte gegeben, aber keine war so weit verbreitet wie die gegenwärtige oder hat so ungezählte Millionen Menschen umfasst. Man sagt uns immer, die Ursache des letzten Krieges sei eine wirtschaftliche gewesen. Das ist sicher richtig, aber der Grund dafür ist, dass wir so viele Bequemlichkeiten und «Dinge» gefordert haben, um «einigermassen gut» leben zu können. Wir «brauchen» viel mehr, als unsere Vorfahren benötigten. Wir bevorzugen ein bequemes, relativ leichtes Leben; der Pioniergeist, auf dessen Hintergrund alle Nationen entstanden sind, verlor sich in den meisten Fällen in einer verweichlichten Zivilisation. Das trifft besonders auf die westliche Hemisphäre zu. Unser zivilisierter Lebensstandard ist vom Standpunkt des Besitzes viel zu hoch und vom Gesichtspunkt geistiger Werte aus oder im Sinne eines intelligenten Wertvergleichs viel zu niedrig. Unsere moderne Zivilisation wird die Feuerprobe ihrer Werte nicht bestehen. Heute wird eine Nation als zivilisiert betrachtet, wenn sie Wert auf mentale Entwicklung legt, wenn sie Prämien für Analysen und Kritik aussetzt und wenn all ihre Ressourcen in die Befriedigung physischer Wünsche gelenkt werden, in die Produktion von materiellen Dingen, die materielle Zwecke erfüllen, um sie in der Welt konkurrenzfähig zu machen und dadurch zu befähigen, Reichtümer anzuhäufen, Besitz zu erwerben, einen hohen materiellen Lebensstandard zu erreichen und die Produkte der Erde aufzukaufen, weitgehend zum Vorteil gewisser Gruppen ehrgeiziger und wohlhabender Menschen.

Das ist eine drastische Verallgemeinerung, die in ihren Hauptfolgerungen grundsätzlich richtig ist, aber nicht zutrifft, soweit sie einzelne betrifft. Für diese traurige und schauderhafte Situation (die sich die Menschheit ausschliesslich selber geschaffen hat) müssen wir mit Kriegen bezahlen. Weder die Kirchen noch unsere Erziehungssysteme waren in ihrer Darlegung der Wahrheit vernünftig genug, diese materialistische Tendenz zu verhindern. Die Tragödie besteht darin, dass die Kinder der Welt den Preis für unsere Übeltaten bezahlt haben und weiter bezahlen. Der Krieg hat seine Wurzeln in der Habgier. Das Motiv der Nationen war ohne Ausnahme materieller Ehrgeiz, all unser Planen war auf die Organisierung des nationalen Lebens gerichtet, so dass materieller Besitz, Überlegenheit im Konkurrenzkampf und individuelle und nationale selbstsüchtige Interessen alles kontrollierten. Hierzu haben alle Nationen auf ihre eigene Weise und in verschiedenem Grade beigetragen. Keine Nation hat saubere Hände, und daher der Krieg. Die Menschheit ist mit der Gewohnheit der Selbstsucht und einer angeborenen Liebe zu materiellen Besitztümern behaftet. Das hat unsere moderne Zivilisation hervorgebracht, und aus diesem Grunde wird sie jetzt verändert.

Der kulturelle Faktor jeder Zivilisation ist Erhaltung und Berücksichtigung des Besten, was die Vergangenheit gebracht hat sowie Bewertung und Studium von Kunst, Literatur und Musik, und des schöpferischen Lebens aller Nationen - des vergangenen und des gegenwärtigen. Es geht um den verfeinernden Einfluss, den diese Faktoren auf eine Nation und auf jene Einzelnen in einer Nation ausüben, die (meist in finanzieller Hinsicht) so gestellt sind, dass sie davon profitieren und sie würdigen können. Das so gewonnene Wissen und Verständnis befähigt den kultivierten Menschen, die Welt der Bedeutung (wie sie ihm von der Vergangenheit überliefert wurde) mit der Welt der Erscheinungen, in der er lebt, in Beziehung zu bringen und sie als eine Welt zu betrachten, die doch vor allem zu seinem eigenen Vorteil existiert. Wenn er aber der Würdigung unseres planetarischen und rassischen Erbes, des schöpferischen ebenso wie des historischen, das Verständnis für geistige und moralische Werte hinzufügt, dann nähern wir uns dem, was ein wahrhaft geistiger Mensch sein sollte. Im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung der Erde gibt es nur selten und nur wenige solche Menschen. Aber diese verbürgen der übrigen Menschheit eine echte Möglichkeit.

Werden die kultivierten Menschen ihre grosse Gelegenheit erkennen? Werden unsere zivilisierten Bürger die Chance wahrnehmen, neu aufzubauen - aber diesmal keine materielle Zivilisation, sondern eine Welt der Schönheit und richtigen menschlichen Beziehungen, eine Welt, in der die Kinder tatsächlich zum Ebenbild des Einen Vaters heranwachsen können und in welcher der Mensch zur Einfachheit der geistigen Werte der Schönheit, der Wahrheit und Güte zurückkehren kann?

Sogar jetzt gibt es noch Menschen, die angesichts des notwendigen weltweiten Wiederaufbaus und der nahezu unmöglichen Aufgabe, die Kinder und die Jugend der

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.