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Probleme der Menschheit, Seite 13 ff. (engl.)

Die Menschenrasse steht vor einer neuen Krise von Aufstiegsmöglichkeiten, in der neue Werte als wichtig erkannt und die Herstellung rechter menschlicher Beziehungen als wünschenswert erachtet werden, und zwar nicht nur vom idealistischen Standpunkt, sondern auch aus rein selbstsüchtigen Gründen. Eines Tages werden die Prinzipien der Kooperation und des Teilens anstelle von Habsucht und Wettbewerb treten. Das ist der unvermeidbar nächste Schritt, den die Menschheit zu machen hat - ein Schritt, auf den sie durch den ganzen Evolutionsprozess vorbereitet wurde.

Es waren auch rein selbstsüchtige und eigennützige Motive, die verschiedene Nationen daran hinderten, den Mächten des Lichtes zur Seite zu stehen; sie behielten ihren egoistischen Neutralitätsstandpunkt bei und verlängerten dadurch den Krieg um Jahre. Ist es nicht denkbar, dass dieser Krieg nicht so lange hätte dauern müssen, wenn damals, als zuerst die Deutschen in Polen einmarschierten und daraufhin Frankreich und England Deutschland den Krieg erklärten, die gesamte zivilisierte Welt der Nationen ausnahmslos gleichfalls den Krieg erklärt hätte, um sich gemeinsam zur Bekämpfung des Angreifers zu verbünden? Innerpolitische Rücksichten, internationale Eifersüchteleien, altes Misstrauen und Hass, Furcht und die Weigerung, die Tatsachen zu erkennen, verursachten diese Uneinigkeit. Hätten im Jahre 1939 alle Nationen klar gesehen und auf ihre individuellen Eigeninteressen verzichtet, wäre der Krieg viel früher beendet gewesen. Hätten sich alle Nationen gleich zum Eingreifen entschlossen als Japan in die Mandschurei, oder Italien in Abessinien einfielen, wäre dieser Krieg, der den ganzen Planeten verwüstet hat, nicht möglich geworden. In dieser Hinsicht ist keine Nation ohne Schuld.

Es ist nötig, das klarzumachen, damit wir die Dinge deutlich erkennen, wenn wir angesichts der heutigen Welt die Schritte unternehmen wollen, die im Lauf der Zeit zu einer Weltsicherheit führen sollen. Jede Nation muss dieser Nachkriegsperiode mit richtigem Verständnis des eigenen Verschuldens und eigenen psychischen Versagens begegnen. Es ist sehr schwer, einzugestehen, dass keine Nation (einschliesslich der eigenen) saubere Hände hat, und dass sich alle der Besitzgier und des Diebstahls, der Absonderung, des Hochmuts und der Vorurteile sowie des Völker- und Rassenhasses schuldig gemacht haben. Alle Nationen müssen vor allem ihr eigenes Haus gründlich reinigen, sich aber gleichzeitig nach aussen bemühen, eine bessere, wohnlichere Welt zu schaffen. Wir müssen zu einem Weltbewusstsein gelangen, dessen Beweggrund der Gedanke des Gemeinwohls ist, bei dem die Betonung auf höheren Werten liegt als auf individuellem und nationalem Gewinnstreben, wobei die Menschen einerseits gelehrt werden, echte Staatsbürger zu sein und andererseits gleichzeitig in ihrer Verantwortung als Weltbürger zu schulen sind.

Ist das ein zu idealistisches Bild? Die Garantie für seine Verwirklichungsmöglichkeit liegt in der Tatsache, dass heute Tausende in dieser idealistischen Weise denken. Tausende befassen sich mit der Planung einer besseren Welt, und Tausende sprechen darüber, dass es möglich ist. Alle Ideen, die vom Göttlichen im Menschen und in der Natur ausgehen, werden schliesslich zu Idealen (auch wenn sie bei diesem Prozess etwas verzerrt werden), und diese Ideale werden dann zu beherrschenden Prinzipien für die Masse. Das ist die wahre Reihenfolge des Verlaufs der geschichtlichen Vorgänge.

Es könnte wertvoll sein, kurz einige der psychologischen Anpassungen zu studieren, welche die Nationen innerhalb ihrer eigenen Grenzen zu machen haben, denn jede Reform beginnt im eigenen Hause. Dann wollen wir das Weltbild betrachten und eine neue Vision gewinnen. Es gibt eine wissenschaftliche Begründung für die alte Bibelstelle: «Wo keine Vision vorhanden ist, geht das Volk zugrunde». (Sprüche, 29. 18)

Die Geschichte verweist auf eine lange Vergangenheit der Kämpfe, des Krieges, sich verschiebender Grenzen, der Entdeckungen und sofortigen Aneignung dieser neuen Gebiete und Unterjochung der ursprünglichen Bewohner, manchmal zu deren grossem Nutzen, aber trotzdem immer unentschuldbar. Der Geist des Nationalismus und dessen Anwachsen bildet den Hintergrund der Geschichte der Neuzeit, wie sie in den Schulen gelehrt wird, wodurch Nationalstolz und nationale Feindschaften, Rassenhass und Eifersucht ständig genährt werden. Die Geschichte befasst sich mit den Demarkationslinien zwischen Ländern und mit der jeweiligen von einem Land entwickelten Regierungsform. Diese Demarkationslinien werden leidenschaftlich aufrechterhalten und die Reisepässe, die in diesem Jahrhundert eingeführt wurden, kennzeichnen die Kristallisierung dieser Idee. Die Geschichte schildert die grimmige Entschlossenheit jeder Nation, ihre Grenzen um jeden Preis zu erhalten, ihre Kultur und Zivilisation unversehrt zu bewahren, sie wenn möglich zu verbessern und nichts mit irgend einer anderen Nation zu teilen, es sei denn gegen kommerziellen Profit, den internationale Gesetzgebung schützt. Und doch ist und bleibt die Menschheit immer die eine Menschheit, und die Produkte der Erde gehören allen. Diese falsche Einstellung hat nicht nur das Absonderungsbewusstsein verhärtet, sondern auch zur Ausbeutung der schwächeren Gruppen durch die stärkeren, und zur Zerrüttung des ökonomischen Lebensstandards der Massen durch eine Handvoll mächtiger Gruppen geführt.

Alte Gewohnheiten des Massendenkens und der Massenreaktion sind schwer zu überwinden. Hierin ist das grösste Schlachtfeld der Nachkriegswelt zu suchen. Die öffentliche Meinung muss umgeschult werden. Die Nationen haben sich bereits wieder ihren eingefleischten Verhaltens- und Denkgewohnheiten zugewandt, die sie seit Generationen kennzeichnen. Wir müssen im Interesse der Allgemeinheit unserer Vergangenheit ins Auge sehen, die neuen Tendenzen erkennen und auf die alten Denk- und Verhaltensweisen verzichten, wenn die Menschheit nicht noch tiefer ins Unglück sinken soll als im vergangenen Krieg.

Schon sind in jedem Land wieder die Stimmen der alten Ordnung zu hören, und die Forderungen der reaktionären Elemente und gewisser radikaler Gruppen werden laut. Weil sie uns seit jeher so vertraut ist, hat die Stimme der Konservativen Gewicht, und weil die Menschheit müde ist, wird ihr beinahe jedes Programm annehmbar erscheinen, das die von den Konservativen geforderte eilige Rückkehr zum «Normalzustand» sicherstellt; es sei denn, dass diejenigen, welche die neue Vision besitzen, sofort, rasch und mit Weisheit handeln - aber dafür bestehen zur Zeit wenig Anzeichen.

Frankreich

Frankreich erhebt Anspruch auf Anerkennung seines alten Ruhmes und fordert, dass man sich seiner alten Aufgabe als wichtigstem Repräsentanten der Zivilisation im alten Europa erinnere, aus dem es seine Forderung nach Sicherheit und Schutz ableitet. Nichts darf ohne seine Zustimmung unternommen werden. Frankreich hat jedoch seit Jahrzehnten der Welt ein Bild grosser Uneinigkeit, politischer Korruption und Bestechung geboten. Es hat von jeher seine grosse Vorliebe für materielle Befriedigung bewiesen und war stolz auf seinen Realismus, (aber nicht auf irgend einen geistigen Idealismus), wobei es brillianten Intellekt und scharfe wissenschaftliche Auffassungsgabe anstelle der subjektiven Realität setzt. Hat Frankreich aus seinem Zusammenbruch im Sommer 1940 gelernt, dass die Werte des Geistes an die Stelle der Werte treten müssen, die bis jetzt sein Handeln bestimmt haben? Erkennt es, dass es die Achtung der Welt wiedergewinnen muss - die Achtung, die es verloren hatte, als es kapitulierte und mit der Besatzungsmacht kollaborierte, wodurch es sich innerlich schwächer erwies als jene viel kleineren Nationen, die bis zuletzt weiterkämpften, bis sie zur Akzeptierung ihrer Niederlage gezwungen wurden? Kann Frankreich aus dieser Zeit der Prüfung geläutert hervorgehen und sich fähig erweisen, im Sinne selbstloser internationaler Beziehungen zu denken und nicht nur im Sinne der materiellen Zivilisation, die es durch Jahrhunderte so grossartig demonstriert hat? Frankreich kann es und wird es schliesslich auch tun. Sein brillianter Intellekt kann (wenn er sich dem Studium geistiger Dinge zuwendet) die Forschungen und Erkenntnisse kleinerer Geister überflügeln. Dieses klare Wahrnehmungsvermögen und die Fähigkeit, Gedanken in kurzer, kristallklarer Form zu übermitteln, werden dazu dienen, vielen die ewigen Wahrheiten zu verdeutlichen. Wenn Frankreich seine geistige Seele und nicht nur seine intellektuelle Seele findet, wird es sich als Mittler erweisen, durch den sich das Wesen der Menschenseele enthüllen wird. Frankreich hat in der Vergangenheit die Natur der menschlichen Seele im Stadium des intensivsten Individualismus und äusserster Selbstsucht offenbart. Durch Feuer und Schmerz geläutert, wird es später die Eigenschaften des geistigen Menschen demonstrieren. Die Betonung materieller Werte und der starke Nachdruck, der auf die Bedeutung Frankreichs für die Welt gelegt wird, anstatt auf die seinerseits anzuerkennende Bedeutung einer internationalen Haltung im Sinne selbstloser menschlicher Beziehungen, verweisen auf das psychologische Problem, dem Frankreich heute gegenübersteht, und das von einigen seiner besten Denker richtig erkannt wird. Kann Frankreich lernen, an und für diejenigen zu denken, die ausserhalb seiner Grenzen sind, oder wird es weiterhin nur im Sinne Frankreichs allein denken? Das sind die Fragen, die es selbst beantworten muss.

Deutschland

Es erübrigt sich, über die Fehler der deutschen Nation zu sprechen, weil sie der ganzen Welt schmerzlich klargeworden sind. Das Deutschland der mystischen Poeten und Dichter des Mittelalters wird wieder erstehen - das Deutschland der Musikfestspiele, das Deutschland, das der Welt die beste Musik aller Zeiten geschenkt hat, das Deutschland Schillers und Goethes und das Deutschland der Philosophen. Der Hauptfehler des deutschen Volkes ist eine extreme Negativität, die es zu dem am leichtesten «konditionierbaren» Volk aller Zeiten macht, dazu kommt noch die Fähigkeit, Diktatur und Propaganda fraglos oder ohne Empörung und mit einem tiefen Minderwertigkeitsgefühl hinzunehmen. Die Deutschen können daher leicht ausgenützt und von solchen Elementen leicht überzeugt werden, die laut schreien und drohen, und daher ist es leicht, sie zu reglementieren.

Diese Negativität muss überwunden werden, und der sorgfältigen Erziehung des Individuums zu selbständigem Denken und Handeln muss die grösste Aufmerksamkeit gelten. Jeder einzelne muss lernen, seinen eigenen Ideen den grössten Wert beizumessen, und das alles in einem Geiste des guten Willens. Das müsste der Grundton aller Erziehung des deutschen Volkes sein. Dadurch, und mit der richtigen idealistischen Propaganda kann das deutsche Volk auf die richtigen Wege geführt werden und ebenso leicht richtige Denkgewohnheiten entwickeln, wie es sich vorher auf die unguten Wege und in gottloses, separatives Denken führen liess. Eine Disziplinierung des deutschen Volkes darf noch lange Zeit nicht aufhören, aber die Motivierung dafür muss vollständig verändert sein. Deutschlands psychologisches Hauptproblem ist es, zu erkennen, dass seine Beziehung zu allen anderen Völkern nur die einer Gleichberechtigung sein kann.

Kann dem Bewusstsein der heutigen Kinder und jener, die noch geboren werden, eingeflösst werden, wie wichtig und bedeutungsvoll rechte zwischenmenschliche Beziehungen sind, und kann man diesen Erziehungsprozess lange genug durchführen? Hierin liegt der wahre Prüfstein für die Vereinten Nationen. Die geistigen Möglichkeiten des deutschen Volkes dürfen dabei nicht vergessen werden. Praktisch gesprochen können die Deutschen bei richtigen Lehrmethoden und geeigneten Massnahmen leichter geändert werden als jede andere europäische Nation. Deutschland bringt immer noch das Herdenbewusstsein zum Ausdruck, und das muss sich in Gruppenbewusstsein umwandeln, in das Bewusstsein des freien Individuums, das mit anderen Menschen guten Willens zum Wohl des Ganzen und aus freiem Willen zusammenarbeitet.

Grossbritannien

Grossbritannien war eine grosse und imperialistische Weltmacht. Sein Annexionsgeist und die Zähigkeit und Unbeugsamkeit seiner früheren politischen Manöver rechtfertigen diese Anschuldigung. Es hat «Machtpolitik» betrieben und die Fähigkeit entwickelt, ein Gleichgewicht zwischen anderen Nationen aufrechtzuerhalten, um den Status quo und die Integrität der Britischen Inseln zu sichern. Es hat mit grosser Geschicklichkeit für Stabilität unter den Nationen gesorgt, um selber reibungslos funktionieren und seine Ziele erreichen zu können. Man hat ihm seinen ausgeprägten Kommerzialismus vorgeworfen, und es ist von anderen Nationen ein «Krämervolk» genannt worden. Die Engländer sind bei vielen Völkern unbeliebt; ihr kühler Hochmut, ihr Nationalstolz und ihr Benehmen, als gehöre ihnen die Welt, entfremdet ihnen viele. Grossbritannien trägt den Kastengeist in alle seine internationalen Beziehungen, ebenso wie das System der Klassenunterschiede seit jeher seine inneren Beziehungen bestimmt hat. Alle diese Anschuldigungen beruhen auf Wahrheit, und die Feinde Grossbritanniens können stichhaltige Beweise dafür erbringen. Im grossen ganzen waren die Engländer reaktionär, übervorsichtig und konservativ, sind schwer zu etwas zu bewegen und schnell bereit, sich mit bestehenden Zuständen zufriedenzugeben, besonders wenn diese Zustände echt britisch sind. Alle diese Merkmale führten zu grosser Erbitterung anderer Völker, vor allem der Nation, die aus der britischen herausgewachsen ist, den Vereinigten Staaten. Das ist die eine Seite des Bildes. Doch die Engländer sind nicht antisozial; sie waren Wegbereiter der Wohlfahrtsreformen und schufen Einrichtungen wie die Altersversicherung lange vor anderen Nationen. Sie sind voll väterlicher Fürsorge in der Behandlung kleinerer und weniger entwickelter Nationen und haben ihnen wirklich geholfen. Weil sie aber konservativ sind, fällt es ihnen schwer,

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.