In dieser geistigen Einsamkeit liegt nichts Krankhaftes, sie kennt kein harsches Zurückziehen und birgt keinen Aspekt der Trennung. Sie kennt nur den «Ort, wo der Jünger losgelöst und furchtlos steht, und in diesen Ort äusserster Stille kommt der Meister, und die geistige Einsamkeit existiert nicht.»

DIE GEHEIMNISSE

Gross ist das Geheimnis der Gottseligkeit!

Das Wort ging hinaus [767] zu allen Menschensöhnen, den Söhnen Gottes: «Tut das Kennzeichen Gottes kund. Verlasst diesen Hohen Ort und arbeitet mühselig und dient in dem äusseren Bereich der Dunkelheit; bringt das Wirkliche hervor; enthüllt die verborgenen Tiefen des Lichts. Offenbart Göttlichkeit.»

Gross ist das Geheimnis des Gedankens!

Das Wort ging hinaus zu allen Menschensöhnen, den Söhnen Gottes: «Denkt nach über die Vergangenheit, die Zukunft und über das, was heute ist. Lernt, dass der Weg in das Innerste durch Denken offenbart werden kann. Gott dachte, und alle Welten erschienen und verfolgten ihren Lauf. Der Mensch erzeugte in seiner fernen, strahlenden Vergangenheit vor seinem Leben auf Erden, in der Vergangenheit, die vor aller Zeit und allem Raum war, einen Gedanken. Er kam ans Tageslicht und verfolgte seinen Lauf. Er verfolgt ihn noch heute.»

Gross ist das Geheimnis des Schmerzes!

Das Wort ging hinaus zu allen Menschensöhnen, den Söhnen Gottes: «Lernt durch den Kampf des Erdenlebens den Weg zu erwählen, der besser ist - dann den besten. Weicht dem Schmerz nicht aus. Sucht nicht den leichtesten Weg, der nicht zu finden ist. Dann wandelt auf dem Weg, der durch Kummer, Schmerz und äusserste Trübsal zu jenem Hohen Ort führt, von dem ihr gekommen seid - dem Ort, wo Gott mit den Menschensöhnen wandelt, welche die Söhne Gottes sind. Vor der erhabenen Gegenwart wird aller Schmerz verschwinden; Kummer wird vergehen, und der Tod wird nicht den Sieg davontragen. Schönheit und Güte und die Kraft Gottes erleuchten [768] das Antlitz der Menschen.»

Gross ist das Geheimnis derer, die den Rückweg zum Haus des Vaters bahnen!

Das Wort geht hinaus zu allen Menschensöhnen, den Söhnen Gottes: «Diejenigen, welche die Pforte des Letzten Weges erreicht haben, müssen sich bewähren und durch ihre Bewährung diejenigen emporheben, welche ihren Schritten folgen möchten.»

Auf diese Weise haben die Menschensöhne, welche die Söhne Gottes sind, durch die Jahrtausende hindurch das Licht, das leuchtet, die Kraft, die emporhebt und dient, die Liebe, die ewig bleibt, verkörpert. Sie sind den Weg der Reinheit entlang gewandelt, den Weg ins Innerste. Wir folgen ihnen nach. Sie dienten ihrer Zeit. Wir suchen das Gleiche zu tun.

PROBLEME

DER

MENSCHHEIT

von

ALICE A. BAILEY

VERLAG: LUCIS-GENF

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

PROBLEMS OF HUMANITY (1947)

Copyright 1983 by Lucis Trust

1. Ausgabe 1955

2. Ausgabe neu überarbeitet

und neu übersetzt 1983

ISBN 3-87683-003-6 (Leinenausgabe)

ISBN 3-87683-161-X (Taschenbuchausgabe)

Vorwort

Die erste Ausgabe dieses Buches von 1947 enthielt Kapitel über sieben Grundprobleme der Menschheit, die erstmals zwischen Oktober 1944 und Dezember 1946 in Form von Flugschriften geschrieben und veröffentlicht worden waren. Sie behandelten im wesentlichen die während und unmittelbar nach den Kriegsjahren 1939 - 1945 bestehenden Zustände. 1955 wurde dann eine zweite Ausgabe herausgegeben, die bestimmtes, inzwischen überholtes Material nicht mehr enthielt, vor allem das erste Kapitel über den physischen Wiederaufbau der Welt. Dadurch wurde das Thema des Buches auf sechs Problemkreise reduziert, die in einer langsam von den drastischen Auswirkungen modernster Kriegsführung genesenden Welt jedoch immer noch weiterbestehen.

1964 wurde das Buch erneut überarbeitet und als englisches Taschenbuch herausgegeben. Seit 1953 hat die Menschheit innerhalb dieser sechs Problembereiche grosse Fortschritte gemacht, und es sind während dieser Zeit praktische Veränderungen erzielt worden, so dass wieder Teile des Originalbuches überholt sind. In einigen Fällen hat sich auch die Natur des Problems verändert. So existiert zum Beispiel das Problem der Kinder zwar in den meisten Teilen der Welt noch immer, aber in anderer Form und unter anderen Umständen als es besonders in Europa in der unmittelbaren Nachkriegszeit bestanden hatte. Auch die Probleme von Kapital, Arbeit und Beschäftigung stellen sich in einer zunehmend automatisierten Welt der Computer anders dar, Veränderungen zeigen sich auch in vielen kristallisierten und reaktionären Bereichen religiöser Orthodoxie und des religiösen Isolationismus, und schaffen dadurch innerhalb der Kirchen wieder neue Probleme.

Ähnliche Kommentare können zu allen diesen Problemen abgegeben werden, zusätzlich zu der Tatsache, dass unter den gegenwärtigen Umständen natürlich wieder neue Probleme auftauchen, die jedoch Erweiterungen und Varianten der in diesem Buch besprochenen sechs Grundprobleme sind. Als wir 1967 daher wieder vor der Notwendigkeit standen, das Buch neu herauszugeben, erkannten wir, dass es zwei Alternativen gab, nämlich entweder das Buch zu bearbeiten und auf den neuesten Stand zu bringen, was den Originaltext auf jeden Fall aufs äusserste reduziert und der verbleibenden Rahmenstruktur Daten und Informationsfakten aufgepfropft hätte, die von anderen Autoren stammten; oder aber das Buch wieder so herauszugeben, wie es ist, weil seine Grundlehre über alle diese Probleme noch ebenso einleuchtend, dynamisch und notwendig ist wie zu der Zeit, als es geschrieben wurde.

Es ist jedoch wichtig, dass diejenigen, die das Buch studieren, etwas über seine Geschichte wissen, damit das Wesentliche der Lehre erkannt und aufgenommen werden kann, und die unwichtigen Faktoren nicht über Gebühr beachtet werden. Die geistigen Prinzipien, die auf die Probleme der Menschheit, wie sie in diesem Buch besprochen werden, anzuwenden sind, bleiben auch heute gültig, werden aber von der Mehrheit der Menschen weitgehend nicht erkannt. Was die esoterischen Studenten zur Schaffung «des Denkmodells einer Lösung» menschlicher Probleme in einer Welt, in der die Krise ihren Höhepunkt erreicht hat, beitragen, ist ein lebenswichtiger, praktischer Dienst.

Lucis Verlagsgesellschaft, New York - 1967.

Einleitung

Es ist von entscheidender Wichtigkeit, dass alle denkenden Menschen sich die Zeit nehmen, über die hauptsächlichen Weltprobleme nachzudenken, mit denen wir jetzt konfrontiert sind. Einige davon lassen sich bei gesundem Menschenverstand und richtiger Einschätzung der eigenen Interessen verhältnismässig rasch lösen; andere erfordern vorausschauende Planung und erhebliche Geduld im Hinblick auf die notwendigen Schritte, die einer nach dem anderen zur Findung neuer menschlicher Wertmassstäbe und zur Einleitung neuer Denkhaltungen bezüglich rechter zwischenmenschlicher Beziehungen führen sollen. Mit der Erkenntnis nicht nur dieses Wachstums im menschlichen Bewusstsein, sondern auch des so offensichtlichen Unterschiedes zwischen dem primitiven Urmenschen und unserer modernen, intelligenten Menschheit, lässt sich eine unerschütterliche Zuversicht im Hinblick auf das Schicksal der Menschheit begründen.

Unmittelbar im Vordergrund stehende Ereignisse löschen weder die lange menschliche Entwicklungsgeschichte aus, noch können sie die Erkenntnis der weittragenden Veränderungen verwischen, die innerhalb des menschlichen Bewusstseins bisher stattgefunden haben. Diese Veränderungen bestimmen grundsätzlich alle menschlichen Ziele und Kontakte und unterstreichen mit neuem Verständnis und neuer Perspektive die Reaktionen der Menschenrasse.

Die langsamen, begrenzten Fortbewegungs-Möglichkeiten der menschlichen Urrassen haben der Schnelligkeit und fast unglaublich raschen Raumüberwindung unserer Flugzeuge mit all ihren Transporterleichterungen Platz gemacht. Die unbeholfenen Laute und der beschränkte Wortschatz der Wilden haben sich zu den komplizierten Sprachsystemen der modernen Völker entwickelt; die verschiedenen Arten primitiver Nachrichtenübermittlung mit Trommeln oder Feuer- und Rauchzeichen sind Telegraf, Telefon, Rundfunk und Fernsehen gewichen; der ausgehöhlte Baumstamm unkultivierter Inselbewohner hat sich zum «schwimmenden Interkontinentalbus» der Meere entwickelt, der, mit mechanischer Kraft getrieben, innerhalb weniger Tage von Hafen zu Hafen eilt; das früher so langsame Reisen zu Fuss, zu Pferde oder mit Wagen ist durch Züge ersetzt, die heute mit rund 200 Kilometern in der Stunde ganze Kontinente durchrasen. Den frühen, einfachen Zivilisationen ist die komplizierte, hochorganisierte soziale, wirtschaftliche und politische Zivilisation unserer modernen Zeit gefolgt. Die Kultur der Vergangenheit, die bildenden Künste, Literatur, Musik und Philosophie aller Zeiten stehen heute jedem beliebigen Bürger zur Verfügung.

Die hier aufgezeigten Gegensätze bieten Hintergrund und Perspektive der Hoffnung für die Zukunft und können uns Vertrauen in das endgültige Geschick des Menschen einflössen. Die Vergangenheit ist in Wirklichkeit weit mehr dem Stadium vor der Geburt vergleichbar als einem normalen Lebensprozess; sie war nur ein Auftakt zu einem reicheren, erleuchteteren Leben, eine einleitende Periode für eine Kultur und Zivilisation, die der Glorie Gottes dienen und ein lebendiges Zeugnis für die Göttlichkeit des Menschen sein werden.

Wenn der Geburtsvorgang vorüber ist, wird eine neue Menschheit auf Erden tätig sein, eine neue Menschenrasse - neu, weil sie anders orientiert sein wird.

Es gibt innerhalb der in diesem Buch besprochenen Hauptprobleme notwendigerweise noch zahlreiche geringere, aber die hier behandelten umfassen die wichtigsten, für die während der nächsten fünfundzwanzig Jahre irgend eine Lösung gefunden werden muss. Das wird nur mit Hilfe einer sehr einfachen Methode geschehen können (einfach gesagt, aber schwer durchzuführen), nämlich mit der Herstellung rechter Beziehungen zwischen Menschen und zwischen Nationen.