Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 2, Seite 759 ff. (engl.)

MEIN BRUDER!

In welchem Sinn nenne ich dich Bruder? Denn diese Bezeichnung übermittelt keine leere Feststellung, sondern hat eine tiefe Bedeutung. In deinem Fall und in bezug auf deine individuelle Beziehung zu mir ist dies besonders der Fall. Meine letzte Unterweisung hätte dir andeuten sollen, wie tief mein Verständnis für dich und dein Wesen ist und wie gut ich deine Probleme, deine Grenzen und deine wertvollen Eigenschaften verstehe. Jeder Meister muss ein solches Verständnis haben und unfehlbar wissen, was im Herzen und Denken eines Jüngers ist. Er muss verstehen, was seine Handlungsweise motiviert. Wenn sowohl eine karmische als auch eine geistige Verbindung vorhanden ist, wenn erkannt wird, dass das Ziel ein und dasselbe ist, und wenn dazu noch eine vergangene Lebensgeschichte einer engen Beziehung kommt, als der Meister auch nur ein Jünger und der Jünger nur ein Aspirant war, dann nehmen die Worte «mein Bruder» eine tiefere Bedeutung an. Sie könnten andeuten, dass ein jüngerer und ein älterer Bruder [760] beständig miteinander vorwärtsgehen, was naturgemäss eine enge Beziehung, leichten Kontakt und ein tiefes Verständnis ergibt. In diesem Sinn bedeutet die Art, wie ich einige von euch anrede, daher nicht einfach eine okkulte Wahrheit, sondern sie ist eine bestehende Tatsache in den drei Welten. Vier von euch in dieser Gruppe haben eine solche Beziehung zu mir. Zwischen uns handelt es sich um eine alte Lebensgeschichte. Andere in dieser Gruppe sind, wie du weisst, vorübergehend unter meiner Anleitung, bis sie sich tauglich gemacht haben, Vakanzen in anderen Ashramen auszufüllen; noch andere kommen zum ersten Mal in Kontakt mit mir in meinem Ashram und haben bisher mit keinem Ashram Kontakt gehabt. Ich mache dich auf diese Punkte aufmerksam, weil ich möchte, dass du von einer Möglichkeit Gebrauch machst, die bis jetzt in deinem Fall ein erhofftes Ereignis bleibt - die Möglichkeit eines verwirklichten leichten Kontakts mit mir. Es ist dir stets möglich gewesen, mit Leichtigkeit in Kontakt mit mir zu kommen, aber du bist dir selten darüber klar gewesen. Ich möchte nun, dass du dir dessen bewusst wirst und das, was im Inneren stets vorhanden war, äusserlich zum Ausdruck bringst.

Wie kannst du dies tun, mein Bruder? Ein bestimmtes Mittel, dieses innere Erkennen zu verstärken, würde darin bestehen, völliger von der Periode der Vollmondannäherung Gebrauch zu machen. Seit Jahren habt ihr alle die monatliche Gelegenheit ausgenützt, aber mit verhältnismässig geringen Ergebnissen. Dies hat mich etwas überrascht, denn seitens des Ashrams haben eine grosse Bereitschaft für eine solche Annäherung und ein eifriges Verlangen bestanden, «den Vorgang der Absorption», wie es genannt wird, anzuregen. Dies ist ein Vorgang, der dazu dient, den Jünger regelmässig und zyklisch in das Bewusstsein des Ashrams zu integrieren, mit später folgenden und sich daraus ergebenden Resultaten für den Jünger.

Ich möchte dich deshalb bitten, jeden Monat und für den Rest deines Lebens drei Tage lang ein bestimmtes Verfahren durchzuführen. ... Ich bitte dich darum, weil ich glaube, dass du jene beharrliche Ausdauer besitzt, die für alle diejenigen charakteristisch ist, deren Persönlichkeit auf deinem Strahl ist. Das Verfahren wird es erforderlich machen, dich mit meinem Ashram in Beziehung zu bringen und es in deinem physischen Gehirnbewusstsein zu registrieren. Dieses Bemühen deinerseits mag nicht sofort erfolgreich und wird es wahrscheinlich nicht sein, aber im Lauf der Zeit wird es dir unfehlbar gelingen, wenn du dich beharrlich bemühst. Denke so an mich, wie du weisst, dass ich bin; lass deine hingebungsvolle [761] Natur des sechsten Strahls keine Rolle in diesem Vorgang oder Kontakt spielen. Berücksichtige, dass in meinem Ashram Jünger auf dem ersten Strahl sind und dass in meinem Wesen Aspekte sind, die ihren Ursprung im ersten Strahl haben. Doch wenn du dich daran erinnerst, denke auch daran, dass der Aspekt, auf den ich mich beziehe, triadisch ist.

Die Meister haben keine Persönlichkeit in dem Sinn, wie ihr Persönlichkeit versteht. Die Faktoren, die sie beeinflussen, sind die drei Aspekte der geistigen Triade, und da diese Aspekte schöpferisch sind, bauen sie den Erscheinungs-Apparat oder -Mechanismus, vermittels dessen der Meister Kontakt mit den drei Welten schafft. Das bedeutet infolgedessen, dass Jünger die Lehre über die Antahkarana mit grösserer Aufmerksamkeit studieren müssen, denn über die Antahkarana schaffen sie Kontakt mit dem Ashram und mit dem Meister. Vergiss nicht, dass ich dir versichert habe, dass ein solcher Kontakt relativ leicht für dich ist; der tiefere Sinn dieser Feststellung ist klar. Ziehe Zweck und Ziel eines solchen Kontakts in Erwägung. Sei dir auch darüber klar, dass die Absicht dieser Arbeit darin besteht, eine grosse Möglichkeit, der du gegenüberstehst, zu erleichtern, dass die Dringlichkeit der Zeit «voll ausgebildete Diener» und weise Jünger fordert und dass diese Dringlichkeit eine verstärkte Ausbildung rechtfertigt, die solchen Jüngern wie dir gegeben wird. Der Kontakt mit dem Ashram wird dazu dienen, den Begriff von dir als dienender Jünger in deinem Denken zu betonen. Du bist stark und fähig, dasjenige auf dich zu nehmen, was der Vorgang erfordert. Du kannst dich auf deine eigene Kraft verlassen, wenn sie durch zunehmende Klarheit der Vision unterstützt wird. Du erkennst die Menschen und das Leben richtiger, als dies der Fall war, als du zuerst an meine Gruppe angeschlossen wurdest, und die beiden letzten Jahre haben viele Veränderungen in diesem Zusammenhang herbeigeführt. Verlasse dich mit grösserem Vertrauen auf dich selbst und auf deine Seele, gehe der Vollendung der Bemühung dieses Lebens voller Gewissheit entgegen.

Ich möchte dich darauf aufmerksam machen, dass du in den Unterweisungen, die ich dir voriges Jahr und in diesem Jahr gegeben habe, eine vollständige Lehreinheit findest, die für den Rest dieses Lebens hinreichend für dich sein kann. Lies diese beiden Unterweisungen regelmässig einmal jeden Monat durch, um auf diese Weise dein Interesse und deinen Enthusiasmus zu erneuern. Es ist interessant, dass Einweihung oft empfangen wird (ich könnte sagen: gewöhnlich empfangen wird), nachdem der Markstein eines halben Jahrhunderts überschritten worden ist. Der Grund hierfür ist, dass man [762] sich darauf verlassen kann, dass der Jünger, wenn er die benötigte Ausdauer und den erforderlichen Enthusiasmus - womit ich dynamische Zielsetzung meine - aufbringen kann, die Kräfte, die ihm verliehen werden, mit Weisheit handhaben, die nötige innere Ausgeglichenheit offenbaren und seinen äusseren Weg demütig und behutsam verfolgen wird.

Ich habe dir in diesen beiden letzten Unterweisungen viel gesagt; sie bringen den Unterricht, den ich dir seit 1933 gegeben habe, zum Abschluss. Denke über sie nach. Handle ihnen entsprechend und dann stärke den Ashram und biete den Meistern einen weisen Diener und einen ausgebildeten Gefährten auf dem Weg dar.

August 1946

MEIN JÜNGER!

Ich möchte, dass du den Wechsel in der Form meiner Anrede beachtest. Er hat Bedeutung, und mein Wort in dieser Unterweisung ist einfach dies: Gib dich während der Jahre, die vor dir liegen, einem tiefen Studium hin, um den tiefen Sinn und die Gelegenheiten in Erfahrung zu bringen, die dieses Wort, - das dir zu dieser besonderen Zeit gegeben worden ist, - in sich schliesst. Studiere die sich daraus ergebende Wirksamkeit im Kontakt (nach oben, nach innen und nach aussen, wenn man so unzulängliche Ausdrücke gebrauchen darf), die es zum Ergebnis haben wird.

Okkult gesprochen stehst du allein: Du führst ein einsames Leben, und niemand in deiner Umgebung teilt die gleiche Qualität oder den gleichen Grad geistiger Wahrnehmung mit dir. Du magst dies in Abrede stellen, denn dein Leben ist sehr voll. Das Leben hat seine beständigen Offenbarungspunkte, von denen wir einige erkennen, während andere unbemerkt vorübergehen. Die Offenbarung einer gewissen Art geistiger Einsamkeit ist etwas, wodurch alle Jünger hindurchgehen müssen; es ist eine Prüfung jener okkulten Loslösung, die jeder Jünger meistern muss.

Dieser inneren Einsamkeit muss die Stirn geboten und sie muss verstanden werden, und sie hat zwei Vergegenwärtigungen zum Ergebnis. Erstens eine Vorstellung deines genauen Punkts auf der Evolutionsleiter oder auf dem Pfad, und zweitens eine intuitive Wahrnehmung des Evolutionspunktes derer, mit denen wir auf dem Lebensweg in Berührung kommen. Eine sehr lange Zeit hindurch weigert sich jeder Jünger, das eine oder das andere zu tun. Eine falsche Demut, die in Wahrheit an einen Mangel an Wahrhaftigkeit grenzt, hält ihn von einer scharfsichtigen Erkenntnis [763] des Status ab - einer Erkenntnis, die notwendigerweise grössere Intelligenz erforderlich macht und keine Veranlassung zu Stolz gibt. Aus Furcht vor einem kritischen Geist wagen es auch wenige, sich zuzutrauen, ihre Mitmenschen als das zu erkennen, was sie wirklich sind, - so schwer es ist, die wahre Ausübung liebevollen Verständnisses zu entwickeln, das dazu führt, alle Menschen wahrhaftig mit ihren Fehlern und ihren Tugenden, ihrer Kleinlichkeit und ihrer Grösse zu erkennen und sie doch wie zuvor und sogar mehr zu lieben.

Diese okkulte Einsamkeit musst du bewusst entwickeln, und du darfst sie nicht den Umständen überlassen. Es ist eine Einsamkeit, die auf einer Errungenschaft der Seele und nicht auf einem Geist der Trennung beruht; es ist eine innere Einsamkeit, die viele Freunde und viele Unterbrechungen aufzuweisen hat, aber von diesen vielen werden wenige - wenn überhaupt jemand - zum Punkt des Heiligen Friedens zugelassen; es ist eine innere Einsamkeit, die niemand ausschliesst, die jedoch die Geheimnisse des Ashrams denjenigen, die einzudringen suchen, vorenthält. Es ist schliesslich eine Einsamkeit, welche die Tür in den Ashram weit öffnet.

Dies ist der Faktor, den du augenblicklich vor allem pflegen musst. Es wird ein bewusstes und entschiedenes Zurückziehen deinerseits nötig machen und gleichzeitig zu einem noch wärmeren Ausdruck der Liebe auf der äusseren Ebene des Lebens führen.

Das Schliessen dieser äusseren Gruppe mag dich befähigen, dies mit grösserer Leichtigkeit zu tun, und mag dein inneres Leben unermesslich vertiefen. Heisse diese Gelegenheit daher willkommen. Was die äussere Gruppe anbetrifft, so möchte ich dich jedoch bitten, durch Briefwechsel mit J. S. P. in enger Fühlung zu bleiben. Sie ist ein Gruppenbruder, der deine Stärke und dein Wissen ernstlich braucht. Sie hat viel mehr gelitten als irgendjemand von euch und muss dringend zu einem Gefühl der Sicherheit und des Friedens emporgehoben werden. Ich vertraue sie dir an, und sie wird ebenso gut für dich sein wie du für sie.

Was deine Meditationsarbeit anbetrifft, mein Bruder, möchte ich, dass du an dem Vollmondverfahren, das ich früher umrissen habe, festhältst, und ich möchte dich bitten, den Rest deines Lebens lang diese Praxis aufrecht zu erhalten. Ich möchte, dass du zu dieser monatlichen Arbeit eine tägliche Übung hinzufügst, die auf dem Thema einer erwählten geistigen Einsamkeit begründet ist. Beachte das Wort «erwählten». Es ist weiser, die Eigenschaft geistiger Einsamkeit zu entwickeln, als zu finden, dass sie dir auferlegt wird - was bei vielen so oft geschieht. Ich will nur die Themen für deine Meditation vorschlagen und es dir überlassen, die Form oder das Verfahren auszuarbeiten, wie es dir beliebt, oder ohne jegliche [764] Form vorzugehen, wenn dir das besser erscheint.

Themen für Meditation. Eins für jeden Monat, die jahrein, jahraus von neuem vorgenommen werden sollten.

1. Das Wesen der geistigen Einsamkeit.

2. Der Unterschied zwischen geistiger Einsamkeit, Einsamkeit, Trennung und Isoliertheit. Ich möchte dich auf Patanjali verweisen, der von «isolierter Einheit» spricht. («Der Yoga-Pfad», Buch III, 50)

3. Geistige Einsamkeit und das tägliche Leben.

4. Geistige Einsamkeit und die Seele.

5. Geistige Einsamkeit als Qualität des inneren Lebens eines Ashrams.

6. Die geistige Einsamkeit der geistigen Wahrnehmung.

7. Die geistige Einsamkeit, die der Dienst am Plan notwendig macht.

8. Geistige Einsamkeit als Hintergrund eines ausstrahlenden Lebens.

9. Geistige Einsamkeit und Kontakt mit dem Meister.

10. Der Lohn der geistigen Einsamkeit.

11. Die Stimmen, die im Schweigen der geistigen Einsamkeit hörbar sind.

12. Das Schweigen der Sphären.

Netnews Homepage     Zurück     Vorwärts      Index      Inhaltsverzeichnis
Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.