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Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 2, Seite 632 ff. (engl.)
obgleich dies Wachstum einer der entscheidenden Faktoren hinsichtlich seiner Stellung im Ashram ist. Lass mich sie aufzählen und es dir überlassen, dich selbst in die Kategorie der Diener, zu denen du gehörst, einzuordnen und es dir gleichfalls überlassen, der Welt das Wesen deiner ashramischen Stellung aufzuzeigen. Ich will dir die esoterischen Namen und Symbole dieser Unterscheidungen geben.

1. Das Stadium «des erwachenden Dranges». Das Symbol dieses Stadiums ist das halbgeöffnete Auge. Der Neophyt, der gerade in den Ashram zugelassen worden ist, wird (wie das Buch der Unterweisungen für Neophyten es ausdrückt) «das Opfer des doppelten Gesichts». Mit dem rechten Auge sieht er einen überschatteten Weg in den zentralen Ashram; von einem Punkt zum andern, vom Licht zur Dunkelheit und von der Dunkelheit zum Licht, wie die Säulen den Weg andeuten, sieht er einen engen Gang und am Ende einen Raum. Innerhalb dieses Raums erscheint und verschwindet die vorübergehende Gestalt des Meisters. Mit dem linken Auge ist eine Welt voller Nebel, Düsternis und Schattenformen zu sehen - ein Land des Kummers und schrecklichen Elends, in dem Licht und Schatten sich hin und her bewegen. Aus diesem düsteren Land heraus ertönt ein Schrei: «Wir brauchen deine Hilfe. Wir können nicht sehen. Komm her mit dem Licht.» In diesen Sätzen ist die erste Reaktion des neuen Jüngers auf das Doppelleben verkörpert, zu dem seine Zulassung zum Ashram ihn verpflichtet hat - das Leben ashramischer Unterweisung [633] und der beständigen Annäherung zum Meister und das Leben des äusseren Dienstes, das als Reaktion auf Bedürfnisse und nicht als Erfüllung einer auferlegten Pflicht erfolgen muss. Er sieht in keiner Richtung klar. Erinnere dich stets daran, dass Annäherung und Dienst selbst in die Wege geleitet und selbst durchgeführt werden müssen. Die einzige Hilfe, die der Jünger in diesem Stadium empfängt, kommt von der anregenden Wirkung der Aura des Ashrams.

2. Das Stadium des «Vorrückens». Hierbei beziehe ich mich nicht auf den Fortschritt des Verständnisses. Das ist in Zeit unfehlbar und im Raum selbstverständlich, wenn die Entschlossenheit des Jüngers unerschütterlich ist. Ich beziehe mich auf den Vorgang seines Vorwärtsschreitens (technisch verstanden) den Säulengang entlang, gleichzeitig mit seiner Erscheinung als ashramischer Arbeiter in der äusseren Welt. Es gibt einen Ausdruck, der gewöhnlich im nachteiligen Sinn des «gesellschaftlichen Strebers» angewandt wird. Er bezieht sich auf einen Menschen, der, weil er mit seiner gesellschaftlichen Stellung und seinen gesellschaftlichen Kontakten und gesellschaftlichen Beziehungen unzufrieden ist, jede nur mögliche Methode gebraucht, um in jene gesellschaftlichen Kreise einzudringen, die unerreichbar erschienen. Es ist ein Gemeinplatz zu sagen, dass alle unwürdigen Zielsetzungen (weil sie falsch motiviert sind) die niederen Entsprechungen oder symbolischen Ausdrücke (selbst wenn sie entstellt sind) höherer Ziele und Aspirationen sind. Dieser Gedanke sollte dein Denken klären. Ein Jünger in diesem Stadium ist ein Mensch, dessen Charakter und Fähigkeiten es ihm erlaubt haben, in den Ashram einzutreten, mit der vollen Einwilligung seiner Mitgliedschaft. Er verweilt jedoch an der Peripherie seiner Tätigkeiten; er weiss, dass hier Tätigkeiten, Kontakte, und Beziehungen - innerhalb des ashramischen Wirkungskreises - vorhanden sind, an denen er eines Tages teilhaben kann. Er weiss aber ebenfalls, dass er die Bedeutung der paradoxen Erklärung meistern muss, mit der seine in Worte gefasste Aspiration beschrieben wurde: «Gehe aus der Tür hinaus und verlasse den Ashram, wie er war und wie du bist. Suche einen anderen Eingang. Finde das, was du suchst, dadurch, dass du es zurücklässt; geh vorwärts durch die Kunst zurückzugehen.»

Im flammenden Licht des Ashrams ist es dem Jünger klar, dass er das Recht noch nicht verdient hat, den Gang entlang zum Heiligtum des Meisters zu gehen, sondern dass er in die Welt der Menschen, der Dunkelheit und des Schmerzes hinausgehen [634] muss; dann kann er zum Ashram zurückkehren, um Kraft zu schöpfen, um sein Werk draussen fortzusetzen. Was ausserhalb der Tür des Ashrams liegt, symbolisch gesprochen, wird für ihn von grösserer Bedeutung als sein eigener Erfolg, den Gang entlangzugehen. Als seine beiden Augen «im zweifachen Licht zu funktionieren begannen», wurde sein Gefühl für richtige Bewertung angepasst, und seine eigene zunehmende Befriedigung wird ihm weniger wichtig als das, was er tun kann, um den Schmerz und das Elend ausserhalb der Tür zu lindern.

3. Das Stadium, «jede Säule hinter ihrem eigenen Schatten zurückzulassen». Es ist nur ein Gemeinplatz, darauf hinzuweisen, dass der Jünger, wenn sein Dienst vorwärtsgeht und die Wirksamkeit dieses Dienstes zunimmt, wenn er die Tür des Ashrams betritt, entdeckt, dass er nicht mehr auf der inneren Seite der Tür steht, sondern bereits eine bestimmte Strecke in den Gang eingedrungen ist. Gewisse Säulen hat er hinter sich gelassen. Einer der Meister - wobei ich das Wort in seinem richtigen Sinn gebrauche - hat diese symbolischen Säulen die «Säulen der Führung» genannt, womit er meinte, dass jede Säule, an welcher der Jünger vorübergeschritten ist, die Erlangung gewisser Aspekte angemessener Führung andeutet. Wenn diese Aspekte des Verhaltens entwickelt werden, kann der Jünger nach Willen auf dem Gang hin und hergehen, was für ihn bis jetzt noch unentwickelte ashramische Führung symbolisiert. Diese Säulen verkörpern die letzte Phase der Illusion - jene Illusionen, die den Jünger verwirren, aber keinerlei Wirkung auf irgendjemand ausserhalb des Ashrams haben. Diese musst du selbst entdecken. Du musst noch die Fähigkeit entwickeln, an fünf Säulen vorüberzugehen, ehe du die vollständige Freiheit des Ashrams besitzt. Du hast bereits gelernt, an sieben von ihnen vorüberzugehen, und sie existieren für dich jetzt nicht mehr.

4. Das Stadium der «sich zurückziehenden Nische». Ich muss diese Bewusstseinsaspekte in materielle und symbolische Formen kleiden, um dich bildlich auf die Annäherungsphasen, die du und alle Jünger verfolgen müssen, aufmerksam zu machen. Die Säulen (wieder symbolisch) stehen nicht mehr auf beiden Seiten deines Weges der Annäherung. Obwohl sie für andere noch vorhanden sind, hast du nichts mehr mit ihnen zu tun. Der Weg streckt sich klar und deutlich vor dir aus. Die Hoffnung einer freien Zulassung in das Zimmer, wo der Meister [635] arbeitet, ist eine vorhandene Möglichkeit. Aber innerhalb des Ashrams ist ein Vorzimmer zu dem Ort, wo er arbeitet, das die Zurückgezogenheit des Meisters schützt, und in diesem Vorzimmer führt sein ältester Jünger die Aufsicht. Dieser Jünger schützt den Meister vor ungebührlicher Störung, ist verantwortlich für die Sorge für seinen physischen Körper, wenn er in «Samadhi» geht, hat das Recht, ihn in Augenblicken eines Notfalls zu unterbrechen, und der Meister kann ihm vertrauen, stets in seinem Studierzimmer ein und aus zu gehen, wenn er es für wünschenswert hält. Diese Einrichtung macht es erforderlich, dass der vorwärtsschreitende Jünger den älteren Jünger erkennt; dieser Erkennungsvorgang stellt oft die letzte Prüfung dar, ehe ihm Zutritt durch die innere Tür gewährt wird.

5. Das Stadium, dem der Name «das Recht zum Eintritt» gegeben worden ist. Wenn dieses Stadium erreicht worden ist, kann der Jünger kommen und gehen, wie seine Seele und die Notwendigkeit seines Dienstes in der äusseren Welt es ihm eingeben werden. Er hat die Empfindungsfähigkeit entwickelt, zu wissen, wann er in die Gegenwart des Meisters eindringen darf und wann nicht. Er findet, dass ihn, wenn er diesen Punkt erreicht hat, jedes Verlangen, den Meister zu seiner eigenen Befriedigung oder Hilfe zu erreichen, verlassen hat. Nur eines sendet ihn auf den Flügeln des Lichts den Gang entlang und stärkt seine Hand, die Tür weit zu öffnen, und das sind Weltbedürfnisse.

Unter diesen Symbolen wirst du die Lehre, die ich dir zu übermitteln suche, entdecken, mein Bruder. Ich wies dich in meiner letzten Unterweisung auf die Notwendigkeit hin, einen Gipfel der Einsamkeit zu erreichen, denn auf jenem Gipfel liegt für dich das, was du brauchst. Was dies ist, musst du selbst ausfindig machen. Hast du etwas über diesen einsamen Ort gelernt? Wenn dies der Fall ist, mag deine nächste Entwicklung (ich habe nicht gesagt «würde») die einsamen Augenblicke erforderlich machen, die du verbringst, während du von einer Säule zur anderen den Gang entlang gehst, von den Bedürfnissen derer angespornt, denen du zu dienen suchst. Dann wird der Augenblick kommen, wo der älteste Jünger für dich das Ende der Einsamkeit symbolisieren und dich als Bruder begrüssen wird. Was später zwischen dir und dem Meister stattfindet, ist dein eigenes individuelles Geheimnis, das du mit ihm teilst.

Ein Punkt, den ich heute dir gegenüber betonen möchte, ist die Notwendigkeit, dass du sicherer erkennst, dass der Weg in das Heiligtum der [636] Weg äusseren Dienstes ist. Dieser Dienst darf weder von den Schwierigkeiten der Zeit noch von finanziellen Erwägungen oder dem Geheiss der Persönlichkeit motiviert sein. Er mag den Ort, wo deine äussere Arbeit getan wird, umfassen oder auch nicht; er mag einen Wechsel deines Hintergrunds und deiner Umstände notwendig machen, aber der Jünger dient - wenn er seiner Seele und dem Ashram gegenüber treu ist - seinen Mitmenschen sowohl als Esoteriker als auch als Menschenfreund und Psychologe. Dies ist ein Punkt, den du begreifen musst. Dann musst du die übernommenen und in Angriff genommenen Aufgaben in das symbolische Bild, das ich dir gegeben habe, einfügen. Ich rechne mit deinem Verständnis, weil ich keine müssigen Worte rede; ich rechne auch damit, dass du meiner nächsten Erklärung Überlegung und ruhige Erwägung entgegenbringen wirst.

Ich habe eine bestimmte Arbeit geplant, welche die Mitglieder meines Ashrams durchführen müssen; es ist eine Arbeit, die du unternehmen kannst. Sie steht mit der grösseren Aufgabe des guten Willens, die mir so sehr am Herzen liegt, in Beziehung; sie wird deinerseits Opfer und womöglich das Aufgeben geringerer Ziele notwendig machen. Wenn du sie erkennst, wird es bedeuten, dass die «Säulen, welche die Annäherung zum Heiligtum deines Meisters schützen» hinter dir gelassen werden können; du wirst den Punkt erreicht haben, wo du den «Raum der Zurückgezogenheit» betreten kannst. Wiederum spreche ich in Symbolen. Du bist fast sechzig Jahre alt, mein Bruder. Das dreiundsechzigste Jahr deines Lebens wird, wie im Leben aller Jünger, ein Jahr der Krise und höchsten Gelegenheit sein, und diesem Punkt solltest du entgegensehen, und hierfür solltest du Vorbereitungen treffen. Die Zwischenzeit sollte eine Zeit sein, während der du an den Säulen vorübergehst, während der du von einem Punkt zum andern gehst, während du dein Bewusstsein unverwandt innerhalb des Ashrams aufrecht erhältst und deine Persönlichkeitstätigkeit die Aufgabe verfolgt, die ihr von deiner Seele auferlegt worden ist.

Du wirst bald einer grundlegenden Entscheidung gegenüberstehen, und von dieser Entscheidung wird dein Recht des Eintritts, technisch verstanden, abhängig sein. Ich darf dir nicht einmal das Wesen der kommenden Krise andeuten, noch darf ich dir irgendeinen Fingerzeig in bezug auf die Richtung geben, in der deine Entscheidung fallen sollte. Ich habe jedoch Vertrauen zu dir, denn du hast während der letzten fünf Jahre viel gelernt; du bist von einem Punkt der Stärke zum anderen und von einer Säule zur anderen gegangen; selbst wenn du dir nicht darüber klar warst. Du [637] wirst das Wesen deiner Stärke entdecken, wenn die Notwendigkeit der Entscheidung dir entgegentritt. Ich erwarte dich im inneren Raum.

August 1946

Heute habe ich dir nichts von grösserer Wichtigkeit zu sagen, mein Bruder. Meine letzte Unterweisung für dich war lang und von lebenswichtiger Bedeutung. Du hast ihren vollen Sinn noch nicht aufgenommen. In jener Unterweisung waren zwei Sätze, die ich nochmals in deinem Bewusstsein betonen möchte. Sie sind:

1. Der Weg in das innere Heiligtum ist der Weg äusseren Dienstes.

2. Das dreiundsechzigste Jahr deines Lebens wird - wie im Leben aller Jünger - ein Jahr der Krise und von hervorragender Gelegenheit sein.

Diese beiden Erklärungen stehen in enger Beziehung zueinander. Krisen können objektiv oder subjektiv sein, mein Bruder; sie können auf der physischen Ebene stattfinden und sind dann vom geistigen Gesichtspunkt aus nicht von so grosser Bedeutung, obwohl sie der Persönlichkeit viel Leid und viele Schmerzen verursachen; sie können auf der emotionalen oder mentalen Ebene ins Bewusstsein treten und dann bieten sie Gelegenheit zur Handlung, aber meistens für Handlungen, die mit der Persönlichkeit verbunden sind. Oder sie können das Ergebnis der Absicht der Seele sein, welche die Persönlichkeit registriert und die im Gehirn aufgenommen wird; dann sind sie von hervorragender Bedeutung, bleiben jedoch sehr häufig unerkannt, wenn der Jünger nicht sehr wachsam und sich beständig des zyklischen Fliessens geistiger Energie bewusst ist.

Einer solchen Krise stehst du gegenüber. Hat deine geistige Empfindungsfähigkeit während der letzten paar Jahre zugenommen, so dass du sicher sein kannst, dass du die Krise, wenn du ihr gegenüberstehst, als die Gelegenheit, die sie bietet, erkennen kannst? Dies sind die Punkte, die ich dich zu erwägen bitten möchte, denn auf deinem Erkennen und deinen Entscheidungen beruht viel Brauchbarkeit während des Rests deines Lebens - das heisst, vom Gesichtspunkt des Ashrams.

Mit dieser Vorstellung ist eine eigenartige Schwierigkeit verbunden, nämlich

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.