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Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 2, Seite 390 ff. (engl.)
hergestellt wird, und der Ausschlag wird gewöhnlich auf die Seite dessen fallen, was am wenigsten wünschenswert, was materieller und am leichtesten ist. Es gibt auch den Kompromiss, der die Entscheidung (und Entscheidung ist stets erforderlich, um [391] den Plan zu fördern) auf die Seite fallen lässt, welche die geistigen Werte betrifft und schliesslich das Beste für die grösste Anzahl herbeiführen wird. Eben diese Kunst des Kompromisses muss der Jünger erlernen, denn durch die Auferlegung geistiger Werte wird wenig gewonnen. Der Kompromiss, den der Jünger herstellen muss, liegt zwischen der Erkenntnis des Stadiums, das die Durchschnittsmenschheit erreicht hat, und den unmittelbaren Aspekten des Plans, der nach dem Gefühl der Meister dargeboten und von allen erkannt werden sollte.

Der Wert eines ausgebildeten und tätigen Jüngers liegt für den Ashram in seiner Fähigkeit, «mit dem Ashram zu erkennen», welche Art von Betätigung erforderlich ist und vermittels welcher Technik und auf welche Weise eine weitere Entwicklung innerhalb des ewigen Plans herbeigeführt werden kann; hierzu muss das Verständnis des Jüngers für die Zivilisation und die Kultur, welcher der Jünger angehört, und ein Erfassen des Gebietes, in dem sein Bemühen liegen muss, hinzugefügt werden. Da er ein funktionierendes Menschenwesen und ein Teil des grossen Panoramas des Lebens ist, kann er dem Ashram das, was er an verbreitetem Übel sieht, das, was er an Streben zum Guten seitens der Menschheit bemerkt, und die «offenbarende Stimme» der stummen Massen auslegen; seine Vorschläge hinsichtlich der unmittelbaren Weise des Vorgangs, die hierarchischen Ideen in gewöhnliche menschliche Ideale umzuwandeln, sind für den Meister seines Ashrams von Bedeutung. Sein Wert hinsichtlich dieses Aspekts der hierarchischen Arbeit liegt darin, dass er nicht ein Meister ist, dass er naturgemäss engere Fühlung mit dem täglichen Leben gewöhnlicher Menschenwesen hat, und darin, dass sein Tätigkeitsfeld sich mit Persönlichkeiten befasst, während die Meister und die älteren Eingeweihten mit Seelen arbeiten. Wenn ein Jünger eine wirklich seelendurchdrungene Persönlichkeit ist, dann kann er dem Meister äusserst wertvolle Hilfe leisten. Es sollte darauf hingewiesen werden, dass es drei Typen hierarchischer Arbeiter gibt:

1. Seelen; d.h. jene Eingeweihten, welche die vierte Einweihung der Entsagung empfangen haben und in denen der Seelenkörper, der Kausalkörper, zerstört worden ist. Sie sind die Hüter des Plans.

2. Seelendurchdrungene Persönlichkeiten; dies sind Jünger und Eingeweihte der ersten drei Einweihungen, durch welche die [392] «Seelen» arbeiten, wenn sie den Plan durchführen.

3. Intelligente Aspiranten, die noch nicht seelendurchdrungene Persönlichkeiten sind, die aber die Notwendigkeit des Plans erkennen und die Wohlfahrt ihrer Mitmenschen erstreben.

Die höchste Gruppe formuliert den Plan; die zweite Gruppe «modifiziert, qualifiziert den Plan und passt ihn» den der Zeit entsprechenden Erfordernissen «an» und stellt auf diese Weise die allmähliche und beständige Kontinuität des Plans sicher; der dritten Gruppe gehören die Mittler an, welche diesen Plan der Menschheit überbringen und die danach trachten, ihn durchführbar zu machen, von geistigem Kompromiss geleitet - ein Kompromiss, den die zweite Gruppe andeutet.

Jünger sind die ersten Mittler, wenn sie den Plan erfassen und geistig darüber unterrichtet sind, welche Schritte unternommen werden müssen, um den Plan auf der Mentalebene so zu modifizieren, dass seine Annahme seitens der Menschheit auf intelligente Weise vorwärtsgeht und nicht dynamisch auferlegt wird - mit den sich daraus ergebenden unheilvollen Folgen. Sie übernehmen die Verantwortung für den benötigten Kompromiss, denn es ist ihre Verantwortung und nicht die Verantwortung der Meister. Die verschiedenen Aspekte des Plans - die ihnen im Ashram dargeboten werden - werden dann modifiziert und umgeändert, damit der Plan zu einer Reihe folgerichtiger Schritte wird und nicht der gewaltsame Anprall einer nicht erkannten Idee ist. Man könnte sagen, dass der geistige Kompromiss des Jüngers (der mit dem Plan arbeitet) die Grundidee (durch mentale Modifikation) in ein annehmbares Ideal umwandelt.

Wenn der Vorgang der Modifikation abgeschlossen ist, dann steigt die Idee - in Form eines Ideals - in die Astralebene, die Ebene der Gemütsbewegungen, hinab. Dort wird sie mit der Eigenschaft erfüllt, von welcher der arbeitende Jünger glaubt, dass sie bei den Massen, mit denen er arbeiten mag, und besonders bei der strebenden Intelligenz den besten Anklang finden wird.

Heute «färben» zwei Eigenschaften das Ideal der kommenden Zivilisation, für das alle Jünger arbeiten: Freiheit und geistige Sicherheit. Das ist wahr, selbst wenn der Mensch, der im Sinn von Sicherheit redet, das Wort «geistig» auslässt. Es ist nichtsdestoweniger das, wonach die Menschen suchen. Dann später wird das Ideal, «gebührend modifiziert und qualifiziert», der Welt der Menschen auf der physischen Ebene dargeboten und wird dort den verschiedenen [393] Gedankenrichtungen, den verschiedenen Bewusstseinstypen und den Nationen und Gruppen, mit denen die Neue Gruppe der Weltdiener arbeitet, angepasst. Dieses Dreieck von Arbeitern wird auf allen Seiten von der Welt der Seelen und der Menschen umschlossen; seine Spitze reicht bis zu den höchsten Stufen der Hierarchie; sein zweiter Punkt ist in der Neuen Gruppe der Weltdiener verankert; sein tiefster Punkt dringt zu den Massen der Menschen hindurch. Ihr habt daher:

[Grafik, Buch Seite 450]

Die Hierarchie

Die Neue Gruppe der Weltdiener

Die Massen der Menschheit

Von den Meistern führt eine gerade Linie geistigen Abstiegs zu den Reihen der Menschen, und - in der Neuen Gruppe der Weltdiener - wird die Aufgabe des «Modifizierens, Qualifizierens und Anpassens» durchgeführt. Fehler werden oft gemacht, weil diese dreifache Arbeit von klarer Vision und einem ausgeglichenen Urteil abhängig ist, aber trotz allem geht die Arbeit voran und (schliesslich) wird dasjenige, was die göttliche Idee darstellt, als ein angenommenes Ideal in Erscheinung treten und wird im Lauf der Zeit zum Mittel, das die ganze menschliche Familie den Evolutionspfad entlang vorwärtsführt.

Fingerzeig Vier. «Der Eingeweihte weiss, weil er arbeitet. Was für eine Bedeutung hat dieser Fingerzeig für euch?»

Die ganze Evolutionsgeschichte ist in diesen wenigen Worten enthalten. Christus fasste sie in andere Worte, als er sagte: «Wenn jemand Gottes Willen tut, so wird er wissen»; nach okkultem Gesetz geht Tun stets dem Wissen voraus, weil Wissen durch Experiment und Erfahrung erlangt wird. Der Jünger oder Aspirant arbeitet stets im Dunkeln, besonders in den ersten Stadien seiner Entfaltung, indem er einem tiefen und verborgenen Instinkt für die rechte [394] Tätigkeit folgt. Durch jene harte und beharrliche Pflichterfüllung, zuerst unter dem Druck des Gewissens, dann unter dem Impuls seiner erwachenden Seele und unter den Einflüssen des Meisters, schreitet er aus der Dunkelheit ins Licht hinein; er entdeckt, dass Gehorsam seinen geistigen Instinkten gegenüber ihn unfehlbar in den Bereich des Wissens führt und dass Wissen - wenn es erlangt worden ist - schliesslich in Weisheit umgewandelt wird. Dann wird er ein Meister und wandelt nicht mehr im Dunkeln.

Aspiranten lehnen sich gewöhnlich heftig gegen die vielen Perioden der Dunkelheit auf, durch die sie zu gehen scheinen; sie beklagen sich über die Schwierigkeit, im Dunkeln zu arbeiten und nirgends Licht zu sehen; sie vergessen, dass die Befähigung, sowohl im Dunkeln als auch im Licht zu arbeiten, ein und dieselbe innewohnende Fähigkeit ist. Der Grund hierfür ist, dass die Seele nichts kennt als Sein und dass Licht und Dunkelheit - für die Seele - ein und dasselbe sind. Wissen wird vor allem durch bewusstes Experiment erlangt, und wo keine experimentelle Tätigkeit ist, da kann keine Erfahrung erlangt werden. Wissen ist die Belohnung dieser beiden Faktoren - ein Wissen, das nicht theoretisch ist, das vielmehr erwiesen, tatsächlich vorhanden und das intelligente Ergebnis mühsamer Arbeit ist; es ist auch das Ergebnis häufiger Trübsal (die richtig gehandhabt worden ist) und geistiger Voraussicht.

Das Obige gilt für das Leben und die Arbeit des einzelnen Aspiranten, wenn er das Problem seiner eigenen niederen Natur in Angriff nimmt und sich für das Stadium, eine seelendurchdrungene Persönlichkeit zu werden, vorbereitet; es gilt auch für den arbeitenden Jünger, der Wissen und Weisheit sucht, wenn er den hierarchischen Plan nach bestem Wissen ausarbeitet. Er muss notgedrungen experimentieren und praktische Erfahrung erlangen; er muss sowohl die Bedeutung des Erfolgs als auch des Misslingens und das Wissen, das dadurch gewonnen werden kann, erlernen. Wissen wird zuerst durch das Ringen erlangt, in grösseres und klareres Licht hindurchzudringen; dann kommt es, wenn der Aspirant (der Seelenausdruck sucht) es lernt, sich selbst in den Bedürfnissen anderer zu vergessen, wenn sie das, was er an Licht und Wissen besitzen mag, fordern; Weisheit tritt an Stelle von Wissen, wenn der Aspirant sich in umwandelnden Feuern des Kampfs, des Schmerzes und der mühseligen Arbeit in den arbeitenden Jünger transformiert und [395] allmählich in die Reihen der Hierarchie aufgenommen wird.

Es gibt andere und tiefere Bedeutungen als die obigen, aber ich habe euch hier den Weg zu vollständigerem Wissen angedeutet; der latente tiefe Sinn wird sich unfehlbar offenbaren, wenn ihr euch von Experiment zu Erfahrung und von Erfahrung zu einem sich manifestierenden Ausdruck der Göttlichkeit hindurcharbeitet.

Fingerzeig Fünf. «Der Schlüssel für die rechte Auslegung eines Fingerzeigs liegt in seiner Verbindung mit der Idee der Lenkung in Zeit und Raum.»

Ich frage mich, mein Bruder, ob du klar erkennen kannst, dass ein Fingerzeig, solange er dir keine Richtung anzeigt und dir nicht die Kraft verleiht, vorwärtszuschreiten, kein Fingerzeig ist. Ein Fingerzeig ist kein statischer Auskunftspunkt. Wenn man richtig an ihn herantritt, dann wird er der dynamische, grundlegende nächste Schritt vorwärts auf dem Pfad der Rückkehr. Dort erlangen die Worte «in Zeit und Raum» Bedeutung. Eins der ersten Dinge, die der Jünger erlernen muss, ist, den rechten Zeitpunkt zu ergreifen, sowohl in bezug auf sein eigenes experimentales geistiges Leben, als auch im Zusammenhang mit der Arbeit, die er unter hierarchischer Beeindruckung in der Alltagswelt leisten mag. Es ist eine der schwersten Lektionen, die er erlernen muss, besonders während des Stadiums, in dem der Jünger leicht durch impulsive, gemütsbetonte Begeisterung beeinflusst wird; für Menschen auf dem sechsten Strahl des Idealismus und der Hingabe ist es besonders schwer zu begreifen.

Jünger machen während ihrer Lehrzeit mehr Fehler in bezug auf Zeit als Fehler anderer Art; dies könnte naturgemäss erwartet werden, denn Zeit ist nur ein Wort für das tägliche endliche Leben. Ich möchte, dass ihr das Wort «endlich» in seiner Bedeutung von laufenden Ereignissen beachtet. Zeit ist nichts als eine Aufeinanderfolge von Ereignissen, wie sie das physische Gehirn registriert; diese Ereignisse sind geneigt, eine ungebührliche und zu mächtige Wirkung auf den Jünger zu haben. Wenn er sich jedoch erst einmal Ereignisse als Zeitaspekte vorstellen kann, dann fängt er nicht nur an, eine benötigte Bewusstseinskontinuität zu entwickeln, sondern entfaltet auch einen Sinn für richtige Proportion, was eine stabilisierende, gesunde Wirkung hat. Es würde sich empfehlen, dass [396] Schüler die Worte «Richtung in Zeit und Raum» als Saatgedanken in der Meditation gebrauchten. Es würde sich sehr lohnen.

Es ist weise, dessen eingedenk zu sein, dass «Raum eine Wesenheit ist» - wie H. P. B. es ausgedrückt hat. Als sie Raum auf diese Art definierte, gab sie der Menschheit einen der wichtigsten Fingerzeige, die sie je erhalten hat. Die Verwirklichung der Existenz dieser Wesenheit führt zu einer praktischen Erkenntnis des Aphorismus, dass «wir in ihm leben, weben und sind». Dies erklärt die Notwendigkeit der esoterischen Lehre in bezug auf die planetarischen Zentren und die Ebenen als Bewusstseinszustände. Dann fängt der Jünger an, sich selbst in Beziehung zu dieser «Allumfassenden Wesenheit» zu studieren, die «Richtung», aus der die verschiedenen Energien (die seinem Leben Kraft verleihen und seine Handlungen motivieren) kommen, und sich allmählich mit «der Örtlichkeit dieser Kraftstationen und jener strahlenden Lichtzentren, die - vom göttlichen Schöpfer gegründet - die Lebensquellen und der Ursprung des Lichts und des Wissens sind, vertraut zu machen». So wird es in den alten Archiven ausgedrückt, die ich zuweilen für euch zu übersetzen suche.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.