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Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 1, Seite 735 ff. (engl.) |
ihre Hingabe ist schwach, und sie werden von Trägheit, von Mangel an Interesse
an anderen und einer Voreingenommenheit von der Formseite des Lebens
überwältigt.
Hier könnte eine weitere Frage betrachtet werden, den Ausdruck betreffend, den ich mehrere Male absichtlich in diesen Unterredungen gebraucht habe: Worin besteht der Unterschied zwischen Liebe und dem Willen zu lieben? Es ist eine Frage, die während der ersten Stadien auf dem Pfad der Jüngerschaft beständig gestellt wird. Es ist eine äusserst aufschlussreiche Frage und sie beruht auf einem Gefühl von individueller Notwendigkeit und auch von Gruppennotwendigkeit. Sie deutet auch eine scharfsinnige Analyse an, die den Fragenden zu dem Punkt gebracht hat, wo er den Unterschied zwischen Theorie in Verbindung mit Bemühen und einer spontanen Demonstration dessen, was ist, kennt. Der Wille zu lieben schliesst die Erkenntnis einer Begrenzung, eines Verlangens, des Erzwingenwollens eines Resultates und eines intensiven Strebens, wirklich zu lieben, in sich. Er deutet nicht das Hereinfliessen von Energie aus Shamballa vermittels der Seele an, deren wahres Wesen spontane Liebe ist. Wo eine Entschlossenheit besteht, liebevoll zu sein, treten [736] gewisse Haltungen entweder naturbedingt, weil sie zu einer entwickelten Persönlichkeit gehören oder erzwungen durch Beachtung des Befehls der Seele in Erscheinung. Der Jünger weiss, dass es ihm an Liebe fehlt, weil er sich beständig von anderen isoliert und sich nicht mit ihnen identifiziert sieht, andere reizen ihn; er kritisiert seine Brüder und fühlt sich ihnen entweder überlegen oder er betrachtet sie und sagt: «Hier haben sie unrecht und ich habe recht; hier verstehen sie nicht und ich verstehe; ich kenne sie, aber sie kennen mich nicht; ich muss Geduld mit ihnen haben», usw. usw. Durch diese ganze Entwicklungsstufe hindurch ist die Haltung entschieden diejenige des Willens zu lieben, verbunden mit einer tiefen Realisation der Hindernisse, die ihm durch diese anderen und auch durch die eigenen Gedankengewohnheiten in den Weg gelegt werden, wenn er Liebe zum Ausdruck zu bringen sucht. Dies alles ist eine Form eines Mit-sich-selbst-Beschäftigtseins. Die wahre Art und Weise zu lieben besteht darin, tief und beständig über die Bedeutung der Liebe, ihren Ursprung, ihren Ausdruck durch die Seele, ihre Eigenschaften, Ziele und Zwecke nachzudenken und zu meditieren. Die meisten Erwägungen des Aspiranten beruhen auf seiner angeborenen Vorstellung, dass er nicht wirklich auf die spontane, freie Art und Weise des Geistes liebt. Der Jünger fällt daher wieder in die Haltung zurück, in der er sich mit sich selbst beschäftigt und in der er fühlt: «Jetzt liebe ich; jetzt liebe ich nicht! jetzt muss ich es versuchen, zu lieben». Jedoch nichtsdestoweniger ist keine dieser Haltungen wirklich wahre Liebe, noch haben sie einen liebevollen Ausdruck zum Ergebnis, weil der Jünger mit sich selbst identifiziert ist und seinen Brennpunkt in seiner Persönlichkeit hat. Liebe wird niemals in der niederen Natur angefacht, wenn ich es so ausdrücken darf; sie ist ein freies, ungehindertes Hineinströmen des höheren Wesens. Liebe ist spontan und schliesst stets den freien Geist des Christus in sich. Ich möchte darauf hinweisen, dass niemals eine bessere Beschreibung des Wesens der Liebe gegeben worden ist, als diejenige des Eingeweihten Paulus, obgleich die Übersetzung seiner Worte zuweilen falsch ist. Studiert diese Stellen im Neuen Testament, in denen er Liebe definiert. Hört damit auf, Betonung auf den Willen zu lieben zu legen und betont in eurem eigenen Bewusstsein das Bedürfnis von anderen für Verständnis, Mitleid, Interesse und Hilfe. Die übliche Einsamkeit aller Jünger beruht gewöhnlich auf der Tatsache, dass alle diejenigen, mit denen sie in Berührung kommen, mit sich selbst beschäftigt sind und auf der intensiven Beschäftigung des Neophyten mit seinem eigenen Wachstum. Der Schrei des Neophyten ist: «Sag' es mir, sag' es mir, dann werde ich mich ändern. Ich will alles, was gesagt wird, annehmen, aber sag' [737] es mir». Der Ruf des Jüngers ist: «Unterstütze die Arbeit. Vergiss dich selbst. Die Welt braucht dich». So viele Jünger sind noch in sich selbst verschlossen, sie verbergen sich hinter der Mauer des persönlichen Ich's und sie haben wenig wahre ausstrahlende Liebe. Bevor sie die Mauer durchbrechen und wirklich lieben, ist ihre Brauchbarkeit beschränkt. Wir haben das Stadium der Kleinen Chelaschaft und dasjenige des Chelas im Licht kurz betrachtet. Eine ziemlich grosse Anzahl von Menschen haben diese Stadien heute hinter sich. Es ist jedoch notwendig, die Wirkung dieser beiden Erfahrungen wieder ins Bewusstsein zurückzurufen und die Notwendigkeit hierfür liegt einem grossen Teil der Arbeit zugrunde, die heute von Jüngern und Lehrern geleistet wird. Viele andere Menschen gehen heute durch das Stadium der Angenommenen Jüngerschaft hindurch. Der Grundton dieses Stadiums ist, wie ihr wisst, das Herstellen eines Kontakts mit dem Meister: Es ist in erster Linie und technisch die Aufgabe des Meisters, die direkte Empfänglichkeit und die bewusste Reaktion des Jüngers hervorzurufen. Gleichzeitig mit diesen Reaktionen erwartet der Meister, dass sich der Jünger in seinem Umgang sowohl mit ihm als auch mit seinen Mitjüngern bemüht, unpersönlich zu sein. Unpersönlichkeit ist der erste Schritt auf dem Weg zu geistiger Liebe und geistigem Verständnis. Das Bemühen der meisten aufrichtigen Jünger konzentriert sich gewöhnlich darauf, einander zu lieben und dabei «zäumen sie das Pferd beim Schwanz auf» (um einen alten Vergleich zu gebrauchen). Ihr Bemühen sollte zunächst darauf gerichtet werden, Unpersönlichkeit in ihrem Umgang zu erlangen, denn wenn ihnen dies gelungen ist, dann hört Kritik auf und Liebe kann hereinströmen. Der Meister erwartet auch, dass seine Jünger sich bemühen, in weiterem und grosszügigerem Ausmass, im Zusammenhang mit seiner Arbeit in der Welt der Menschen, zu arbeiten; er stellt es ihnen frei, nach eigener Wahl zu arbeiten, aber er erwartet ganz bestimmt, dass die Bemühungen in dem besonderen Tätigkeitsfeld, das seine Absicht ausdrückt, unternommen werden. Um diese lebenswichtige und aufreibende Anstrengung durchzuführen, muss die Befähigung vorhanden sein, sich auf die Arbeit und ihre Erfordernisse zu konzentrieren und die Fähigkeit entwickelt werden, mit denen, die mit einer ähnlichen Arbeit beschäftigt sind, zusammenzuarbeiten. Dies macht wiederum Unpersönlichkeit und richtige Einstellung erforderlich. Der Meister sucht heute, in diesen Tagen menschlicher Qual, Hingabe zur Linderung der Bedrängnis der Menschheit; dies verlangt eine Empfindungsfähigkeit für das Leiden der Welt, wie es sich von Tag zu Tag in den Weltangelegenheiten kundgibt; es erfordert auch eine «göttliche Gleichgültigkeit» den äusseren Ereignissen im Leben des kleinen Ich's gegenüber und ein Gefühl für richtige Bewertung, das den Jünger befähigt, seine kleinen persönlichen Angelegenheiten körperlich, emotionell [738] und mental vom Standpunkt des Ganzen aus zu betrachten. Somit gelangen wir wieder zur Unpersönlichkeit, diesmal zu einer Unpersönlichkeit in bezug auf die eigenen Reaktionen des Menschen. Der Meister muss sich daher notwendigerweise fragen. ob der Aufwand an Zeit und Energie, den er den Mitgliedern seiner Gruppe oder seines Ashrams widmet, wirklich gerechtfertigt ist, und ob die Gruppe als Resultat für vermehrten Dienst «belebt» worden und enger zu einer ashramischen Gemeinschaft verbunden ist, und ob sie dezentralisiert und weniger eine Gruppe von geweihten Persönlichkeiten und mehr eine Gruppe von lebendigen Seelen ist. Unpersönlichkeit muss auch im Zusammenhang mit dem Meister selbst entwickelt werden. Er gibt sich nicht damit ab, seiner Jüngergruppe Befriedigung mit sich selbst, ihrem Rang oder ihrem Dienst zu verschaffen. Er legt (in seinen wenigen und seltenen Kontakten mit seinen Jüngern) die Betonung häufig auf ihr Versagen und ihre Begrenzungen. Er gibt ihnen nicht nur einen beständigen Strom von Unterweisungen und zunehmende Gelegenheit zu dienen, seine Arbeit besteht in erster Linie darin, ihnen zu helfen, sich vom Formaspekt des Lebens zu lösen und sich tauglich zu machen, gewisse grosse Bewusstseinserweiterungen zu erfahren. Er setzt ihre Hingabe und ihr Verlangen, zu dienen, als Tatsache voraus. Dies hat er dadurch gezeigt, dass er sie in seine Jüngergruppe aufgenommen hat. Als er dies tat, da übernahm er auch die Verantwortung, sie für Einweihung vorzubereiten. Es gehört nicht zu den Pflichten des Meisters, sie aufzumuntern oder sie hinsichtlich der geleisteten Arbeit und der Fortschritte, die sie gemacht haben, zu beglückwünschen. Es ist vielmehr seine Aufgabe, ihren Ton oder ihre Schwingung genau zu überwachen und anzudeuten, wo Änderungen in ihrer Haltung und ihrem Ausdruck getroffen werden müssen; wo eine Verstärkung des geistigen Lebens am Platz ist und wo Persönlichkeitsanpassungen zu grösserer Freiheit und infolgedessen zu wirksamerem Dienst führen könnten. Wenn dieser von ihm angewandte Prozess Verdruss und Enttäuschung in ihnen hervorruft, dann deutet dies an, dass sie noch in Persönlichkeitsreaktionen verstrickt sind. Jünger vergessen auch leicht, dass der Meister den grösseren Ashram als Ganzes vor der Reaktion derer schützen muss, die in kleinen überwachten Gruppen, zusammen mit ihren erfahrenen Brüdern, arbeiten. Zuweilen werden Jünger entmutigt, aufgrund einer natürlichen Anfälligkeit, eines Mit-sich-selbst-Beschäftigtseins, einer Trägheit und [739] manchmal guter Absichten, und versuchen, aus dem Ashram oder der Gruppe auszutreten. Sie können dies nur exoterisch tun, denn die esoterische Verbindung bleibt stets bestehen, obgleich sie vorübergehend unwirksam gemacht werden kann, weil es notwendig ist, dass sich die grössere Gruppe vor irgendeinem einzelnen unter ihnen schützt. Die Mitglieder eines Ashrams und angenommene Jünger sind stets von Weltarbeit in Anspruch genommen und zwar erfolgreich. Neulinge und Anfänger müssen darin ausgebildet werden, an dieser Arbeit teilzunehmen, und es werden ihnen stets reichliche Möglichkeiten dazu geboten. Es kommen gewisse Zeitabschnitte, wo Jünger klaren und entschiedenen Fragen gegenübergestellt werden müssen; dadurch, dass diese sie beantworten, entdecken sie sich selbst und den Umfang und die Fruchtbarkeit des von ihnen geforderten Dienstes. Einige dieser Fragen könnten folgendermassen ausgedrückt werden: Wie wirkungsvoll ist meine Arbeit in bezug auf mein Tätigkeitsfeld? Wie wirkungsvoll ist mein Denken und Planen in bezug auf das, was in der unmittelbaren Zukunft vor mir liegt? Heute haben wir einen solchen Fall im Zusammenhang mit den Plänen für eine Nachkriegswelt und die Notwendigkeit für eine intelligente und geistige Wiederaufbautätigkeit. Was für Resultate kann ich als Frucht meiner Arbeit erkennen? Fühle ich, dass meine Arbeit vom Standpunkt der Seele aus und infolgedessen meines Meisters zufriedenstellend gewesen ist? Habe ich unpersönlich in bezug auf meine Mitjünger und Mitarbeiter gearbeitet, was auch immer ihr Rang sein mag? Habe ich den nötigen Geist liebevoller Mitarbeit bewahrt? Erkenne ich meine Grenzen und diejenigen meiner Mitjünger ehrlich und gehe dann mit denen, die Seite an Seite mit mir dienen, kritiklos und stillschweigend vorwärts? Bin ich mir genau darüber klar, wo ich stehe? Wem kann ich helfen? Und bei wem muss ich Beispiel, Hilfe und Verständnis suchen? Eine der ersten Lektionen, die ein Jünger lernen muss, ist das zu erkennen, was okkult «hierarchischer Fortschritt» genannt wird. Dies ermöglicht es dem Jünger, sich bewusst auf den Punkt zu stellen, zu dem Evolution und geistige Entfaltung ihn gebracht haben, und infolgedessen diejenigen zu erkennen, denen er vom [740] Standpunkt seiner grösseren Erfahrung aus helfen kann und diejenigen, bei denen er ebensolche Hilfe suchen kann. Dies ist eine schwere erste Lektion. Der Neophyt ist stets bewusster eingebildet als der erfahrene Jünger. Gerade die Notwendigkeit, die Tatsache hierarchischer Progression zu verstehen, veranlasste mich dazu, die sechs Stadien der Jüngerschaft als Thema für unsere Studien zu wählen. Jünger sein bedeutet nicht, dass alle innerhalb des Ashrams auf derselben Stufe der Evolutionsleiter stehen. Dies ist nicht der Fall. Ein Ashram setzt sich aus allen Graden zusammen, die von dem Rang eines Jüngers, der seine ersten Schritte auf dem mühsamen Ausbildungspfad tut, bis zu demjenigen eines Jüngers reichen, der ein Meister der Weisheit ist. Diese hierarchische Abstufung ist etwas, was sorgfältige Betrachtung rechtfertigt. Ich möchte euch an das Gesetz erinnern, das erklärt, dass «wir vermittels unserer Erkenntnisse wachsen». Eine Erkenntnis ist der Ursprung einer grösseren Bewusstseinserweiterung, wenn sie als Aspekt oder als Bruchteil eines grösseren Ganzen erkannt wird. Eine stabilisierte Bewusstseinserweiterung bedeutet Einweihung. Dies ist eine okkulte Erklärung von grösserer Bedeutung. Es ist notwendig, dass Jünger die Haltung geistiger Erkenntnis pflegen und sie werden entdecken, dass ihr Leben ausserordentlich bereichert wird, wenn sie es tun. Fühlung mit Jüngern, Eingeweihten und Meistern ruft stets Resultate hervor. Die Macht, die sie normalerweise und unbewusst ausüben, hat eine zweifache |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |