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Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 1, Seite 659 ff. (engl.) |
Zentrum vorhanden sein sollte. Du solltest vielmehr jederzeit in der Erfahrung
der Menschheit als Ganzes leben.
Ich bitte dich, sechs Monate lang die Worte «eine ausgebildete Gleichgültigkeit» zu studieren und jeden Morgen die Bedeutung dieser Gleichgültigkeit zu überlegen, ehe du die Pflichten des Tages auf dich nimmst. Für dich ist Gleichgültigkeit der Schlüssel zur Befreiung, einer Befreiung von der Kontrolle und den Reaktionen der Persönlichkeit, zur Befreiung von Selbstbedauern, zur Befreiung von körperlichen und emotionellen Begrenzungen. Dein Problem besteht nicht darin, Schwierigkeiten zu entgehen, sondern einfach darin, dass es dir gleichgültig ist, ob sie vorhanden sind oder nicht. Habe ich «hart» mit dir gesprochen, mein Bruder? Wenn ich es getan habe, dann liegt die Reaktion auf Härte bei dir und nicht bei mir. Ich bemühe mich nur, dir zu helfen und dich für reicheren und freudigeren Dienst freizumachen, zu einem Selbstvergessen [660] , das in die Kraft ausmündet, dich mit anderen zu identifizieren, und daher zu einem Leben liebenden Dienstes, der die aufreibenden Wege der Vergangenheit auslöschen wird. Mai 1938 MEIN BRUDER! Du wirst Veränderungen erleben, aber nur als Vorbereitung für volleren Dienst. Ehe dieser vollere Dienst jedoch möglich wird, müssen eine Zwischenpause für eine Inventur, (ist das nicht der richtige Geschäftsausdruck?) eine Periode des Rückblicks und eine erneute Weihung stattfinden. Auch eine physische Wiederherstellung ist nötig, aber sie wird nicht so schwerwiegend sein, wie du erwartest (trotz deiner tapferen Worte, mein Bruder). Viele deiner Schwierigkeiten sind psychologisch und werden durch eine innere Spannung und Straffheit verursacht, die tatsächlich ganz unnötig sind. Um diese aus dem Weg zu räumen, möchte ich dich bitten, über eines der Losungsworte nachzudenken, die ich dir gegeben habe, als du in diese Gruppe von Jüngern in Ausbildung eingetreten bist das Wort Ruhe. Arbeite nicht so schwer, angestrengt und ungestüm am geistigen Leben. Es ist ein Zustand des Seins und nicht so sehr ein Zustand der Leistung. Es ist ein Zustand von richtiger Orientierung und Richtung und nicht so sehr eine mühsame und oft dramatische Anstrengung, den Anforderungen zu genügen, von denen du glaubst, dass deine Seele sie dir stellt, oder die ich dir beispielsweise stelle oder dem zu entsprechen, was deine Gruppenbrüder von dir zu erreichen erwarten und was du angenommen hast. Doch es scheint dir nicht gelingen zu wollen und du fühlst, dass du das Ziel nicht erreicht hast. Du hast jedoch nicht so stark versagt, wie du in Augenblicken der Depression manchmal denkst. Warum denkst du überhaupt so viel über dich selbst nach, mein Bruder? Sind dir die Zeilen «Schliesse sowohl das gute als auch das schlechte Ich aus und lass nur Christus zu sehen und zu hören sein» niemals zitiert worden? Du hörst so viel, was unentwegt von der ringenden Persönlichkeit zu dir kommt. Sie spricht so ungestüm mit dir, dass die ruhige, sanfte Stimme der Seele, die Strahlung und Ruhe bringt, keinen Einfluss auf dein Leben ausübt. Ruhe also, mein Bruder, und höre mit diesem heftigen Ringen auf. Verstricke dich nicht in der Falle vieler Worte, wenn du die alten Kontakte wieder aufnimmst. Tritt in einen Zeitabschnitt [661] frohen Schweigens und innerer Erholung ein. Aber sei so weit wie irgend möglich ein Mensch, der sich selbst vergisst und der anderen Freude und Inspiration bringt, und ignoriere deine Reaktionen mit einer göttlichen Gleichgültigkeit. Mai 1939 MEIN BRUDER! Du magst mich hier mit Recht fragen: Inwiefern hindere ich? Ich bin nicht ehrgeizig. Ich mache keine Schwierigkeiten, was die Gruppe anbelangt; ich mache nur mir selbst Schwierigkeiten. Ich versuche, liebevoll und freundlich zu sein. Ich arbeite so fleissig, wie ich es für richtig halte. Ich liebe die Wahrheit und ich bemühe mich, den Anforderungen zu entsprechen. Dies alles mag wahr sein, mein Bruder, aber diese Feststellungen sind keine Entschuldigung für das, was falsch ist. Dasjenige, was das Bauwerk zerstören kann, das deine Gruppe errichten soll, ist die Heftigkeit deiner Reaktionen und Schwingungen, wenn deine Gefühle aus der Fassung gebracht werden (und dies kommt sehr häufig vor) und die ungestüme Selbstverteidigung, mit der du solche Heftigkeit zu rechtfertigen suchst, und dein dramatisches Selbstbedauern. Wenn du es nicht lernen kannst, dich unter allen Umständen zu dezentralisieren und von diesem beständigen Denken an dich selbst und dem Mitleid mit dir selbst abzulassen, und damit aufzuhören, dich jederzeit als im Mittelpunkt stehend vorzustellen, dich als Arbeiter, dich als Gruppenmitglied, dich als derjenige, der die Missverständnisse und Fehler von anderen erduldet, dich als von Bedeutung und wenn du es nicht lernen kannst, dich als das zu sehen, was du wirklich bist, kannst du die Arbeit hindern und die zukünftige konstruktive Arbeit der Gruppe gefährden und tust es tatsächlich. Du weisst es. Du liebst in Wahrheit niemand als dich selbst. Wenn du wahrhaftig und unpersönlich liebtest, dann würdest du denjenigen, die dich lieben und die an deine Befähigung glauben, nicht den Schmerz bereiten, den du ihnen machst. Du würdest magnetischer sein und zwar in grösserem Massstab, denn bis jetzt bist du nur für diejenigen magnetisch, die deine Persönlichkeit anerkennen und deine Persönlichkeit lieben. An diesem Mangel leidet deine Arbeit. Und doch könnte dies alles so leicht abgeändert werden, wenn du jene göttliche Gleichgültigkeit erlernen würdest, die dir nottut Gleichgültigkeit dir selbst und deinen Persönlichkeitsinteressen, Neigungen und Abneigungen gegenüber, Gleichgültigkeit in bezug auf deine Sorgen, Ängste und Erfolge. Dann wärest du wirklich in der Lage, die Wichtigkeit der Arbeit, die Einzigartigkeit deiner augenblicklichen Gelegenheiten und deine wirklich strategische Stellung wahrzunehmen. Aber du bist zu sehr erfüllt von Furcht und Selbstinteresse und hast daher nicht den nötigen Einfluss auf diejenigen, die deiner Hilfe bedürfen. Sie [662] werden von deinen Sorgen und Befürchtungen und deiner Forderung, geliebt zu werden, beeinflusst. Kannst du dies ändern? Ich sage dir nichts Neues. Unter den Chelas in meinem Ashram nimmst du die Stellung eines unartigen, eigenwilligen Kindes ein, denn deine Irrtümer und Fehler sind diejenigen eines Kindes und sind keineswegs Fehler von Erwachsenen. Du träumst in der Traumwelt eines Kindes. Du musst erwachsen werden, mein Bruder, denn die Welt braucht augenblicklich erwachsene Arbeiter, und du kannst den Bedürfnissen entsprechen; Du kannst grosse und gute Arbeit leisten; du kannst einen Seeleneinfluss auf deine Umgebung ausüben; du kannst damit aufhören, ein zerstörendes Werkzeug zu sein und kannst ein konstruktiver Arbeiter werden. Aber dies wird nur dann möglich sein, wenn deine Neigungen und Abneigungen, deine Persönlichkeits-Entscheidungen und Zuneigungen, deine Gefühle und körperlichen Leiden in den Hintergrund treten und nur die Nöte der Welt und das Verlangen, ihnen zu begegnen was du kannst übrigbleiben. Ich wiederhole, du kannst es. Ich und die Gruppe brauchen dich. Ich biete dir weder Ausschliessung noch die Gelegenheit zurückzutreten an. Ich bitte dich, dich mit der Frage auseinanderzusetzen und den Erwartungen zu entsprechen. Fechte die Sache aus und fechte sie allein aus. Lerne es, die Dinge, die dich selbst betreffen, für dich zu behalten etwas, was du noch nie gelernt hast. Lass deine Gruppenbrüder nicht dadurch im Stich, dass du zurücktrittst oder durch einen heftigen Gefühlsausbruch, dessen Rückwirkungen verletzen und schädigen müssen. Schau dem Leben fest ins Auge wie ein erwachsener Mensch, der in der Schule der Weisheit gelernt hat, dass die Tendenz aller Dinge gut ist. Packe das Leben voller Liebe als ein Mitglied der Neuen Gruppe der Weltdiener an. ANMERKUNG: Dieser Jünger kämpft noch immer, aber bis jetzt ist vom Tibeter keine Andeutung gekommen, dass der Sieg hinreichend errungen worden ist, um tätigere Arbeit im Ashram zu rechtfertigen. R. R. R. ist noch immer äusserlich untätig in Beziehung zur Gruppe. An J. S. P. September 1937 MEIN BRUDER! Ich habe es bis heute aufgeschoben, dir deine persönliche Unterweisung zu geben, da der ruhige Prozess deiner Integrierung in meine Gruppe erfolgreich vor sich gegangen ist. Ich fand es weiser zu warten. Du hast [663] die schwierige Aufgabe gehabt, in eine Gruppe aufgenommen zu werden, die seit einiger Zeit als Einheit funktioniert hat, und die Masse von Lesestoff, die du meistern und der Rhythmus, dem du dich anpassen musstest, haben deine Aufgabe äusserst schwierig gemacht. Deine Erfahrung in Gruppenarbeit, deine unbefangene Haltung anderen Menschen gegenüber, und die Tatsache, dass du (subjektiv) seit ihrer Gründung zu dieser Gruppe gehört hast, haben sehr geholfen. Du bist in eine Stellung eingetreten, die du subjektiv seit langer Zeit innegehabt hast. Ich erwähne diese dauernd bestehende Beziehung mit mir und deinen Gruppenbrüdern, damit du dir darüber klar bist, dass du nur noch die äussere Verbindung herzustellen brauchst. Die innere ist bereits vollzogen. Das Leben des Jüngers bewegt sich durch Augenblicke der Krise vorwärts. Diese Krisen rufen zwei Resultate hervor: 1. Die Verstärkung der Aspiration, wenn der Jünger noch auf dem Probepfad ist oder die verstärkte Intensität der Erleuchtung, wenn der Jünger sich dem Pfad der angenommenen Jüngerschaft nähert oder auf dem Pfad selbst ist. 2. Die Erlangung einer stabilisierteren Haltung der Loslösung, die auf bewusster Entsagung der Persönlichkeit, auf richtiger Orientierung der Persönlichkeit zur Seele (die der eine Meister, das Licht des Lebens ist) und zur Hierarchie der Diener beruht. Sie werden daher eine zunehmende Fähigkeit der Kontrolle seitens der Seele der Einen Seele hervorrufen, die keine Bindungen kennt und mit allen Seelen in allen Formen eine Einheit bildet. Solche Punkte der Krise und verstärkten Intensität, zuzüglich der Entsagung sind seit Jahren dein Los gewesen, nicht wahr, mein Bruder? Sie haben deine ganze Persönlichkeit zu einer Haltung des Zurückziehens von den Dingen der Sinne und zu einer inbrünstigen Hinwendung zur Welt der Wirklichkeit getrieben. Seit du dich diesmal verkörpert hast, haben vier solche Wendepunkte von grösserer Bedeutung in deinem Leben stattgefunden. Jedem von ihnen ging eine Zeit einer auf das eine Ziel gerichteten Aspiration, eine schmerzliche und oft qualvolle Loslösung von allem voraus, was der Persönlichkeit teuer war. Jede von ihnen rief eine darauf folgende Reaktion hervor, in der es schien, dass alles dunkel war und dass diese Schalheit und dieses ernste Ringen das eigentümliche und unerwünschte Resultat des Opfers und eines erkannten hohen Punkts der Erleuchtung waren. Für dich, [664] wie für so viele Jünger in diesem speziellen Lebenszyklus, hat die Lehre darin bestanden, zu lernen, trotz der Tätigkeit der Gegenpole vorwärtszuschreiten, den Reaktionen der Sinne keine Aufmerksamkeit zu schenken und frei und unerschrocken zu stehen, ob die Erfahrung, die durchgemacht wird, von grosser Bedeutung ist und geistige Befriedigung bringt oder ob es sich um die Erfahrung einer unbeschreiblichen Eintönigkeit handelt, in der nichts Freude macht und wo nur Schmerz, Furcht und Ungewissheit zu finden sind. Du musst lernen, beständig zwischen den Gegenpolen vorwärtszuschreiten und dir selbst sagen: «Ich bin nicht dies; ich bin nicht das; ich bin ewiglich das Selbst». Diese Lehren lernst du (und du lernst sie schnell). Du hast jetzt einen Punkt erreicht, wo du sie in einer Gruppe erlernen kannst in einer Gruppe von Mitjüngern, welche dieselben Erfahrungen durchmachen, die in derselben Richtung |
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Last updated Saturday, February 14, 1998 © 1998 Netnews Association. All rights reserved. |