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Jüngerschaft im Neuen Zeitalter - Band 1, Seite 509 ff. (engl.)
Bemühen, dir bei der Lösung zu helfen), das konstruktiv nützlich sein wird. Du wirst auch entdecken, dass du wirklich gewachsen bist. Dein Problem ist nicht dieser oder jener Lebensumstand. Es hat auch nichts mit der Tätigkeit von diesem oder jenem Menschen zu tun. Es ist nicht mit deinem Familienleben, deinen finanziellen Umständen oder deiner Gesundheit verbunden. Diese sind nur der Schauplatz auf dem du nach Befreiung ringst. Dies sind nur Gelegenheiten, die dir deine Seele bietet, und die dich, wenn du sie richtig gebrauchst, auf den Pfad der Einweihung stellen werden. Ja mein Bruder, ich habe wirklich gesagt,auf den Pfad der Einweihung und nicht auf den Pfad der Jüngerschaft. Du bist bereits auf diesem letzteren Pfad. Du bist dir dessen innerlich wohl bewusst, dass dein ganzes Leben einfacher für dich würde, wenn du Loslösung erreichen und zu einem stabilen, auf einen Brennpunkt gerichteten Denkaspekt gelangen könntest. Einweihung ist Vereinfachung.

Du bist reich an wahrer Liebe vielen Menschen gegenüber. Deine Umstände auf der physischen Ebene sind, im Licht des augenblicklichen Weltproblems betrachtet, gut. Das Problem deiner Gesundheit hat seine Wurzel in deinem astralen Zustand. Wenn du Herr über die Verblendung würdest, in der du wandelst, dann würdest du dich so frei und brauchbar fühlen, dass du erstaunt auf dein vergangenes Leben der Illusion und des von dir selbst herbeigeführten Elends zurückschauen würdest. Dein persönliches Problem ist durchaus nicht einzigartig. Die hauptsächliche Schwierigkeit ist durch die Tatsache herbeigeführt worden, dass du ein Jünger bist. Die Verblendung und Illusion, die ein Jünger hervorrufen kann, sind viel mächtiger als diejenigen des Durchschnittsmenschen. Dein Denkaspekt mag als Resultat der Verblendung ruhelos sein und seinen Standpunkt dauernd verändern, aber die Verblendung ist das Ergebnis von starkem gefühlsbetontem Denken und fortwährender Beachtung [510] der Umstände deines Lebens auf der physischen Ebene. Dieselbe Aufmerksamkeit und Stärke des Denkens, das von deinen Umständen weg und den Dingen der Seele zugewandt wird, wird dich befreien.

Arbeitest du noch in deinem Garten, mein Bruder? Wärest du bereit, noch ein Jahr lang darin zu arbeiten? Darf ich (der seit Jahren deinem Kampf zugeschaut hat und heute überzeugt ist, dass du dich zum Sieg hindurchringst) dir noch einen Vorschlag machen? Baue in deinem Garten einen Turm aus Elfenbein und überblicke dein Leben täglich vom Gipfel jenes Turmes. Baue ihn bis zum Vollmond im Mai und lebe dann zur Zeit des Wesakfestes und während der drei Tage jenes Festes in deinem Turm und verweile darin. Steige auch in Augenblicken des Kummers oder drohenden Versagens auf deinen Turm und stehe fest und unerschütterlich. Der Turm ist nur symbolisch, aber wenn du die wesentliche ihm zugrunde liegende Bedeutung begreifst, wirst du buchstäblich aus der Verblendung herausschlüpfen, während du deinen Turm besteigst und in das klare Tageslicht hineinschreitest. In deinem Garten ist häufig Nebel, aber oben auf dem Turm sind Sonnenlicht, Raum und Luft. Dort kann ich dich treffen, wenn du richtig baust und die Methode des Aufstiegs erlernst. (Eine Beschreibung dieses Gartens ist am Ende der Unterweisungen dieses Jüngers zu finden. A. A. B).

Nimm das Einhalten deiner stillen Stunde genauer. Baue darin deinen elfenbeinernen Turm und möge sich das Licht deiner Seele über dich ergiessen und dein Leben überfluten. Mögest du dir über den Gebrauch der Freude klar werden und dir überhaupt nichts aus dem getrennten Ich machen, und möge der Segen deines Meisters auf dir ruhen.

Juli 1935

MEIN BRUDER!

Wenn ich dich bitten würde, deinen Erfolg und dein Versagen während der vergangenen zwölf Monate abzuschätzen, wüsstest du selbst, wie du sie einschätzen würdest? Würdest du sagen: Wirklichen Erfolg mit gelegentlichen kurzen Rückfällen durch alte Gedankengewohnheiten, die noch nicht völlig überwunden sind? Dein Erfolg ist eine Tatsache und in deiner Aura ist viel mehr Licht.

Etwas, was ich mit dir in dieser Unterweisung aufnehmen möchte, ist der Gegenstand der Verblendung. Verblendung ist der mächtige Feind all derer, die auf dem Pfad der Jüngerschaft wandeln. Die ganze Welt ist der Verblendung unterworfen, was dir gut bekannt ist, aber wenn ein Mensch ein Jünger wird, kommt er mit soviel Kraft in Berührung (besonders in den ersten Stadien, [511] wenn er noch nicht weiss, wie er sie handhaben soll), dass er viel mehr von der Weltillusion anzieht, verdichtet und auf sich herabbeschwört, als es sonst der Fall sein würde. Als Jünger in definitiver Ausbildung bist du keine Ausnahme hinsichtlich dieser Erfahrung des Jüngers. Jünger, die auf mentalen Stufen leben, sind freier v on Verblendung als diejenigen, deren Polarisation mehr rein gefühlsmässig ist. Deshalb ist es eins der ersten Dinge, die wir euch alle zu lehren suchen, frei von der Astralebene zu arbeiten, zu leben und zu denken. Vielleicht ist die beste Weise, dir, mein Bruder, und jedem anderen deiner Mitjünger, der an dem Unterricht, den ich dir persönlich erteile, interessiert ist, die Umstände im täglichen Leben zu nennen, die zu einem Zustand der Verblendung führen. Dann könnt ihr sie selbst untersuchen und sehen, wo diese Zustände im täglichen Leben zu finden sind. Wenn ihr sie findet, dann ist Verblendung das unvermeidliche Resultat. Wenn sie jedoch erkannt werden, können sie gehandhabt werden und die Verblendung wird verschwinden.

Verblendung ist natürlich etwas so Subtiles, dass sie sich stets als Wahrheit verkleidet. Sie ist mächtig, weil sie ihren Eintrittspunkt in das Bewusstsein eines Jüngers durch jene Geisteszustände und durch jene Gewohnheiten des Denkens findet, die so vertraut sind, dass ihr Erscheinen automatisch ist und eine nahezu unbewusste Äusserung darstellt. Für den Durchschnittsjünger kommen drei hauptsächliche Haltungen des Denkens und Fühlens in Frage, die ihn dafür empfänglich machen, verblendet zu werden:

1. Selbstbedauern. Alle Jünger neigen dazu. Ihr Leben ist notwendigerweise schwierig, und sie sind empfindungsfähiger als der Durchschnittsmensch. Sie werden gleichfalls in dieser speziellen Richtung beständig erprobt und geprüft. Selbstbedauern ist eine mächtige und trügerische Kraft; es übertreibt jeden Umstand und isoliert einen Menschen im Mittelpunkt seines eigenen Lebens, und in den dramatischen Situationen, die in seinem eigenen Denken hervorgerufen werden. Dies macht es möglich, dass zwei Arten von Verblendung eintreten können: Erstens, die Verblendung der speziellen Ausbildung, in welcher der Jünger seine Bedeutung im Verhältnis zu der angewandten Prüfung und seiner Reaktion darauf überschätzt. Dies ist nicht eine deiner Schwächen. Deine vernünftige Demut ist von grossem Wert, vorausgesetzt, dass du dich nicht selbst zu gering einschätzest. Die zweite Art ist die Verblendung, die durch ein so starkes Selbstinteresse hervorgerufen wird, dass der Jünger in einer Wolke seiner eigenen Gedanken isoliert ist, so dass das Licht seiner Seele ausgeschlossen wird; er sieht die Dinge im falschen Verhältnis und die Verblendung seiner Isolierung in seinen Schwierigkeiten und [512] manchmal überkommt ihn eine fixe Idee, verfolgt zu werden. Auch hierin bist du unschuldig. Andere in meiner Jüngergruppe neigen mehr zu diesem Versagen als du.

2. Ein Geist der Kritik. Dies verursacht mehr Verblendungszustände als irgendein anderer Faktor und wer soll sich hierin für immun halten? Wenn Harmlosigkeit und Freundlichkeit im Denken und Sprechen geübt werden und automatisch zum wesentlichen Bestandteil des täglichen Lebensausdrucks eines Jüngers werden, wird Verblendung aufhören. Mein Bruder, dieser eine Faktor lässt mehr Verblendung in das Leben eines Jüngers und in dein Leben eindringen als du dir vorstellen kannst. Infolgedessen siehst du die Menschen häufig nicht so, wie sie wirklich sind, denn du siehst sie durch die Illusion, die durch deine Kritik an ihnen hervorgerufen wird. Die ausgesprochenen Worte werden zu einer Gedankenform, die dem Werkzeug, das sie hervorgerufen hat, anhaftet und dann wird der Mensch nur noch durch den Schleier dieser Verblendung gesehen. Infolgedessen werden die Schwächen, nach denen gesucht wird, gefunden und das wahre Ich bleibt deinen Augen verborgen. Du kannst die Richtigkeit der obigen Feststellung während ein paar Tagen prüfen, wenn du das Thema all deiner Unterhaltung im Kreise deines täglichen Lebens sorgfältig beachtest. Besprichst du die Wirklichkeit oder ein vorübergehendes Versagen in einer göttlichen Ausdrucksweise? Ist deine Reaktion auf Menschen im allgemeinen freundlich oder kritisch? Bist du geneigt, das Gute zu sehen und die Schwächen und Irrtümer zu ignorieren? Ruft der Bericht einer falschen Handlung oder eines Fehlers unmittelbares Interesse in dir hervor und verbirgst du deine Kenntnis der Fehler von Menschen in deinem Herzen und liebst deinen Bruder umso mehr wegen seiner Schwäche und weigerst du dich, sogar dir selbst gegenüber, Stellung zu nehmen oder Kritik zu üben? Ich empfehle dir und allen in meiner Jüngergruppe diese Fragen. Gerade hier liegt für dich, und für so viele, der gewöhnliche Eintrittspunkt für Verblendung und bevor diese Öffnung versiegelt ist, wirst du nicht frei von persönlicher Verblendung sein.

3. Verdacht. Die verderblichste aller Schwächen ist diese Verblendung; sie ist gewöhnlich die trügerischste und kann selbst wenn sie wohlbegründet ist, die tiefsten Wurzeln deines Seins vergiften, die ganze Lebenseinstellung verfälschen und die schöpferische Einbildungskraft als ihren mächtigsten Diener in Tätigkeit versetzen. Verdacht lügt stets, aber er lügt mit einer so augenscheinlichen [513] Wahrheit, dass er nur richtig, recht und billig erscheint. Diese Neigung hast du seit langem bekämpft und deine Bemühungen werden von ziemlichem Erfolg begleitet. Gib dem Verdacht keinen Raum, aber sieh dich vor, dass du ihn nicht von dir fort in die verborgene Tiefe deines Ich's wirfst, von wo aus er unfehlbar seinen Kopf wieder emporheben wird. Beendige seine Macht in deinem Leben durch dreierlei:

a. Nimm entschiedener die Haltung des Zuschauers an, der alle Menschen und Ereignisse durch das Licht der Liebe und vom Gesichtspunkt der ewigen Werte aus betrachtet.

b. Lass alle Menschen frei, ihr eigenes Leben zu leben und ihre eigene Verantwortung auf sich zu nehmen, weil du weisst, dass sie Seelen sind und dem Licht entgegengeführt werden. Gib ihnen einfach Liebe und Verständnis.

c. Durch die Fülle deines eigenen Dienstlebens, das dir keine Zeit für Augenblicke und Stunden des Verdachts lässt, der soviele Leben zunichte macht.

Wenn du diese drei Dinge beharrlich durchführst und übst, werden sie mehr dazu beitragen, dich von der Verblendung zu befreien als irgendetwas anderes.

Mein Bruder, die Tatsache, dass ich dir auf diese Art schreiben kann, zeigt das Mass dessen an, was du erreicht hast. Vor zwei Jahren würdest du die Wahrheit dessen, was ich sage, vielleicht theoretisch erkannt haben. Heute erkennst du sie nicht nur, sondern du hast in der Vergangenheit das Problem auf praktische Art gehandhabt und wirst es auch in Zukunft tun. Eine Zeitlang wirst du Stunde um Stunde und Tag für Tag kämpfen müssen; aber die Macht deiner Seele ist hinreichend, um Befreiung herbeizuführen, und

die Liebe dieser Jüngergruppe ist gross genug, um dich durchzubringen. ...

Was deinen Garten anbelangt, mein Bruder, so möchte ich dich bitten, früh am Sonntagmorgen hineinzugehen. Sieh, wie dein Garten in der Dunkelheit der Dämmerung schläft kein wirkliches Licht, kein Laut, keine Bewegung und kein Leben machen sich bemerkbar. Er liegt v erträumt und farblos da. Trete in deinen Turm ein und klettere hinauf bis zur Spitze und löse dann das Licht aus, das in dir ist. Dies wird für den Garten deiner Seele dasselbe bedeuten wie die Sonne für die Gärten der Welt. Beobachte wie die Lichtstrahlen sich über den Garten ergiessen und ihn zu Farbe und Schönheit erwecken, wie sie ihn in Bewegung und Leben versetzen und den Gesang der Vögel und das Gesumm der Bienen hervorrufen als lieblichen Widerhall. Dort mag ich dir begegnen, wenn die Wolken der Verblendung sich verziehen. Denke über den Symbolismus, der in diesem Garten verborgen ist, nach und arbeite [514] während der nächsten paar Monate regelmässig von diesem Zentrum der Liebe und des Lichts aus.

Januar 1936

MEIN BRUDER UND MEIN FREUND!

Dieselben Unterweisungen, dasselbe Ziel und dieselbe Notwendigkeit, den Geist befreiender Liebe zu pflegen, werden hinreichen, um dich während der nächsten paar Monate zu beschäftigen.

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Last updated Saturday, February 14, 1998           © 1998 Netnews Association. All rights reserved.